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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2013

Neubau einer Verwaltungszentrale für das Referat für Gesundheit und Umwelt

Behnisch Architekten

Behnisch Architekten

Anerkennung

Preisgeld: 25.000 EUR

Behnisch Architekten

Architektur, Landschaftsarchitektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch seine skulpturale Architektur passt sich der Entwurf des Hauptgebäudes gut in die kleinteilige Architektur der Gabelsbergerstraße ein. Über einen schmalen Rücksprung der Erdgeschossfassade erschließt sich das Gebäude über ein helles, lichtdurchflutetes Atrium. Die Baumasse in Richtung des denkmalgeschützten Altbaus in der Maßmannstraße ist sehr massiv und ist aus städtebaulicher Sicht in Bezug auf die Genehmigungsfähigkeit nach § 34
als auch die Abstandsflächen problematisch. Die Konzentration der großen Baumasse am nördlichen Bereich des Grundstücks verursacht eine erhebliche Beeinträchtigung der Durchwegung und des Nachbargebäudes.

Die eingeschossige Kita nimmt dem wertvollen Außenraum sehr viel Freifläche, ohne entsprechende Qualitäten im Außenraum für die Kinder zu schaffen. Der Zugang der Kita teilt den Freispielbereich in zwei Teile.

Beim Männerwohnheim ist keine öffentliche Durchwegung von der Schleißheimer Straße vorgesehen. Der vorhandene Baumbestand wird erhalten.

Durch die skulpturale Dachgestaltung, das interessante Atrium und die gestaffelten Dachterrassen gelingt dem Verfasser ein architektonisch besonderes Gebäude. Die Anordnung des Cafés und die gute optische Außenanbindung des Atriums, verbunden mit den frei angeordneten Treppen schaffen einen interessanten Innenraum.

Für diese architektonischen Ideen werden jedoch erhebliche funktionale und für ein Verwaltungsgebäude inakzeptable Nachteile wie z.B. die zu erwartende Überhitzung der
Büros zum Atrium aber auch in den Dachschrägen in Kauf genommen. Das nach Südosten ausgerichtete Atrium lässt auch bei geplanten Nachströmöffnungen und Entlüftungsöffnungen im Dachgeschoss eine erhebliche Überhitzung erwarten.

Positiv ist die geschossweise Anordnung von Außenterrassen – insbesondere in Kenntnis, dass bei einer Gesundheitsbehörde keine Raucher vor dem Haupteingang stehen sollten und Wegezeiten auch Arbeitszeit beanspruchen.

Durch die geplante Dachausbildung fügt sich die Fassade positiv in die kleinteilige Randbebauung in der Gabelsbergerstraße ein. Die Fassade selbst ist im senkrechten Teil
der Funktion gestalterisch angemessen. Durch die Kombination von hohem Fensteranteil, Verglasung im Atrium und in den Dachschrägen liegt die Arbeit in Bezug auf die Energieund Nachhaltigkeitskennwerte funktional jedoch im hinteren Bereich der ausgewählten Bewerber.

Die Orientierung im Gebäude lässt mit Abstand vom Atrium deutlich nach. Insbesondere die Erschließung des Konferenzbereiches hinter der Registratur wäre überarbeitungsbedürftig. Die interne Organisation der Kita mit einer offenen Gemeinschaftsgarderobe sowie einem


offenen Kinderwagenraum hinter dem Eingangsbereich (Brandschutz/Schmutz) als auch die Belichtung der Räume an der Ostseite über Oberlichter und die fehlende Belichtung der innenliegenden Küche sind kritisch.

Das Männerwohnheim wird über eine attraktive Eingangssituation mittig erschlossen. Der behindertengerechte Übergang zum Altbau über Rampen bedürfte noch einer Überarbeitung. Obwohl das Gebäude nur über 5 Geschosse verfügt, wird die Traufhöhe überschritten. Da das Raumprogramm nur 38 statt 40 Zimmer vorsieht, ist somit mit einer weiteren Flächenreduzierung zu rechnen.


Der zunächst großzügig erscheinende grüne Innenhof erfährt durch den eingeschossigen Kindergarten und die zugeordnete Freifläche eine deutliche Einschränkung. Der öffentliche
Durchgang ist gut auffindbar, hat eine klare Führung und verknüpft sich mit dem Außenbereich der Caféteria.

Der Anteil der versiegelten Flächen ist jedoch zu hoch. Recht sinnvoll erscheint die Zuordnung des Außencafés zur zentralen Eingangshalle. Etwas unterbewertet wirkt der Haupteingangsbereich an der Dachauer Straße. Das Bemühen um den Erhalt der wertvollen Bestandsbäume wird besonders anerkannt.


Im Themenfeld „Komfort und Gesundheit“ verfügt die Arbeit infolge des mittleren Gesamtfensterflächenanteils, der günstigen Fassaden- und Sturzausbildung sowie der – auch in den Flurbereichen – möglichen Sichtbeziehungen zum Außenraum über eine förderliche Tageslichtversorgung. Das Raumklima bietet hingegen durch den mittleren Ost-West-Fensterflächenanteil und das mäßig effiziente Sonnenschutzkonzept nur bedingt förderliche Arbeitsplatzbedingungen. Insbesondere die im Detailschnitt dargestellten Dachgeschossbereiche erscheinen deutlich zu hohen solaren Einträgen ausgesetzt. In Bezug auf die „Wirtschaftlichkeit“ weist der Baukörper durch die vielen Verkehrsflächen ein
ineffizientes NF/BGF-Verhältnis auf. Die Lebenszykluskosten (Erstellung und Betrieb) liegen im Durchschnitt. Hinsichtlich „Ressourcen und Energie“ ist ein mittlerer Anteil des Gesamtgrundstücks versiegelt. Der Primärenergieinhalt der Baustoffe („graue Energie“) weist einerseits eine sehr geringe Baumasse unter Gelände sowie einen mittleren Anteil nachwachsender Rohstoffe auf. Der Bruttorauminhalt und Hüllflächenanteil ist hingegen
überproportional hoch. Der absolute Endenergiebedarf ist durch das große zu beheizende Raumvolumen überdurchschnittlich erhöht, wobei der spezifische Bedarf (d. h. pro m2 NGF) sich nur leicht über dem Querschnitt befindet. Die Energiebedarfsdeckung weist ein eher niedriges PV-Potential auf, die Solartechnik könnte formal in die Dachflächen integriert werden. Insgesamt liegt das Energie- und Nachhaltigkeitskonzept des Beitrages im
Wettbewerbsmittel aller Arbeiten im oberen Bereich, kann jedoch im Vergleich mit den Arbeiten in der Engeren Wahl nicht durchgängig überzeugen.
Behnisch Architekten

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