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Begrenzter landschaftsarchitektonischer Wettbewerb, Einladungswettbewerb mit 12 Teilnehmern | 11/2005

FreiflÀchenwettbewerb "Westpark"

Lageplan

Lageplan

2. Preis

bgmr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext



RaumverstĂ€ndnis Westpark - Übergeordnete Leitidee
Das Gestaltkonzept von 1980 ging von einem klassischen StadtverstĂ€ndnis aus. In dieser Vorstellung lag der einheitliche, zusammenhĂ€ngende öffentlicher Park zwischen Stadt und Landschaft. Dieses Zonierungsmodell Stadt - Park - Landschaft passt jedoch nicht mehr zur tatsĂ€chlichen Stadtentwicklung. Diese ist brĂŒchiger geworden. Ohne expansives Stadtwachstum besteht nicht mehr die Kraft bestehende Nutzungen zu verlagern.

Das zukĂŒnftige Gestaltungskonzept fĂŒr den Westpark sollte daher verstĂ€rkt auf diese Rahmenbedingungen eingehen und eine Strategie mit dem Patchwork der Nutzungsinseln entwickeln.

Der vorliegende Entwurf zielt darauf ab, das sukzessiv erweiterbare GrundgerĂŒst des Westparks so zu stĂ€rken, dass der öffentliche Park von den Besuchern und Nutzern als ein Raumkontinuum erfahrbar wird. Er wird als verbindendes Element des Gesamtraums so deutlich ausgeprĂ€gt, dass die verschiedenen Nutzungsinseln integriert werden können.

Ausgehend von diesem RaumverstĂ€ndnis erscheint es wenig zielfĂŒhrend den neuen Parkraum als eigene Nutzungsscholle zu interpretieren. Stattdessen werden die wesentlichen Erkennungsmerkmale des bestehenden Westparks - offene WiesenflĂ€chen, markante VegetationssĂ€ume, Gehölzinseln und das Wegenetz - in Form und MaterialitĂ€t in den Planungsraum ĂŒbertragen. Besondere Orte entstehen durch zurĂŒckhaltende Interventionen wie die ‚Stationen\' - die Kristallisationspunkte besonderer Nutzungsangebote - und der ‚Balkon\' - das Entree in den Park.

Der Entwurfsansatz ist konzeptionell auf die zukĂŒnftige Entwicklung des Gesamtraums des Westparks ĂŒbertragbar.

Raumstruktur
Der neue Park besteht ĂŒberwiegend aus offenen WiesenflĂ€chen mit einzelnen Baumgruppen, GehölzsĂ€umen und in die Wiesen eingebettete Wegen. An den RĂ€ndern zum Kleingartengebiet werden in Anlehnung an die bestehenden ParkflĂ€chen breitere VegetationssĂ€ume mit einheimischen Gehölzen gepflanzt. Ein leicht geschwungener Hauptweg (Breite= 2,80 m) stellt die ĂŒbergeordnete Erschließung sicher und verbindet das Wettbewerbsgebiet mit der Stadt und dem ĂŒbergeordneten Wegenetz des Westparks.
StĂ€dtische Randnutzungen am Rande des Parks erhalten differenzierte ZugĂ€nge ĂŒber Nebenwege (Breite= 1,50 m), die eine hohe DurchlĂ€ssigkeit von der Stadt in den Park sicherstellen.


Besondere Orte
Innerhalb dieses Raumkontinuums der Parklandschaft werden besondere Orte geschaffen:
- der erhabene Balkon als deutlicher Eingang mit Blick in die Weite des Parks
- die vier bandartigen Stationen

Der Balkon
Die Topografie des GelĂ€ndes wird genutzt, um einen Balkon dem Stadtraum vorzulagern. Der vorhandene Wendehammer wird in die PlatzflĂ€che integriert, ohne das er seine Funktion als Wendeplatz und Zufahrt verliert. Die Sitzdecks werden als Alleinstellungsmerkmal nur an diesem exponierten Standort aufgestellt. Mit Gabionenmauern wird der Höhenunterschied von etwa 2 m an der SĂŒdwestspitze des Balkons abgefangen. Über Treppen und Rampen kann der Park erreicht werden.
Der Balkon stellte eine Geste dar, die den Zugang - wie sonst hĂ€ufig im Westpark - nicht versteckt sondern ihn in seiner Funktion als Hauptzugang besonders wĂŒrdigt.

Die SportStation
FĂŒr den vereinsunabhĂ€ngigen Freizeitsport wird der bandartigen Birkenpflanzung eine Aktivzone mit unterschiedlichen Sport- und Spielmöglichkeiten mit Kletterskulptur, Skaterbahn, Bolzplatz, Streetball-Platz, Tischtennis und Beachvolleyballfeld vorgelagert. Die Höhenunterschiede zum Park werden auch hier durch Gabionenmauern abgefangen, die mit einer Holzlattenauflage gleichzeitig als Sitzelement dienen.

Die SpielStation
Diese Station wird kleinteiliger gestaltet und als Waldspielplatz unter einem lichten Baumdach von Eschen und Weiden angelegt. Vegetations- und Spielinseln werden in das Band aus RindenhÀcksel gelegt. Die Spielangebote sind vielfÀltig: Igelnest, Balancierschlange, Raupe und Schmetterling, Waldeulenwippen, WippellÀuse, Walddorf am Schneckengrund, Spechtkarussel, Dickicht, Spinnennetz, RÀuberrutsche und Luftschaukel.
Flache Gabionen dienen der inneren Abgrenzung einzelner FlÀchen und werden partiell mit Holzlattenauflage als Sitzelement nutzbar.

Die ParkStation
Die vorhandenen 20 StellplĂ€tze werden neu geordnet und erhalten ein BlĂ€tterdach aus regelmĂ€ĂŸig gepflanztem, farbenprĂ€chtigen Spitzahorn. Die abschnittsweise gestellten Gabionenblöcke dienen hier als Begrenzung.

Die TalStation
Wer im Tal hoch hinaus will, muss krĂ€ftig Schaukeln. 5 ĂŒbergroße Schaukeln sind Zielort auf jedem Sparziergang durch den Park. Die bandartige Form der TalStation wird durch GroßgrĂ€ser gekennzeichnet. Hier dienen die Gabionen wieder zum Sitzen.


Erschließung/MaterialitĂ€t
Es wird vorgeschlagen entlang der Straße Im Ganderhals einen kombinierten Fuß- und Radweg anzulegen. Die Haupt- und Nebenwege innerhalb der ParkflĂ€che werden als wassergebundene Decke mit Randsteinen angelegt.

Die GabionenwĂ€nde werden aus Drahtschotterkörben mit Natursteinbruch gefĂŒllt. Sie sind ein wiederkehrendes Gestaltungselement, das zahlreiche Funktionen im Park erfĂŒllt (StĂŒtzmauer, Abgrenzung, Sitzelement).

Die VegetationssĂ€ume entlang der KleingĂ€rten werden aus verschiedenen Gehölzen des ‚Eichen-Hainbuchenwaldes\' bepflanzt. Die Pflanzenauswahl orientiert sich an den bereits hergestellten FlĂ€chen des Westparks und zielt darauf ab, dass gerade im FrĂŒhjahr eine intensive BlĂŒtenfĂ€rbung entsteht. FĂŒr die Einzel- und Gruppenpflanzung auf den WiesenflĂ€chen werden großkronige BĂ€ume ausgewĂ€hlt, die sich durch eine intensive LaubfĂ€rbung auszeichnen (Quercus robur, Quercus rubra, Acer platanoides, Ulmus carpinifolia).

Ökologische QualitĂ€t
Die Vorgaben des Bebauungsplans werden eingehalten.

Gehölzpflanzungen erfolgen auf einem FlÀchenanteil von 20 Prozent unter Verwendung einheimischer Gehölzarten. Die Anforderung wird durch die breite Saumbepflanzung an den RÀndern, Baumgruppen in der WiesenflÀche sowie an drei Stationen eingehalten. Durch die Gehölzbepflanzung entlang des Grabens erhÀlt dieses KleingewÀsser einen breiten Schutzstreifen, der im Rahmen der spÀteren Pflege zur Erhöhung der Standortvielfalt abschnittsweise auch freigestellt werden kann.

Die großzĂŒgigen WiesenflĂ€chen können extensiv gepflegt werden, da an den Stationen ausreichend Spiel- und SportflĂ€chen angeboten werden.

Intensiv gestaltete Bereiche mit Angeboten fĂŒr intensive Nutzungsformen werden auf knapp 10 Prozent der GesamtflĂ€che angeboten. Weiterhin werden auf ca. 2.700 m LĂ€nge, bzw. 3.300 mÂČ FlĂ€che neue Wege angelegt. Die Stellplatzanlage und der Balkon liegen zum Teil auf bereits versiegelten FlĂ€chen außerhalb des eigentlichen Parks. Damit werden die Vorgaben des Bebauungsplanes zur Begrenzung der NutzungsintensitĂ€t deutlich unterschritten und der Park seinen Ausgleichsfunktionen gerecht.

Kostenrahmen
Der Kostenrahmen von 1 Mio EUR Bausumme wird eingehalten.

Pflege und Unterhaltung
Pflegeintensiv sind lediglich die drei Stationen Sport, Spiel, Tal und der Balkon. Sie nehmen aber unter 10 % der GesamtflĂ€che ein. Die Wiesen können extensiv unter Einsatz von landwirtschaftlichen Mitteln (z.B. Rotationsbeweidung durch Schafe) gepflegt werden. FĂŒr die GehölzflĂ€chen fallen die ĂŒblichen Pflegeleistungen an.

Beurteilung durch das Preisgericht



Die Überlegung, den neu entstehenden Teil des Westparks als ein Raumkontinuum zu gestalten, ist nachvollziehbar und aus dem Gesamtkonzept gut abgeleitet. Es lĂ€sst die Entstehung eines Parks erwarten, der den Zielen der Auslobung auf hervorragende Weise Rechnung trĂ€gt und damit auch den WĂŒnschen und Erwartungen der Bevölkerung gerecht wird. Besonders die aufgezeigten Blickbeziehungen von der Weststadt in den Park, wie auch vom Millennium, sind sehr attraktiv.

Die vorgeschlagene Anordnung der Spiel- und Bewegungsangebote in den drei bandartigen Stationen ist ĂŒberzeugend und lĂ€sst eine intensive, weitgehend konfliktfreie Nutzung durch alle Altersgruppen erwarten. Die Gestaltung des Eingangsbereichs zum Park in der Form eines sogenannten "Balkons" ist maßstĂ€blich korrekt, gestalterisch schlĂŒssig und funktional. Eine gute Lösung scheint ferner die Auflösung des bisherigen Parkplatzes zugunsten einer verlegten "Parkstation" zu sein, die bisherige Situation ist also berechtigterweise als unbefriedigend eingeschĂ€tzt und einer Lösung zugefĂŒhrt worden. Der vorgeschlagene Rad- und Fußweg entlang der Straße Am Ganderhals wird begrĂŒĂŸt, allerdings ist hier der Übergang zum Park nicht befriedigend gestaltet. Die extrem starke Abpflanzung des Kleingartenbereiches dĂŒrfte ebenfalls zu Konflikten fĂŒhren.
Blick vom Millenium

Blick vom Millenium

RaumverstÀndnis

RaumverstÀndnis

Die SportStation

Die SportStation

Die SpielStation

Die SpielStation

Blick vom Balkon

Blick vom Balkon