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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2013

Theaterlabor für das Institut der angewandten Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität

Aussenperspektive

Aussenperspektive

ein 4. Preis

KRESINGS

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die heutige städtebauliche Situation im Ensemble der Uni Giessen ist nicht erkennbar gegliedert. Der Gebäudebestand, Parkflächen und Wege bilden keine Einheit im Sinne eines inhaltlich geschlossenen Raumes. Es besteht keine Bindung zwischen dem Hauptgebäude und der Bühne 2, es gibt keine Aufenthaltsmöglichkeiten. Die Qualität des Ensembles im augenblicklichen Zustand ist beschränkt. Dieses soll der Projektentwurf lösen indem eine autofreie Diagonale aufgebaut wird, die der Uni einen Campus-Charakter gibt. Durch diese neue Gliederung erhält das gesamte Gelände einen neuen signifikanten Ausdruck.

Das Theaterlabor gibt in seiner Platzierung dem Gelände den neuen strukturierenden Aspekt. Die historischen Gebäude der Universität auf der linken Seite werden in Bezug gebracht mit den Solitären auf der rechten Seite. Das neue Gebäude komplettiert die Vereinzelung zu einer Gesamtheit. Schafft eine Geschlossenheit. Es stellt den Halt der Gesamtsituation her. Es zeigt und bezieht Position. In seiner gleichzeitigen Offenheit ist es über den Eingang in zwei Richtungen orientiert: ausgerichtet auf die Uni und hingerichtet auf die Stadt. In der Mitte ergibt sich das „Park-Feld“. Abgesenkt ist eine PKW-Parkpläche vorgesehen, die durch eine begrünte Abhängung auf fußläufigem Niveau gleichzeitig Grünfläche ist.


Die Architektur des Gebäudes ist in Konsens mit dem experimentellen Tun mehr geprägt durch Weglassen denn durch Schaffung von Volumen. Die sehr einfache Konstruktion nimmt sich zurück für die Aktion. Das Theater bleibt Bühne für Bewegung, Entwicklung, Erfindung. Besonders deutlich wird dies in der über das große Fenster einbezogenen Außenfläche. Dieses ist quasi nur Rahmen für das Spiel mit innen und außen. Der Raum und die Natur fließen als Mit-Gestalter ineinander.

Grundsätzlich ist die Kubatur durch die inneren Funktionen bestimmt. Die ausgebildeten Räume sind nicht starr, sondern optional einander zuzuordnen. Es entstehen Lücken, Freiräume, Gestaltungsräume. Das Theaterlabor ist angelegt als ein Ort , der den Raum als Werkzeug sieht. Ein Feld, das fast unbegrenzt Flexibilität und Wandlung für Studenten und Wissenschaftler bietet. Ein Volumen für Inspiration und Experiment.

Deutlich wird dieser „Geist“ nach außen hin durch die korrespondierenden Elemente des strengen, mattschwarzen Kubus und den metallenen, spiegelnden Einschnitten. Diese Spannung in der Materialität kommt dem Verborgenen und zu Erahnendem eines Vorhangs gleich. Das Versuchshafte, das Bewegte und Bewegende, das Neuschaffen innerhalb des Labors wird symbolisch und für jeden individuell erfahrbar nach außen transportiert. Die Zerr-Spiegelung gibt dem klaren Körper eine bühnenhafte Lebendigkeit und wandelt ihn zu einer lebendigen Bühne So wird das Theaterlabor selbst zum Mittel der Auseinandersetzung für die Menschen der Universität wie auch der Stadt.


Kern des Freiraumkonzeptes ist die Arrondierung und Neustrukturierung des bestehenden Campusgeländes.
Die neugegliederten Grünflächen teilen den Campus in zwei voneinander getrennte Compounds – einen Fußgängerorientierten Teil mit hohen Aufenthaltsqualitäten, welcher Hauptgebäude, Physiktrakt und Theater miteinander vernetzt sowie einen funktionalen Teil, in dem vor allem die Stellplätze zwischen den Nebengebäuden untergebracht sind.

Haupt-Compound: Ein Streifenthema bringt die Platzflächen vor dem Hauptgebäude, zwischen Physiktrakt und Theater sowie Theater und Bushaltestelle in eine Komposition und gleichzeitig durch unterschiedliche Ausbildungen in eine hierarchische Ordnung:
Theaterplatz und dem Platz vor dem Hauptgebäude bekommen eine einheitliche Gestaltung mit Belagsintarsien, Streifenbänken und Holzdecks und einer grünen Nebenfläche als Spiel- bzw. Aufenthaltsbereich.
Die Flügelplätze an der Promenade zwischen Theater und Phsyiktrakt werden einheitlich gleich mit eingelassenen Gräserstreifen und kleineren Pflanzflächen sowie seitlichen Sitzgelegenheiten aufgewertet. Dabei wird eine multifunktionale Nutzung sich gestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Setzung des neuen Baukörpers an der südlichen Ecke des Wettbewerbsgebiets Realisierungsteil wird positiv beurteilt. Er bildet den Abschluss zur Stephanstraße und definiert den Zugang zumCampus. Dadurch wird eine nord-süd-gerichtete Achse etabliert, die das Karree in zwei Teile gliedert: mit begrünten Flächen im Westen und Parkplatzfeld im Osten. Das Gebäude ist ein Solitär und bildet einen eigenen Stadtraum (Platz, Spielplatz). Die Freiflächen wirken zergliedert, sie ergeben kaum nutzbare, zusammenhängende Flächen. Der Parkplatz erscheint vor allem im Ideenteil sehr raumgreifend und drängt den Theaterbau mit seinen Freiflächen an den Rand. Die zu den Gebäuden gehörenden, befestigten Freiflächen, wie Außenbühne und Campuslife, haben einen kleinteiligen, gartenartigen Charakter, der Geborgenheit vermittelt. Die Einfriedung greift Elemente des Gebäudes auf und setzt sie bis in die Bushaltestelle fort. Diese Sichtschutzelemente können jedoch auch beengt wirken. Die im Ideenteil vorgeschlagene Zufahrt zum Parkplatz von der Stephanstraße drängt den Spielplatz zu sehr an den Rand.
Der Habitus des Gebäudes setzt den intendierten Laborcharakter treffend um. Die aus dem Kubus herausgenommenen Volumina lockern die strenge Gestalt auf. Die subtraktive Gliederung erzeugt eine angenehme Maßstäblichkeit. Es wird eine einladende Eingangssituation formuliert. Wünschenswert wäre eine überzeugendere Interaktion zwischen Innen- und Außenraum im Bereich des Eingangs.
Die Fassade aus hochglanzpoliertem Blech stellt einen interessanten Beitrag dar, kann jedoch auch den Eindruck eines Galeriegebäudes vermitteln.
Für die Nutzung wird das vorgeschlagene Untergeschoss durchaus positiv bewertet. Das gut proportionierte Foyer leitet angenehm in den Bühnenraum über. Die direkte Verbindung zum Lagerraum ist gut gelöst, die Räume sind richtig miteinander verknüpft. Der Ausblick von der Außenbühne ist leider auf das Trafogebäude ausgerichtet. Das Technikkonzept ist teilweise unklar, die Verteilung im Gebäude ist schwierig jedoch durch Umplanung lösbar.
Die geplante Erschließung der Villen entlang der Ludwig- und Bismarckstraße ist nicht berücksichtigt.

Freiraum
Die dem Theaterlabor östlich vorgelagerte Freifläche wird von wenigen Wegen gekreuzt. Die geschlossene kontemplative Stimmung wird in ihrer Angemessenheit angezweifelt. Die das Gebäude umgebenden öffentlichen Platzflächen erscheinen überdimensioniert.

Kosten
Die Arbeit liegt bei den Bauwerkskosten außerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens, jedoch unter dem Durchschnitt aller abgegebenen Arbeiten. Einsparpotenziale werden insbesondere im Bereich der Fassade und in geringerem Maße im Untergeschoss gesehen.
Hinsichtlich der Kosten für die Außenanlagen liegt die Arbeit außerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens, jedoch unter dem Durchschnitt aller abgegebenen Arbeiten. Der Entwurf bearbeitet das Wettbewerbsgebiet in großen Teilen. Einsparpotenziale werden im Bereich der Wiese sowie in einer Reduzierung der befestigten Flächen entlang der Stephanstraße gesehen.

Bühnentechnik
Die Höhe der Anlieferung ist mit ca. 1,00 m funktional. Die Mauer bei der Anlieferung/Andienung wäre für den Kurvenradius von LKWs zu optimieren.
Ein Zugang zum Schnürboden sollte getrennt vom Lichttechnikraum sein. Hier reicht eine einflüglige Tür.
Die bühnen- und veranstaltungstechnischen Anforderungen werden ansonsten eingehalten.

Energie
Die Einhaltung der Vorgaben zur Energieeffizienz sind dargestellt und können im Rahmen des Entwurfs ohne weiteres eingehalten werden. Die Arbeit ist sehr energieeffizient. Das Energiekonzept überzeugt durch den im Erläuterungstext beschriebenen Einsatz von solarer Kühlung der Raumluft.
In der städtebaulichen Konfiguration nimmt sich der Entwurfsbeitrag durch seine Lage als zentraler Solitär im historischen Karree in der Nordostecke des Planungsgebiets angenehm zurück. In zweiter Reihe zur Ludwigstraße nutzt er die Adresse des Hauptgebäudes der Universität und bildet ein intimes Forum aus. Seine konkrete Nutzung als Openair-Fläche ist durch die Nähe zur Randbebauung und zur verkehrsbelasteten Bismarckstraße nur eingeschränkt möglich.
Das Gebäude überschreitet trotz seiner Lage in einer Senke die Traufhöhe der umgebenden Stadtvillen. Eine Positionierung mit etwas mehr Abstand hätte die Gesamtsituation verbessert. Die Möglichkeiten einer Neuordnung der Gesamterschließung und des Stellplatzangebotes im innerstädtischen Universitätscampus hat der Entwurfsverfasser nicht genutzt.
Durch seine einseitige Orientierung zur Ludwigstraße werden keine neuen attraktiven Verknüpfungen mit dem städtebaulichen Umfeld im Süden angeboten. Die Lage und Ausbildung der Eingangssituation und des Foyers wird dabei als kritisch betrachtet. Die geplanten externen Erschließungselemente der fünf Stadtvillen entlang der Bismarck- und Ludwigstraße sind im Entwurf nicht berücksichtigt worden.
Der bewusst gewählte Werkstattcharakter, welcher unter anderem seinen Ausdruck in der Fassadengestaltung mit Holzschalung findet, trägt den Intentionen der experimentellen Nutzung und der Außendarstellung des Nutzers Rechnung. Dabei lassen die vielfältigen Außen- und Innenraumbeziehungen besondere experimentelle Spielräume zu.
Die funktionalen Anforderungen des Auslobers sowie die Andienung und innere Erschließung sind weitgehend erfüllt. Positiv ist dabei das Angebot einer inneren Galerie und einer bespielbaren Dachfläche zu erwähnen. Das Technikkonzept ist nicht plausibel dargestellt, erscheint jedoch optimierbar. Insbesondere die Gebäudehauptverteilung im zweiten Obergeschoss sollte bei einer Realisierung in das Erdgeschoss verlagert werden.
Durch eine kompakte und konstruktiv einfache Bauweise ist eine vergleichsweise wirtschaftliche Realisierung des Beitrags zu erwarten.

Freiraum
Der vorgeschlagene Theaterhof lässt durch die dichte Stellung der Gebäude eine belebte aktive Campusfläche glaubhaft erscheinen. Diese lebhafte Dichte wird durch eine kostenmäßig realistische, extensive Behandlung der übrigen Campusflächen erreicht. Damit entgeht aber auch die Chance zu einer gesamthaften Aufwertung des gesamten Campusareals.

Kosten
Die Arbeit liegt bei den Bauwerkskosten außerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens, jedoch unter dem Durchschnitt aller abgegebenen Arbeiten. Einsparpotenziale werden insbesondere in einem Verzicht auf die zusätzlich angebotene Dachterrasse, einer Optimierung der Anordnung der Technikflächen und damit einhergehenden Reduzierung der Fassadenflächen sowie in einer Optimierung der Fassadengestaltung gesehen.
Hinsichtlich der Kosten für die Außenanlagen liegt die Arbeit außerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens, jedoch unter dem Durchschnitt aller abgegebenen Arbeiten. Der Entwurf bearbeitet einen vergleichsweise kleinen Teil des Wettbewerbsgebietes.

Bühnentechnik
Eine Verbindung des Bühnengrabens zum Magazin wäre wünschenswert. Die Transparenz zwischen den Fluren im ersten und zweiten Obergeschoss und dem Bühnenraum ist aus akustischen Gründen zu überdenken.
Verbindungstüren zum Lichttechnikraum könnten einflüglig sein. Der Lichttechnikraum soll eine Zugangstür zum Flur erhalten.
Die bühnen- und veranstaltungstechnischen Anforderungen sind ansonsten eingehalten.

Energie
Die Einhaltung der Vorgaben zur Energieeffizienz sind dargestellt und können im Rahmen des Entwurfs eingehalten werden. Die Arbeit liegt bezüglich der Energieeffizienz im oberen Drittel des Feldes. Der transparente Teil der Fassaden ist auffällig klein.
Zoom Baufeld

Zoom Baufeld

Lageplan Ideenteil

Lageplan Ideenteil

Lageplan Baufeld

Lageplan Baufeld

Systemschnitt

Systemschnitt

Modell Hannemann

Modell Hannemann