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Offener Wettbewerb | 04/2013

Neubau Museum der Bayerischen Geschichte

5. Preis

Preisgeld: 17.000 EUR

Gerber Architekten GmbH

Architektur

Monath und Menzel

Modellbau

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

DS-Plan Ingenieurgesellschaft für ganzheitliche Bauberatung und Generalfachplanung GmbH

TGA-Fachplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Die städtebauliche Geschichtlichkeit des Donaumarktes spannt von der ursprünglich mittelalterlich kleinteiligen Nord-Süd durchlässigen Blockstruktur über das spätere große Lagerhaus (1890-1945) und weiteren Abrissen in den 50er und 60 er Jahren, einer später geplanten vierspurigen, nicht gebauten Donaubrücke bis hin zu Planungen einer Stadthalle in den 90er Jahren, die jedoch auch nicht realisiert wurden. Letztlich verblieb eine große, der stadträumlichen Situation nicht zuträgliche freie Fläche, bisher als Marktfläche genutzt, der Donaumarkt.
Mit dem neuen „Museum der bayerischen Geschichte“ ist nun eine wieder für diesen Ort gänzlich neue und andere Aufgabe gestellt, die auch schon wegen ihres repräsentativen, ganz Bayern betreffenden Inhalts einer gänzlichen Neuinterpretation dieses besonderen Ortes bedarf, aber auch an die geschichtlichen Spuren anknüpfen soll. Mit der vorgeschlagenen Ost-West gerichteten einfachen, stringent rechteckigen Gebäudeform soll das neue Gebäude im Dialog zum ebenfalls Ost-West gerichteten Dom stehen. Mit diesem niedrigen, horizontal lagernden Volumen soll das neue Museum eine kompositorische Ergänzung und Auseinandersetzung zur Vertikalität des erhabenen hohen Domes sein. Das vorgeschlagene Steinmaterial der Fassade des Museums soll darüber hinaus in Zwiesprache mit dem Dom und wie dieser die repräsentative, besondere Bedeutung des neuen Bauwerkes darstellen. Mit seiner Dachfaltung
soll nicht nur eine freigespannte stützenfreie Ausstellungslandschaft erreicht werden, sondern das Museum soll sich damit so in die vorhandene kleinteilige Dachlandschaft seiner umgebenden Bebauung einfügen. Darüber hinaus soll der Neubau aber auch mit der Giebelständigen Dachfaltung eine angemessene repräsentative Fassade zur Donau
bilden, insbesondere als wichtige Ergänzung der Stadtsilhouette.
Das Brüchnerquartier wird vervollständigt, die Nord-Süd-Gassen bleiben erhalten und der Neubau wird vom Trunzerquartier abgerückt. Der Zwischenraum zum Trunzerquartier wird als „Glasfuge“ ausgebildet, in der die ganze vertikale Erschließung des Museums angelegt ist, mit Blick zu Stadt und Dom. So soll sich das neue Museum in das
Netz der Gassen einbinden, wobei die „Glasfuge“ selbst Teil der Gassenstruktur wird und Eingänge ins Museum von Westen und Osten ermöglicht.
Mit dem Konzept, soll die Straße „Unter den Schwippbögen“ einen angemessenen Abschluss nach Osen erhalten und der Hunnenplatz mit der Römermauer zu einem schönen Stadtraum entwickelt werden. Dieser soll durch einen Museumszugang und das im westlichen Erdgeschoss liegende Restaurant darüber hinaus eine öffentliche Belebung
erfahren.
Das gesamte Erdgeschoss ist offen und verglast vorgeschlagen, um sich so zur Donau und Stadt zu öffnen und die Besucher aus allen Richtungen ins Museum hineinzuziehen. Der Hauptzugang ist zur Donau und dem Donaumarkt angelegt. Von hierher ist die repräsentativste Zugänglichkeit, auch wegen der Anlegestelle der Kreuzfahrtschiffe
sinnvoll.

Im Erdgeschoss des Museums sind alle hier sinnvollen Bereiche offen zu Donau und Stadt angeordnet wie:
- das mittige Foyer mit Shop, Info und Kassenfunktionen,
- das Restaurant (nach drei Seiten offen, mit Außenbestuhlung),
- die Sonderausstellung und Veranstaltung.
- Garderobe und WC liegen im Untergeschoss.

Über die „Glasfuge“ mit offenem Blick in die Stadt und zum Dom gelangen die Besucher aus dem Foyer über eine große Treppenanlage bzw. einen Aufzug ins Obergeschoss zur Dauerausstellung. Sie ist als große zusammenhängende Ausstellungsfläche, die so frei variabel und flexibel bespielt werden kann, konzipiert. Die besondere innere Raumprägung erfolgt durch die schon beschriebene gefaltete Dachlandschaft. Über eine große freilaufende Treppe in der Dauerausstellung gelangt man nach dem Rundgang im Obergeschoss zur Ausstellung „Bayerischer Himmel“ auf einer Galerieebene, die sich über eine große Glasfläche nach Westen mit dem gewünschten besten Blick zu Stadt, Dom und Donau orientiert. Alle Ebenen sind, außer über die Treppen, mit einem Besucheraufzug und dem Lastenaufzug erreichbar, auch die Zwischenebene der Pädagogik über dem Bereich der Sonderausstellung im Erdgeschoss. Die
Ausstellungsbereiche in den Obergeschossen sind bis auf kleine Ausblicke und der großen Öffnung des „Bayerischen Himmels“ geschlossen ausgebildet. So entsteht nach außen ein geschlossenes steinernes Gebäudevolumen, das auf einem verglasten offenen Erdgeschoss horizontal liegend zu schweben scheint. Damit soll das neue Museum im
Zusammenspiel und Gegensatz zum vertikal stehenden Dom seinen besonderen architektonisch-kompositorischen Ausdruck finden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Trunzer- und Brüchnerblock sind in die bauliche Konzeption integriert. Mit der „Eschergasse“ wird die historische Topographie aufgenommen.
Als bauliche Großform werden die Ausstellungsflächen in einem zum Fluss parallel gelagerten Baukörper organisiert. Durch die höhenmäßige Staffelung hebt sich der Entwurf trotz seiner extrem langen Abwicklung und bei Nacht schwebenden Baumasse hinsichtlich der Einfügung in den Prospekt der historischen Altstadt positiv ab. Die vorgeschlagene Fassadengestaltung wirkt dagegen fremdartig und läuft der Integration eher zuwider.

Die Anordnung der Baukörper schafft am Hunnenplatz ein Entree mit der notwendigen Prägnanz. Der Baukörper für den Ausstellungsbereich überzeugt durch seine Rampenkonzeption, die sich konsequent in der Außendarstellung abbildet. Diese verhilft dem Gebäude zu einer Eigenständigkeit mit Wiedererkennungswert. Die architektonische Haltung wird jedoch dem thematischen Anspruch der Bauaufgabe nicht in gewünschtem Umfang gerecht.

Städtebaulich negativ beurteilt wird die Positionierung des nahe an den Straßenraum heran reichenden westlichen Abschluss des Baukörpers. Die vorgeschlagene Auflagerung des Baues steht im Widerspruch zur Schlüssigkeit und Spannung der Konzeption und bietet an prominenter Stelle untergeordnete Funktionen aus dem Wirtschaftsbereich der Gastronomie, die auch im Betrieb bei der Andienung zu Problemen führen würden.

Die Gestaltung der Fassaden muss kritisch gesehen werden. Dies gilt für den dominanten Baukörper in gleicher Weise wie für den Abschluss des Trunzerblocks nach Westen. Die gewählte Form des Abschlusses dieses Blockes nach Norden kann in gestalterischer wie in funktionaler Form ebenfalls nicht überzeugen.

Positiv beurteilt wird das Angebot einer attraktiven fußläufigen Verbindung von der Uferzone mit breit gelagerter Treppe über die offene Querung des Museumsbereiches hin zum Hunnenplatz und zur historischen Innenstadt. Positiv anzumerken ist auch der Nachweis von externen Infrastrukturangeboten im Brüchnerblock.

Der Verfasser verzichtet vollständig auf eine Unterkellerung. Die vorgeschlagene Anordnung der Technikräume im Brüchnerblock mit Anbindung über eine Technikbrücke muss in ihrer Funktion in Zweifel gezogen werden.

Die museale Führungslinie entwickelt sich unmittelbar aus der Architektur. Die Rampenlösung erlaubt damit eine ungehinderte barrierefreie Besucherführung und eröffnet dem Ausstellungskonzept viele Freiheiten. Gleichzeitig bringt die schiefe Ebene Nachteile für die Ausstattung bei der konkreten Umsetzung, die auch wirtschaftlich zu Buche schlagen.

Die hohen Verglasungsanteile führen zu Nutzungseinschränkungen. Durch zwangsläufig erforderliche Maßnahmen der Verdunkelung entstehen zusätzliche Kosten.

Die nachgewiesenen Flächen übersteigen die Sollwerte. Der ermittelte Bruttorauminhalt liegt im Vergleich der Arbeiten im günstigen Bereich. Die Tragkonstruktion in Stahlbeton erscheint im Grundsatz wirtschaftlich realisierbar.
Die hohen Anteile der geneigten Deckenflächen infolge der großflächigen Rampen schlagen indes negativ zu Buche. Die Fassaden in Holzbauweise sind in Verbindung mit dem vorgeschlagenen Flechtwerk hinsichtlich Ästhetik und Nachhaltigkeit kritisch zu hinterfragen.

Die große Hüllfläche in Verbindung mit dem gewählten Glasanteil bewirkt hohe Wärmeverluste im Winter. Die Strahlungseinträge im Sommer sind sehr hoch, da der Sonnenschutz unzureichend ist. Das Konzept ist im Hinblick auf Energie und Raumklima ungünstig.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

EG Sonderausstellungen 1:200

EG Sonderausstellungen 1:200