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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2013

Bahnhofsareal

Blick von Süd-Ost

Blick von Süd-Ost

ein 2. Preis

Preisgeld: 12.500 EUR

dma deckert mester architekten

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ziel ist es, den Platz zur Stadt hin zu öffnen und die Verknüpfung zwischen Stadt, Kuranlagen, Puschkinpark und der Landschaft zu verbessern. Der Bahnhofsplatz fungiert dabei als Bindeglied und Drehkreuz verschiedener Verkehrsarten.

Der Platz wird Ausgangspunkt für Erkundungen der näheren und ferneren Umgebung, für Stadtbesuche, Wanderungen, Radtouren und den Besuch der Kureinrichtungen.

Der viel zu schmale Fußgängerübergang über die Gleise wird durch Verlegung der Werrastraße nach Westen aufgeweitet und als fußläufige Hauptverbindung von der Stadt in die Landschaft und zu den Kureinrichtungen mit einer Baumreihe aufgewertet.

Im Westen bildet ein Baumblock den Abschluss des Platzes. Dieser bildet gleichzeitig einen grünen Puffer zur Anlieferung des neuen Kauflands.

Der östliche Platzbereich ist offen gestaltet und nur mit einer locker verteilten Baumgruppe überstellt.

Der Belag des gesamten Platzes spiegelt eine der bedeutenden Erwerbsquellen der Stadt Bad Salzungen in der Vergangenheit wieder, die Salzgewinnung.

Ein bodenbündiger Wasserspiegel in Salzkrustenstruktur bietet im Sommer eine attraktive Bespielung des Platzes. Dampf- und Nebelschwaden steigen über dem Wasser auf und schaffen eine geheimnisvolle Atmosphäre auf dem Platz.
Im Winter wird das Wasser abgeschaltet und der Platz als Ganzes nutzbar.


Für das Bahnhofsgebäude schlagen wir eine Nutzung als ***Hostel vor. Zielgruppe sollen sportlich orientierte Touristen sein, die die reizvolle Landschaft erwandern oder mit dem Fahrrad erkunden.
Dieses Angebot wird durch ein Restaurant ergänzt. Darüberhinaus verfügt das Restaurant über einen Veranstaltungsbereich mit angegliederter Schauküche bzw. Kochschule unter dem Motto „Salz+Pfeffer“.
Auf der Nord- und Südseite erhält das Gebäude Terrassen, deren Bewirtschaftung durch das Restaurant den Platz belebt.

Der Fahrkartenverkauf wird mit der Touristeninformation zusammen im ehemaligen Wasserturm untergebracht. Zusätzlich kann man hier Fahrräder und E-Bikes ausleihen.
Der hölzerne Aufbau wird durch eine hinterleuchtete semitransparente Hülle ersetzt und zum Leuchtturm erhöht, der die unverwechselbare Eigenständigkeit des Platzes erzeugt.

Zum Gleiskörper wird der Platz durch eine lineare, leichte, halbtransparente Konstruktion, dem Radhaus, gefasst.
Es schützt vor Diebstahl, Wind und Wetter, übernimmt aber auch sicht- und schallschützende Funktion für den Platz. Man findet hier die öffentliche Toilette mit Behinderten-WC.
Ebenso unter dem Dach ist der barrierefreie Zugang zu den Gleisen in Form einer Rampe untergebracht (kein Winterdienst erforderlich).

Der neue Busbahnhof entsteht entlang der Bahnhofstraße südlich des ehemaligen Bahnhofsgebäudes.

Nördlich vom Busbahnhof befindet sich der Park- and Rideplatz mit über 100 PKW-Stellplätzen.
Der Parkplatz ist locker mit Bäumen überstellt, die sich vom Puschkinpark über den Parkplatz streuen und diesen somit in das Grün der angrenzenden Landschaft integrieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee

Durch die Reduzierung des Gebäudebestands auf Bahnhofsgebäude und Wasserturm soll der Platz zur Stadt hin geöffnet und die vielfältigen Verknüpfungen zwischen Stadt, Kurbereich und Puschkinpark verbessert werden. Als Bindeglied und „Drehkreuz“ und als „Ort des Ankommens“ wird der Bahnhofsplatz durch ein Minimum an Gestaltungselementen mit hoher Aufenthalts-qualität aufgewertet.


Qualität der Gestaltung

Die gesamte Platzfläche wird als ruhige, homogene, barrierefreie Fläche gestaltet. Durch die Verlagerung des Busbahnhofs an die Bahnhofstraße und die Rangierfläche Kaufland an den äußersten Rand des Grundstücks (Südwest) wird die Freihaltung des Platzes von motorisiertem Verkehr erreicht.

Bis auf drei überdachte unauffällige Buswarteplätze entlang der Bahnhofstraße an den Bushaltestellen gibt es keine weiteren Gestaltungselemente, sodass sich das unmittelbare Umfeld des Bahnhofsgebäudes als weiträumige offene Fläche darstellt, die dem Fußgänger und Radfahrer Spielraum bietet und beide historische Gebäude zu besonderer Geltung kommen lässt.

Es gibt jedoch auch eine Kehrseite dieses „Gestaltungsminimalismus“. Was sich im Grundriss als „Klarheit und Übersichtlichkeit“ ausgibt, könnte in der Perspektivansicht auch als eine „zu weit getriebene Reduktion“ gedeutet werden. Anstelle des Bahnsteiggeschehens blickt man auf eine lange opake Wand, die darüber hinaus auch noch den Blick in Richtung Puschkin-Park verstellt und damit einen wesentlichen
räumlichen Zusammenhang optisch ausgrenzt. Die Bahnhofsfreifläche wirkt in Verbindung mit der opaken Platzrückwand nicht sehr einladend; dieser Eindruck wird noch gestützt von der geschlossenen Fassade des Wasserturms, der die Funktionen des bestehenden ÖPNV-Pavillons übernehmen soll, aber dafür gestalterisch und funktional nicht qualifiziert wurde.


Qualität der Funktionen

Grundsätzlich ist die Verlagerung des Busbahnhofs an den Rand des Bahnhofsvorplatzes unter Nutzung der Stellplatzbucht als Aufstellbereich und Wendeschleife sinnvoll. Die vorgeschlagene Parallelaufstellung ist jedoch wegen des enormen Flächenverbrauchs durch die notwendigen Rangierabstände keine gute Lösung.

Der Taxi-Aufstellbereich ist viel zu weit vom Ankunftsort der Bahnreisenden entfernt.

Die Fahrradstandorte entlang der Gleise sind gut gewählt, zumal 50% der Fahrräder unmittelbar am Gleiszugang abgestellt werden können. Durch die Sichtbeziehung Bahnsteig und Abstellbereich ist genügend Schutz vor Diebstahl und Vandalismus gegeben.

Der Zugang zum Bahnhofsgebäude ist nur im Süden barrierefrei, wünschenswert wäre dies auch zwischen der Nordterrasse und dem Bahnsteigzugang.

Die Vorgaben der Auslobung zum Bahnsteigzugang wurden nicht berücksichtigt. Anstelle der vorgegebenen Aufzugerschließung auf der Platzseite wurde eine Rampenlösung gewählt.

Die Kaufland-Rangierfläche über die Platzgrenze hinaus in den Gehwegbereich, um die Platzfläche West möglichst verkehrsfrei zu halten, ist in der dargestellten Weise unbedingt zu vermeiden.

Die Entscheidung, den gesamten Platz von motorisiertem Verkehr freizuhalten, führt zu dargestellten Problemen. Die „idealtypische“ Entwurfsidee eines „reinen Platzes“ ist allein der Planästhetik geschuldet und muss naturgemäß an der Realitätsprüfung scheitern.


Qualität der Gebäude

Die architektonische Gestaltung des historischen Bahnhofsgebäudes und Organisation der Hotelfunktionen sind gelungen. Fragwürdig ist jedoch die Festlegung auf die ausschließliche Nutzung eines Hostels in dieser Größenordnung. Ein nutzungsoffenerer Vorschlag wäre die bessere Alternative gewesen.

Der Wasserturm übernimmt die Funktionen des ehem. ÖPNV-Pavillons. Die Nähe des Wasserturms und seine angrenzende Freifläche zu den Bushaltestellen legt ein Potenzial für Buswarte-Aufenthaltsfunktionen nahe, die der Entwurf nicht nutzt.

Qualität des Grünraums und Bezug zum Landschaftsraum
Die Lösung ist deutlich inselartig. Eine gestalterische und visuelle Verbindung über die Bahngleise hinweg zum Puschkinpark wird nicht angestrebt, sondern durch die semitransparente Konstruktion verhindert. Angeboten wird nur die Wegeverbindung bzw. Blickbeziehung durch die Unterführung.

Die Raumgestaltung ist sehr reduziert, arbeitet aber mit wenigen, sehr kraftvollen Ideen. Vielleicht wollte der Entwurf ein „Salzwüstenambiente“ symbolisieren. Ein paar Bäume mehr - besonders in Richtung Bahnübergang – würde die Aufenthaltsqualität deutlich erhöhen.
Abendstimmung

Abendstimmung

Grundriss

Grundriss

Hostel/Leuchtturm/Salzkuppe

Hostel/Leuchtturm/Salzkuppe

Blatt 1

Blatt 1

Blatt 2

Blatt 2