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Verhandlungsverfahren | 06/2013

Erweiterungsbau für das Finanzamt

Zuschlag

Knoche Architekten Partnerschaft mbB

Architektur

Erläuterungstext

Der Entwurf für den Erweiterungsneubau des erst im Jahr 2010 fertig gestellten Finanzamtes erfolgt mit dem Ziel, die zugeführten Abteilungen schlüssig – sowohl in die städtebauliche Struktur, als auch in das Erschließungs- und Nutzungsgefüge des Gesamtensembles, das aus dem Hauptbaukörper (1902) und mehreren baulichen Erweiterungen aus unterschiedlichen Entstehungsjahren besteht, zu integrieren.

STÄDTEBAULICHE EINFÜGUNG
Die öffentlichen Nutzungen an der Lessingstraße - Museum, Finanzamt (ehemalige Ingenieurschule) und Polizeidirektion – werden durch repräsentative Gebäude am nördlichen Innenstadtrand aufgenommen, denen stadtseitig eine große öffentliche Freifläche vorgelagert ist. Die Bebauungsstruktur an der Kolpingstraße hingegen ist traditionell kleinteiliger, die geschlossene Baustruktur der Großbauten löst sich im Übergang zu einer offenen Bauweise mit großbürgerlichen Gründerzeitgebäuden und starker Durchgrünung spürbar auf, führt zu kürzeren Gebäudefronten und leichten Versätzen in der Bauflucht.

Der Entwurf für den Erweiterungsbau nimmt dieses Motiv auf, indem die Vorderkante des Neubaus in Bezug auf den Kopfbau (Kolpingstraße) und die ehemalige Aula (August – Bebel – Straße) spürbar verspringt und damit die Identität der Einzelbausteine stärkt. Leitbild für die städtebauliche Disposition ist daher die Wiederherstellung der markanten Eckbebauung an der Kolpingstraße / August – Bebel – Straße als Ersatz für den im Zuge der Sanierungsmaßnahme abgebrochenen Baukörper (Villa).

Der Baukörper versteht sich somit als selbstverständlicher Bestandteil einer bestehenden Stadtstruktur, er fügt sich daher auch hinsichtlich seines Volumens, der Höhenetwicklung, Dachform, Farbigkeit und Materialität ein, ohne seine Eigenständigkeit und Entstehungszeit dabei zu verleugnen.

ÄUSSERE ERSCHLIESSUNG
Zwischen Neubau und Kopfbau wird ein zweigeschossiger Verbinder eingefügt, der auch den hofseitigen Zugang vom Innenbereich des Gebäudeensembles aufnimmt. Der Eingang wird ohne Besucherverkehr nur intern genutzt und ist gleichberechtigter Bestandteil der Abfolge von den bestehenden hofseitigen Eingängen zum Ostflügel, zum Kopfbau und zur Kantine.
An der nord-westlichen Gebäudeecke ist erdgeschossig ein Raum für die Müllbehältnisse untergebracht. Dieser Raum erhält einen weiteren äußeren Zugang, so dass sich die Wege für die Einbringung und Abholung des Mülls in Bezug auf die Bestandssituation nicht verändern.

INNERE ERSCHLIESSUNG
Vom hofseitigen Zugang aus wird das Gebäude über eine nahe liegende Treppe und einen behindertengerechten Personenaufzug auf allen Ebenen barrierefrei erschlossen. Eine weitere Treppe befindet sich in der Nähe der westlichen Giebelseite, so dass intern kurze Wegeverbindungen und eine schlüssige Evakuierung im Brandfall über die beiden Fluchttreppenhäuser gewährleistet sind.
Von der Eingangsebene aus wird das bestehende Aktenlager im EG Kopfbau intern angeschlossen, auch die wenigen dort befindlichen Büroräume im Verbindungsbau sind dadurch angebunden und erreichen den zusätzlichen Personenaufzug in kurzer Distanz.
Die Anbindung an die Büro- und Erschließungsstruktur des Bestandes im Kopfbau erfolgt durch einen großzügigen Übergang im 1. OG. Hier ist nur ein Raum im Bestand geringfügig umzubauen, um schlüssig an die bestehende Wegestruktur anzubinden. Personenaufzug und Treppenhaus werden auf kurzem Wege erreicht, so dass auch das 2. und 3. OG des Neubaus gut angebunden ist.
Alle Erschließungsebenen des Neubaus werden punktuell mit Tageslicht versorgt: das EG durch eine seitlich belichtete Vorzone im Bereich der Schulungsräume, das 1. OG durch ein Oberlicht im Bereich des optionalen Pausenbereiches an der Teeküche und das 2. und 3. OG durch einen eingeschnittenen Lichthof. So werden die innen liegenden Flure räumlich aufgewertet, ohne dabei ihre wirtschaftliche Organisation zu verlieren.

FUNKTIONSVERTEILUNG - RAUMSTRUKTUR
Die Büroräume in den drei Obergeschossen werden entlang der Längsseiten und der westlichen Giebelseite U-förmig organisiert. Dadurch können alle Bürobereiche natürlich belichtet sowie be- und entlüftet werden. In der Mittelzone der 3-bündigen Struktur sind die dienenden Nutzungen untergebracht, so z.B. Aktenlager, Treppenhäuser, Technikräume, Teeküchen und dgl.
Das EG nimmt die Sondernutzungsbereiche auf. Das sind zum einen die Poststelle, die im Verbinder direkt im Eingangsbereich liegt, im Neubau selbst die großen, intern teilbaren Schulungsräume.
Im Dach können Technikbereiche als Unterzentralen unterbracht werden, um die Anbindung an die Technikbereiche im UG des Hauptgebäudes wirtschaftlich zu organisieren und kurze Anbindungen zu erzeugen.

KONSTRUKTION
Das Gebäude ist als Massivbau mit 4 Tragachsen in Längsrichtung konzipiert. Dabei sind die Bürotrennwände und die Büroflurwände nicht tragend ausgebildet, so dass die Raumaufteilung flexibel bleibt und die Flurtrennwände teilweise transluzent ausgeführt werden können. Zur Aussteifung dienen die massiv konstruierten Giebelseiten und die Erschließungskerne.

ARCHITEKTUR UND FASSADENGESTALTUNG
Das Gebäude erscheint als 4 – geschossiger, massiver Bauköper mit Lochfassade und fügt sich so als weiterer Baustein schlüssig in das bestehende Gebäudeensemble ein.
Die Fenster sind in stehenden Formaten in zwei unterschiedlichen Breiten geplant, die in einer alternierenden Abfolge gereiht sind und geschoßweise versetzt angeordnet werden. So entsteht eine zeitgemäße Balance zwischen der Regelmäßigkeit eines Verwaltungsbaus und einer differenzierten Fassadenstruktur, die dem Gebäude Tiefe und Ausdruck verleiht.
Die Leichtmetall-Fenster sind mit eingelassenen, schräg verlaufenden Brüstungselementen versehen, so dass die innere Möblierbarkeit durch die raumhohen Formate nicht eingeschränkt wird.

Die äußere Sichtschale des zweischaligen Wandaufbaus ist als Klinkerfassade ausgebildet, wie sie in der Gründerzeit insbesondere in Zwickau zahlreich zu finden ist. Durch das ortstypische Fassadenmaterial knüpft der Neubau somit auch hinsichtlich der Oberfläche an die Umgebung an, nimmt diese in sich auf und interpretiert sie auf zeitgemäße Weise.

Dadurch wird der Anspruch der Einfügung auch in der Materialität unterstrichen und gewährleistet gleichzeitig im Ensemble des Finanzamtkomplexes die Eigenständigkeit des Erweiterungsneubaus.