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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2013

Umgestaltung von Schlosslände und Donauufer

ein 3. Preis

OFICINAA Architektur + Städtebau

Architektur

Vössing Ingenieurgesellschaft mbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Historisch war die Schloßlände das Herzstück des Lebens des alten Ingolstadts:
Hier war eine große, offene, und zentrale Fläche, die nicht einfach vereinnahmt werden konnte, da diese von je her auch Überschwenmmungsgebiet war. Sie war der gemeinschaftliche “Commons” , die freiliegende Fläche war für jedermann zugänglich, flexibel nutzbar: für Stadtfeste, zum Flanieren, oder auch als Tränke für das Vieh der Stadtbauern.
Ebenso floß an dieser Stelle die Schutter in die Donau, wo der kleine Nutz-Bach in den großen Strom überging: dies war die Ausgangslage für die Orts-Gründung Ingolstadts.

Dieser Abschnitt war lange auch der “Hafen” der Stadt, die Anlegestelle für Schiffe: Handelsschiffe beladen mit Salz oder Wein, den Ulmer Schachteln, den Boote der Pioniere, später der Donau-Dampfschiffahrtslinie. Lange Zeit war hier auch Ingolstadts Bahnhof mit seiner zivilen und militärischen Nutzung.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Donau zunehmend kanalisiert und die Schloßlände technisch gegen Hochwasser gesichert; so wurde die Fläche für andere Nutzungen langfristig überplanbar.
Das Stadttheater mit dem Festsaal entstand in den 60ger Jahren und nahm den gemeinschaftlichen und flexiblen Charakter des Ortes auf.
Die restlichen Flächen wurden größtenteils für den Verkehr genutzt:
Tiefgaragen und Parkplätze, der 4-spurige Ausbau der Schloßlände, sowie ein 5-spuriger Verkehrsknoten mit der Schutterstraße, Bauvorhaben, die den ungehinderten Verkehrsfluß, in die Altstadt und vor allem zur Autobahn gewährleisteten.
Der innerstädtische Flußlauf der Schutter wurde damals Opfer des optimierten Verkehrs.

Veränderungen
Seit der Landesgartenschau 1992 rückt die Donau immer weiter in das Bewusstsein der Ingolstädter und seit dem Bau der Glacisbrücke ist auch die Donaulände verkehrstechnisch grundlegend entlastet. Mit der voranschreitenden Realisierung des Gießereigeländes und der Errichtung eines Kongresszentrums erhält die Donau zunehmend auch eine städtebauliche Bedeutung für die innerstädtische Entwicklung nach Osten.
Zudem erfreut sich Ingolstadt in den letzten Jahren einem ständigen Wachstum, begründet in dem Zuzug, gut ausgebildeter Ingenieure zum erfolgreichen Automobilhersteller. So sieht sich Ingolstadt auch einer demographischen Verändung im Bereich des Bildungsniveaus und damit auch höhere Erwartungen an Freizeit-und Natur-Erlebniswert in der Stadt für die Bewohner.

Die Re-Naturierung und Umgestaltung der Ufer-Randgebiete der Donau zu einem Stadtpark mit verschiedenartigsten Freizeitangeboten, sowie ein Donau-Rundweg sollen hier Abhilfe schaffen. Eine urbane städtische Gestaltung der Schloßlände mit großen urbanen Flächen ist hier Kernstück einer Vernetzung der verschiedenen Wege von Fußgängern, Radfahrern und Booten.

AUSRICHTUNG:
Entlang der Donau entsteht ein neues städtisches Rückgrad, das sich aus der Donau-Boulevard und 4 Plätzen zusammensetzt.
Die nach Norden verlegte Straßenführung eröffnet einen langen Streifen, der Platz für den Donau Boulevard mit der tiefer liegenden Donau-Terrasse bietet. Der Donau-Boulevard schafft eine stadträumliche Verknüpfung von West nach Ost: vom Theatervorplatz über das Kongresszentrum bis hin zum zukünftigen Donaumuseum.
Die sich am Donau Boulevard reihenden 4 Plätze sollen in 2 Bau-Phasen umgestaltet, bzw. errichtet werden: 1. der Theaterplatz wird zum Fluss hin erweitert. 2. der “Schloßplatz” entsteht aus der Umgestaltung eines Teils der Parkplatzflächen hinter dem Theater; 3. der “Kongressplatz” entsteht vor dem Kongresshotel und wird bis zur Donau hin fortgeführt, 4. “Donaumuseums-Platz” verbindet den Glacie-Grünstreifen und die Museums-Terrasse mit der Donau.

Beurteilung durch das Preisgericht

Prägendes Element der Arbeit sind 4 Plätze, welche – über die verschmälerte und neugestaltete Schlosslände hinweg – die Stadt mit der Donau verbinden sollen.

Durch die lineare Führung der neuen Schlosslände entlang des Theaters entsteht so Raum, um am Donauufer großzügige Stufenanlagen mit mehreren nutzbaren Ebenen zu schaffen. Augenfälligstes Element ist eine platzartige Aufweitung in Verlängerung des Theaterplatzes, welche die von der Stadt her kommenden Besucher aufnimmt und über eine richtig angeordnete Treppenanlage bis an den Fluss heranführt. Den städtebaulichen Abschluss zu dieser Öffnung der Stadt bildet auf der anderen Uferseite die Reduit Tilly.

Dem städtisch geprägten Ufer an der Nordseite steht das extensivere, mit Buchten gestaltete südliche Ufer gegenüber, welches für Kajakfahrer eine Reihe von Anlegestellen zur Verfügung stellt und Badebereiche sowie renaturierte Abschnitte anbietet.

Theaterplatz und Schossplatz fassen das Theater gut, allerdings ist in beiden Fällen die Realisierbarkeit aufgrund der funktionalen Vorgaben (Auflassen der Schutterstraße, Verkehrsführung, ruhender Verkehr) fraglich. Auch ist die Querung der Schlosslände als nur farbliche Markierung nicht erschöpfend dargestellt. Insgesamt erscheint der Planungsbereich mit 4 Plätzen überinstrumentiert.
Die Stufenanlage kann nur im Beriech des Theaterplatzes voll überzeugen.
Die Wiederaufnahme des historischen Schutterverlaufes in der Schlosswiese als Einzelidee wird anerkannt, trägt aber wenig zur Gesamtkonzeption bei.

Die Aufenthalts- und Nutzungsqualität des neuen Donauufers ist vielfältig und wird – insbesondere im Bereich der neuen Nutzungsebene unterhalb des Theaterplatzes - grundsätzlich als angemessen bewertet, allerdings sind viele Details nicht ausgereift (Cafe-Pavillon) oder voraussichtlich nicht umsetzbar (Anlagen am / im Wasser).

Die vorgesehene Verkehrsführung mit Auflassung der Schutterstraße nördlich der Schlosslände führt zu deutlichen Mehrverkehren im südlichen Altstadtbereich in nicht verträglicher Weise zu den bestehenden Nutzungen. Für den ÖPNV ergeben sich erhebliche Umwegfahrten. Für die Anbindung der einzigen Zufahrt zum Parkplatztheater Ost fehlt die Linksabbiegespur und die Fußgängerquerungen der Schlosslände sind nicht ausreichend behandelt.
Eine grundlegende Änderung des Verkehrssystems wäre erforderlich.

Problematisch sind die zahlreichen Schwimminseln, die im Hochwasserfall rückgebaut werden müssten (v.a. während der Hauptsaison für Hochwässer von Mai bis August). Das Badeschiff erfüllt zudem die sicherheitstechnischen Anforderungen nicht. Die Schiffsanlegestelle ist nicht realisierbar: Schiffsverkehr auf der Donau ist in diesem Bereich nicht möglich. Am Südufer könnten die Kajakanlegestellen (Mauern) problematisch in Bezug auf Hochwasserabfluss sein.

Der Altbaumbestand mit Platanen wird mit ausreichendem Standraum erhalten. Auch der Ufergehölzbestand wird weitgehend erhalten. Gänzlich entfällt der Alleebaumbestand entlang der Schlosslände.

Die Arbeit leistet vor allem im Bereich des Theaterplatzes einen guten Beitrag zum Wettbewerb, da sie in der ganzen Tiefe des Raumes – vom Stadtkörper bis zur Reduit Tilly am anderen Ufer - eine schlüssige Verbindung mit guter Blickbeziehung aufbaut. Sie kann aber die Öffnung der Stadt zum Fluss nur abschnittsweise und nicht immer mit den richtigen Mitteln bewältigen. Die Realisierbarkeit erscheint aufgrund der verkehrlichen Notwendigkeiten nur sehr schwer gegeben.