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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2013

Neubau Strafjustizzentrum

Gerichtshalle

Gerichtshalle

5. Preis

Preisgeld: 8.700 EUR

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau

Eine Verkettung von einfach rechteckigen, um Innenhöfe herum organisierten Gebäudeteilen bildet das neue Strafjustizzentrum Nürnberg. Der erste Bauabschnitt, orientiert sich dabei in Proportion und Lage am bestehenden Justizzentrum und schafft es so, einerseits den Bestand städtebaulich zu arrondieren und gleichzeitig der sichtbare Auftakt des neuen Strafjustizzentrums zu sein. Die Baumassengliederung orientiert sich am bestehenden Städtebau sowie an den Abstandsflächenvorgaben der bayerischen Bauordnung. So wird eine direkt realisierbare Lösung auf dem bestehenden Grundstück erreicht. Die große Anzahl von Stellplätzen wird, dem städtebaulich Notwendigen und Wünschbaren entsprechend in einer zweigeschossigen Tiefgarage untergebracht.
Der neue Haupteingang des Strafjustizzentrums befindet sich an der Fürther Strasse . Das neue Gebäude nimmt die Bauflucht des Bestandes auf und formuliert mit seiner zurückspringenden Eingangsfront eine eindeutige und dem Gebäudemassstab angemessene Eingangsgeste.


Funktion

Erster Bauabschnitt
Die Öffentlichkeit erreicht den gesamten Saalbereich über den zentralen Haupteingang Fürther Strasse an dem sich folgerichtig auch die Pforte, sowie die Wachtmeisterei befinden.
Nach der großzügig bemessenen Pforte mit Sicherheitsschleuse, erreicht der Besucher ein zentrales Atrium, an dem sich Cafeteria und Besprechungsraum befinden. Eine breite Treppe erschließt das erhöhte Foyer des Saalbereiches, der sich über drei Geschosse erstreckt und über einen Luftraum mit repräsentativer Treppe erschlossen ist. An zentraler Stelle im Haus befindet sich im ersten Obergeschoss der doppelgeschossige grosse Sitzungssaal, der im 2. OG zusätzlich eine Zuschauerempore erhält. Der große Saal wird über ein Dachoberlicht belichtet und orientiert sich zum zentralen Atrium über welches der Eingangshalle und die Bürobereiche belichtet werden. Diese Bürobereiche sind direkt an den Saalbereich angebunden und vom Publikumsbereich abgetrennt.
Selbstverständlich sind die großen Säle mittels Treppe und Aufzug direkt und diskret an den Vorführbereich im UG angebunden. Dieser wird über eine Andienungsschleuse im EG von der Mannertstrasse her erreicht und befindet sich im nach unten versetzten Halbgeschoss unter dem Saalbereich. Dadurch erhalten sowohl der Vorführdienst, als auch die Haftzellen Tageslicht.

Zweiter Bauabschnitt
Direkt aus dem Saalbereich des ersten Bauabschnittes erschlossen befindet sich an baulich zentraler Stelle im Gesamtkonzept die Säle des zweiten Bauabschnittes. . Auf diese Art verschmelzen die beiden Saalbereiche über die Bauabschnittsgrenzen hinweg zu einer funktionalen Einheit. Gleiches gilt für den unmittelbar darunter befindlichen Vorführbereich.
Der Saalbereich des zweiten Bauabschnittes wird komplett zu einem eigenen Innenhof orientiert, während zu den Aussenfassaden hin die öffentlichen Erschließungsbereiche die Säle umgeben. Diese Erschließungsbereiche trennen und verbinden die im Norden und Westen angrenzenden Bürobaukörper.
Der Zugang für Besucher führt ausschließlich über die Eingangshalle des ersten Bauabschnittes, Nebeneingänge befinden sich im Bereich erweiterter Treppenhäuser im Westen der Anlage für den Bereich der Bewährungshelfer, sowie im Osten an der Mannertstrasse für Ermittlungsrichter und Landgerichtsärztlichen Dienst.

Konstruktion und Material
Das Gebäude wird als konventioneller Stahlbeton-Massivbau errichtet. Die Treppenhäuser bilden aussteifende Kerne, grosse Spannweiten werden weitgehend vermieden.
Die Fassade wird gegliedert durch eine wohlproportionierte Rhythmisierung von Fenster und Pfeiler, die durch die die unterschiedlichen Geschossigkeiten und wechselnde Pfeilerweiten einen ruhigen und eigenständigen Duktus entwickelt.
Die Erscheinung des Gebäudes wird geprägt durch wenige, sorgfältig ausgesuchte Materialien, wie zum Beispiel vorgehängten, gestockten Weissbetonfertigteilen für die Fassade und Roteichenholz für Wandverkleidungen, Mobiliar und Saalböden. Hochbelastete Bereiche wie Foyers und Flure erhalten einen hellen Terrazzoboden, der zusammen mit den anderen Oberflächen zu einer würdigen und zeitlos-dauerhaften Erscheinung des Gebäudes beiträgt.

Versorgungs- und Klimakonzept
Das Energiekonzept für den Neubau des Justizzentrums in Nürnberg bindet regenerative Quellen so stark wie möglich ein, um sehr wenig Energie zum Betrieb des Gebäudes zu benötigen.
Zur Wärmeversorgung dient die am Standort vorhandene Fernwärme. Die Fernwärme hat einen sehr guten Primärenergiefaktor von fp=0,00 und sollte nicht durch regenerative Systeme, wie z. B. Erdsonden oder Brunnen in Kombination mit einer Wärmepumpe ersetzt werden, weil dieses Systeme im Vergleich zur Fernwärme ineffizienter arbeiten.
Als Baustandard wird der Passivhausstand angesetzt. Dies verlangt eine gut gedämmte Gebäudehülle mit einer Dreifachverglasung und eine mechanische Be- und Entlüftung aller Räume.
Eine Besonderheit stellt die Fassade dar. Erste Simulationsrechnungen haben gezeigt, dass die 70cm tiefen Fensterleibungen, die 80cm breiten Fenster sehr gut verschatten können. Sodass eine hoch selektive Sonnenschutzverglasung in Kombination mit einem manuell verstellbaren inneren Sonnenschutz sehr guten sommerlichen Komfort bieten.
Die feste Verschattung der Fenster mit den Fensterlaibungen hat 2 entscheidende Vorteile. Der Sonnenschutz ist windunabhängig und verursacht keinerlei Investitions-, Wartungs- und Betriebskosten. Zusätzlich werden die Räume sehr gut mit Tageslicht beleuchtet.
Das Atriumdach wird erhöht, sodass es ausschließlich über vertikale Öffnungen am Rand natürlich belüftet werden kann. Diese vertikalen Öffnungen gewährleisten den Rauch- und Wärmeabzug und das Ablüften der Wärme über dem innen liegenden Sonnen- und Blendschutz. Die seitliche Anordnung der Öffnungsklappen ermöglicht das Design eines fest verglasten Atriumdaches.
Die benötigte Kälte wird von elektrischen Kompressionskältemaschinen bereitgestellt. Die zum Betrieb der Kältemaschinen notwendigen Rückkühler können für die Gebäudekühlung benutzt werden. Die Effizienz der Rückkühler ist dreimal höher, als die der Kältemaschinen. Ermöglicht wird die direkte Nutzung der Rückkühler durch die hohe aktivierbare thermische Masse der nicht abhängten Decken.

Sommer
Alle Räume können im Sommer mechanisch be- und entlüftet werden. Die vertikale Luftverteilung erfolgt über an die Treppen und Fahrstühle angegliederte Schächte. Die horizontale Luftverteilung erfolgt an der Decke der Korridore. Über kurze vertikale Kanäle wird die Bürofrischluft über Quellluftauslässe direkt in Flurtrennwand in die Büros eingeblasen.
Die Absaugung der verbrauchten und erwärmten Abluft erfolgt ebenfalls direkt an der Trennwand zum Flur. Diesmal im oberen Bereich. Weil sowohl Zu- und Abluft direkt an die Flurschächte anschließen, kommt es zu sehr geringen Druckverlusten. Auf diese Weise kann eine sehr energiesparende Lüftung zu minimalen Investitionskosten realisiert werden.
Im Sommer und teilweise während der Übergangszeit, wenn kein Bedarf besteht, die Wärme der Abluft zurückzugewinnen, kann die Wärme über Fenster abgelüftet und Ventilatorstrom eingespart werden.
In der Übergangszeit wird hauptsächlich über die Fenster gelüftet.

Winter
Alle Räume werden nur mittels Bauteilaktivierung in der Decke und mechanischer Zuluft beheizt.
Wegen der sehr gut wärmegedämmten Fassade und der mechanischen Belüftung sind keine weiteren Heizkörper mehr notwendig.

Beurteilung durch das Preisgericht

An diesem Entwurf erkennt das Preisgericht die städtebaulich gelungene und großzügige Situierung des ersten Bauabschnittes in Anbindung an das bestehende Justizgebäude und dessen 2. Bauabschnittes auf dem VAG-Gelände an. Allerdings verzichtet der Entwurf auf die Durchwegung des Areals in Nord-Süd und Ost-West-Richtung.
Der erste Bauabschnitt wird durch einen eigenständigen und sehr großzügigen Atriumsbau, der im westen als Grenzbebauung an das VAG-Gelände anschließt gebildet. Über einen sehr repräsentativen Eingang von der Fürther Straße werden beide Bauabschnitte über eine sehr großflächige, lichte, dreigeschossige Halle erschlossen, an der im EG Konferenzraum und Cafeteria liegen. Die von einem Glasdach überspannte
Halle führt jedoch dazu, dass alle in den Obergeschossen angrenzenden Räume mechanisch belüftet werden müssen und nur indirekt zu beleuchten sind.
Der zweite Bauabschnitt wird durch drei unterschiedliche, sich überschneidende Baukörper gebildet, die über wohl proportionierte Innenhöfe verfügen und auf kurzem Wege von der Eingangshalle erschlossen werden. Die Grundrisse sind gut organisiert.
Alle funktionalen Anforderungen, wie z. B. die Gefangenenzuführung und die Trennung von öffentlichem und nicht öffentlichem Bereich sind sowohl im ersten als auch im zweiten Bauabschnitt gut gelöst. Ein eng gegliedertes Raster lässt die Fassaden aller Baukörper in strenger Anmutung erscheinen und bietet keine Möglichkeit die unterschiedlichen Nutzungen nach außen in Erscheinung treten zulassen.
Lageplan Endausbau

Lageplan Endausbau

Eingangsgeschoss

Eingangsgeschoss

Obergeschosse

Obergeschosse

Ansicht Strasse

Ansicht Strasse

Querschnitt Halle

Querschnitt Halle

Längsschnitt Halle

Längsschnitt Halle

Grundrissstruktur Endausbau

Grundrissstruktur Endausbau

Detail

Detail

Modell

Modell

Modell

Modell