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Kooperatives Workshopverfahren | 04/2013

Perspektive Hochschulcampus Haste

Zur Realisierung empfohlen

Bureau B+B stedebouw en landschapsarchitectuur

Landschaftsarchitektur

Döll Architecten

Architektur

Erläuterungstext

Campusidentität: Lerngut Haste

Das gesamte Campus Areal Haste sehen wir eher als ein Lerngut und nicht als einen Campus im herkömmlichen, klassischen Sinn. Praxisnaher Unterricht (‚Lernen im Grünen’) und Forschung sind mit der Agrarlandschaft verknüpft und tragen somit zur Corporate Identity der Osnabrücker Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur bei und fördern ihn dadurch zu einem zukunftsfähigen Hochschulcampus mit einer neuen Campusidentität. Für Studenten, Wissenschaftler und Besucher entsteht ein attraktives Gebiet mit identifizierbaren Räumen. Lerngut Haste wird durch informell geprägte Wege an die existierenden Wander- und Fahrradrouten angeknüpft- somit entsteht ein lebendiges Erholungsgebiet.

Ebene 1 – Landschaftsraum: aufnehmen, einpassen, sichtbar machen

Wir berücksichtigen die reichhaltige niedersächsische Kulturlandschaft am Standort und versuchen die alten Traditionen im Landbau aufrecht zu erhalten und durch neu gewonnene Erkenntnisse in der Forschung zu verbessern. Mit dem neuen Masterplan für das Lerngut Haste schließen wir an die wesentlichen Merkmale des Gebietes an, beachten jedoch die Anforderungen an heutige Bedürfnisse. Das Areal wird mit der vorhandenen Topografie verknüpft. Die Bestandteile des umgebenden Landschaftsraumes werden aufgenommen, behutsam eingepasst, sichtbar und erlebbar gemacht, damit eine bessere landschaftsgestalterische und funktionale Vernetzung mit der Nachbarschaft hergestellt wird.

Im Norden prägen zwei Plaggeneschböden die Landschaft. Die großen und kleinen Karlsteine sind Teil der Straße der Megalithkultur, zusammen mit den Sandhang Reliquien der Eiszeit. Des Weiteren werden die Terassenäcker, Buchenwälder und Wölbäcker als wichtige Bestandteile des Lerngut Haste übernommen. Der verrohrte Bachlauf Krümpel im Süden wird geöffnet und in die Parklandschaft des Hauptcampus integriert. Die landschaftlichen Bestandteile am Westrand werden aufgenommen und besser sichtbar gemacht, damit diese Elemente zur Adressbildung beitragen. Die Anbindung entsteht durch unterschiedlichste Wege- und Sichtverbindungen mit jeweils eigenen markanten Aufenthaltsqualitäten.

Ebene 2 – Campus-Areal: zoniertes Rückgrat

Die Identität und der Charakter des Campus Areal Haste wird heute stark durch seine Aufteilung in zwei Teile geprägt. Eine klare Identität nach außen ist nicht erkennbar. Durch die Betrachtung des Areals als zoniertes Rückgrat wird die von der Landschaft abgeleitete Struktur klar lesbar definiert. Dies führt zu einer verbesserten Situation des Lerngut Haste.

Die Oldenburger Landstraße begrenzt das Lerngut Haste an der Westseite und bildet die wichtigste Erschließung. Das Straßenprofil wird angepasst und der existierende ungeordnete Fahrradweg wird zu einem klar definierten und deutlich freiliegenden Fuß- und Radweg verbessert. Durch behutsame Eingriffe der Begrünung werden die unterschiedlichen Zonen des Campus besser lesbar. Die Nord-Südverbindung des Hauptcampus mit dem Waldhof an der Ostseite wird insbesondere von Studenten, Mitarbeitern und landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt. Dazu wird die Straße Blumenmorgen mit der Straße Im Hone verbunden. Eine dritte Nord-Südverbindung stellt ein neuer Feldweg für Fußgänger und Radfahrer dar, die vom Waldhof bis zum Nettetal verläuft und an die existierenden Wander- und Fahrradrouten im Gebiet anknüpft. Mobile Pavillons mit Lernplätzen werden nach Bedarf entlang dieses Feldweges platziert.

Von Süd nach Nord entwickelt sich das Gebiet in acht flexibel nutzbare Zonen, von intensiv nach extensiv:
A. Campus Park: optimierter Hauptcampus;
B. Versuchsfelder und Gewächshäuser: Lernen im Grünen;
C. Wohnsiedlung inklusive Schmied im Hone;
D. Waldcafé und Studentenwohnheim;
E. Obstwiesen und Wald;
F. Naschgarten;
G. Landwirtschaftliche Versuchsfelder;
H. Lehr- und Versuchsbetrieb Waldhof.
Diese indikative Nutzung ist im konkreten Fall von den zu erstellenden Bedürfnissen abhängig und ist flexibel im Laufe der Zeit auszufüllen und zu ändern.

Sechs markante Punkthäuser verschiedener Größen und Charaktere markieren Schnittpunkte im Lerngut Haste und tragen somit zur Adressbildung bei. Im Süden an der Oldenburger Landstraße markiert das erste Haus – eine neue Verkaufsstelle mit Biergarten – die äußere Erschließung des Hauptcampus für den motorisierten Verkehr. Das zweite neue Haus entlang der Straße ist an den neuen Gewächshauskomplex angebunden. Zwischendurch präsentiert sich die neue Lebensmittel-Forschungseinrichtung Schmied im Hone. Weiter der Straße entlang befindet sich ein Bienenhotel an einer Obstwiese und ein Lernraum an einem Terrassenacker. Ein Informationspavillon markiert die Straße der Megalithkultur und lädt zum Besuch an den großen und kleinen Karlsteinen ein. Den Abschluss im Norden bildet das neue Lehr- und Studienzentrum am Gruthügel und markiert den Versuchsbetrieb Waldhof.

Ebene 3 – Kernbereiche: flexible Struktur und Adressbildung

Der Lehr- und Versuchsbetrieb Waldhof bekommt eine größere Bedeutung durch die vorgesehenen Erweiterungen. Durch eine kompakte Einpassung der neuen Bebauung wird das Areal kaum erweitert. Die beiden Versuchshallen werden als eingeschossige prägnante und sichtbare Riegel vor dem Waldrand im Westen platziert. Das Agritechnikum wird in den Wald integriert. Das neue Lehr- und Studienzentrum markiert den Waldhof an der Straßenseite. Damit behält das Areal seinen besonderen Waldcharakter und verbessert die Erkennbarkeit und Adressbildung.
Hinter den Landgütern oder am Dorfrand, als Übergang zur offenen Landschaft, gab es in der niedersächsischen Kulturlandschaft häufig Streuobstwiesen. Als Alternative zu den Versuchsflächen bei Gut Honeburg werden möglichst die neuen Obstwiesen in der Zonierung des Lerngut Haste angelegt.

Die Parklandschaft des Hauptcampus im Süden wird ihre wesentlichen Strukturen behalten und teilweise verbessert. Die Gebäude am ehemaligen Michelhof werden mit Ausnahme der alten Scheune dem Park weichen. Die heutigen Gewächshäuser werden durch einen neuen Komplex im Areal der Versuchsflächen ersetzt. Damit steht ein großes Areal am Eingang zur Verfügung. Neben der neuen Verkaufsstelle mit Biergarten an der Straße, wird ein mit Grün umringter Hauptparkplatz angelegt. Ein neues Gebäude mit einer kammförmigen Struktur begrenzt das Parkareal und formt gleichzeitig eine Bebauungswand am Vorplatz. Dieser Vorplatz ist Teil des vorhandenen Systems von Vorplätzen und Innenhöfen, soll aber gestalterisch deutlich verbessert werden, ebenso wie der Vorplatz Am Krümpel. Sollte das Coca Cola Areal in Zukunft zur Verfügung stehen, kann der Südcampus mit einem Landmarkt in Form eines Domes erweitert werden.

Gestaltung – Architektonische Leitbilder

Im Rahmen des Masterplans kann ein architektonischer Gestaltungskanon nur grob formuliert werden. In der Architektur des Hauptcampus bevorzugen wir klare Formen, die sich in ihrem Maßstab mit der Architektur der fünfziger Jahre verstehen. Glatte gläserne Paläste dürfen nicht entstehen, genauso wenig wie einfache Lochfassaden. Die Fassadenmaterialien sollen eine haptische Anmutung ausstrahlen. Die begrünte Fassade des kammförmigen Gebäudes am neuen Vorplatz positioniert die Fakultät als Institut für Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur. Die Satteldächer mit Solarzellen an der Südseite und extensive Begrünung an der Nordseite tragen ebenso zur Identitätsbildung eines modernen Campus mit Geschichte bei.

Die Punkthäuser an der Oldenburger Landstraße haben eine klare archaische Form. Die Materialien sind unterschiedlich, je nach Positionierung: Piesberger Sandstein, Holz, Grün und Glas.

Die neuen Hallen am Waldhof schließen sich der Architektur traditioneller landwirtschaftlicher Höfe an: klare Formen mit Satteldächern bzw. begrünten Dächern.

Phasierung – Quick Wins und temporäre Nutzung

Eine flexibel umsetzbare und sich im Laufe der Zeit entwickelnde, zonierte Raumstruktur, die sich langfristig bewährt, ermöglicht die Entwicklung zu einem neuen Campus Areal mit einem Zeithorizont von Jahrzehnten.