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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2012

Erweiterung Wohnheim Breite

1. Rang / Ankauf

Preisgeld: 32.000 CHF

Niedermann Sigg Schwendener Architekten

Architektur

Ganz Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Thomas Boyle + Partner AG

Bauingenieurwesen

T&P Troxler&Partner

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus der präzisen Analyse des Ortes heraus, modulieren die Projektverfasser das geforderte Volumen als mehrfach gestaffelten wie auch abgetrennten Baukörper.
Durch die entsprechende Differenzierung der Baumasse wird eine der Situation angemessene Körnung erreicht. Deren Einbettung in die Topografie führt gleichzeitig zu einer Abfolge von unterschiedlich bespielbaren Ebenen.

Der Neubau wird allseitig mit grosszügig gesetzten Lochfenstern ausgestattet, welche mit differenziert behandelten Putzflächen ergänzt werden, sodass eine plastische Kontinuität der klar geschnittenen Volumetrie, ohne Vor- und Rückfassaden, entsteht. Unter Berücksichtigung der Hanglage werden die geforderten Nutzungen auf vier Ebenen angeordnet. Über die neue Stichstrasse wird das Sockelgeschoss, die architektonische Basis des Projektes, erschlossen. Hier werden sinnvollerweise auch die halböffentlichen Nutzungen wie Tagesbetreuung, Freizeitraum und die Kleinwohnung, mit eigener Adresse, vorgeschlagen. Bezüglich der natürlichen Belichtung werden die Lage der an der Nordostecke gelegenen Kleinwohnung sowie das fensterlose Sitzungszimmer negativ beurteilt. Nicht zu überzeugen vermag die Ausrichtung der beiden Loggien, welche sich einseitig direkt zu den Parkplätzen hin öffnen. Allgemein weist das Sockelgeschoss noch nicht dieselben räumlichen und organisatorischen Qualitäten auf wie die drei Wohngeschosse.

Eine mittig angeordnete, Treppenanlage erschliesst sämtliche Geschosse und führt ins Erdgeschoss wo sich der eigentliche Hauptzugang zu den Wohngruppen befindet. Die beiden Intensivwohngruppen werden über einen zentralen Verteilraum mit seitlich angeordnetem Dienstzimmer und einem zu kleinen Garderoberaum (anstelle der zwei intern geforderten Garderoben) erschlossen.

Die peripher angeordneten Individualzimmer sowie die dazwischengeschalteten
Beschäftigungsräume werden über eine zentrale Halle erschlossen. Stirnseitig
mündet diese in die Wohnbereiche, welchen wiederum die gesicherten Aussenräume vorgelagert sind. Diese Aussenräume sind noch wenig entwickelt. Die vorgeschlagenen Teeküchen sind zu eng und aus Sicherheitsgründen fraglich. Die regulären Wohngruppen in den Obergeschossen werden als offene Raumstrukturen, welche um einen zentralen Kern organisiert sind, gestaltet. Sie sind gut organisiert und überzeugen räumlich als Funktionseinheit.

Die annähernd quadratischen Individualzimmer sind gut möblierbar und von hoher
Qualität. Die räumliche Trennung von Wohn- und Essbereich ermöglicht differenzierte, parallel stattfindende Nutzungen sowie unterschiedliche, spannungsvolle Raumbezüge und Aussichten. Nebst einer privaten Loggia verfügen die regulären Wohngruppen über die Möglichkeit, den allgemeinen Dachgarten oberhalb der Intensivwohngruppe zu benutzen. Diese wird folgerichtig über das gemeinsame Treppenhaus erschlossen, auf eine direkte Zuordnung wird verzichtet.

Die Gesamtkomposition des Aussenraums zeichnet sich durch eine klare Gliederung der verschiedenen Teilbereiche aus. Dies wird durch eine konsequente und gleichzeitig differenzierte Materialisierung unterstützt. Die Ausprägung der Schnitt stellen zur Umgebung korrespondiert einerseits mit dem angrenzenden Wiesland,
gleichzeitig wird durch eine geschickte Baumwahl mit Zierkirschen eine sanfte Differenzierung erreicht. Die wohlproportionierte Platz- und Zugangssituation, ausgebildet als Ortsbetonbelag, vermittelt zwischen Alt und Neu. Der chaussierten Platzsituation auf dem Dach des Atelierbaus wird eine hohe Aufenthaltsqualität attestiert. Gemeinsam bilden die beiden Platzsituationen (Ortsbeton, Chaussierung) das Herz des Aussenraums. Die Höhenstaffelung der Aussenräume mit Treppen führt jedoch auch zu Umwegen für mobilitätseingeschränkte Personen.

Das Tragwerk des ein- bis viergeschossigen Volumens wird konventionell in Massivbauweise mit Stahlbetondecken und Wänden aus Mauerwerk oder Stahlbeton
gebildet. Teilweise werden die nutzungsbedingten unterschiedlichen Wandverläufe zwischen den Geschossen über Abfangdecken weitergegeben. Aufgrund des abgestuften Baukörpers ist das Verhältnis von Gebäudehülle zu Energiebezugsfläche nicht optimal, Loggien schränken die solaren Wärmegewinne teilweise ein. Zur Reduktion der Wärmeverluste müssen daher der Wärmeschutz von Fassade und Dach verstärkt werden, was zu höheren Kosten und einem höheren Aufwand an Grauer Energie führt. Die Wärmeenergieversorgung für den Neubau sowie für die bestehende Villa Breite erfolgt mit einer Erdsonden-Wärmepumpe. Eine kostengünstige Lösung für eine kontrollierte Lüftung der Zimmer ist zu prüfen. Das Flachdach des viergeschossigen Bauteils kann für aufgeständerte PV-Module genutzt werden.

Das Projekt PLATEAU besticht durch seine volumetrische Setzung, seine qualitätsvollen Aussenräume sowie durch die ortsverträgliche Körnung. Durch eine stringente Nutzungsverteilung wird eine hohe Aufenthaltsqualität für die Bewohnerinnen, Bewohner und Mitarbeitende erreicht. Zudem besitzt das Projekt das Potential mittels Projektanpassungen und Vereinfachungen die betrieblichen Vorgaben optimal umsetzen zu können.