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Einladungswettbewerb | 05/2013

Haus am Turm

Konrad

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

Fuhrimann Hächler Architekten ETH/BSA/SIA

Architektur

raderschallpartner ag landschaftsarchitekten bsla sia

Landschaftsarchitektur

Rothpletz, Lienhard + Cie AG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Wie ein leicht unregelmässiges Hufeisen haben Ringmauer und Graben die wenigen Strassen der Altstadt von Lenzburg umzogen. Die Setzung des heutigen Pfarrhauses hat diese Form unschön verletzt. Nur die Kirche ihrer Bedeutung entsprechend durchbricht von Anfang an und bis heute diese Grundform; sie steht wie auf einer auskragenden Schanze am Westende der Stadt. Die städtebauliche Platzierung und Volumetrie des neuen Gebäudes orientiert sich an der historischen Bebauung der Altstadt, die Joseph Plepp 1624 aus der Vogelperspektive sehr schön festgehalten hat. Das Gebäude setzt sich dicht neben den Kirchturm, schliesst somit die Lücke, die durch die unglückliche Platzierung des heutigen Pfarrhauses entstanden ist und ergänzt wieder die Ecksituation und somit das mittelalterliche Hufeisen. Um gegen die Bahnhofstrasse und die Kirchgasse abzugrenzen wird im Kurvenbereich mit einer Laube das Kirchenareal räumlich gefasst und auch dem Gertrud Villiger Platz eine räumliche Begrenzung gegeben. Gegen die Altstadt entsteht ein Gassenraum, der an die mittelalterlichen Dimensionen anknüpft und zur Kirche führt, jedoch nicht den Hauptzugang von Westen her konkurrenziert. Die heute unmotiviert freistehende Säule wird in das neue Gebäude integriert und bildet die Ecke des Gebäudes. Somit wird die Portalsituation vervollständigt, welche zum seitlichen südlichen Vorbereich der Kirche führt, der von der Wand mit den Grabtafeln räumlich gefasst wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Platzierung und Volumetrie des neuen Gebäudes orientiert sich stark am Plan von Joseph Pepp. Die Lücke zwischen Kirchturm und Kirchgasse wird somit wieder geschlossen.
Die Stadtmauer wird wieder spürbar.
Das neue Gebäude selber versteht sich aber nicht als Rekonstruktion, sondern vielmehr als skulpturaler Solitär.

Der dreiseitig fast geschlossene Betonkörper erzeugt zur Altstadt hin spannende, enge Gassenräume. Der zur Stadt hin eher abweisende Gebäudecharakter wird kontrovers diskutiert. Der sehr konsequente Entwurf in seiner rohen Materialisierung ist in dieser Form und Präsenz im Umfeld des Schutzobjektes Stadtkirche aus denkmalpflegerischer Sicht problematisch. Zu massiv und dominant stellt sich das über 8 Meter hohe, dreiseitig aus Beton bestehende und bis auf zwei Fenster geschlossene Volumen mit seinem "Rücken" gegen den Altstadtkörper – immerhin ein Ortsbild von nationaler Einstufung. Gegen den Garten hin ist das Volumen fast vollständig geöffnet. Mit einer flexiblen Holzfassade werden verschiedene Wahrnehmungen erzielt. Bei Nichtbenützung des Gebäudes ergeben die flächigen Holzpaneele ein geschlossenes Erscheinungsbild. Werden die Holzklapp- und Schiebeelemente geöffnet, verändert sich die Fassade zu einem offenen, lebendigen Bild. Diese Erscheinung einer lebendigen, offenen Nutzung widerspiegelt das Programm der Bauherrschaft sehr treffend und überzeugt.

Schlüssigerweise wird das neue „Haus am Turm“ über den Garten erschlossen. Die äussere skulpturale Erscheinung findet im Innern ihre Fortsetzung.
Ein zweigeschossiges Foyer verbindet den im Erdgeschoss angeordneten Saal mit den sehr flexibel unterteilbaren Räumen im Obergeschoss. Alle Räume sind zum Garten befenstert. Der Bezug zur Altstadt wird über kleine, in die dicke Betonmauer eingelassene Fenster erreicht. Durch zwei Oblichter wird zudem die sehr gekonnt gestaltete Raum- und Lichtabfolge hervorgehoben.

Das Raumprogramm wird überzeugend und sehr flexibel umgesetzt. Die WC-Anlagen sind zu knapp bemessen.

Der Kirchhof bleibt wie bis anhin unterteilt in Hof und Garten. Die Gestaltung zeigt die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten klar auf. Die Begrünung der Betonfassaden ist indes eher fraglich.

Das sehr sorgfältig und detailliert ausgearbeitete Projekt überzeugt in seiner architektonischen Ausformulierung. Der denkmalpflegerische Umgang mit dem Ort vermag jedoch nicht zu überzeugen.
Situation

Situation

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Schnitt B-B

Schnitt B-B