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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Neubau Strafjustizzentrum

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Erläuterungstext

Neubau Strafjustizzentrum München

Bauten für die Justiz sind herausragende öffentliche Gebäude. Die Vorstellung von Recht als der dritten unabhängigen Gewalt muss sich hier zeitgemäß materialisieren. Der Vorgang der Rechtsfindung mit den beteiligten Gerichten, der Staatsanwaltschaft und nicht zuletzt der Öffentlichkeit findet in dem vorgeschlagenen Justizzentrum am Leonrodplatz seine Entsprechung.
Die Büros der Gerichte befinden sich in einem Block an der Schweren-Reiter-Straße und Emma-Ihrer-Straße. Die Büros der Staatsanwaltschaften nehmen einen Block an der Dachauer- und Anita-Augsburg-Straße ein. Zurücktretende Häuser mit den Büroeingängen und die Platzhäuser am Leonrodplatz und Rosa-Luxemburg-Platz gliedern den Block. Beide raumgreifende Blöcke werden durch ein großes Haus verbunden. Dieses Haus ist der eigentliche Versammlungsort in dem das Recht gesprochen wird. Hier finden die Organe der Rechtsfindung zusammen und überlagern sich mit der Öffentlichkeit.
Das Haus der Sitzungssäle wird beidseitig der neuen Gerichtsstraße errichtet. Das Justizzentrum wird hier zu einem öffentlichen Ort. Gleichsam wie in einem aufgeschnittenen und geteilten Haus werden die Orte der Rechtsfindung sichtbar. Die Sitzungssäle mit ihrer Holzfassade zeigen sich als einzelne Volumen im Wechsel mit den Wartezonen in der Fassade. Im Erdgeschoss des Sitzungssaalhauses werden autarke kleine Ladeneinheiten mit Dienstleistungen für die 1200 Beschäftigten und die zusätzlichen Besucher vorgeschlagen. Die Gerichtsstraße wird zu einem lebendigen Ort.
Im Gegensatz zu der kleinteiligen Fassadentextur der städtischen Bürohäuser zeigt das Sitzungshaus mit den großen Volumen der Säle einen anderen Maßstab und damit seine herausragende Bedeutung als Versammlungsort innerhalb des Justizzentrums.

Das Platzhaus am Leonrodplatz formt den Eingang in das Justizzentrum. Eine große zweigeschossige Eingangshalle mit einem ersten Blick in einen Gartenhof versammelt alle Nutzungen, die vor der sich anschließenden Sicherheitskontrolle des Justizzentrums notwendig sind. Nach der Sicherheitsschleuse schließt sich das eigentliche Foyer des Sitzungshauses an.
Ein Luftraum, Treppen und Aufzüge verbinden die 4 Geschosse des Sitzungshauses. Der Blick von der Gerichtsstraße auf die Sitzungssäle findet hier seine Entsprechung im Innenraum. Die Sitzungssäle zeigen sich als eigene holzverkleidete Volumen. Die Wartezonen in den Zwischenbereichen bilden einen ruhigen, hellen und geschützten Ort für die Gespräche bevor die eigentliche Sitzung beginnt und die Sitzungssäle betreten werden. Die großen Säle öffnen sich zu den großen Gartenhöfen im Innern der beiden Blöcke.

Ein Gartenhof zeigt sich aufgrund der großzügigen, abschirmenden Bebauung und der großen Bäume mit natürlichem Bodenanschluss als grüner Park inmitten der durch den Verkehr geprägten Umgebung. Er dient als Ausblick aus dem Sitzungshaus und als besonderer Aufenthaltsort für die Beschäftigten des Justizzentrums. Gartenhäuser innerhalb der Büros öffnen sich mit Aufenthaltszonen und Loggien auf allen Geschossen in den Gartenhof.


Städtebauliches Konzept

Entlang der Baulinien werden zwei Blöcke errichtet, die mittig eine öffentliche Straße bilden. Sie fassen den städtischen Raum. Durch die gemeinsame Höhe und die gemeinsamen Fassadenthemen sind die Blöcke als eigenes Quartier erkennbar. Gegliedert wird der Block durch Fugen und Rücksprünge, die die einzelnen Häuser betonen. Die Platzhäuser am Leonrodplatz vervollständigen die vorgegebene Platzform. Hier ist der Haupteingang des Justizzentrums. Durch die Gerichtsstraße wird der durch den Verkehr geprägte Leonrodplatz mit dem ruhigeren Rosa-Luxemburg-Platz fußläufig verbunden. Die Lage der neuen Straße ist ein Pendant zu der gegenüberliegenden Dom-Pedro-Straße. Mit den beiden Platzhäusern wird die Figur des Blocks gegenüber der Dachauer Straße gespiegelt.

Beidseitig der neuen Straße wird das Sitzungshaus errichtet. Brücken überspannen die Straße. Durch die versetzte Anordnung und die transparente Ausführung bleibt der Straßenraum erhalten. Die Unterkante der unteren Brücke mit einer Höhe von ca. 4,80 m entspricht einer gewohnten Überbauung einer Verkehrsstraße.
Am Rosa-Luxemburg-Platz entstehen Platzhäuser mit den Eingängen in die Büros. Die runde Form wird durch die beiden Platzhäuser aufgenommen. Die Flanken der Blöcke werden durch den Wechsel der Bürohäuser und der zurückspringenden Gartenhäuser mit den Eingängen zu den Büros gegliedert. Der 2. Bauabschnitt wird als Segment dieser Abfolge im 1. Bauabschnitt ausgespart.

Die verkehrliche Erschließung erfolgt ausschließlich über die Emma-Ihrer-Straße. Von hier aus sind der Anlieferhof, die oberirdischen Besucher- und die unterirdischen Stellplätze für die Mitarbeiter erreichbar. Die Stellplätze und der gewünschte Stauraum kann auf eigenem Grundstück nachgewiesen werden. Die Fahrradstellplätze der Besucher werden am Leonrodplatz in der Nähe des Haupteinganges errichtet. Fahrradstellplätze für Mitarbeiter werden ober- und unterirdisch vorgeschlagen.


Funktionales Konzept

Das Justizzentrum gliedert sich in drei Teile. Die Gerichte befinden sich im Block Schwere-Reiter-Straße. Die Staatsanwaltschaft wird im Block an der Dachauer Straße untergebracht. Verbindendes Element ist das Sitzungshaus. Über 4 gesicherte Zugänge pro Geschoss erreichen die Beschäftigten auf kurzem Weg die Sitzungssäle. Der öffentliche Zugang befindet sich am Leonrodplatz. Alle öffentlichen Sitzungssäle werden in dem Haus untergebracht. Die Brücken über die Gerichtsstraße formen dabei einen Umgang, der eine leichte Orientierung im Sitzungshaus ermöglicht. Dreh- und Angelpunkt der Anlage ist das glasüberdeckte viergeschossige Foyer. Hier befinden sich die Freitreppen und Aufzüge. Weitere Treppen sind im Laufe des Umganges angeordnet. Insgesamt sind die Sitzungssäle auf vier Geschossen organisiert. Alle großen Sitzungssäle sind geschützt zum Gartenhof orientiert. Die kleinen Sitzungssäle orientieren sich zur Gerichtsstraße. Die Wartebereiche sind geschützt von den Zugängen in den Bereichen zwischen den Sälen untergebracht.
Die kleinteiligen öffentlichen Nutzungen (z.B. Jugendgericht etc.) sind direkt im Anschluss an das Sitzungshaus in den Bürohäusern untergebracht. Der notwendige Höhenunterschied wird über eine kleine Treppe und einen Lift ausgeglichen. Die barrierefreie Nutzung ist im gesamten Haus gegeben.
Die Gefangenenvorführung erfolgt über den Anlieferungshof an der Emma-Ihrer-Straße. Nach der Durchquerung der Schleuse fährt der Bus in einen eigenen abgetrennten Vorführbereich. Hier befinden sich die Aufzüge zu den Zellen im Untergeschoss. Durch die zentrale Lage der Zellen sind alle Aufzüge zur Vorführung einfach und kreuzungsfrei zu erreichen.

Die Kantine wird im Anschluss an die Eingangshalle und Sicherheitsschleuse seitlich am Sitzungssaalfoyer vorgeschlagen. Ein eingeschossiges Gebäude schiebt sich in den Hof. Durch die Lage ist die Kantine sowohl vom öffentlichen als auch von den nichtöffentlichen Bereichen großzügig zu erreichen. Mit der Ausrichtung der Kantine zum nicht öffentlichen Garten besteht die Möglichkeit einen abgetrennten gesicherten Freiraum für die Kantine zur Verfügung zu stellen.

Die Büros erhalten Ihre Eingänge in den Platzhäusern und den zurückspringenden Gartenhäusern. Über die gesicherten Eingangsfoyers werden die jeweiligen Geschossfoyers erreicht. Die Geschossfoyers öffnen sich großzügig zum Garten. In den Gartenhäusern werden im Anschluss an die Foyers Kombizonen mit Teeküchen, Besprechungs- und Aufenthaltsräumen angeboten. Loggien bieten für die Mitarbeiter Freisitze auf allen Geschossen am Garten an. Diese Bereiche bieten entlang der Flure Freibereiche und vielfältig nutzbare Kombizonen an, die für die Kommunikation der Mitarbeiter und ein gutes Arbeitsumfeld unerlässlich sind.


Konstruktives Konzept
Das Tragwerk des Justizzentrums wird als Betonkonstruktion errichtet. Das Tragsystem orientiert sich an dem gewählten Büroraster.
Die Fassaden der Büros werden tragend mit einer Verkleidung aus Betonwerkstein ausgeführt. Die straßenseitigen Fassaden erhalten eine kleinteilige Textur aus Stützen und Bändern. Die Fenster sind bodentief. Im Garten wird das Motiv aus Band und Stütze horizontal interpretiert. Das eher bandartige Fenster mit einer Brüstung aus Putz reagiert auf den Gartenhof. Die besondere Bedeutung der Gartenhäuser mit Ihren Loggien wird durch die tiefe Fassade und Markisen hervorgehoben.

Das Sitzungshaus
Die Wände der Sitzungssäle, Treppenhäuser und Aufzugsschächte bilden das Tragwerk des Sitzungshauses.
Eine hinterlüftete Prallscheibe zwischen den Betondecken erfüllt den Witterungsschutz für den so witterungsunabhängigen Sonnenschutz und der Holzfassade der Sitzungssäle. Während die Wartebereiche als Fuge zwischen den Sitzungssälen großzügig verglast wird, erhalten die Sitzungssäle eine Holzfassade entsprechend der inneren Fassade mit Fensterelementen.