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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2012

Erweiterung Wohnheim Breite

5. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 21.000 CHF

Zimmermann Architekten

Architektur

Engeler Freiraumplanung AG

Landschaftsarchitektur

Wilhelm+Wahlen

Bauingenieurwesen

eWin AG

TGA-Fachplanung

HEFTI. HESS. MARTIGNONI. Zürich AG usic

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser interpretieren das Baufeld als erweiterten Garten der bestehenden
«Villa». Entsprechend wird der Neubau soweit nach Norden gerückt, dass der Gartenraum mit dem Bestand typologisch eine Einheit bilden soll. Dem abfallenden Gelände folgend, versucht der Neubau die geforderten Nutzungen in zwei, dem Massstab des Quartiers gerechten Baukörpern anzuordnen, welche durch einen
Treppenturm zu einer Einheit verbunden werden wollen. Diese an sich schlüssige
städtebauliche Entwurfsidee, wird mit dem Projekt «EinsZweiDrei» jedoch nur bedingt umgesetzt - additiv angeordnete Baukörper wie das überhöhte Treppenhaus,
die Attika sowie die weit auskragenden Balkone führen zu einer expressiven Körperhaftigkeit und verunklären dadurch die kontextuelle Entwurfsidee.

Die Erschliessung erfolgt sowohl von der Gigerstrasse wie auch vom neuen Erschliessungsweg her. Entgegen der Grundidee, aus Villa und Neubau ein Ensemble zu bilden, erfolgt jedoch der Hauptzugang zum Neubau nicht über das Zentrum der Gesamtanlage sondern über die von ihm abgewandte Nordseite.

Unter Berücksichtigung der Hanglage werden die Nutzungen auf fünf Ebenen angeordnet. Halböffentliche Nutzungen wie Tagesbetreuung und Freizeiträume befinden sich mit separatem Zugang im Sockelgeschoss. Dessen beengend wirkende interne Erschliessung der darüber liegenden Wohngruppen sowie das Sitzungszimmer, welches einzig über das tageslichtlose Büro erschlossen ist, werden negativ beurteilt. Im Erdgeschoss vermag die offene Eingangshalle bezüglich hindernisfreier Zugänglichkeit, räumlicher Qualität und Belichtung nicht zu überzeugen. Die beiden Intensivwohngruppen werden über das Dienstzimmer betrieblich gut miteinander verknüpft. Die interne Erschliessung ist übersichtlich, führt aber zu unattraktiven Korridoren, an welchen sich die Spezialnutzungen und Zimmer aufreihen. Der Wohnbereich kann nicht unterteilt werden, er vermag auch kaum zum gesicherten Aussenraum zu vermitteln. Positiv gewertet wird die periphere Anordnung der Einzelzimmer mit den dazwischengeschalteten Beschäftigungsräumen. In den beiden Obergeschossen sind die übereinanderliegenden Wohngruppen gut organisiert und überzeugen räumlich als Funktionseinheit. Ein natürlich belichteter, übersichtlicher Rundlauf mit differenzierten Zonierungen erschliesst das Raumkontinuum. Die annähernd quadratischen Zimmer sind gut möblierbar, der Wohn-/Essraum gut situiert. Die Erschliessung mit direktem Liftzugang und dem zu kleinen Vorbereich aus dem engen Treppenhausturm vermag den entsprechenden Anforderungen nicht zu genügen. Im 2. Obergeschoss irritiert das konzeptionelle Ausbilden einer kleinen Terrasse als Teil eines grossen, nicht begehbaren Flachdachbereichs. Unverständlich ist die Attika; ihre räumlichen Qualitäten reduzieren
sich auf ein blosses strukturelles Grundrissschema. Zudem wird die Nutzbarkeit der Dachfläche durch grossflächig angelegte Sonnenkollektoren eingeschränkt. Der Informationsgehalt in Text und Plänen hinsichtlich des Aussenraums ist sehr knapp gehalten und erschwert eine fundierte Beurteilung und Würdigung erheblich.
Das Gesamtkonzept mit dem dispers eingestreuten Baumbestand und den Rundwegen wirkt einerseits angenehm zurückhaltend, gleichzeitig jedoch auch fragmentarisch. Unverständlich wirkt die unsensible Situierung der beiden gesicherten Aussenräume, die den Raum zwischen dem Wohnhaus Breite und dem Neubau verstellen. Die Wegführung mit dem rückwärtigen Hauptzugang erscheint umständlich. Die relativ grosse Oberfläche des abgetreppten Volumens, das ungedämmte Treppenhaus, die offene Eingangshalle sowie die stützenfreien, statisch unrealistisch erscheinenden Balkone führen zu einem wenig kompakten Baukörper, die Balkone reduzieren die Solargewinne substanziell. Der Massivbau, aus Einsteinmauerwerk mit Betondecken, respektive einer obersten Decke aus Holzmodulen, hat einen angemessenen Fensteranteil, das statische Konzept, gemäss dem die Horizontalkräfte über peripher angeordnete Betonscheiben abgeleitet werden, steht im Widerspruch zum Einsteinmauerwerk. Das monolithische Mauerwerk und das ungedämmte Treppenhaus bergen die Gefahr zahlreicher konstruktiver Wärmebrücken. Das innovative Heizkonzept schlägt vor, die saisonal überschüssige
Solarenergie in einem Erdwärmespeicher unterhalb der Bodenplatte zu speichern
und diese mittels Wärmepumpe aufzubereiten. Das Heizsystem ermöglicht zudem
ein Geocooling über die Flächen der Bodenheizung ohne relevanten zusätzlichen
Energieverbrauch. Das in der Betondecke integrierte TAB widerspricht in seiner
Systemmischung einem nachhaltigen Haustechnikkonzept. Das Lüftungskonzept
basiert auf einer reinen Abluftanlage mit Aussenluft-Nachströmung. Das Energiekonzept erscheint eine energetisch und wirtschaftlich interessante Lösung, auch wenn die genaue Funktionsweise nicht abschliessend erläutert wird.

Die Stärken des Projektes «EinsZweiDrei» liegen klar in der präzisen Analyse des Ortes, welche jedoch in der Umsetzung kaum eingelöst werden konnte und der im hohen Masse überzeugenden Gestaltung der Wohngruppe, deren Standard die übrigen Geschosse leider nicht erreichen können.