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Offener Wettbewerb | 05/2013

Umgestaltung Landhof-Areal

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 35.000 CHF

Rotzler Krebs Partner GmbH

Landschaftsarchitektur

Peter Märkli Architekt

Architektur

Cabane Partner Urbane Strategien und Entwicklung GmbH

Stadtforschung, Stadtplanung / Städtebau

Thomas Boyle + Partner AG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Umgestaltung Landhof-Areal, Basel - «stranger than paradise»

Der Landhof ist in seiner Essenz als wilder Stadtgarten bereits angelegt, entstanden aus dem Zusammenspiel von Geschichte, Nutzungsspuren und Naturprozessen. Ein poetischer Ort in laufender Veränderung. Geprägt von der geometrischen Grossform des Stadions und der wilden Stadtnatur, welche die gebaute Struktur überwuchert. Dieser Charme soll im Landhof erlebbar bleiben! Die Transformation der ehemaligen Sportanlage in einen öffentlichen Quartierpark gründet auf dem Faktischen des Vorgefundenen. Mittels zurückhaltender Eingriffe, alltäglicher Materialisierung und unaufgeregter Gestaltung wird ein spezifischer Park aus dem Bestand entwickelt und für die Bevölkerung gebrauchsfähig gemacht. Im Vordergrund stehen das Naturerlebnis mitten in der Stadt und die soziale Aktivierung durch partizipative Bespielung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entscheidung der Verfasser den Pavillon in minimaler Form zu entwerfen entpuppt sich als gekonnter Befreiungsschlag, der es vermag die poetische Dimension des Landhofs als wilder Stadtgarten zu erhalten sowie durch zurückhaltende Eingriffe und Verlagerungen diesem eine neue Fassung und den Bürgeraktivitäten einen herausgehobenen Rahmen zu geben.
Der Pavillon ist vom Volumen und Ausdruck her angenehm minimalistisch und erinnert sympathisch an ein altes Clubhaus. Zudem sorgt die Lage in der Sichtachse der nördlichen Hoföffnung gleichzeitig für maximale Präsenz. Die Verknüpfung dieses öffentlichen Treffpunktes mit dem Gemeinschaftsgarten ist räumlich wie funktional eine gelungene Geste und kann den Ort damit zum sozialen Katalysator verwandeln.
Der Garten selbst bekommt einen starken, klar definierten geometrischen Rahmen. Diese Garten-Aktions-Plattform hat die Kraft schon vorhandene Energien des Ortes zu fassen und damit ein Stück stadtpolitische und soziale Zukunft zu schreiben, Urban Gardening und andere Aktivitäten werden zum tages- und jahreszeitlich wechselnden Bild.
Wünschenswert wäre dabei im Dialog mit den Nutzern den Flächenanteil des Gemeinschaftsgartens zu überprüfen bzw. zu minimieren und dafür den Naturspielplatz zu integrieren, der am vorgeschlagenen Platz ungünstig liegt. Die Stehrampe wird in ihrer Grösse und Geometrie erhalten und damit die Geschichte des Landhofs und des FC Basels auf einfachste Weise respektiert. (Fuss)ballspiel bleibt weiterhin grosszügig möglich. Um den Wandel zu beschreiben überlagert ein lichter Hain den ganzen Landhof, bindet somit die Teilräume zusammen, schafft Nischenorte und spendet subtil Schatten.
Der ruderale Pioniercharakter der Stehrampe wird als wertvolles Gut begriffen und weiterentwickelt, auch wenn die Quantität der Einschnitte aus naturschutzrechtlicher Sicht zu hinterfragen ist. In der weiteren Bearbeitung ist in Zusammenarbeit mit der Stadtgärtnerei ein detailliertes Vegetationskonzept zu entwickeln, um dem selbst gesetzten Anspruch eines fortschrittlichen, dynamischen Sukzessionsprozesses gerecht zu werden. Die textlich erwähnte Ruderalwiese und nitrophilen Staudensäumen sowie der Ersatz der Hainbuchenhecke müssen ebenfalls nachgewiesen werden, was aber möglich scheint.
Die verringerte Grösse des Quartierpavillons wird ambivalent diskutiert. Gewürdigt wird das kritische Hinterfragen des Raumprogramms und die Reduktion des Baukörpers zugunsten des Freiraums. Gleichzeitig wird damit die gewünschte Bespielung des Hauses im Winter erschwert. Das Projekt schlägt bewusst keine künstlerische Intervention vor, wird aber von der Jury durch seinen poetischen Ansatz selbst als künstlerischer Moment gewertet. Die Kunst des Verzichtens und die Suche nach der Einfachheit überzeugen auf vielen Ebenen.
Ein künstlerisches und gewagtes Projekt, da ein Projekt mit Statement-Charakter, sei es sozial-, kultur- oder baupolitisch. So werden die aktuellen Nutzer herausgefordert, gewohnte Orte und Prozesse zu überprüfen zugunsten eines zukunftsorientierten Gesamtkonzeptes.

Insgesamt ein mutiges Projekt, das sehr viel wagt, neue Lösungen denkt und diese angemessen verräumlicht. Ein Projekt das die unverwechselbare Atmosphäre des Landhofs begreift, sie schätzt und würdigt, sie aber gleichzeitig experimentell und innovativ weiterschreibt.