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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2013

Bahnhofsareal

ein 2. Preis

Preisgeld: 12.500 EUR

baum - kappler architekten gmbh

Architektur

Lorenz Landschaftsarchitekten Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Analyse städtebauliche Bestandssituation
Bad Salzungen leidet wie viele vergleichbare Kommunen unter der Entsiedelung der Altstadt. Diesen wenig besuchte Altstadtkern, der nur spärliche Wegverbindungen nach Außen aber auch zum Wettbewerbsareal aufweist, gilt es zu beleben. Im städtebaulichen Konzept der Stadt ist vorgesehen der Altstadt in Ihrer Wertigkeit zu steigern und die außerhalb des Zentrum gelegenen Quartiere mehr anzubinden. Das von der Altstadt nördlich gelegene Solbad ist eine weitere Perle der Stadt. Neben dem historisch- eleganten Erscheinungsbild der Anlage besitzt das Solbad als Therapie- und Wellnesszentrum das Potential eines der Hauptanziehungspunkte für Touristen zu werden. Die Parkplätze die dem Solbad angehören befinden sich in der achsialen Verlängerung der Gebäude der Grenadierhäuser. Im Nordosten des Bahnhofgeländes schließt der Puschkinpark an. Der landschaftlich gestaltete Park nahe der Werra bildet einen fließenden Übergang zwischen Naturlandschaft und Stadtsaum. Der Bahnhof liegt als zentraler Verkehrsknotenpunkt zwischen Puschkinpark, Solbad und Altstadt.
Die beiden Wegverbindungen von Norden her in Richtung Altstadt weisen Optimierungspotential auf. Das neu geplante Kaufland stellt, trotz seiner räumlichen Nähe, bezogen auf Laufwege und Besucherströme eine Konkurrenz für die Altstadt dar. Neben der geographischen Distanz und der vermeintlichen Attraktivität eines großflächigen Einzelhandelszentrums wird das Kaufland einen Busbahnhof in unmittelbarer Nähe erhalten und somit leichter zu erreichen sein als die konkurrierende Altstadt.
Das Städtebaukonzept sieht vor die Altstadt zu entkernen und wieder mehr in das Bewusstsein der Anwohner wie auch der Besucher zu rücken. Der Nappenplatz, Kirchplatz sowie der Marktplatz und Unter den Linden weisen ebenfalls Optimierungspotenzial auf.

Analyse bezogen auf Wettbewerbsgebiet
Das Wettbewerbsgebiet wird von den Gebäudelinien des geplanten Kauflandes, des bestehenden Bahnhofsgebäudes, sowie den beiden Achsen des Solbades von Norden her beeinflusst. Des Weiteren erfährt es einen zusätzlichen harten Bruch durch die quergestellte Fassade des im Südosten bestehenden Kaufhauses.
Wie der Busbahnhof tragen sowohl die nördlich gelegene Zuglinie wie auch der Kreisverkehr zur Belebung des Ortes bei.
Grobkonzept
Das einheitliche Raumgefühl soll durch gestalterische Eingriffe verstärkt werden. Die eigenen Charaktere der Räume werden hervorgehoben und sollen sich verbinden. Der Anspruch einer breiten Nutzbarkeit und Bewegungsfreiheit rund um den Bahnhofsplatz ist grundlegend für die weitere Ausgestaltung.
Das Gebiet um den neugeplanten Bahnhofsplatz bildet einen Knotenpunkt. Er wird zukünftiger Dreh- und Verweilort sein.
Das Solbad mit dem vorgelagerten Parkplatz ist wichtiges Gestaltungselement des Stadtbildes und soll ausgehend von seiner historischen Struktur optimiert werden.
Die Vielzahl an bestehenden Gebäuden im Bereich des Bahnhofes, die aus ihrer reinen Funktionalität in verschiedenen Epochen entstanden sind und aktuell auch kaum mit tragenden Nutzungen versehen sind, führen zu einem fast zufälligen, heterogenen Erscheinungsbild des Bahnhofsvorplatzes. Dieses bestehende Ensemble gilt es zu ordnen und zu beruhigen sowie einer sinnvollen, bedarfsgerechten Funktion zuzuführen.
Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, die Gebäude 3,4,5 und 6 abzubrechen und die beiden qualitätvollen, dem ursprünglichen Bebauungskonzeptes des Areals entsprechenden Gebäude Bahnhof und Wasserturm zu erhalten. Der bestehende Busbahnhof schneidet die optische als auch die Wegebeziehung zur Altstadt in seiner Lage ab. Der zur Verfügung stehende Raum für Bushaltestellen ist unter dimensioniert und die Fördermittelbindung läuft im Jahr 2014 aus. Aus genannten Gründen wurde entlang der nördlichen Platzkante eine Raumfassung durch einen Neubaukörper gewählt. In diesem werden die noch erforderlichen, dienenden Funktionen untergebracht und sowie aus dem Baukörper heraus eine Überdachung der Bussteige entwickelt. Der gesamte Bahnhofsvorplatz erhält homogene Belagsflächen. Vor dem Haupteingang des Bahnhofsgebäudes wird der bestehende, nicht barrierefreie Zugang durch ein Plateau ersetzt und bietet einen aus der Verkehrsebene herausgehobenen Aufenthaltsbereich und ein angemessenes Vorfeld für Gastronomienutzungen.

Vegetationkonzept
Bäume erfüllen als Kompositionselemente und Raumbildner unterschiedliche Funktionen im Gesamtraum.
Die straßenbegleitenden zweireihigen Bäume bilden eine klar definierte Raumkante zum Straßenraum und betonen die unterschiedlichen Achsen in verschiedene Richtungen (Altstadt, Therme).
Vor dem Neubau befindet sich ein langgestreckter Baumplatz der zur Umgebung einen auffälligen Grünkontrast und einen Aufenthaltsort für Reisende und Anwohner bildet. Verwendet werden hier Schirmlinden.
Die Parkplätze nördlich des Bahnhofes werden mit den Gestaltungselementen Clumps in den Landschaftspark integriert.

Material- und Ausstattungskonzept
Im rechten Winkel zum Neubau werden helle Betonplatten in Längsrichtung ausgelegt. In Bezug auf das Solbad tragen Wasserspiele dazu bei die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und das Mikroklima sowie die Staubbindung zu verbessern.

Beurteilung durch das Preisgericht

1. Entwurfsidee/ Leitgedanke/ Einbindung in die Umgebung

Durch den Rückbau des Bürogebäudes mit umgebender Bausubstanz erfährt der Bahnhofsvorplatz eine wohltuende Erweiterung, die für die Verkehrsflächen des Busbahnhofes mit genutzt werden. Unter Einbeziehung der vorhandenen Bahnsteigüberdachung wird in nord-östlicher Richtung eine bauliche Platzbegrenzung zu den Gleisanlagen vorgeschlagen. Der lang gestreckte neue Flachbau nimmt die dienenden Funktionen auf, kombiniert mit einer frei ausladenden Überdachung entlang der Bushaltepunkte. Die gewählte Längsausdehnung des Baukörpers lässt einen Sichtbezug zur gegenüberliegenden Park- und Kuranlage vermissen.

Das Bahnhofsgebäude zusammen mit der Neubebauung am Busbahnhof bildet eine positive Grunddisposition für die räumliche Ausprägung des Ortes, gestützt durch die zu beiden Seiten begrenzenden Baumsäle. Sie geben dem Platz sein eigenes Gepräge mit differenzierten, abwechslungsreichen Raumsituationen, unterstützt durch ein dem Bahnhofgebäude vor gelagertes Plateau mit großzügigen Treppenanlagen und einer behindertengerechten Rampe.


2. Funktionale Qualitäten im öffentlichen Raum

Die Lage des Busbahnhofes zu den Gleisanlagen wird positiv bewertet. Die geschlossene Platzfront im Bereich der Neubebauung verhindert jedoch für Bahnreisende die Sicht auf die Bussteige. Die Wegführung für Fußgänger an den Zu- und Ausfahrtbereichen der Busse wird kritisch gesehen.


3. Gestaltqualitäten im öffentlichen Raum

Die Verbindung zwischen dem Kurpark und zukünftigen Parkplatz an der Werrastraße durch die Nutzung von „Clumps“ als gestalterische Klammer ist besonders gut, aber leider nicht im Detail ausgearbeitet. An eine Übertragung des „Clumps-Gedankens“ auf die Gestaltung des Bahnhofsplatzes war nicht angedacht. Die Baumsäle mit den partiell unterlagerten Kleinwasserflächen sind ein positiver Beitrag zur Verbesserung des städtischen Mikroklimas.


4. Umgang mit dem baulichen Bestand

Das Bahnhofsgebäude mit dem benachbarten Wasserturm wurde als Zeitzeugen erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Geplant ist die Unterbringung touristischer und gastronomischer Funktionen unter Wahrung des Bestandes und dem Erhalt der historischen Gestaltmerkmale. Die geplanten Eingriffe in die Substanz werden positiv bewertet.