modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Mehrfachbeauftragung | 06/2013

Neubau Gemeindezentrum für die Petrusgemeinde

1. Rang

Waechter + Waechter Architekten BDA PartmbB

Architektur

Erläuterungstext

Der neue Gemeindesaal und ein Innenhof gleicher Größe bilden den Mittelpunkt, das "Herz" des neuen evangelischen Gemeindezentrums der Petrusgemeinde. Damit wird auch räumlich dokumentiert, dass die Gemeinschaft im Mittelpunkt des Gemeindelebens steht. Ringförmig liegen alle Nutzungen des Gemeindezentrums um diese neue Mitte, die so zentrales, ordnendes Element ist.

Das Gemeindezentrum soll Ort der Begegnung und des Austauschs sein. Dies erfordert eine Architektur und eine Gebäudetypologie, die die Kommunikation in hohem Maße unterstützt. Deswegen wurde ein Konzept gewählt, das alle Nutzungen barrierefrei auf einer Ebene anbietet und so Begegnung, auch unterschiedlicher Gruppen, ermöglicht. Alle Nutzungen sind gleichrangig angeordnet, keine Treppen und Aufzüge erschweren die Kommunikation. Der um die bestehende Kastanie gelegte Hof und das großzügige Foyer bieten dem Besucher ausreichend Fläche zur Begegnung und Kommunikation. Gemeindefeste etc. können im Saal und im geschützten Außenraum auf großer Fläche schön gefeiert werden.

Zum Adenauerplatz zeigt sich der Ring mit nur einem hohen Erdgeschoss – aufgrund der Geländeneigung steigt die Bauhöhe nach Süden an – damit werden die im Bestand in der Bergstraße und Badgasse vorhandenen Gebäudehöhen sehr genau aufgenommen und weitergeführt. Der eingestellte Saal bildet einen städtebaulich markanten, weithin sichtbaren Höhepunkt, der im Stadtbild im spannungsvollen Dialog zu den anderen kirchlichen Einrichtungen steht.

Rund um den Hof entsteht eine kreuzgangartige, ringförmige Erschließung mit kurzen Wegen. Die Erschließungswege erhalten durch unterschiedliche Belichtung einen eigenen Charakter – Licht von oben, Seitenlicht. Ausblicke und Einblicke in den schön proportionierten Hof oder über das Foyer in den Straßenraum führen zu einem Höchstmaß an Übersichtlichkeit und Kommunikation sowie einer einfachen Orientierung. Die geforderten Funktionszusammenhänge sind überall optimal erfüllt.

Ein plastischer Einschnitt mit einem weit auskragenden Dach markiert klar den Eingang zum Foyer, das sich schaufensterartig zum Adenauerplatz öffnet. Beim Betreten blickt der Besucher direkt in den schönen Innenhof und kann die Struktur des Gemeindezentrums leicht erfassen. Das Foyer ist Treffpunkt der unterschiedlichen Nutzungsbereiche – abends könnte ggf. noch ein Kamin zum Verweilen einladen. Im Westen zur Bergstraße mit Blick auf den Grünraum und den Spielplatz sind die Gruppenräume (über mobile Trennwände miteinander koppelbar) und der Werkraum angeordnet. Die Küche liegt ideal am Foyer und Saal. Nach Osten zur Badgasse liegen die Verwaltungsbereiche. Die Grundrisskonzeption ermöglicht sehr einfach, einzelne Bereiche herauszulösen und getrennt zu vermieten. Die Nischen der zurückliegenden Türen gliedern räumlich den Flur. Sämtliche Nebenräume liegen an der südlichen Grundstücksgrenze. Durch die gleichwertige Lage aller Nutzungsbereiche entstehen Synergien, so dass z.B. Sanitärräume doppelt genutzt werden.

Die raumakustisch notwendige Überhöhung des Saals bildet den städtebaulich markanten Hochpunkt in der Außenwirkung. Der Innenraum besticht mit einer schönen Lichtstimmung und Raumatmosphäre durch die große Seitenbelichtung zum Hof und die längsseitigen Oberlichter. Innen- und Hofraum verschmelzen durch die raumhohen Schiebefenster und entsprechende Detaillierung. Zum Foyer kann der Saal über die volle Stirnseite stirnseitig geöffnet und damit vergrößert werden. So ergeben sich vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Veranstaltungen jeglicher Größenordnung.

Das im Bestand vorhandene Untergeschoss wird im Zuge des Abbruchs nicht zugeschüttet, sondern für die Parkierung und die Technikfläche herangezogen (d.h. keine Mehrkosten durch kontaminierten Aushub) und könnte nach Erfordernis der Stellplatzanzahl ggf. auch geringfügig erweitert werden. Die Zuwegung erfolgt fast ebenengleich von der Bergstraße. Im Eingangsbereich am Adenauerplatz werden 6 weitere Längsparkplätze angeordnet.

Durch die zurückhaltende, der Bauaufgabe angemessene Architektursprache, fügt sich der Baukörper sehr gut in den heterogenen Kontext ein. Alle Räume sind geschosshoch verglast und somit hell und lichtdurchflutet. Das Haus öffnet sich mit belebenden Einblicken in das Leben der Gemeinde - ein offenes Haus, das zum Mitmachen einlädt, im Inneren aber zugleich auch Rückzug ermöglicht. Die geschlossenen Flächen aus hellen Wasserstrichziegeln harmonieren gut mit der Farbigkeit der angrenzenden Bruchsteinwände. Decken werden in eingefärbtem Sichtbeton (in Brettschalung) hergestellt. Geölte Eicheprofile an den Schiebefenstern und helle Senkrechtmarkisen aus Screengewebe bestimmen zudem die äußere Anmutung.

Im Inneren ist eine bergende, aber zugleich heitere, freundliche Atmosphäre gewünscht. Die vorgeschlagene Materialität mit z.B. hellem Natursteinboden im Inneren wie im Innenhof stärkt das architektonisch räumliche Konzept. Der Saal ist wie ein Klangkörper raumseitig mit Eichenholz ausgeschlagen. Diese Verkleidung ist entsprechend den akustischen Anforderungen unterschiedlich detailliert mit Absorptions- und Reflexionsflächen. Sämtliche Oberflächen sind strapazierfähig und so für die Nutzung dauerhaft geeignet. Innenliegende, farbige Vorhänge ermöglichen es, je nach Nutzung immer wieder abwechselnde Raumstimmungen mit unterschiedlicher Transparenz zum Außenraum zu erzeugen.

Aufgrund der erdgeschossigen Konzeption kann auf ein aufwändiges Fluchttreppenhaus oder einen Aufzug verzichtet werden (Kosteneinsparung). Die Konstruktion aus tragenden Schotten und Flachdecken ist einfach und wirtschaftlich herstellbar. Durch die von anderen Nutzungen losgelöste Lage des Saals sind die schallschutztechnischen Anforderungen einfach umzusetzen. Die leicht geneigten Dachflächen sind als Warmdach konstruiert und oberseitig begrünt, so dass sich eine gut gestaltete 5. Ansicht ergibt. Es ist ein in der Herstellung und im Betrieb wirtschaftliches Haustechnikkonzept mit allen Komponenten vorgesehen, um den gewünschten Passivhausstandard zu erreichen. Alle erforderlichen Technikflächen werden im Bereich des im Bestand bereits vorhandenen Untergeschosses angeordnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der konzeptionelle Ansatz das gesamte Projekt eingeschossig zu entwickeln wird grundsätzlich als möglich erachtet.

Bedenken werden aber vor allem aus städtebaulichen Gründen geäußert. Vor allem die Frage ob das Gebäude dem hohen, wenig attraktivem Bauwerk auf der Ostseite "Stand" halten kann wird intensiv diskutiert. Letztendlich ist man der Meinung dass das vorgeschlagene Gebäude dies leisten könnte.

Bemängelt werden vor allem die fehlenden Fahrradabstellflächen in der Nähe des Eingangs und keinerlei vorhandene Raumreserven die möglicherweise im Laufe des Planungsprozesses notwendig sein könnten. Auch der fehlende zweite separate Eingang zu den Verwaltungsräumen wird bemängelt.

Die Beurteilungskommission ist aber der Meinung dass die jetzt erkennbaren Mängel unproblematisch in einer möglichen Weiterplanungsphase korrigierbar wären.

Der gesamte architektonische Ausdruck ist von Feinheit und angenehmer Zurückhaltung geprägt und entspricht der Aufgabe an diesem Ort.

Die wirtschaftlichen Kennwerte liegen im unteren Bereich, so dass man von einer wirtschaftlichen Realisierung ausgehen kann.

Insgesamt ist der Vorschlag ein sehr guter Beitrag zu der gestellten Aufgabe, dessen Qualität sich vor allem in der gesamten architektonischen Haltung gepaart mit wirtschaftlichen Rahmendaten zeigt.