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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2013

Lakeside Park 2.0

1. Preis

Preisgeld: 60.000 EUR

Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

ILF Consulting Engineers Austria GmbH

Bauingenieurwesen

Jens Gehrcken - visualisierung+architekturfotografie

Visualisierung

Erläuterungstext

Die Lage am Naturschutzgebiet und die bestehenden losen Baukörper lässt einen konventionellen Städtebau kaum sinnvoll erscheinen. Der Lösungsansatz für den Lakeside Park 2.0 BA 01, der Erweiterung des Wissenschafts- und Technologieparks findet sich daher im Verstehen der Landschaft und der wenigen städtischen Anknüpfungspunkte: Landschaften sind aufgebaut in Schichten, daher gliedert sich der Entwurf in drei Horizontalen mit verschiedenen Nutzungen: Auf Erdgeschoßebene befinden sich die überdachten Parkplätze, im Hauptgeschoß die Büros und darüber eine dritte Schicht für Ruhe und Kommunikation, die wie eine bewegte Decke Teil der Gesamtstruktur ist. Landschaften haben Richtungen, so folgt Lakeside Park 2.0 BA 01 den geologischen Richtungen des Grundstücks. Der Gebäudekomplex reflektiert den Aufbau der Landschaft und die Bewegtheit des nahen Wörthersees, verfügt aber durchaus städtebaulich ablesbar über einen Kopf und ein Ende.

Das erste Gebäude (Bauabschnitt 1) mit seinen folgenden Bauabschnitten 2-6 (Gesamtfläche 36.600 m²) präsentiert sich mit klaren Raumkanten. Der Bauabschnitt 1 schafft einen zentralen Platz zwischen den bestehenden Baukörpern des Technologieparks, der Uni und dem neuen Lakeside Park 2. Parallel dazu reduziert das Gebäude durch lange fließende Bewegungen seine Konturen, sodass es verdeckt durch die Bäume vom Naturschutzgebiet Natura 2000 im Süden her kaum wahrnehmbar ist. Die weiteren 5 Bauphasen komplettieren die Struktur des Bauabschnitts 1 bis zur südlichen Kante des Grundstücks. Unabhängig von Ästhetik und Naturbezug ist die räumliche Auswirkung des städtebaulichen Konzepts ganz offensichtlich: Die geplante Struktur kommt mit nur der Hälfte der vorgegebenen Grundstückfläche aus. Die Architektur schont den umgebenden Grünraum auch im Detail: Wiesen wachsen an den Gebäudeschrägen, bilden auf den Dächern die „fünfte Fassade“. Teiche ziehen sich bis in die offenen EG-Bereiche der Module 02-05 hinein. Architektur und Natur sind Partner für die Schaffung einer ansprechenden Arbeits- und Aufenthaltsatmosphäre. Je Eingangsbereich können sich bis zu 8 unabhängige Büroeinheiten ab 50 m² Größe ansiedeln, die sich lediglich die Sozialeinrichtungen/ Nebenräume teilen. Grundsätzlich befinden sich Infrastruktur, Bürolandschaft und Kommunikationsbereiche auf drei Ebenen, kurzläufig mit den Stiegenhäuser verbunden.

Die Flächen über den Büros profitieren vom Blick auf den Nationalpark bis hin zum Großglockner. Hier können sowohl privilegierte Büroeinheiten als auch Begegnungsräume, Ruheräume, Think Tanks und Besprechungsräume angeordnet werden, die von den darunterliegenden Büroeinheiten gemeinschaftlich genutzt werden. Über diese pragmatischen Konditionen hinaus ist es das Ziel des Entwurfs ist, dass er von den künftigen Nutzern anerkannt. Diese Wertschätzung ergibt sich aus dem Komfort im Gebrauch und dem kulturellen Mehrwert. Elegante Formen, fließende Übergänge, sichtbare Höhepunkte durch aufsteigenden Stiegenhäuser und die schwingende Dachlandschaft bringen eine Wahrnehmung der ästhetischen Qualitäten der Struktur mit sich, wie sie nicht alltäglich ist, aber im Alltag eine Bereicherung für die Benutzer darstellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der sparsame und schonende Umgang mit der Grundstücksfläche ist bereits Programm:
Hier entsteht eine selbsttätige Struktur, die die Landschaft versteht und in sie übergeht, die sich mit dem Europaschutzgebiet verschmelzt, die, wie die Natur sich in Schichtungen und Richtungen gliedert, die sich, in Beziehung mit dem Außenraum, der aus der Überlagerung von geologischen Formationen und Vegetationen konzipiert ist, als „primus inter pares“ versteht und schließlich eine Struktur, die den vorhandenen Park achtet und anerkennt.

Stringenter und mit den Worten der VerfasserInnen, die sich auf Luigi Snozzi beziehen, heißt es: „Zerstöre mit Vernunft“ … wenn du baust.

Die stetige Suche der VerfasserInnen nach einem materiellen und kulturellen Mehrwert bei jedem Entwurfsschritt, die wir sowohl in den Worten als auch in den Strichen der Plakate erahnen, lässt eine willkommene Wertschätzung der Gesamtumgebung, der Tier- und Pflanzenwelt, der Arbeitswelt und ihrer Anforderungen erkennen.

Die Mehrschichtigkeit des Entwurfes ist ungewöhnlich und beachtlich. In dieser zuversichtlichen Gemütsstimmung in der Initialzeit des städtebaulichen-architektonischen Vorschlages stoßen wir auf Dinge, die als gewöhnlich erscheinen mögen, die aber in zweiter Lesung uns eine Entdeckung oder eine Überraschung bescheren.

Drei Beispiele:

1. Die Frage der gedeckten Parkplätze war und ist der Prüfstein in jedem abgegebenen Entwurf. Im vorliegenden Fall, beinahe unbemerkt und umweltschonend ist das ganze Haus eine einzige Parkgarage

2. Im Bericht ist die Rede von Schichten. Emotionslos werden sie vom Verfasser aufgezählt: „Auf Erdgeschossebene befinden sich die überdachten Parkplätze, im Hauptgeschoss die Büros und darüber eine dritte Schicht für Ruhe und Kommunikation“.
Von der Sprache zum Raum:
In der Tat erfahren wir ein räumliches Geflecht, sich kreuzende Verbindungen, wellende Dachlandschaften, aufsteigende Lukarnen und vieles mehr, das das Haus in eine zeitlose, erbaute Natur verwandelt

3. Es wird über Vögel und die Gefahr des Vogelschlages auf großflächigen Fenstern, über Fledermäuse und ihre Nahrung, über Nistkästen und Insektenhotels, über die nicht Domestizierung der Natur
usw. berichtet.
Vorliegender Fundus ist bereichernd und unterhaltsam, steigert die Neugier und spendet Lust nach noch mehr Wissen.


Wir erleben hier den Entwurf als Werkzeug der Erkenntnis, den Entwurf als Gesamtwerk.
Möge er das Flaggschiff des Lakeside Parks werden, der ebenso gesamtheitlich denkt und handelt.

Es werden bewusst Elemente der bestehenden Landschaft aufgegriffen und nachvollziehbar in die bestehenden räumlichen Strukturen eingefügt.
Durch die städtebauliche Setzung des 1. Bauabschnitts wird ein neues Zentrum geschaffen das die heute bestehenden Protagonisten Lakeside 01, Universität mit dem Lakeside 02 verbindet und eine starke visuelle Zusammengehörigkeit schafft. Die vorhandene Thematik der oberirdischen Wasserspeicherung, die bereits den heutigen Lakesidepark prägt, wird in ihrer Form aufgegriffen und in ihrer Ausformulierung in zum Teil stehenbleibende Wasserflächen übersetzt, so dass differenzierte und divergente Aussenräume für die Tier – und Pflanzenwelt entstehen.
Lageplan alle Phasen

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Lageplan

Lageplan

Foto: Johannes Puch

Foto: Johannes Puch