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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2013

Realisierung des Masterplans "Gärten der Welt" - 2.BA Neubau Besucherzentrum

Parkseite

Parkseite

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

Hartwich Bernhardt INGENIEURE GmbH

Bauphysik, Tragwerksplanung

b.i.g. bechtold Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Besucherzentrum ist der wesentliche Baustein für die Entwicklung und Erweiterung der „Gärten der Welt“ zu einem Besuchermagneten von internationalem Rang.
Als Eingangsgebäude nimmt es im Sinne der Adressbildung eine zentrale Rolle ein: Es bildet die Schwelle zum Park und vermittelt zwischen Stadt- und Grünraum.


Die geometrische Form als integrativer Bestandteil des Landschaftsparks

Der Entwurf bezieht sich mit seiner quadratischen Grundfläche auf die baulichen Ereignisse im dahinter liegenden Park. Genauso wie die einzelnen Themengärten, stellt es mit seiner klaren Geometrie eine eigenständige Figur im Gefüge des Parks dar, die ein ihm eingeschriebenes Thema transportiert. Ihr Thema ist der Empfang und die Begleitung der Besucherströme in den Garten. Das Besucherzentrum ist in seiner Autarkie integrativer Bestandteil der Vielfalt der einzelnen Themengärten. Dennoch folgt es keiner aufsehenerregenden oder gar organischen Formensprache, sondern nimmt sich in seiner Sachlichkeit vor dem eigentlichen Spektakel der Gärten als dienende Einrichtung formal zurück. In seiner inneren räumlichen Organisation antizipiert es dagegen die Idee des Landschaftsparks: Eine freie Bewegungsfläche, innerhalb derer es für den Besucher besondere inhaltliche Ereignisse, wie zum Beispiel Ausstellungs- oder Gastronomiebereiche, oder räumliche Besonderheiten wie Patios oder Ausblicke zu entdecken gilt.


Haus als Schwelle

Das Entwurfskonzept geht auf die Idee zurück, das Gebäude als Schwelle zwischen Stadt- und Grünraum zu einem besonderen räumliches Ereignis auszuformulieren und ihm eine eigene Aufenthaltsqualität zu verleihen. Der Weg in den Garten ist von dynamisierenden vertikalen Holzstützen strukturiert, welche sich zum Blumberger Damm zu einer kubischen Architektur verdichten und sich zum Park hin zunehmend auflösen. Hier scheinen Innen und Außen ineinander über zu gehen. Ihr wechselnder Rhythmus animiert zu unterschiedlichen Tempi oder zum kontemplativen Innehalten mit Blick in den Park. Den Takt gibt die ökonomische Holzkonstruktion, mit ihrem Raster von 6,50mx6,50m vor. Innerhalb der quadratischen Grundfläche erzeugen nicht nur leichte Niveauunterschiede über Rampen und Stufen eine abwechslungsreiche Raumlandschaft, sondern auch die innerhalb des übergeordneten Konstruktionsrasters oszillierende Gebäudehülle. Die Anlage bietet atmosphärisch, ähnlich wie ein Garten, in ihrer klosterähnlichen Struktur, Schutz und innere Einkehr. Der nachwachsende Baustoff Holz macht das Besucherzentrum zu einem Wiedererkennungszeichen für Nachhaltigkeit und Natürlichkeit. Die ursprüngliche Maserung der verleimten Lärchenstützen und Träger bleibt durch die lichtgraue Lasur weitgehend erhalten, aber verleiht der Konstruktion dennoch einen gewissen Abstraktionsgrad.


Raumfolge - Filterschichten

Eine Geste des Willkommenheißens lenkt die zu erwartenden Besucherströme auf den äußeren Vorplatz: Eine aufgelöste Holzstützenwand in Verlängerung des Neubaus, die einem Spalier ähnelt - welches hier aber nicht als Träger von Pflanzen, sondern des Schriftzuges „Gärten der Welt“ dient – ist Aushängeschild des neuen Besucherzentrums und des Landschaftsparks. Es begleitet die Besucher entlang der (Treppen-)Landschaft, die die „Brücke“ von der Straße in die „Gärten der Welt“ schlägt und zugleich einen äußeren Vorplatz bildet. Sie führt direkt auf den Kassenbereich des Besucherzentrums zu. Dahinter liegt der als Patio ausgebildete innere Vorplatz. Er dient als Sammelpunkt für Besuchergruppen. Von hier aus hat man die Wahl, entweder auf direktem Weg entlang der außenliegenden Pergola hinunter in den Garten zu gehen, oder aber in das Innere des Besucherzentrums einzutreten. An kühleren Tagen bietet der dahinterliegende Eingangsbereich in seiner Großzügigkeit eine wettergeschützte Alternative für Gruppen, um sich zu sammeln oder von dort aus zunächst zum offen gestalteten Infobereich, dem Shop, zu den Garderoben/Sanitärbereich oder gleich ins Restaurant zu gelangen. Wer tiefer in die Materie der Gärten einsteigen möchte, kann sich in den Lounge- und Ausstellungsbereich zurückziehen, der nach Außen mit Blick in den Garten gerichtet ist. Beim Verlassen des Parks finden die Besucher über das bereits vorhandene Wegesystem, das sich vor dem Haus im Osten bündelt, zurück in das Besucherzentrum und zu dessen vielfältigen Angebot.


Innere Organisation

Aber auch der Weg ins Gebäudeinnere über die 6,50m breite Magistrale, führt letztendlich hinaus in den Garten. Die zentrale Querung verbindet sämtliche Funktionsbereiche sinnfällig miteinander und minimiert die Verkehrsflächen auf ein notwendiges Maß. Gastronomie und Veranstaltungsbereich liegen daran vis à vis zueinander, stehen aber über den offenen Ausstellungsbereich, der Lounge, in Verbindung und können bei besonderen Anlässen zu einem stimmungsvollen Raumkontinuum zusammengeschaltet werden. Über ein großzügiges umlaufendes Oberlichtband wird Tageslicht in das Gebäudeinnere geführt und sorgt hier für eine lichtdurchflutete Atmosphäre. Alle Besucherbereiche sind nach Osten auf die Parklandschaft ausgerichtet und überschauen diese von der bestehenden Anhöhe aus. Der Veranstaltungsbereich ist teilbar und setzt sich im Außenraum als abgetreppte Terrasse fort. Durch den eigenen Anlieferungsund Vorbereitungsbereich sind die Bedingungen für ein externes Catering gegeben. Die Gastronomie verfügt ebenfalls über einen Außenbereich. Er wird als witterungs- und sonnengeschützte Terrasse entlang der Südfassade ausgebildet und wendet sich dem italienischen Garten zu. Die rückwärtigen Bereiche der Gastronomie (Küchen und Lagerflächen) sind, wie auch der Veranstaltungsbereich, mit der im Untergeschoss auf Straßenniveau liegenden Anlieferung verbunden. Sämtliche Bereiche des Besucherzentrums sind barrierefrei erreichbar. Die Anlieferung erfolgt für alle Funktionen des Besucherzentrums gemeinsam vom Blumberger Damm aus über die Logistikfläche nördlich des Vorplatzes in einem tieferliegenden Bereich. Von hier aus sind die Ver- und Entsorgungseinrichtungen der einzelnen Funktionsbereiche unabhängig voneinander parallel bedienbar. Auf dieser Fläche liegen auch die PKW-Stellplätze der Besucher und Mitarbeiter sowie die Lagerflächen für externe Betreiber.


Erdarbeiten und Freiflächen

Mit einem langfristig angelegten Erd-Management, das eine kontrollierte Ab- und Auftragslogistik im Rahmen der Parkerweiterungsarbeiten und der Errichtung des Besucherzentrums einschließt, werden die Erdbewegungen im Zuge der Einbettung des Neubaus in die vorhandene Landschaft auf das Notwendige reduziert. Die erforderlichen Freiflächen werden als integrativer Bestandteil des architektonischen und landschaftlichen Konzeptes zum Teil bereits in die Kubatur des Neubaus eingeschrieben (Durchgang zum Park, innerer Vorplatz, Außenbereich Gastronomie). Der äußere Vorplatz am Blumberger Damm ist als großzügige Freitreppe mit hoher Aufenthaltsqualität gedacht. Die dargestellte Treppenanlage sowie der Freibereich im Westen lassen jedoch für weitere Verfahren größtmöglichen Gestaltungsspielraum.


Beschreibung des Energiekonzepts und des Konzepts zur Nachhaltigkeit

Um bei einer großen Besucheranzahl ein hohes Behaglichkeitsempfinden gewährleisten zu können, werden alle Räume mit großen internen Lasten mechanisch be- und entlüftet. Zu diesen Räumen gehören u.a. der Veranstaltungssaal, der Gastraum sowie die Eingangsbereiche und alle Sozialräume. Um die RLT-Geräte unabhängig und effizient betreiben zu können, werden separate Anlagen für diese Bereiche installiert. Alle weiteren Räume wie Lager, Kasse, etc. werden über Fensterlüftung natürlich versorgt. Eine kurze Kanalführungen durch die bereichsnahe Aufstellung auf dem Dach, in Kombination mit Frequenzumformern für eine dynamische Bedarfsanpassung, tragen ihren Teil zur Senkung der Betriebskosten mit bei. Die Luft wird dabei entsprechend den Raumanforderungen entweder gekühlt oder geheizt zugeführt. Um keine unnötigen hohen Volumenströme durchs Gebäude zu transportieren, werden die Grundlasten durch Flächenheiz/-Kühlsysteme abgedeckt. Unter Berücksichtigung der Aspekte der Behaglichkeit werden die Wärme über eine Fußbodenheizung und die Kälte über Kühldecken an die Räume abgegeben. Durch die Nutzung von Flächensystemen können die Betriebstemperaturen der Systeme gesenkt werden, was sich positiv auf die Bereitstellungsverluste, die Betriebskosten sowie auf die Gesamtenergieeffizienz der Systeme auswirkt.

Für die Wärme- und Kälteerzeugung werden Luft-Wasser-Wärmepumpen in den Vertiefungen auf dem Dach vorgesehen. Durch die Kombination der Erzeugung von Kälte und Wärme werden diese Geräte ganzjährig genutzt und vermeiden bspw. lange Stillstandszeiten von konventionellen Kältemaschinen. Eine spätere Umrüstung auf eine CO2 - neutrale Energieversorgung (PV-Anlage, Windrad, etc.) ist durch die ausschließliche Nutzung von Strom zur Erzeugung von Wärme und Kälte jederzeit möglich. Darüber hinaus kann im Sommer bei der Kälteerzeugung die Abwärme für die Warmwasserbereitung für Catering und Küchen genutzt werden. Durch die großen Fensterflächen mit baulicher Verschattung sind die solaren Gewinne im Winter hoch, die solaren Lasten im Sommer hingegen gering. Kombiniert mit einem Oberlicht können Bedarf sowie Betriebskosten der künstlichen Beleuchtung verringert werden. Mit Hilfe des Oberlichtes und durch Öffnung der Fenster in der Fassade ist es möglich, das Besucherzentrum, falls die Außentemperaturen im optimalen Bereich liegen, natürlich zu belüften. Durch den sogenannten Kamineffekt wird diese natürliche Lüftung noch verstärkt.

Zur Senkung des Trinkwasserverbrauchs kommen wassersparende Spülkästen und wassersparende Armaturen mit Luft-Sprudler zum Einsatz. Für Wassereinsparungen bei der Gebäudereinigung kommen ausschließlich reinigungsfreundliche und pflegeleichte Oberflächen als Bodenbelag in Frage. Mit ausreichend großen Sauberlaufzonen im Haupteingang, bestehend aus einem vorgelagerten Gitter fürs Grobe und einer feinen Matte für kleinere Partikel und Feuchtigkeit, sollen die Reinigungskosten minimiert und der Trinkwasserbedarf sowie das Abwasseraufkommen reduziert werden. Die Fläche der wischbaren Böden wird auf ein Mindestmaß reduziert. Bei der weiteren Planung wird eine LCC- Analyse bei allen eingesetzten Produkten und Geräten durchgeführt. In der LCC (Life Cycle Cost) werden neben den Herstellungskosten auch Folge-kosten wie bspw. Wartungskosten, Instandhaltungskosten und Reinigungskosten berücksichtigt. Auf eine LCC wirken sich eine hohe Lebensdauer, geringe Abnutzungsgrade, geringe Stromverbräuche, wartungsarme und reinigungsfreundliche Produkte sowie niedrige Herstellungskosten positiv aus.


Tragwerk und Fassadenkonstruktion

Ziel des Entwurfs ist ein sehr effizientes und nachhaltiges Tragwerk, das durch die Auswahl der Materialien und der Bauverfahren kostengünstig ist und innerhalb eines kurzen Zeitraumes hergestellt werden kann. Hierfür werden die tragenden Elemente auf ein erforderliches Minimum reduziert und so konzipiert, dass fast alle Bauteile vorgefertigt werden können. Die eingeschossige Struktur des Gebäudes wird in Holz-Skelettbauweise realisiert. Stützen und Riegel bestehen dabei aus Brettschichtholz in Sichtqualität. Die Dachkonstruktion ist eine Kombination aus Nebenträgern und Mehrschichtholzplatten, sie wird ebenfalls in Holz ausgeführt. Alle Deckenelemente werden zu horizontal aussteifenden Scheiben zusammengeführt und an aussteifende Wandscheiben angeschlossen. Die Holzbauteile werden ingenieurmäßig druck- und zugfest miteinander verbunden, in sichtbaren Bereichen werden innenliegende Verbindungselemente gewählt. Das teilweise im Erdreich liegende Untergeschoss wird in Stahlbeton ausgeführt und flach gegründet. Die Konstruktion des Gebäudes ist gekennzeichnet durch eine nachhaltige und sehr wirtschaftliche Bauweise, durch einfache statische Systeme, durch direkte Lastwege ohne Abfangungsmaßnahmen sowie durch hohe Ausnutzungsgrade der gezielt ausgewählten Materialien. Das Gebäude ist durchweg mittels gebräuchlicher Bauverfahren, die dem Stand der Technik und den aktuellen technischen Normen entsprechen, herstellbar und gewährleistet eine hohe Flexibilität für Ausbaukonstruktionen und Haustechnikführung. Das Tragwerk ist so konzipiert, dass bei fachgerechter Umsetzung ein dauerhaftes Bauwerk entsteht, das auch an spätere Nutzungsänderungen angepasst werden kann. Alle für die Errichtung des Tragwerks erforderlichen Materialien sind umweltverträglich, langlebig und größtenteils aus einheimischen Ausgangsstoffen herstellbar. Das massiv hergestellte Untergeschoss, die oberirdische Tragstruktur und auch die Gebäudehülle sind komplett recycelbar.

Gebäudehülle bzw. Fassade

Vorteile der Holzkonstruktion:
• leichte Verarbeitung und hoher Vorfertigungsgrad der Bauteile
• materialsparende Bauweise
• kurze Bau-/Montagezeit durch Vorfertigung
• durch feuchte- und wärmetechnische Eigenschaften positive Auswirkungen auf Innenraumklima
• nahezu klimaneutral, da einheimisch und natürlich nachwachsend
• nachhaltig, da ressourcenschonend und CO2-speichernd

Die Fassade (Außenhaut) wird thematisch in drei Varianten ausgebildet:
• Die internen Bereiche werden als eine verdichtete Anordnung der vertikalen Elemente mit dazwischenliegenden Glas- bzw.
Fensteranteilen abgebildet. Die Tiefe dieser Elemente erlaubt den Verzicht auf zusätzlichen außenliegenden Sonnenschutz bzw. Sonnenschutzverglasung.
• Nicht belichtete Bereiche (Lager etc.) werden als eine geschlossene Fläche (hinterlüftete Holzschalung mit dem Stützenquerschnitt entsprechenden Ansichtsflächen) ausgebildet.
• Der Gastraum erhält eine der Holzkonstruktion vorgestellte Pfosten- Riegelkonstruktion. Da die Fassadenebene ca. 6,00m hinter der Terrassenüberdachung zurückspringt kann auch hier auf einen außenliegenden Sonnen- bzw. Blendschutz verzichtet werden. Raumseitig wird lediglich ein Blendschutz vorgesehen.
Garten der Welt | Lageplan | capattistaubach | 3. Preis

Garten der Welt | Lageplan | capattistaubach | 3. Preis

Strassenseite

Strassenseite

Patio Innen

Patio Innen

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss UG

Grundriss UG

Ansichten Nord-Ost

Ansichten Nord-Ost

Ansichten Süd-West

Ansichten Süd-West

Schnitte

Schnitte

Detailschnitt

Detailschnitt