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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2013

Neubau Technikum des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ)

ein 3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

Gerber Architekten GmbH

Architektur

Inros Lackner SE

TGA-Fachplanung

Dr. Heinekamp Labor- und Institutsplanung

TGA-Fachplanung

wup Modellbau Wiens + Partner GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Das Neubauensemble für das Technikum des Deutschen Biomasseforschungszentrums in Leipzig soll einen repräsentativen Kopf für den Wissenschaftspark an der Permoser Straße/Torgauer Straße bilden.

Durch einen räumlichen Versatz der zwei Neubauten – des Technikakomplexes im Osten und des Seminar-/Bürosolitärs im Westen – entsteht ein großzügiger Vorplatz und ein Entrée für das gesamte Gebiet.

Mit seinen 25 Metern Höhe überragt der Seminar-/Bürosolitär die umliegende Bebauung und wird so zu einer Landmarke mit Fernwirkung.
Nähert man sich dem Gebäude, so fällt es durch seine unkonventionelle, an florale Muster erinnernde, Fassade auf und könnte als „Icon“ für das Deutsche Biomasseforschungszentrum fungieren.

Im Gegensatz zu diesem Gebäude präsentiert sich der Neubau im Osten, bestehend aus den Technikahallen mit zugehörigen Lagern/ Werkstätten und den Laboren, als sehr klarer, technisch anmutender Gebäudekomplex.
Nur die transparent umhüllten und hinterleuchteten Schornsteine stechen aus dem kubischen Volumen hervor und präsentieren den funktionalen Aspekt auf öffentlich wirksame Weise.

Die Unterschiedlichkeit der Gebäude spiegelt die Arbeit der Forschung wieder.
Die Notwendigkeit der Funktionalität und der Geheimhaltung einerseits und die der repräsentativen Außenwirkung andererseits.

Zwischen den beiden Neubauten spannt sich ein Landschaftsteppich auf, der sich in Form einer Achse aus dem Nordwesten bis hin zur Forschungsbiogasanlage im Südosten des Areals zieht und zum verbindenden Element für den gesamten Wissenschaftspark wird.

Der Landschaftsteppich besteht aus verschiedenen Grün-/ und Pflanzenthemen, die durch das Thema der Biomasseforschung inspiriert sind. Inmitten der Achse befindet sich wirkungsvoll plaziert die Windkraftanlage als imagebildendes Element.

Vor dem Seminarbereich (öffentlicher Bereich) im Erdgeschoss des Solitärs spannt sich ein öffentlicher Vorplatz auf. Der Rest des Gebietes ist nur über eine Zugangskontrolle erreichbar.

Der Seminarbereich präsentiert sich in Form eines verglasten Pavillons im Erdgeschoss des Solitärs. Über eine Wasserfläche hinweg betritt man den Bereich und gelangt in das Foyer, welches zugleich Ausstellungsbereich ist. Von hier kommt man in einen großen, flexiblen Bereich für Veranstaltungen aller Art (bestehend aus schaltbaren Seminarräumen und Speisesaal) oder über eine „Himmelstreppe“ auf das Dach des Pavillons, den Biomassedachgarten - Eine Schaufläche für regenerative Energien und Biomasseanbau.

Der Technikakomplex präsentiert sich als skulpturaler Hallenkörper, in den der Laborbereich als transparentes Volumen eingelassen ist.
Im Erdgeschoss befinden sich in zentraler Lage Lager und Werkstätten zwischen den hohen Hallen. Über diesem niedrigeren Bereich liegt die Laborlandschaft, welche über ein kleines Foyer und eine in einer Glasfuge verlaufenden Treppe erreichbar ist.

Von dem Laborbereich aus hat man Einblicke in die Hallen, in einen eingeschnittenen begrünten Innenhof und über das Areal hinweg. Die Labore befinden sich inmitten einer umlaufenden Erschließung und bieten eine große Flexibilität. Verglaste Aufenthaltsbereiche liegen aussen um die Erschließung herum.

Über dem Laborbereich befindet sich eingehaust die Haupttechnikzentrale, die über direkte Anbindungen sowohl in den Laborbereich, als auch in alle Hallen verfügt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Leitidee des Entwurfes ist die Gestaltung eines markanten Stadtbausteins aus zwei solitären Gebäuden. Hierdurch sollen sowohl die Aufgaben des Deutschen Biomasseforschungszentrums verdeutlicht, als auch ein repräsentativer Kopf für den gesamten Wissenschaftspark geschaffen werden.

Das Labor- und Technikagebäude wird nah an die Torgauer Straße platziert und entwickelt die erforderlichen Schornsteine zu einem zeichensetzenden Gestaltungsmerkmal. Das zurückgesetzte
Seminar- und Bürogebäude überragt im Sinne einer Landmarke mit 25 Metern Höhe die Nachbarschaft. Diese kraftvolle und funktionszeigende städtebauliche Haltung wird nach kontroverser Diskussion als ein möglicher Lösungsansatz eingeschätzt; die industrielle Anmutung des Funktionsgebäudes kann insbesondere die Nutzer noch nicht überzeugen. Offen bleiben die gestalterischen
Auswirkungen beim nachträglichen Einbau weiterer erforderlicher Schornsteine. Zwischen den beiden Gebäuden wird eine Erschließungs- und Freiraumachse entwickelt, die an der Torgauer
Straße mit einem städtischen Platz beginnt und in der Tiefe des Grundstückes landschaftlicher gestaltet werden soll. Hierdurch gelingt es den Verfassern, auch die rückwärtigen Nutzungen mit dem Entreebereich zu verzahnen. Die Regenrückhaltung erfolgt teilweise offen im Platzbereich.

Die Verteilung der verschiedenen Nutzungen auf die beiden Gebäude ist funktionsgerecht; die Vorteile der räumlichen Teilung in einen Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich und in einen
Technikbereich ohne Verbindungsbauwerk liegen funktional in der sehr einfachen Besucherlenkung und Gebäudesicherung, die den gewissen Nachteil des fehlenden witterungsgeschützten
Überganges akzeptabel macht. Die Grundrisse sind überwiegend nutzergeeignet. Dies gilt für die Büroorganisation und für die Anordnung der 3 Technika mit den ausreichend breit dimensionierten
inneren Erschließungswegen. Beim Technikum TK fehlt allerdings eine Anlieferzone im Gebäude. Die Anordnung der Lagerräume im Erdgeschoss sowie der Labore im 1. Obergeschoss vermeidet
Konfliktsituationen zwischen den Nutzungen. Die Lage der Seminarräume ist funktionsgerecht, ihre Koppelbarkeit jedoch nicht uneingeschränkt möglich.

Prägendes Merkmal der Fassadengestaltung des Büro- und Seminargebäudes sind asymmetrisch vorgehängte Aluprofile, die dem Gebäude trotz seiner Höhe ein weiches und unverwechselbares
Erscheinungsbild geben. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ist die vorgeschlagene Materialität jedoch zu kritisieren.

Die energetischen Anforderungen werden überwiegend umgesetzt. Hervorzuheben sind im Vergleich zu anderen Entwürfen die kompakte Bauweise, die hohe Flächeneffizienz, das geringe zu
beheizende Volumen und die gute Tageslichtnutzung. Dem steht ein unzureichender sommerlicher Wärmeschutz entgegen. Das Energieversorgungskonzept basiert auf den Vorgaben ohne weitere Ergänzungen.

Der vorgegebene Baukostenrahmen wird ausgeschöpft, aber nicht überschritten.

Die Arbeit stellt einen funktional überzeugenden und gestalterisch interessanten Beitrag dar, der in der Jury aufgrund seiner Anmutung kontrovers diskutiert worden ist. Es bestehen allerdings deutliche Nachhaltigkeitsdefizite.