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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2013

Neubau einer Wohnanlage für Studierende

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 47.000 EUR

karlundp

Architektur

TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept / Entwurfsidee:

Das städtebauliche Konzept gliedert die 400 Wohneinheiten in sechs gleichwertige Häuser unterschiedlicher Höhe und übernimmt damit den fast dörflichen Charakter der bestehenden Anlage. Eine Verdrehung der Baukörper zu den bestehenden Gebäuden bewirkt eine lebendige Verzahnung mit den Bestandsgebäuden und lässt ein vielfältiges Wechselspiel aus Baukörpern und Freiräumen entstehen.

Die flächensparende Bauweise erreicht einen umfangreichen Erhalt des Baumbestandes und unterstütz damit das Wohnen im „Grünen“.

Die lebendige Gestaltung der Fassaden entfaltet ein ebenso eigenständiges wie auch prägnantes städtebauliches Bild und spiegelt die individuelle Nutzung seiner Bewohner.

Die übersichtliche Größe der Einzelgebäude begünstigt das Wohnen in kleinteiligen Gruppen und sorgt für eine familiäre Atmosphäre. Kleine Terrassen auf jeder Ebene schaffen zusätzliche Aufenthaltsbereiche und unterstützten den Austausch unter den Bewohnern.

Die Südorientierung der Gebäude gewährleistet gleichwertige Lichtverhältnisse und eine ausgewogene Wohnqualität. Differenzierte Gebäudehöhen und Verdrehung der Baukörper zueinander bietet dabei größtmögliche Privatheit für die Bewohner.

Ein großzügiger Platz am „Gemeinsamen Haus“ bildet das kommunikative Zentrum für die Bewohner.

Energie- und Haustechnikkonzept, Energieeffizienz:

Ziel der energetischen Gebäudekonzeption ist es, den notwendigen Jahres-Gesamtenergiebedarf, insbesondere den Primärenergieaufwand, auf ein Minimum zu reduzieren.

Auf Grund der hohen Personendichte (innere Wärmegewinne) in den Gebäuden und der Möglichkeit der solaren Wärmegewinne der nach Süden, Westen und Osten orientierten Fensterflächen, kann in Verbindung mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung (mit Wärmerückgewinnung) ein annähender, oder tatsächlicher Passivhausstandard mit einem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand erreicht werden. Eine passive Solarenergienutzung im Winter wird durch ein adäquates Verhältnis von Fensterflächen (Energieeintrag) zu Massivbauteilen (Energiespeicherung) ermöglicht.
Ein individuell verstellbarer außenliegender Sonnenschutz vermeidet zudem einen übermäßigen Sonneneintrag im Sommer und damit eine Optimierung des sommerlichen Wärmeschutzes. Öffenbare Fenster garantieren zudem eine effiziente Nachtauskühlung des Gebäudes im Sommer. In Verbindung mit Fensterkontakten und einer dadurch gesteuerten Abschaltung der Heizkörper, bzw. Lüftung wird ein Wärmeverlust durch unsachgemäßes Lüften im Winter vermieden.

Neben den genannten Faktoren der Heizenergieeinsparung bieten sich viele weitere bauliche und technische Maßnahmen zum nachhaltigen Umgang mit allen Ressourcen an:

- Flächensparende, kompakte Baukörper mit günstigem A/V-Verhältnis (Minimierung des Energiebedarf)
- klare und funktionale Grundrissorganisation (Reduzierung der Verkehrsflächen)
- Verzicht auf aufwendige Konstruktionen (durchgängig übereinanderliegende Gebäudestruktur, ökonomische Spannweiten, gleiche Ausbildung der Sanitär- und Kochbereiche bei allen Appartements)
- extensive Dachbegrünung zur Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes
- Entwässerung als Trennsystem (Ableitung Schmutzwasser über. Kanal, Versickerung Regenwasser auf dem Grundstück)
- Nutzung der Dachflächen für Photovoltaik (Stromeigennutzung, bzw. Einspeisung ins öffentliche Netz)
- Tageslichtoptimierte Beleuchtungssysteme zur Minimierung des Strombedarfs
- Sommerlicher Wärmeschutz über Nachtabkühlung (unverkleidete Flachdecken und Massive Tragwände als passive Speichermasse)
- Verwendung von umweltverträglichen, recycelfähigen und ressourcenschonenden Baustoffen
- Einsatz von robusten und wartungsarmen Materialien (Instandsetzungsfähigkeit)

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit hebt sich durch eine ausgewogene und durchgängig nachvollziehbare Tiefe der Durcharbeitung hervor. Dabei sind die Auslobungsbedingungen in den wesentlichen Punkten berücksichtigt.

Der Entwurf thematisiert das Wohnen im Wald und führt die vorhandene Bebauung mit ihrem dörflichen Charakter auf neue Art fort. Dabei sind 6 würfelförmige Baukörper spielerisch in den Wald platziert. Die dadurch entstehenden Freiräume verzahnen die Neubauten überzeugend mit dem Bestand.
Die Nachverdichtung führt zu einem angemessenen Charakter mit hoher Freiraumqualität.

Auf die sehr unterschiedlichen, städtebaulichen Bezüge zur Erwin-Rommel-Straße, dem Chemikum, dem neuen Parkhaus und den Bestand wird sehr geschickt mit unterschiedlichen Höhenentwicklungen reagiert.

Bezüglich der Verbindung von Technischer und Naturwissenschaftlicher Fakultät, sowie den Bezügen zur Wohnsiedlung am geplanten Verknüpfungspunkt Erwin- Rommel-Straße ist die Platzierung des Gemeinschaftshauses mit einem großzügigen Platz sehr gut gelungen. Die gewünschte städtebauliche
Verbindung erhält dadurch von Anfang an eine prägnante Ausrichtung.

Für die Phase des Abbruches der Gebäude 51 und 53 wird keine Nachverdichtung dargestellt, obgleich diese denkbar erscheint.

Das Wohnen in Gruppen wird durch unterschiedlich hohe, 4- bis 6-gechossige Baukörper, auf den einzelnen Ebenen durch Gemeinschaftsloggien mit vielfältigen Bezügen zur Umgebung überzeugend dargestellt. Aus betrieblichen Gründen sollten diese abschließbar und insofern nicht Bestandteil des Fluchtwegekonzepts sein.

Die Grundrisse sind bei den Flächen der Einzelappartements an der unteren Grenze. Wünschenswert ist eine Vergrößerung um ca. 10%. Die Ausrichtung ist nach Osten, Süden und Westen optimiert. Die Zusammensetzung der Wohngruppen und die Anordnung der Technikschächte sollte aus Nutzersicht optimiert werden.

In der Gesamtkonzeption ist die Anzahl der Aufzüge zu überdenken. Die Fassaden überzeugen durch Holzklappläden, die den klaren Baukörpern eine lebendige Erscheinung geben. Aus Sicht des Auslobers ist hier der Wartungsaufwand zu minimieren.
Der Charakter der Fassadengestaltung ist dem Waldcharakter angemessen.
Die Fassade des Parkhauses sollte dem folgen. Der Grundriss des Parkhauses sollte wirtschaftlicher organisiert werden.

Die Freianlagen sind zurückhaltend dargestellt. Die Pkw-Stellplätze, sowie ein durchgängiges Konzept der Nebenanlagen sind nicht erkennbar. Die überdachten Fahrradstellplätze reichen nicht aus. Die Wegeführung ist optimierbar.

Die dargestellte Fortführung der Grünachse im Bereich des Chemikums ist fragwürdig.

Die Zugangssituation zu den Häusern ist, jeweils von Norden, sehr gut gelöst. Die funktionale Anordnung der Fahrradstellplätze wirkt selbstverständlich und kommunikativ.
Die kompakte Lösung ist insgesamt wirtschaftlich.

Die Anforderungen an Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ökologie erscheinen auf der Grundlage der dargestellten Maßnahmen realisierbar.