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einstufiger, begrenzt offener Realisierungswettbewerb (Losverfahren) | 10/2005

Realisierungswettbewerb FreiflÀchengestaltung Judenhof

Ort und Umfeld

Ort und Umfeld

3. Preis

SCALA Architekten und Stadtplaner

Architektur

ErlÀuterungstext



Prolog
„Freiheit und Bindung“- in Ulm

DER ORT UND SEIN UMFELD

Der Judenhof wird als Bestandteil eines ganzheitlichen, öffentlichen Raumkonzeptes verstanden, der durch seien Lage ein wichtiges Bindeglied einer Raumkette in Ost-West wie in Nord-SĂŒd Richtung ĂŒbernehmen kann.
Dieses Potential gilt es zu stÀrken und herauszuschÀlen.


EIN NEUER ÖFFENTLICHER RAUM UND SEINE BAUSTEINE
- DIE RÄNDER UND DIE OFFENE MITTE -

Dass klare und eindeutige öffentliche Raumfiguren als identitĂ€tsstiftende Faktoren in der Lage sind, Stadtquartiere neu zu strukturieren, haben in der jĂŒngeren Vergangenheit einige Beispiele gezeigt.
Das RaumbehĂ€ltnis „Judenhof“ und seine raumwirksamen RĂ€nder sind allerdings stark genug, hier gilt es ĂŒber wenige stĂ€rkende Elemente den Raum und seine Eigenarten deutlich und erklĂ€rbar zu machen.

Die raumwirksamen RÀnder des Judenhofes wiesen trotz ihrer grundlegenden Klarheit feine SchrÀgen und Winkelabweichungen auf.
Über eine klare, eingelegte FlĂ€che wird eine ergĂ€nzende Ordnungsstruktur in der FlĂ€che vorgetragen, die das VerhĂ€ltnis Raumkanten und FlĂ€che neu erleben lĂ€sst.
Diese BelagsflĂ€che bezieht sich in erster Linie auf die architektonische und stadthistorisch hochwertigen GebĂ€ude auf der SĂŒdseite, ĂŒber die auslaufenden NatursteinbĂ€nder wird die eingelegte BinnenflĂ€che jedoch auch mit den anderen Raumkanten verspannt, so dass tatsĂ€chlich alle Raumkanten an der PlatzflĂ€che teilnehmen können.
Die auslaufenden NatursteinbĂ€nder verdeutlichen dem Stadtwanderer darĂŒber hinaus die Geometrie der Raumkanten.
Die Ausrichtung des Brunnens auf die stadthistorisch bedeutende SĂŒdseite ĂŒber ein großzĂŒgiges, rechtwinkliges Tableau wird gestĂ€rkt- der Bezug zur SĂŒdkante verdeutlicht, auch eine Zuwendung des Brunnens auch Richtung SĂŒden gestĂ€rkt- im Grunde sollte es auf der BinnenflĂ€che kein „Hinten“ und „Vorne“ geben.
ZusÀtzlich hilft das Brunnentableau zum VerstÀndnis der leicht Richtung Norden Richtung fallenden Topografie des Stadtbodens.
Diese wenigen Elemente erklĂ€ren und erzĂ€hlen dem Stadtbesucher einen bekannten Ort auf eine neue Art und Weise. Die Nordkante wird ĂŒber 4 geschnittene Baumskulpturen neu thematisiert- die 4 giebelstĂ€ndigen Bauwerke der Nordkante kommunizieren hiermit neu mit der PlatzflĂ€che.
Die Baumobjekte, wie das Brunnentableau und die eingelegte BinnenflĂ€che machen deutlich, dass einerseits der Individualverkehr gefĂŒhrt, andererseits klar wird, dass hier primĂ€r der PlatzflĂ€che mit ihren eigenen Langsamverkehren und nicht dem motorisierten Individualverkehr die erste Nutzungs- PrĂ€ferenz eingerĂ€umt wird- diese Objekte werden dem motorisierten Individualverkehr unmissverstĂ€ndlich klar machen, wer diese PlatzflĂ€che in erster Linie beanspruchen wird. Lediglich die (Leucht- ) Markierungen erklĂ€ren die verkehrsberuhigten Bereiche.

ZusĂ€tzlich ermöglichen die 4 Baumskulpturen auch ein Sitzen und Beobachten unter BĂ€umen, z.B. Richtung SĂŒden fĂŒr Bewohner, wie fĂŒr Besucher der Innenstadt.
Weitere Sitzmöglichkeiten werden an der Kante des Brunnetableaus angeboten, Sitzmöbel mit integrierten Mastleuchten reagieren auf die etwas schwĂ€chere Ostkante und stĂ€rken den Bezug auf die offene BinnenflĂ€che, die neben der TanzflĂ€chen ( Bindertanz, MĂ€rkte und andere spontane Aktionen u.a.m.) jederzeit fĂŒr weitere Nutzungen offen steht- die wenigen bindenden Elemente lassen genug FreirĂ€ume zu.

Die Freiraumbewirtung wird i.M. auf zwei Bereiche begrenzt, die Spielmöglichkeiten ĂŒber einige ausgesuchte Objekte neben den 4 Baumskulpturen angeordnet, didaktischere Spielmöglichkeiten, die auch etwas zum Ort und seiner Geschichte erzĂ€hlen, werden im SĂŒdbereich des Brunnentableaus angeboten.
Die eingelegten, geriffelten Naturstein- Sonderelemente (s.u.) werden zusĂ€tzlich ein phantasievolles „Bespielen“ der GesamtflĂ€che anregen können.
Hier wird der öffentliche Raum auch tatsĂ€chlich als „BĂŒhne des stĂ€dtischen Lebens“ begriffen.
Der offene Platzraum und die RÀnder lassen diesen öffentlichen Raum als einprÀgsame und damit auch prÀgende Platzfigur am Eingang zur historischen Altstadt erscheinen.
Die wenigen bindenden Mittel lassen ein Maximum an Freiheiten zu.

Die stadthistorische und kulturellen Spuren und Hinweise auf die Ulmer Judensiedlung werden hier nicht als zusÀtzliches oder gar beherrschendes Thema herausgestellt.
Wir meinen, dass alleine die Bezeichnung „Judenhof“ stark genug ist- außer dem großen, eingravierten oder eingelegten Schriftzug „Judenhof“ auf dem Brunnentableau wird nichts hinzugefĂŒgt - der im Grunde kleine Platz kann Bedeutungsaufgeladeneres auch gar nicht mehr aufnehmen.
Dass die Begriffe „Judengasse“ oder eben hier der „Judenhof“ wieder prĂ€sent und selbstverstĂ€ndlich –natĂŒrlich auch im Kontext zur Geschichte, evtl. auch mit dem Hinweis auf die historischen Ghettosiedlungen dieser Mitbevölkerung- wieder in unsere Strassen einziehen, könnte an dieser Stelle Konzept genug sein.


MATERIAL – UND LICHTKONZEPT

1) Materialkonzept
Der ordnende, eingelegte Stadtboden wird mit Granitstreifen unterschiedlicher GrĂ¶ĂŸe belegt, die RĂ€nder mit Kleinpflaster geschlossen. Diese Methode erlaubt auch ein leichtes Anschließen oder Ineinandergreifen an, bzw. in die Nachbarbereiche.
Einige, im beruhigenden Belagsteppich eingelegte, geriffelte Sonderbausteine, die exakte die Proportionen des Belagsfeldes im Kleinen wiedergeben, spielen mit den MaszstÀben und erklÀren auf einer anderen Ebene noch einmal den Ort.
Das BemĂŒhen um ein großzĂŒgiges Raumkonzept wird ĂŒber die Wahl der wenigen Mittel gestĂ€rkt.
Den Belagsanforderungen (motorisierter Individual- und Busverkehr) wird dahingehend entsprochen, dass der Belagsaufbau entsprechend der Bauklasse 3 RSTO 01 ausgefĂŒhrt wird. In den anschließenden StraßenrĂ€umen werden die Gehwege und FlĂ€chen vor den begleitenden Raumkanten mit Kleinpflaster weitergefĂŒhrt.
Die großen StadtbĂ€nke werden aus hellem Beton mit hölzernen Sitzauflagen gefertigt, die hölzernen Masten (z.B. Fa. Aubrilam o.glw.); im Übrigen kann auf das bestehende Material- und Möblierungskonzept der Stadt Ulm zurĂŒckgegriffen werden.

2) Lichtkonzept
PrimĂ€r sollte der Raum oder wesentliche Einzelarchitekturen ĂŒber das Licht spĂŒrbar gemacht werden.
Über eine dezente Beleuchtung wird die wertvolle Bausubstanz (hier Einzelfassaden, insbesondere im SĂŒden) gestĂ€rkt.
Die EinzelbÀume um den Brunnen und im Norden erfahren durch einzelne Baumstrahler eine zarte, fast skulpturale Ausleuchtung.
Die großen linearen LichtbĂ€nke strahlen die FlĂ€chen bodennah aus, die hohen Leucht-und Fahnenmasten können zur Ausleuchtung der vorgelagerten Bereiche herangezogen werden.
Einzelne kleinere, fast flĂ€chenbĂŒndige Bodenstrahler ergĂ€nzen das nĂ€chtliche Lichtszenario.
Diese Lichtelemente mĂŒssen nicht gleichzeitig in Erscheinung treten, vielmehr kann ĂŒber ein prĂ€zise gewĂ€hltes Szenario die eine Lichtstimmung die andere ablösen oder ergĂ€nzen.
Zu einem prĂ€zisen Zeitpunkt (z.B. 00.00 Uhr) werden einzelne Beleuchtungselemente zurĂŒckgenommen, lediglich der Brunnen und die LichtbĂ€nke bleiben spĂŒrbar.
Diese Lichtwechsel sind aber jederzeit wandelbar.
Die FreirĂ€ume werden durch wenige, prĂ€zise Elemente gestĂ€rkt und beruhigt, sie wandeln sich durch ein Maximum an Freiheiten im Rahmen der wenigen bindenden Elemente, bei Nacht und Tag und ĂŒber alle Jahreszeiten hinweg zu einem gestĂ€rkten identitĂ€tsstiftenden Ort in Ulm
Lageplan bei Tag

Lageplan bei Tag

Lageplan bei Nacht
Beleuchtungskonzept

Lageplan bei Nacht Beleuchtungskonzept

Konzeptskizze

Konzeptskizze

Ansicht bei Tag

Ansicht bei Tag

Ansicht bei Nacht

Ansicht bei Nacht