modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2013

Landesgartenschau Burg 2018

Anerkennung

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Jens Gehrcken - visualisierung+architekturfotografie

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Erkenntnis, dass die Stadt Burg mit Goethepark, Weinberg, Flickschupark und Ihleufern höchst unterschiedliche Freiräume zu bieten hat, deren spezifisches Potential sorgsam entdeckt werden muss und die vor allem auch einen Zusammenhang nach innen wie nach außen in die Landschaft benötigen, prägt das überzeugende Gesamtkonzept. Das zudem zahlreiche Trittsteine im Stadtraum identifiziert werden – Plätze, Baulücken, Brachen, besondere Gebäude – die durch entsprechende Programmierung den Vernetzungsgedanken spürbar stärken können, offeriert der Stadt eine attraktive und flexible Entwicklungsstrategie für den notwendigen Stadtumbau und die Stärkung des Innenstadtkerns. Ergänzend zum historischen Promenadenring entwickeln die Verfasser so ein engmaschiges Freiraumsystem, das Goethepark, Weinberg und Flickschupark als Hauptakteure miteinander verknüpft.

Folgerichtig werden die drei Parks differenziert entwickelt. So entstehen wohltuend eigenständige und in der Regel gut nutzbare Orte, deren gestalterisches Grundgerüst als ausreichend robust beurteilt wird und die atmosphärischen Qualitäten entfalten können.

Das Preisgericht kann den vorgeschlagenen Entwurfslösungen in unterschiedlicher Tiefe folgen:

Der Flickschupark überzeugt in hohem Maße in seiner landschaftlichen Ruhe und Angemessenheit. Akzente sind mit zwei gut positionierten Holzdecks sensibel gesetzt. An der nördlichen Allee angelagerte Spielangebote sind in Lage und Dimension gut gewählt und lassen vor allem einen großzügigen Wiesenraum zu. Lediglich für die Eingangssituation wünscht man sich ein etwas „städtischeres“ Entree, was auch der Gelenkfunktion Richtung Sportplatz deutlich besser gerecht werden könnte.

Dieser bestandsbasierten Entwurfshaltung begegnet man auch am Weinberg. Der Verzicht auf großmaßstäbliche Rampen- und Treppenbauwerke zu Gunsten sich sinnfällig in und an den steilen Hang legender Fußwege und Treppenstiegen mit verschiedenen Ausblicken in die Stadt ist richtig. Auch die Betonung und Nutzbarmachung der Uferkante als zweite Attraktion kann zwar grundsätzlich nachvollzogen werden – allerdings entsteht hier mit einer 160 m langen Sitzstufenanlage eine völlig unangemessene Maßstäblichkeit zur schmalen Ihle.

Der als Neuinterpretation des historischen Parks beschriebene Goethepark erhält eine kontrastreiche Ergänzung aus „Stadtwäldern“ und „Lichtungen“, die sich als Fugen in die streng lineare Struktur einschneiden. Auf diese Weise gelingt es zunächst rein formal Neu und Alt zu addieren und die vorgefundenen Nutzungen Schwimmhalle, ein privates Grundstück und die Ehrenfriedhöfe einzubinden. Das damit aufgerufene rigide gestalterische Prinzip erzeugt jedoch in seiner Konsequenz auch die größte Problematik: Die Waldpakete wirken zu massiv und packen Wohnhaus und Schwimmhalle viel zu dicht ein. Das breite Aufreißen der Allee Kirchhofstraße wird als sehr störend, mit der Denkmalpflege unvereinbar und letztlich auch unnötig empfunden. Die dadurch nach Norden aufgebaute Verlängerung einer dominanten Parkquerachse ist als Hauptkritikpunkt zu werten, da sie Park und Sowjetisches Ehrenmal in einen äußerst konstruierten und geschichtlich falschen Zusammenhang stellt. Der sensible Ort wird zu stark und ungefiltert in das öffentliche Parkgeschehen gezogen. Das Versetzen des Panzers an den Kopf der Achse löst Befremden aus.

Der Vorbereich des Bahnhofes besitzt grundsätzlich eine stimmige Maßstäblichkeit. Der Platz wird zu Gunsten einer Promenade nach Norden verlängert, die den Wasserturm einbindet. Das Freihalten des Bahnhofsgebäudes als wichtigem Orientierungspunkt im Goethepark ist richtig. Allerdings dreht sich der Parkraum nach Westen heraus und bringt dadurch Parkplatz und angrenzende Privatgebäude zu stark in den Fokus.

Im Gegensatz zu einer letztlich positiven Gesamtbeurteilung der Daueranlagen kann das Ausstellungskonzept noch deutlich weniger überzeugen. Insbesondere in den Kernfragen Attraktivität und Funktionalität des Entrees am Haupteingang, Zaunführung und Eingänge, Standorte der Bühne und Gastronomie sowie Lage der Hallenschau bleiben bei allen drei Gartenschaukulissen Synergien ungenutzt und scheinen sich Konflikte anzubahnen. Notwendige Optimierungen scheinen jedoch in der angebotenen Struktur machbar.

Die Verfasser bieten eine in vielen Bereichen überzeugende Arbeit, die sich weitreichend im Stadtraum verankert und Potentiale nutzt. Auch eine Umsetzung im Budget und die nachfolgende Pflege werden als möglich erachtet. So verbleibt als deutlich negative Kritik im Kern der unverhältnismäßige Umgang mit dem neuen Goethepark, insbesondere wenn man die Messlatte einzieht, die die Verfasser durch die ansonsten qualitätsvolle, in der Regel sehr sensible Haltung eingezogen haben.
Visualisierung Weinberg

Visualisierung Weinberg

Gartenschaukonzept

Gartenschaukonzept

Goethepark

Goethepark

Weinberg und Ihlegärten

Weinberg und Ihlegärten

Gerbereiplatz

Gerbereiplatz

Flickschupark

Flickschupark

Flickschupark - Aussichtsterrasse

Flickschupark - Aussichtsterrasse