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Einladungswettbewerb | 03/2013

Büro- und Geschäftsgebäude Namics

Teilnahme / Engere Wahl

Preisgeld: 21.000 CHF

Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH

Architektur

Christof Stäheli

Architektur

Erläuterungstext

Der ruhige, lagerhafte Baukörper schliesst die Baulücke zur Gänze und stellt eine
angemessene Ergänzung für den qualitätsvollen Ort im Umfeld der historischen
Bauten dar. Durch den hohen beidseitigen Glasanteil und vor allem durch die dem
Hang folgende durchgesteckte Vertikalerschliessung an den beiden Enden wird jedoch
eine starke Transparenz und Filterwirkung erzeugt die einerseits die Erlebbarkeit der
typischen St. Galler Topographie weiterhin ermöglicht und andererseits durch die vier
gleichwertigen Zugänge das Gebäude mehrfach in der Stadtstruktur verankert.
Folgerichtig sind die Empfangshalle und die „öffentlichen“ Räume im Geschoss
zwischen den beiden Strassenräumen platziert. Die zweigeschossige bergseitige
Halle mit dem vorgelagerten begrünten Patio stellt einen repräsentativen gut
einsehbaren räumlichen Auftakt dar. Über die beiden seitlich angelagerten
Erschliessungen sind einerseits kurze Wege, andererseits aber auch eine hohe
Flexibilität in der heutigen und zukünftigen Nutzung des Gebäudes garantiert.
Das stark plastisch strukturierte Volumen schafft durch seinen hohen Glasanteil
lichtdurchflutete Räume auf allen Geschossen. Die großen Gruppenbüros
profitieren vom blendfreien diffusen Licht von Norden bis in die Tiefe des Raumes,
die Sonderräume und Aufenthaltszonen auf der Südseite erhalten im Tagesverlauf
durch die dreidimensionale Struktur der Fassade unterschiedlichste Lichtstimmungen
und können individuell beschattet werden. Den Erschliessungskernen vorgelagert
sind die Kommunikationszonen attraktive Treffpunkte mit schönen Blickbeziehungen
in die Stadt.
Das überhöhte spektakuläre Dachgeschoß als Eat and Meet – Bereich mit der
vorgelagerten Terrasse und dem grandiosem Blick auf die gesamte Stadtsilhouette
verspricht Individualität und Unverwechselbarkeit ohne die umgebende Dachlandschaft
aufdringlich zu übertönen. Im Sockelgeschoss finden die Neben- und Veloräume Platz,
auch die kompakte und automatisierte Einstellhalle wird von hier über zwei Lifte erschlossen.
Die Fassadenstruktur aus oberflächenbehandeltem Sichtbeton harmoniert mit den
benachbarten Steinfassaden ohne auf ein zeitgemäßes Erscheinungsbild zu verzichten.

Beurteilung durch das Preisgericht

26. Februar 2013:
Projekt: Double Face (Dietrich I Untertrifaller I Stäheli Architeken AG, 9000 St. Gallen)

Im Zwischenbericht wurde vor allem der netzartige Charakter der Fassade und die damit verbundene mangelnde Einpassung des Gebäudes ins Quartier kritisiert. Trotz des skelettartigen Fassadenaufbaus wirkt die überarbeitete Fassade nun "flächiger". Durch die zweigeschossige Sockelausbildung ab Ebene 0, die drei aufgesetzten Geschosse. die vertikal und horizontal strukturiert sind, sowie das nach Süden "geschobene Attikageschoss" wird die Absicht, die Fassadenstruktur des westlichen Geschäftshauses fortzusetzen, anerkannt. Der Anschluss des Attikageschosses an die vorhandene Mansardendach-Silhouette wirkt "überschneidend" und hart. Insgesamt erscheint die Fassade im Kontext zum reichhaltigen Stickereigebäude aus dem letzten Jahrhundert trotz der differenzierten Fensterausbildung immer noch etwas schematisch. Die traditionellen Stickereigebäude im Quartier weisen immer eine reichere Haupt- und eine bescheidene Rückfassade auf. DoubleFace schlägt zwei praktisch gleichwertige Fassaden vor, eine Differenzierung der Fassaden hätte im Sinne des Genius Loci dem Ort besser entsprochen. Es ist unverständlich, dass sich hinter der zweigeschossigen, grosszügigen Fensterausbildung Nebenräume und das Tor zur Tiefgarage-Einfahrt befinden. Einzig durch die zwei überhöhten Eingangspartien wird ein Element vorgetragen, das beim westlichen Gebäude vorkommt. Es bleibt auch die Frage, warum beim Attika ebenfalls ein skelettartiger Aufbau gewählt wurde - hier hätte die Chance bestanden, das Attika etwas leichter und offener zu gestalten. Insgesamt wird die Verfeinerung der Fassade aber positiv bewertet. Das Projekt nimmt die "Grabentypologie" der Gebäude an der Unterstrasse auf. Die Gebäudeerschliessung erfolgt demnach richtig über zwei Brücken, von wo sich ein schöner Blick auf die tiefer liegende Lounge/Cafeteria eröffnet. Das dünne Staketengeländer entlang des Grabens auf der Seite Unterstrasse überzeugt nicht ganz; eine Lösung mit mehr Bezug zu den vorhandenen Einfriedungen hätte vielleicht geholfen, die Eingangssituation noch klarer zu machen. Zwei gleichwertige Eingänge von der Unterstrasse und vom Hof erhöhen zwar die Flexibilität des Gebäudes. doch würde man einen klaren Hauptzugang zu einem Geschäftssitz an diesem Ort erwarten. Die Eingangssituation befriedigt nicht ganz, es fehlt ein Windfang und der Ankunftsraum ist etwas klein. Im lnnern überzeugen
die grasszügigen Treppenhäuser, die für die internen Bewegungsabläufe sehr dienlich sind.

Die Grundriss-Organisation entspricht den Vorstellungen von Namics sehr gut. Auf allen Geschossen befinden sich die Arbeitsplätze im Grossraumbüro zum Hof hin und sind somit vor Sonneneinstrahlung geschützt. Gut angeordnet sind die Besprechungs- und Sitzungsräume im Süden des Gebäudes, wo die Beschattung der Räume individuell erfolgen kann. Auch die Gestaltung des Attikageschosses mit dem Aufenthaltsraum und der nördlichen Terrasse mit Aussicht über die Stadt überzeugt. Es wird angenommen, dass Fussgänger, die vom Bahnhof kommen, den nordöstlichen Eingang im Hof benutzen werden. Von daher ist die Ankommenssituation ohne Windfang zu eng und unattraktiv. Die Erschliessung der zwei Tiefgaragen-Geschosse über die Rampen ist nun gut gelöst. Einzig die Stützen, die die Fassaden tragen, sind bezüglich der Parkfelder ungünstig platziert. Die vorgeschlagene Skelettbauweise mit den Aussteifungskernen und die Stützenverkleidung aus Faserbetonformteilen an der Fassade ist eine übliche Konstruktionsart für Bürogebäude. Die gewählten Materialien sind auch aus bauökologischen und -ökonomischen Aspekten gut vertretbar. Es kann von normalen Erstellungs- und Unterhaltskosten ausgegangen werden. Grössere Kosten werden bei der Unterfangung der vorhandenen Stützmauer anfallen, weil eine zweigeschossige Tiefgarage vorgeschlagen wird. Insgesamt sind die Kritikpunkte gut in die Überarbeitung des Projekts eingeflossen. Trotz der erneuten Kritikpunkte wird das Projekt gewürdigt - es stellt einen positiven Beitrag dar in der Lösungsfindung für ein neues Bürogebäude von Namics.