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Workshopverfahren | 03/2013

Städtebauliches Workshopverfahren „Ernst-Reuter-Platz“

Teilnahme

yellow z urbanism architecture

Architektur

bgmr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

1. Städtebauliches Konzept / Masterplan

Die Verfasser interpretieren den Platzraum des Ernst-Reuter-Platzes als Insel, der bereits in den Planungen der 50iger Jahre die Rolle des ERP als „Schaufenster“ spielen sollte. Die nördlich und westlich angrenzenden Quartiere des ERP werden als „überwucherte Stadtlandschaft“ interpretiert. Es wird ein Mangel an Wohnnutzung festgestellt und angenommen, dass sich die an den Platz angrenzenden Quartiere mit unterschiedlicher Geschwindigkeit entwickeln werden. Für den Universitätscampus wird die Notwendigkeit eines langen Atems für die Transformation vorausgesagt.
Die Verfasser schlagen vor, die überwucherte Stadtlandschaft als (Bildungs-) Landschaft zu verstehen und den Standort entsprechend zu entwickeln. Dafür wird eine Strategie vorgeschlagen, die sich aus sukzessiv erfolgenden Maßnahmen zusammensetzt: „Aufräumen, Öffnen, Aktivieren, Baulich Verdichten, Kuratieren“.
Das „Aufräumen“ soll den durch die Planung der 50iger Jahre angestrebten offenen Charakter wieder herstellen, es soll Platz für Aufenthalt und Nutzungen geschaffen werden. Auch die Parkierungsanlage am 17. Juni soll reduziert und optimiert werden.
Das „Öffnen“ soll gezielte Zutritte zu den Freiflächen des Campus schaffen, auch durch Abriss störender Bauteile. Straßenquerungen sollen die Zugänglichkeit der Mittelinsel des ERP verbessern. Schulhöfe sollen für Mehrfachnutzung geöffnet werden. Durch zusätzliche „abgestimmte Nutzungen und Freizeitangebote“ sollen die inneren Campusflächen aktiviert werden. Dazu gehören auch die Belegung der EGs und die langfristige Maßnahme der Schaffung eines hochattraktiven Bereichs am Kanal. Die „bauliche Verdichtung“ soll unter Beachtung der räumlichen Charakteristika, wie Offenheit, Hochpunktsetzung, etc. der Stadtlandschaft der 50iger und 60iger Jahre erfolgen. Studentisches Wohnen durch Neubau oder Umnutzung des Bestands soll angeboten werden. Die Platzfläche des ERP soll durch „temporäre Programmierung“ als Schaufenster der Bildungslandschaft unter Einbezug aller Anrainer und Akteure aktiviert werden. Ein Kuratorenteam organisiert den Vorgang.
Die Planungsstrategie ist nachvollziehbar, pragmatisch und somit der schwierigen Situation der öffentlichen Haushalte angemessen. Die Orte für die bauliche Verdichtung sind gut gewählt. Die Absicht alle Freiräume durch Einbeziehung von Nutzern zu aktivieren ist überzogen. Die durch Bebauungsvorschläge und Freiraumgestaltung entstehenden Stadträume wirken statisch und wenig ausdrucksvoll.

2. Verknüpfungen

Die Quartiere A, B, D, E und F um den ERP sind durch eine steinerne Grundflächen, auf der die Baukörper der Stadtlandschaft angeordnet sind, charakterisiert. Damit soll der Zusammenhang der Quartiere erreicht werden. Im Süden wird ein Übergang zu den Schulhöfen an der Schillerstraße hergestellt. Der parkartige Campus des Baufelds G wird beibehalten und Baufeld H erhält einen deutlichen Blockrand. Die Straße entlang des Kanals wird zurückgebaut, es entsteht eine kleinteilig gegliederte Freifläche, deren Struktur am Wegesystem des Nordcampus anknüpft und mit dem Neubau einer Fußgängerbrücke zum Salzufer führt. Zwischen Nordcampus und Hauptcampus soll die Stellplatzanlage umgebaut werden, die Stellplätze in der Achse des Straße 17. Juni werden entfernt und durch Baumpflanzungen ersetzt.
Die Verknüpfung der Teilbereiche, die als Stadtlandschaft interpretiert werden, gelingt durch das radikale Entfernen von Einbauten und Vegetationselementen im Freiraum. Ob dies so möglich ist, muss geprüft werden. Das Ergebnis des Umbaus der Parkierungsanlage als Verknüpfung von Nordcampus und Hauptcampus unterscheidet sich kaum von der bestehenden Situation. Es ist dabei die Chance verpasst worden, eine deutliche Hinwendung der TUB zur Straße des 17.Juni zu erreichen. Der Übergang des Teilbereichs F zum Teilbereich G regiert kaum auf die Verlängerung der Abbestraße.

3. Ernst-Reuter-Platz (ERP)

Die Verfasser interpretieren den Platzraum des ERP als Insel, der bereits in den Planungen der 50iger Jahre die Rolle des ERP als „Schaufenster“ spielen sollte.
Die Verfasser gehen davon aus, dass die Belebung des Platzraums, nur durch die Nutzungsintensivierung in den angrenzenden EGs, nicht erfolgversprechend ist. Deshalb soll der ERP zum Ausstellungsort und „Schaufenster der Bildungslandschaft“ werden. Die Platzfläche des ERP soll durch „temporäre Programmierung“ als Schaufenster der Bildungslandschaft unter Einbezug aller Anrainer und Akteure aktiviert werden. Ein Kuratorenteam organisiert den Vorgang. Die Bespielung soll im Norden und Westen der Mittelinsel, auf der Fläche der ehemaligen Straßenbahntrasse, stattfinden. Die Erschließung der Mittelinsel soll durch 5 Straßenübergänge erreicht werden.
Die Bespielung des ERP als Schaufenster stellt einen interessanten Beitrag dar. Diese Straßenübergänge werden auf der Mittelinsel nicht fortgeführt. Ob dazu die bestehenden Lichtsignalanlagen umgebaut werden müssen ist nicht prüfbar.

4. Städtebaulicher Vertiefungsbereich D1
(Unternehmensgruppe Pepper)

Das bestehende Gebäude an der Bismarckstraße/Ernst-Reuter-Platz wird abgerissen und durch ein neues Gebäude, parallel zur Bismarckstraße, ersetzt. Der Neubau besteht aus zwei Baukörpern mit 10 und 16 Geschossen. In diesen Neubauten sind Büros und Dienstleistung vorgesehen. Das Gebäude auf der nördlichen Seite der Schillerstraße, gegenüber dem Freiraum an der Schule in der Schillerstraße wird abgerissen. Durch den Neubau zweier schmaler 5-geschossiger Bauten, für Wohnen und Dienstleistung, auf der Nordseite der Schillerstraße wird ein großzügiger Durchgang in das Grundstück bis zum ERP erzeugt. In allen EGs werden Läden vorgesehen. Die steinerne Passage nimmt Außengastronomie auf und ist durch einige Grünelemente akzentuiert.
Der Neubau überlässt dem Telefunkenhaus seine dominante Höhenwirkung. Ob Abriss und Neubau wirtschaftlich sind, muss weiter untersucht werden. Die Passage schafft eine neue Beziehung zur Schillerstraße. Nachteilig ist der Übergang in die angrenzenden Hofbereiche. Die Ausgestaltung der Passage hat noch keine angemessene Antwort auf die enge und schattige Situation mit den unmittelbar angrenzenden Funktionsbereichen, z.B. Parkplätze, gefunden.

5. Städtebaulicher Vertiefungsbereich F1
(Art Invest Real Estate)

Auf einer Tiefgarage entsteht ein Ensemble aus 5 Neubauten um das bestehende, durch die Deutsche Bank genutzte Gebäude. Die Neubauten sind 10-, 11- und 13 geschossige Gebäude stehen, wie das bestehende Gebäude, auf 2-geschossigen Gebäudesockeln. Es ist eine Mischung aus Büros, Dienstleistung und Wohnen mit Läden im EG vorgesehen. Ein Hotel ergänzt diese Nutzungen. Die Ausrichtung der Neubauten orientiert sich an der Geometrie der bestehenden Gebäude, die nach den Planungen der 50iger Jahre entstanden sind. Die Anordnung der Neubauten erzeugt mehrere ca. gleich große Freiräume, die mit Flächenintarsien für Sport- und Bewegungsnutzungen ausgestattet sind. Die westlich angrenzende Bebauung wird durch eine Art „Gebäudeblockrand“ geschlossen, der einen mittigen Übergang frei lässt.
Die Ausrichtung der Gebäude an den bestehenden Bauten verlängert die Bebauung des ERP nach Westen. Durch die Anordnung der Neubauten entstehen mehrere dreieckige Vorzonen zu den Straßen und gleich große Freiräume in Inneren. Diese gleichförmige Struktur mit vielen Freiraumrestflächen erschwert Anknüpfungen an den Teilbereich G im Norden und erschwert Orientierung, Adressbildung und die Erschließung der Gebäude. Die Freiraumgestaltung mit dem Schwerpunk Sport ist nicht nachvollziehbar, die Stadträume bleiben insgesamt spannungsarm.

6. Städtebaulicher Vertiefungsbereich H1
(Campus Charlottenburg –TU/UdK)

Nordcampus und Stammcampus werden langfristig mit 9- bis 11-geschossigen Neubauten ergänzt. Die Ausrichtung der Gebäude orientiert sich an der Straße des 17. Juni und im Stammcampus an der Hertzallee. Im Stammgelände sind universitäre Nutzungen, studentenaffine Nutzungen und offene Lernräume im EG vorgesehen. Im Nordcampus soll in den Neubauten zusätzlich studentisches Wohnen entstehen. Nordcampus und Stammcampus erhalten 2 zentrale Grünräume, die Ränder zu den Straßen werden „aufgeräumt“ durch Baumschnitt, Reduzierung von Parkplätzen und als steinerne Eintrittszonen entwickelt. Im Stammcampus wird der zentrale Bereich als streifenförmige Komposition entwickelt, die Streifen werden durch unterschiedliche Freiraumnutzungen belegt. Der Nordcampus wird durch einen diagonalen Hauptweg dominiert, der Nordcampus wird an den Kanal verlängert.
Das Konzept der Platzierung der langfristig entstehenden Neubauten ist gut nachvollziehbar. Die Standorte müssten noch einzeln überprüft werden. Die Nutzungen, die aus überwiegend universitären und studentenaffinen Nutzungen bestehen, sind mit der Investitionskraft der Universität(en) alleine nicht zu realisieren. Der Vorschlag die, in den letzten Jahren neu entstandene, Parkierungsanlage umzubauen, schafft keine deutliche Verbesserung der Situation. Es ist dabei die Chance verpasst worden eine deutliche Hinwendung der TUB zum 17.Juni zu erreichen. Das Konzept der Aktivierung und Gestaltung des Freiraums durch die Nutzer ist, wegen den spezifischen Rahmenbedingungen an einer Universität, kritisch zu hinterfragen. Die streifenförmige Campusgestaltung wirkt statisch und wird wichtigen Laufrichtungen nicht gerecht.