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Studienauftrag | 04/2013

Rudolfstrasse / Neuwiesenquartier

Teilnahme

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Basler & Hofmann AG

Verkehrsplanung

Franco Pajarola Architekt

Architektur

Belzner Holmes und Partner Light-Design

Lichtplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Qualität des Gesamtprojkets / Einbindung in die Umgebung

Das Team interpretiert die Rudolfstrasse als platzartigen, mit Bäumen durchsetzten Raum. Die Zugangsanlagen sind so plaziert, dass sich zwei unterschiedliche Bewegungsräume ausbilden: Für Zufussgehende entlang der Fassaden und für Velofahrende enlang der Bahnanlage.

Gestalterische Qualität

Die neue Identität der Rudolfstrasse soll durch eine freie, lockere Baumpflanzung gestärkt werden – ein vielversprechender Gedanke, der sich aber im schmalen Strassenraum zu wenig überzeugend umsetzen lässt. Die vielen Einschränkungen aus unterirdischen Bauwerken und die allzu differenzierte Baumauswahl nehmen dem sympathischen Konzept seine Kraft und Ausstrahlung. Ein langgestrecktes Velodach gibt diesem Strassenraum ein gleisseitiges Rückgrat, begrenzt damit aber auch die wünschbare Durchsicht ins Bahnareal. Irritierend ist auch die sehr unterschiedliche Wertung der beiden Personenunter- führungen. Während der neue Zugang Nord mit aufgesetzten Glaskuben stark akzentuiert ist, bleibt der südliche Zugang zurückhaltend und wird durch die Baumpflanzungen überspielt.

Das Lichtkonzept ist sorgfältig dargestellt. Die Nebenstrassen sind durch ein einfaches System von Seilpendelleuchten angemessen ausgeleuchtet. In der Rudolfstrasse wird dagegen ein wahres Feuerwerk von spannenden Einzelideen entzündet. Es gelingt aber zu wenig, daraus ein tragfähiges, den nächtlichen Strassenraum prägendes Gestaltungskonzept zu entwickeln.

Funktionale Qualität

Das vorgesehene Verkehrskonzept hält die Rudolfstrasse soweit wie möglich frei für Zufussgehende und Velos. Die Wart- und die Paulstrasse sind als Velostrassen ausgestaltet. Für den Autoverkehr wird das Quartier ausschliesslich von der Neuwiesenstrasse her erschlossen. Das ganze Quartier ist als Begegnungszone signalisiert. Ein im Grundsatz überzeugendes Konzept, das in der Ausformulierung aber leider nicht dieselbe Klarheit erreicht. Auf der Rudolfstrasse werden zwar den Zufussgehenden (entlang der Fassaden) und dem Veloverkehr (entlang der Bahn) klar getrennte Zonen zugeordnet. Im Bereich des Zugangs zur Personenunterführung Nord sind aber Konflikte voraussehbar. Einerseits ist der Raum zwischen dem Aufgang der Personenunterführung und dem Gleisfeld für eine Velodurchfahrt in beiden Richtungen zu eng. Anderseits wird der Nord-Süd-Veloverkehr kaum eine Durchfahrt durch das Untergeschoss akzeptieren, sondern dürfte eher den intensiven Fussgängerstrom zwischen dem Aufgang der Personenunterführung und dem Konkordiagebäude auf gefährliche Art kreuzen. Wenig praktikabel sind die doppelstöckigen Veloabstellplätze entlang der Bahn. Die Erfahrungen in der Münzgasse haben gezeigt, dass Doppelstock-Abstellanlagen wegen der aufwändigen Bedienung besser für betreute Velostationen geeignet sind.

Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit

Für die Realisierung bietet der Vorschlag insgesamt eine plausible Ausgangslage. Auch eine Umsetzung in Etappen scheint grundsätzlich möglich. Einschränkungen bestehen durch die Inanspruchnahme des Interessenperimeters SBB. Die in diesem Bereich vorgesehenen ebenerdigen Veloabstellplätze können zu einem späteren Zeitpunkt zwar nach Westen verschoben werden. Die für das Projekt kennzeichnende Trennung von Fuss- und Veloverkehr wird dann aber nicht mehr gewährleistet sein. Auch der Zugang zur Personenunterführung Nord wird bei der vom Team aufgezeigten Platzierung näher am Konkordiagebäude kaum mehr funktionieren – dazu erscheint der dem Strom Zufussgehender noch verbleibende Raum deutlich zu eng.

Fazit

Der Vorschlag fasziniert durch seine konzeptionelle Klarheit. Die Idee, der Rudolfstrasse mit einer charakteristischen «Aufforstung» eine im Stadtgefüge einzigartige Ausstrahlung zu geben, ist vielversprechend. Bei vertiefter Betrachtung zeigt das Projekt aber auch Schwachpunkte. Das straffe Konzept wird durch die vielfältigen Randbedingungen empfindlich geschwächt.