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5. Rang 6 / 6

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2013

Neubau Botschaftsgebäude und Konsulat in Bangkok

6. Rang / Anerkennung

soma ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

ZWISCHENRAUM "Ein dynamisches Entrée"
Entwurfsansatz
Eine der wesentlichen Aufgaben einer offiziellen Vertretung eines Landes ist die Vermittlung und Verständigung zwischen den jeweiligen Kulturen. Die Botschaft soll ein Ort der Begegnung sein, der mittels Kommunikation, Verständnis und Respekt für eine pluralistische Geselschaft fördert. Diese Geisteshaltung sollte sich nicht nur in zwischenmenschlichen Beziehungen manifestieren sondern auch in einer architektonischen Haltung widerspiegeln.
Die Schaffung eines Kommunikationsraumes für individuelle und kollektive Öffentlichkeit findet sich auch in unserem Entwurfsansatz wieder. Neben einem repräsentativen Multifunktionsraum für Veranstaltungen und Ausstellungen, im Inneren, entsteht auch ein öffentlicher Platz. Diese urbane Platzsituation erzeugt eine hohe Präsenz und Identifikationsmöglichkeit an der vorbeiführenden Straße. Durch das Abrücken von der Straßenflucht ordnet sich der Baukörper städtebaulich als Bindeglied in eine sehr heterogene, gegenwärtige Bebauungsstruktur ein. Die Fassadenfronten der Nachbargebäude dienen dabei als Bezugslinien und werden in die Gebäudestruktur aufgenommen.

Eine Geste des offenen Empfangs
Ein zentrales Thema im Projekt ist die Generierung einer Atmosphäre des offenen Empfangs. Diese soll nicht nur von Botschafts- und Veranstaltungsbesuchern in Anspruch genommen werden, sondern auch durch den öffentlichen Vorplatz, von Besuchern der Konsulats und Visaabteilung erlebbar sein. Die erforderlichen sicherheitstechnischen Zugangsbeschränkungen werden durch eine integrative Einbindung in die Gebäudestruktur geschaffen. Das heißt die Begrenzungsmauern des Botschaftsgeländes werden als raumstrukturierende Elemente in den Innenraum weitergeführt.

Historische Bezüge zur Thailändischen Baukultur
Bei der Organisation und der Orientierung des Gebäudes wurde auf die traditionelle Bauweise bezuggenommen. Das klassische Thai Haus bestand aus einzelnen Räumen (Bauteilen) die über eine große, aufgeständerte Veranda verbunden waren. Die gesamte Gebäudestruktur wurde entlang einer Ost-West Achse orientiert um die Sonneneinstrahlung zu minimieren. (siehe plusminus20°/40°latitude S. 124) Dieses Bauschema ist in den Entwurfsansatz miteingeflossen und führt zur Orientierung der Kommunikationsachse im Zwischenraum der beiden Baukörpern, sowie zur frei organisierten Empfangszone im ersten Obergeschoß der Botschaft.

Erschließung
Auf der westlichen Seite der Frontfassade befindet sich der Haupteingang der Botschaft mit anschließendem Zugang zum Multifunktionsraum. Dieser kann für Veranstaltungen autark betrieben werden und im Katastrophenfall auch als Notunterkunft zu Verfügung gestellt werden. Auf der östlichen Seite befindet sich der, für Parteienverkehr zugängliche Bereich des Konsulats.
Die Residenz ist mit einem direkten Eingang in den Erschließungsbereich der Botschaft verbunden. Für die Mitarbeiter ist nach dem kontrollierten Eingangstor neben dem Konsulatseingang ebenfalls ein direkter Zugang in den Bürotrakt des Botschaftsgebäudes vorgesehen.
Dem gesamten Gebäudekomplex vorgelagert, befindet sich der bereits erwähnte öffentliche Vorplatz. Durch das im Klimakonzept vorgesehene ausblasen der trockenen Abluft im Vorplatzbereich, in Verbindung mit den Sonnenschutzlamellen, wird ein angenehmer Aufenthalt in diesem Freibereich ermöglicht. Dadurch kann dieser Bereich bei Veranstaltungen bespielt oder aber auch im normalen Tagesverlauf als angenehme Verweilzone genutzt werden.
Fassadenkonzept
Die Holzlamellenkonstruktion und die vorgehängte Holzfassade bezieht sich auf die in Österreich ausgeprägte und richtungsweisende Holzbaukultur.
Materialvorschlag: Mikrowellengetrocknetes Holz
„Das Material ist ungiftig und gilt als ökologisch unbedenklich. In die Holzmatrix eingelagert bilden sich in oberflächennahen Bereichen Siliziumoxid-Nanopartikel. Unsere bisherigen Ergebnisse zeigen, dass billiges, heimisches Holz durch dieses Nano-Infiltrationsverfahren so modifiziert werden kann, dass es ähnliche Eigenschaften wie vergleichsweise teures Hartholz hat“ (Zitat: DI Christian Lux vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik)
http://www.uibk.ac.at/forschung/newsletter/01-2011/starkes-holz.html
Durch die externen hinterlüfteten Holzlamellen, deren Neigung entsprechend der jeweiligen Orientierung optimiert ist, wird ein optimaler Sonnenschutz bei gleichzeitigem gutem Tageslichteintrag gewährleistet. Zusätzlich werden sie straßenseitig als einbruchshemmende Konstruktion ausgeführt. Die freigeformte Lamellenebene über dem konditionierten Vorplatzbereich wirkt als raumbildender Sonnenschutz.
Opake Wand- und Dachflächen sind witterungssicher und luftdicht als Betonkonstruktion mit durchlaufender Dämmebene ausgeführt. Die Fassaden in Holz-Pfosten-Riegel-Konstruktion sowie die Oberlichter im Zentralbereich erhalten hoch selektive 2-fach Sonnenschutzisoliergläser (70% Lichttransmission, g-Wert: 0.35). Die reduzierte Verglasung an der Westfassade erhält eine stärkere Sonnenschutzschicht (50/25) sowie innen liegenden reflektierenden Screen als kombinierten Sonnen- und Blendschutz.
Durch die im Süden über den Vorplatz herausgeführten Holzlamellen entsteht ein verschatteter Außenbereich, der in den Abendstunden eine zusätzliche Nutzung erlaubt.

Klima- und Energiekonzept
Das Klima- und Energiekonzept des Gebäudes senkt durch die optimierte Gebäudehülle mit strategisch angeordneten Fensterflächen sowie Holz-Lamellen als externem Sonnenschutz den Kühlbedarf des Gebäudes und schafft gleichzeitig über Strahlungskühlung über Bauteilflächen und zugfreie Frischluftversorgung nach dem Quellluftprinzip optimierten Komfort für die Nutzer. Durch eine zentrale Lüftung mit weitgehender Enthalpierückgewinnung aus der Abluft über Sorptionsräder und eine hocheffiziente Kälteerzeugung über magnetgelagerte Kompressionskältemaschinen mit hybrider Rückkühlung wird der resultierende Energiebedarf soweit minimiert, dass über die solare Stromerzeugung aus der dachintegrierten Photovoltaikanlage der gesamte Strombedarf zum Betrieb des Gebäudes in der Jahresbilanz kompensiert werden kann und so ein zukunftsweisendes, nachhaltiges Gebäude geschaffen wird.


Raumklimakonzept
Die Kühlung der Büroräume erfolgt über auf die Dämmung aufgeputzte Kappillarmattensysteme. In Kombination mit der gekühlten und entfeuchteten Quellluftversorgung über Wand-/ bzw. Boden integrierte Quellluftauslässe wird eine individuelle zugfreie und stille Kühlung der Räume gewährleistet sowie eine raumweise individuelle Raumtemperaturkontrolle ermöglicht.
Im der Multifunktionshalle sowie im Empfangsbereich übernimmt eine Fußbodenkühlung die Raumkonditionierung, hierdurch können am Boden absorbierte solare Strahlungslasen direkt aus dem Raum abgeführt werden bevor sie die Raumluft erwärmen. Die Zuluftversorgung der Multifunktionshalle erfolgt über im Fassadenbereich integrierte Quellluftausläse, die Abluft wird im Deckenbereich abgesaugt und zur Lüftungszentrale zurückgeführt. Die Flur- und Verkehrsflächen werden über überströmende Büroabluft mit Luft versorgt. Der Galeriebereich zur Multifunktionshalle kann im Veranstaltungsfall zusätzlich über Deckenauslässe mit Frischluft versorgt werden, um auch bei maximaler Gebäudebelegung optimale Luftqualität zu gewährleisten.
In der Lüftungszentrale erfolgt über ein Sorptionsrad eine etwa 70%ige Enthalpie-Rückgewinnung aus der Abluft, die zur Vorkonditionierung der zentral angesaugten Frischluft eingesetzt wird. Die nachgeschaltete zusätzliche Entfeuchtung sowie der Betrieb des sehr dicht ausgeführten Gebäudes im leichten Überdruck, gewährleistet komfortable Raumtemperaturen und Luftfeuchten.
Über Tageslicht- und Präsenzabhängig gesteuertes Kunstlicht sowie die druckverlustarme Quelllüftung wird der Strombedarf für den Gebäudebetrieb minimiert.
Nach der Enthalpierückgewinnung in der Lüftungszentrale wird die Fortluft des Gebäudes über einen Kanal in der Bodenplatte zum Vorplatzbereich geführt. Durch die gegenüber den extremen Außenbedingungen immer noch kühlere und trockenere Gebäudefortluft, erhöht dieser bodennah einquellende Zuluftstrom den thermischen Komfort deutlich, so dass die Zeiten mit akzeptablem Außenkomfort dieses verschatteten Bereichs deutlich erhöht werden und Zusatznutzungen im Außenbereich häufiger möglich werden.

Energieversorgungskonzept
Die Kälteerzeugung erfolgt über magnetgelagerte Kompressionskältemaschinen und Rückkühlwerke in der Technikzentrale im 2. OG. Die hocheffizienten Kompressionskältemaschinen erreichen selbst unter den extremen Witterungsbedingungen des Klimas in Bangkok elektrische Leistungszahlen von 6-7 für die Kälteerzeugung und senken den für die Kühlung und Entfeuchtung benötigten Strombedarf erheblich. Daher kann über die auf dem Gebäudedach integrierte Photovoltaikanlage mit einer installierten Leistung von etwa 35 kWel der gesamte Strombedarf für den Gebäudebetrieb in der Jahresbilanz kompensiert werden.


Funktionalität der Zonierung
Das Gebäude wird durch eine Erschließungs- und Kommunikationsachse in zwei verschiedene Baukörper geteilt. Der südliche Bauteil funktioniert als Schnittstelle zwischen den Kulturen. Sowohl auf diplomatischer Ebene (Büro des Botschafters) als auch auf normaler Bürgerebene (Visaschalter). Der nördliche Baukörper ist als optimierter Bürotrakt für die Mitarbeiter der Botschaft und des Konsulats konzipiert. Der lichtdurchflutete Spalt zwischen den beiden Baukörpern; ermöglicht eine optimale interne Erschließung und offene Empfangs- und Kommunikationsbereiche. Vertikal sind die verschiedenen Funktionszonen in Botschaftsbereich im Obergeschoß und Multifunktionszone mit Konsulat im Erdgeschoß gegliedert. Der Technikbereich befindet sich im zweiten Obergeschoß.

Beurteilung durch das Preisgericht

Vorgeschlagen wird ein im Wettbewerbsgebiet freistehender, zweigliedriger, zweigeschossiger, in Teilbereichen dreigeschossig (Haustechnik) Solitärbau mit einer markanten lamellenförmigen Fassadenstrukturierung aus mikrowellengetrocknetem Holz. Den Baukörper umgeben großzügig angelegte Freiflächen als Vorzonen zu den Eingängen. An der Grundgrenze zum Raintree-Projekt sind die PKW-Stellplätze innerhalb des Perimeterschutzes angeordnet.

Konsulat und Botschaft verfügen über zwei voneinander getrennte Eingänge, wobei derjenige zur Botschaft gleichzeitig der für den Multifunktionsraum ist.

An der Schnittlinie zwischen den beiden Gebäudevolumen sind zwei zusätzliche Zugänge für Mitarbeiter vom Parkplatz, und an der gegenüberliegenden Seite einer vom Residenzgebäude angeordnet.

Multifunktionsraum und Konsulat sind im Erdgeschoß, die Botschaft im Obergeschoß organisiert. Die Funktionsanordnungen entsprechen weitestgehend den Anforderungen.

Der Wachposten ist beim Konsulatseingang situiert. Aufgrund der Gebäudekonfiguration an der Straßenseite (Lamellenfassadenvorsprung) ist diesem Wachposten die Sicht auf den Botschaftseingang genommen. Das Büro Visabearbeitung ist vom Visa-Schalter durch zwei Gänge getrennt.

Die Option einer nachträglich realisierbaren barrierefreien Erschließung vor allem des Oberschoßes ist nicht dargestellt.

Ein derart großer Vorplatz stellt ein Sicherheitsrisiko für die Botschaftsmitarbeiter dar.

Die ausdruckstarke Fassadengestaltung wird gewürdigt.

Die sich über das Gebäude ziehende Fassade wird als spannender Akzent gewürdigt.

Kritisch gesehen wird der Umstand, dass sich die Funktionen in den beiden von außen als 2 Baukörper wahrnehmbaren teilen nicht entsprechend abbilden. Dadurch wird der Vorschlag etwas formalistisch.
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