modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener, zweistufiger landschaftsplanerischer Ideen- und Realisierungswettbewerb | 07/2006

Landschaftsplanerischer Ideen- und Realisierungswettbewerb "Park auf dem Gleisdreieck"

Park auf dem Gleisdreieck

Park auf dem Gleisdreieck

Engere Wahl

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Zusammen wachsen - das neue Gleisdreieck
Der Park am Gleisdreieck ist ein Sinnbild für die Entwicklung Berlins in den letzten Jahrzehnten. An diesem geschichtsträchtigen Ort wird das schwierige Zusammenwachsen von zerklüfteten Stadtstrukturen in exemplarischer Weise deutlich. Der neue Park ist also ein wachsender Raum, ein Raum des täglichen Wandels.

Eine deutliche städtebauliche Orientierung und die sehr offen ausgeformte Raumstruktur transformieren die konzeptionelle Idee in eine urbane Figur. Der neue Park am Gleisdreieck wird damit zu einem städtischen Verknüpfungsraum, der die vorhandene Stadtstruktur aufnimmt und pointiert weiterentwickelt. Die dominierende Nord-Süd-Richtung der ehemaligen und teilweise noch existierenden Gleisanlagen wird zum räumlichen Merkmal der gesamten Anlage. Mit dieser Struktur wird es möglich, das Zentrum der Stadt über eine übergeordnete Grünverbindung mit den angrenzenden Bezirken zu verknüpfen.

Offene Parkwiesen ermöglichen weite Blickbeziehungen, die im komplexen Stadtgefüge eine Orientierung bieten. Auch funktional werden insbesondere der Tilla-Durieux-Park sowie das Gelände des Tempodroms mit den Anlagen am Gleisdreieck verknüpft. Als ein deutlich akzentuiertes Freiraumelement überspielt dagegen der „Gleiswald“ die trennende Wirkung der Bahnanlagen insbesondere im Mittelteil des Parks. Die gleichfalls in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Stadtpromenaden vermitteln zwischen dem offenen Parkraum und den benachbarten Quartieren.

Die Parkwiesen - so gleich und doch verschieden
Die zwei großzügig konzipierten Parkwiesen betonen die Eigenständigkeit der angrenzenden Bezirke - also die Individualität, die soziale Differenzierung der Wohnquartiere - und fassen gleichzeitig weite Bereiche des Parks zu einem räumlichen Kontinuum zusammen. Wie zwei Geschwister - gleich und doch verschieden - symbolisieren sie die unterschiedlichen Nachbarschaften in ihrem Zusammenwachsen.
Die langgestreckten Wiesenflächen sind die deutlichste visuelle Verknüpfung zwischen außen und innen, zwischen Zentrum und benachbarten Stadtbezirken. Die in Nord - Süd - Richtung verlaufenden Hauptwege unterstreichen auch funktional diesen Ansatz. Einzelne Baumgruppen akzentuieren und gliedern den Raum, auf dichte Strauchpflanzungen wird zugunsten einer großen Offenheit grundsätzlich verzichtet.

Die Potsdamer Wiesen
Die Parkwiesen im Ostteil der Anlage entwickeln den klar orientierten Raum des Tilla-Durieux-Parks in südlicher Richtung weiter - diesen Bereich definieren vor allem großzügig dimensionierte, vielseitig nutzbare Grünflächen. Intensiver belastbare Sportfelder (z.B. Fußball) fügen sich in zurückhaltender Weise in den Wiesenraum ein.
Ein Teilbereich dieser Zone wird durch das Thema der Obstwiesen geprägt - dazu werden aus den derzeit vorhandenen Kleingärten die prägnantesten Einzelbäume freigestellt. Kombiniert mit grünen Bewegungsfeldern als informelle Spielräume entsteht als „Fruchtsportwiesen“ ein Aktionsraum mit besonderer Identität. In der benachbarten „Vitalstation“ schenken engagierte Schreber selbst gepressten Obstsaft an matte Sportler aus. Sport, Freizeit und Erholung verbinden sich somit auf selbstverständliche Art mit dem Thema der gesunden Lebensweise.

Die Anhalter Wiesen
Auch im Westteil des Parks eröffnet eine weite Wiesenfläche großzügige Raumbeziehungen. Die Erweiterung des Technikmuseums wird dabei als ein integrierter Bestandteil konzipiert, der sowohl mit dem Altgelände wie auch mit dem südlich gelegenen Parkteil verknüpft ist. Während der nördliche Eingangsbereich des Museums sich über einen großzügigen Platz zum Landwehrkanal öffnet, sind die südlichen Kopfteile der Gebäude optische Merkzeichen einer neuen Stadtlandschaft. Hier entsteht ein Verknüpfungsbereich von Park und Gebäude, von außen und innen.
Das Ziel des Museums, sich in den Parkraum zu öffnen, wird aufgenommen und der Bereich zu einem „Platzraum im Grünen“ weiterentwickelt.

Der Gleiswald - eine gemeinsame Mitte
Die Themen des bereits vorhandene „Wäldchens“ sowie der „Gleisinsel“ werden zu einem zentralen Freiraummotiv ausgeformt. Der teilweise wertvolle und raumprägende Gehölzaufwuchs einerseits wie auch die in weiten Zonen unüberwindliche Barriere der Gleisanlagen andererseits teilen bereits heute das Gelände in unterschiedlich orientierte Teilbereiche.
Eine Verbindung der beiden Flächen wird daher weniger in der Ausformung einer Vielzahl von funktionalen oder optischen Verbindungen gesehen (die immer nur eine Illusion vortäuschen würden), sondern vielmehr in einem gemeinsamen Element. Der den gesamten mittleren Teil umfassende „Gleiswald“ entwickelt eine deutliche Ausstrahlung sowohl auf die westliche wie auch die östliche Parkwiese.
Mit ergänzenden Pflanzungen, vor allem in der Übergangszone zu den Parkwiesen, wird in weiten Bereichen ein offener und hallenartiger Charakter erzeugt. Der unmittelbar an der Fernbahn liegende Bereich wird von Bewuchs freigehalten.

Die Stadtpromenaden - Ein urbaner Rahmen
Die sich entlang der Hauptrichtung erstreckenden Promenaden vermitteln zwischen dem Grünraum des Parks und den angrenzenden Stadtquartieren. Auch dieses Freiraumelement unterstreicht die prägende Nord-Süd-Beziehung mit der Anbindung an das Zentrum der Stadt.
Die Stadtpromenaden sind eine wichtige Wegeverbindung, gleichzeitig aber auch ein unmittelbarer „Entspannungsraum“ der dicht besiedelten Quartiere. Dies unterstützen die im mittleren Teil aufgeweiteten Zonen, in welchen für vielfältige Nutzungen Platz geboten wird. Aktionsflächen, Außengastronomie, Raum zum Flanieren und Ausruhen sind hier die Elemente einer urbanen Nutzung.
Regelmäßig angeordnete Baumfelder schaffen eine atmosphärische Differenzierung. Eine Reihe wichtiger Wegebeziehungen zum Park werden als markante Zugänge in diese Bereiche integriert.

Potsdamer Promenaden
Die „Potsdamer Promenaden“ sind eine urbane Wegeverbindung vom Südraum der Stadt bis direkt zum Potsdamer Platz. Die räumliche Aufweitung gegenüber dem Dennewitzplatz entwickelt eine deutliche Orientierung zum Park. Hier werden in Bezug auf die zukünftige Bebauung starke Synergieeffekte (z.B. Außengastronomie) entstehen.
Der südliche Promenadenabschnitt sichert gleichzeitig die für die angrenzende Sportnutzung geforderte Wegeerschließung ab.

Anhalter Promenaden
Die östliche Parkpromenade integriert eine funktionelle Anbindung der Museumserweiterung in das Gesamtkonzept. Trotz des schmalen Raumkorridors wird der Landwehrkanal unmittelbar angebunden, während gleichzeitig das Museum in seiner weiteren Entwicklung nicht eingeschränkt ist. Die Aufweitung im mittleren Bereich ist als Pendant zu den gegenüberliegenden „Potsdamer Promenaden“ konzipiert und bietet Möglichkeiten intensiver öffentlicher Freiraumnutzung.
Die Randlage der Stadtpromenade schafft auch im „Flaschenhals“ eine weitgehend offene, optisch erlebbare Raumbeziehung nach Süden. Der Kreuzberger „Stadtbalkon“ wird als eine besonders akzentuierte Situation in die Promenade integriert.

Die Portale - Zugang und Zeichen
Die teilweise noch vorhandenen ehemaligen Laderampen und Zufahrten zu den Güterbahnhöfen sind Inspiration für ein markantes Eingangselement an den Zugängen des Parks. Die Flächen werden dabei grundsätzlich über geneigte Ebenen erschlossen, die baulich in den Hochkörper des Parks eingeschoben werden.
Die über den Rampen befindlichen Tore setzen das bandartige Motiv der seitlichen Stützmauern fort und machen die Zugänge weithin als Orientierungspunkte sichtbar. Wie die ehemals repräsentativen Portalarchitekturen der Bahnhöfe begrüßen sie schon von weitem die Besucher. Integrierte Beleuchtungselemente inszenieren die skulpturalen Objekte, die sich somit auch in den Nachtstunden als urbane Leitelemente exponieren.

Die Orte im Gleisdreieck – eine kleine Parksoziologie
Der neue Park wird von verschieden Gruppen oder einzelnen Personen benutzt werden, die Ausprägung von individuellen Orten unterstützt diese soziologische Vielfalt mit einer eigenen Struktur. Während die „Parkstationen“ – analog den Bahnhöfen – größeren Gruppen für gemeinsame Aktivitäten Platz bieten, sind die „Wanderwagen“ eher Orte der Familien und privaten Gemeinschaften. Die „Pullounges“ als einzelne Freiraummöbel sind dagegen ein Angebot an individuelle Parknutzer.

Parkstationen - Aktive Orte
Im gesamten Park werden besondere Aufenthaltsorte konzipiert. Die „Parkstationen“ sind thematisch ausgeprägte Räume, die sowohl in die Parkwiesen wie auch in den Gleiswald integriert sind.
Als moderne Freiraumelemente sind sie mit verschiedensten Sport- Spiel- und Erholungsnutzungen belegt. Die Erfahrung menschlicher Bewegung, der Bewegung des eigenen Körpers, stellt dabei einen direkten Zusammenhang zur Bewegung der Maschinen, also zur Verkehrsgeschichte des Gleisdreiecks her. Die Ausformung und Lage der „Parkstationen“ orientieren sich dabei grundsätzlich an der Struktur der ehemaligen Gleisanlagen. Vorhandene Oberflächen, Spuren und Fragmente der historischen Nutzung, werden damit gesichert und in einen neuen Kontext gesetzt. Mit der Benennung dieser Orte werden individuelle Bezüge sowohl zur Geschichte des Geländes wie auch zu den Eigenarten der heutigen Nutzungen hergestellt.
Die Vitalstation ist die erste öffentliche Saftpresse Berlins. Engagierte Schreber erfreuen matte Sportler mit einem frischen Obstsaft aus dem eigenen Garten.
Hier spielen sie stundenlang: Die Kleinsten und die Eltern der Kleinsten. Im Sand, neben dem Sand und mit dem Sand sowie mit vielen aufregenden Objekten werden die kleinen und großen Familien ganze Tage in der Spielstation verbringen.
Laufen, Springen, Ballspielen kann man in der Sprintstation. Eine robuste, sportliche Oberfläche bietet Inspiration zu gewagter Körperkunst.
Wie in einem Eisenbahnwagen erlebt man im Rotorast Bewegung und Ruhe zugleich. Matte Radler und Müde Skater pausieren in bequemen Liegen, während urbane „Couch potatoes“ sich im Laufrad wieder fit machen.
In trauter Nachbarschaft zu den alteingesessenen Schrebern entfaltet sich im Gartenklub ein erster Community Garden. Zusammen wird hier gesät und geerntet, geredet und gefeiert.
Im Schutz des Wäldchens entsteht kein schnöder Hundesportplatz, sondern der erste Spielplatz für unsere vierbeinigen Freunde. Ringe, Räder, Balken und vieles mehr bieten in Bellos Welt endlich Abwechslung vom schnöden Schnüffeln.
Das Kreuz der Wege wird zur X Station, der heimlichen Mitte des Gleisdreiecks. Inspiriert von der Partyzone des benachbarten „Schnellwerkes“ entsteht ein Raum der verschiedenen Richtungen und Geschwindigkeiten
Hier ist Strand und Sport, der neue Ort für Beachvolleyball und andere erschöpfende Bewegungsarten. Gut versorgt vom benachbarten Cafe wird die Sandstation zum Austragungsort des berühmten Gleisdreieck - Turniers.

Die Wanderwagen - Möbel und Bühnen
Neben der klassischen Ausstattung mit z.B. Parkbänken werden moderne Freiraummöbel konzipiert, die einen besonderen Bezug zum Ort herstellen. Dies sind bewegliche, multifunktional nutzbare Plattformen, die auf noch vorhandenen Gleisen verschoben werden können. Sie bewegen sich als „Wanderwagen“ jedoch im Tempo eines Spaziergängers und sind sowohl im Alltag wie auch bei Veranstaltungen flexible Elemente moderner Parkgestaltung: nutzbar als Sitzbank, Picknicktisch oder Parkbühne.

Der Schnellweg - eine rasante Verbindung
Hauptsächlich entlang der Fernbahn führt die schnellste Nord-Süd-Verbindung durch den Park. Inspiriert von Geist des Ortes erreichen hier Radfahrer und Skater ungeahnte Geschwindigkeiten und treten in einen sportlichen Wettstreit mit den Zügen der Deutschen Bahn.

Rotorast - Aktion und Ruhe
Die Rotorast - Stationen sind Orte der Ruhe und Aktion zugleich. Übergroße Laufräder bieten intensive körperliche Bewegung - die „Rotortrone“ sind ein Sinnbild der Bewegung, eine Reverenz an die vielen sich unablässig drehenden Räder eines Eisenbahnwaggons. Demgegenüber findet der überhitzte Extremradler in den „Pullounges“ einen Moment der Entspannung. Das Motiv dieser großflächigen Liegemöbel ist den legendären „Pullman-Sitzen“ entlehnt, als Symbole eines entspannten Reisens mit der Bahn.

Die Häuser im Park
Als zukünftige Entwicklungskerne werden einige der vorhandenen Gebäude erhalten und in den Park integriert. Sie sind immer an besonderen Orten gelegen und können als bauliche Hülle zu verschiedensten Nutzungen inspirieren. So wird beispielweise das „Schnellwerk“ an der Schnittstelle zwischen Fernbahn und Generalszug zu einem Ort des Tempos und der intensiven Aktivität. „Yorckcafé“ und „Hornhaus“ nehmen als stadtnahe Orte vor allem öffentliche Nutzungen auf. Das ehemalige Stellwerk im Flaschenhals wandelt sich dagegen zum „Speisewerk“, einer Ausflugsgaststätte im Park.

Das Yorck-Entree
Mit einer großzügigen Geste öffnet sich an einer schwierigen Stelle der Park zur Stadt. Eine breite Wiesenrampe führt - unter Einschluss des bestehenden Weges - vom Fußweg auf das Niveau der Bahnanlagen. Somit wird auch die Yorkstrasse auf einem größeren Abschnitt akzentuiert und optisch aufgeweitet. Der gegenüberliegende Bereich des Flaschenhalses ist ein spiegelgleiches Pendant und setzt mit der gleichen Geste den Parkraum kontinuierlich fort. Für das an dieser Stelle vorhandene Gebäude bietet sich eine öffentliche Nutzung an. Als „Yorckcafé“ kann es zum Treffpunkt und Ausgangsort vielfältiger Aktivitäten werden.

Der Generalszug - ein Höhenweg
Die den „Generalszug“ über die Gleisanlagen führende Brücke wird möglichst kurz gehalten, um den offenen Raum der Parkwiesen nicht wesentlich zu beeinträchtigen. Andererseits sollten die Brückenrampen eine möglichst komfortable Steigung bieten, um die Überwindung von Niveauunterschied und Wegstrecke möglichst angenehm zu gestalten. Die von dem Bauwerk aus erlebbaren Blickbeziehungen vermitteln einen Eindruck von der Vielfalt des Parks und zeigen die wichtigsten Raumbeziehungen. Auf dem Scheitel der Brücke installierte Ferngläser, die „Temposkope“, nutzen diese Konstellation und vermitteln das visuelle Parkerlebnis.
Die temporär nötige Wegeverbindung über die Fernbahn wird mit dem Grünen „U“ als Umleitung deutlich visualisiert und damit als ein städtebauliches Zeichen für eine längere Übergangszeit ausgeprägt.
Anhalter Wiesen

Anhalter Wiesen

Potsdamer Promenade

Potsdamer Promenade

Schnellweg mit Rotorast

Schnellweg mit Rotorast

An der Potsdamer Promenade

An der Potsdamer Promenade

Schnellwerk

Schnellwerk