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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2013

Schulzentrum Schongau

1. Preis

balda architekten

Architektur

Maier Neuberger Architekten GmbH

Architektur

Peter Corbishley Modellbau

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgehend von einem Grund-Cluster, der je nach Funktion und Situation einzeln oder in Gruppierung variiert wird, gelingt es dem Verfasser, mit einem wiederkehrenden Typus das heterogene Gefüge zu ordnen. Mit fein differenzierten Abstaffelungen in Höhe und Geschossigkeit werden die Übergänge zum Gebäudebestand ebenso überzeugend dargestellt wie zu dem umgebenden Freiraum. Teilweise sind die kleinen Höhenabstufungen zwischen einzelnen Bauteilen jedoch ausschließlich der Darstellung geschuldet und haben keine erkennbare inhaltliche Begründung.
Da die neuen Räume für die Grundschule sowie die Sporthalle kompakt nördlich des Y-Baus situiert werden, kann im Süden ein sehr großzügiger, zusammenhängender Grünraum als Park frei gehalten werden, der Raum für eventuelle künftige Entwicklungen lässt. Die Erschließung der Grundschule liegt etwas umwegig, ist dafür aber gut an die Sporthalle angebunden. Der Zugang zum Sportbereich mit dem Einblick in die Halle ist von hoher räumlicher Qualität, die allerdings mit den zusätzlichen konstruktiven Aufwendungen für die Absenkung der Sporthalle erkauft wird. Der Eingangsbereich mit Aula, Musik und Mehrzweckraum lässt vielfältige Nutzungen zu. Die weiteren, für die Grundschule angebotenen Cluster sind den jeweiligen Funktionen entsprechend variiert. Lichthöfe und Lufträume erhöhen den räumlichen Reiz der “Lernlandschaften“. Das Obergeschoss des Y-Baus ist dabei leider nicht barrierefrei angebunden. Der Neubau bildet eine in sich geschlossene Einheit mit kurzen Wegen. Durch die Gliederung in drei Häuser einschließlich der Turnhalle ist die gewünschte Entzerrung geglückt.
Die Qualitäten, die bei der Grundschule aufgezeigt werden, finden sich sowohl bei der Erweiterung für das Gymnasium als auch der Realschule wieder. Auch hier gelingt es dem Verfasser, den Raumcluster den jeweiligen Anforderungen überzeugend anzupassen. Die Fassung der zusätzlichen Pausenflächen für das Gymnasium ist im Zusammenspiel von bestehender Pausenhalle, daran angebundener Aula und des weiteren Flursysteme sehr gut gelungen. Verwaltungs- und Beratungsräume liegen richtig, die Fachräume wären dagegen besser im 2.Obergeschoss anzuordnen. Das Lehrerfachraumkonzept kann optimal umgesetzt werden. Der erste Rettungsweg erfolgt grundsätzlich über einen außenliegenden Fluchtbalkon, der somit eine flexible Nutzung der Flurzonen möglich macht. Bei einigen Klassenräumen des Gymnasiums ist dabei jedoch eine starke Verschattung die Folge.
Die Erweiterung für die Realschule ist schlüssig an das bestehende Flursystem angebunden. Schwierig ist hier die ansonsten gut funktionierende Anordnung der Räume für Kunsterziehung und textiles Werken im Untergeschoss aufgrund des hohen Grundwasserstandes. Die vorgeschlagene zusätzliche Erweiterung in diesem Bereich ist mit dieser Situierung nicht vereinbar. Hervorragend gelöst sind hingegen die Erreichbarkeit der neuen Räume aus der bestehenden Schule in allen Stockwerken und die optimale Anbindung von Chemie und Physik an den Bestand. Besonders gelungen ist der Kunstbereich. Die Orientierung des Bestands im 2. Obergeschoss auf die Dachfläche der Erweiterung ist kritisch zu sehen.
Die Zubauten für die Mittelschule werden als Arrondierung des Gebäudetypus, in direkten Anbau an die bestehende Aula vorgeschlagen. Was hinsichtlich des Baukörpers gestalterisch positiv zu werten ist, führt letztlich zu einer starken Beeinträchtigung der Aula, die künftig ausschließlich von oben zu belichten wäre. Insgesamt aber beeindrucken die Qualitäten, die die dargestellten Raumcluster in der angebotenen Varianz darbieten. Verstärkt wird dieser Eindruck durch das äußere Erscheinungsbild, das durch ein durchgängiges Beschattungssystem aus vertikalen Drehlamellen geprägt ist. In der Erdgeschosszone wird dieses Gestaltungsprinzip allerdings nur schwer zu realisieren sein.
Der Entwurf lässt sich mit durchschnittlichem konstruktivem Aufwand realisieren. Die dargestellten Materialien sind der Aufgabenstellung angemessen. Erhöhte Aufwendungen stellen die umlaufenden Fluchtbalkone sowie die Beschattungslamellen dar, die zudem hinsichtlich einer natürlichen Belichtung von Klassen und Aufenthaltsräumen kritisch zu hinterfragen sind. Auch die Absenkung der Sporthalle sowie das vorgeschlagene Untergeschoss der Realschule bedingen einen zusätzlichen konstruktiven Aufwand. Insgesamt liegen die Kennwerte aber durchgehend eher im günstigen Bereich, was unterm Strich eine wirtschaftliche Erstellung erwarten lässt.
Die städtebauliche Ordnung, die der Verfasser mit der Variation eines Themas schafft, in Verbindungen mit den innenräumlichen Qualitäten ist das besondere an diesem Entwurf.