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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2010

Sanierung des Rathauses Zehlendorf

3. Preis

ppp architekten + stadtplaner

Architektur

KAplus - Ingenieurbüro Vollert

Energieplanung

KMG Ingenieurgesellschaft für Gebäude- und Versorgungstechnik

TGA-Fachplanung

WTM Engineers

Tragwerksplanung

TPG - Technische Prüfgesellschaft mbH

Brandschutzplanung

ANDRESEN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Bei den Gebäuden des Rathauses Zehlendorf handelt es sich um ein heterogenes, im Laufe der Zeit gewachsenes Gebäudeensemble aus dem letzten Jahrhundert. Neben dem historisch wertvollen denkmalgeschützten Hauptgebäude dem Kopf der Rathausanlage und dem schützenswerten Erweiterungsbau aus den 50er Jahren stört insbesondere der abriegelnde Verbindungsbau der Erweiterungen aus den 80er Jahren das städtebauliche Gefüge. Ziel ist daher im Zuge der energetischen Sanierung das im Zentrum der Anlage liegende Bauteil C als Schlüssel zur Lösung des städtebaulichen Problems zu entfernen und durch einen kompakten energieeffizienten Neubau zu ersetzen. Damit wird wieder eine lesbare städtebauliche Struktur geschaffen. Der Gebäudewinkel des Altbaus leitet wieder wie ursprünglich konzipiert in die Gebäudeflucht des Erweiterungsbaus über. Der Raum öffnet sich so über eine Platzfläche zwischen den Baukörpern in die Tiefe des parkartigen Grundstücks. Das kompakte Gartenhaus fungiert als Klammer zwischen den Bauteilen und nimmt im 2.UG den Wasserspeicher sowie die neue Energiezentrale der Liegenschaft auf. Zwischen den Bauteilen C, D und E entsteht ein öffentlicher Platz, die Bauteile lassen sind von hier aus zugänglich. Der Neubau verfügt über große Glasflächenanteile für die Foyer- und Seminarnutzung . Die gläsernen Fassaden schaffen Transparenz, gewähren Ausblicke in den Park und ermöglichen eine einfache Orientierung im Gebäudeensemble des Rathauses.
Die ringförmige innere Erschließung aus historischer Eingangshalle und Neubaufoyer legt sich um den bestehenden Innenhof, der als gefasster und gestalteter Außenraum neue Qualitäten erhält.
Öffentliche Nutzungen:
Die an den Hof angrenzenden Räume im UG der Seitenflügel und im angrenzenden UG des neuen „Gartenhauses“ liegen im Zentrum des Rathausensembles und sind aufgrund ihrer guten Auffindbarkeit prädestiniert für eine öffentliche bürgernahe Nutzung.
Der kompakte Neubau des Gartenhauses ersetzt den, nur mit hohem Aufwand sanierbaren aufgeständerten Riegel des Bauteils C mit seinem großen Oberflächenanteil und stellt in Verbindung mit dem Wasserspeicher und den zentralen technischen Funktionen sowie den damit verbundenen kurzen Anschlusswegen eine wirtschaftliche Alternative zur Sanierung des Bauteils dar.

Energetische Sanierung der Gebäudehülle
Ganz im Sinne der städtebaulichen Idee der Freistellung der Bauteile im Park, sollen die wesentlichen gestalterischen Merkmale der einzelnen Gebäudeteile erhalten bleiben. Am deutlichsten zeigt sich diese Haltung an dem geschützten Gebäudeteilen des Bauteils A, aber auch am erhaltenswerten Bauteil D aus den 50ern. Die stärksten Eingriffe erfahren die Bauteile der 80er Jahre aufgrund ihrer gravierenden strukturellen Probleme. Die Fassaden sollen trotz ihrer ablesbaren individuellen Eigenheiten über die naturstein-ähnliche Materialität der neuen Bekleidung aus Faserbetonplatten zusammen mit der Putzfassade des Altbaus als Gesamtensemble verstanden werden können. Es ist daher an eine sandfarbene changierende Farbgebung aller steinernen bzw. massiven Bauteile gedacht. Im Kontrast dazu stehen dunkelrote Brüstungspaneele im Bauteil D, sowie hellgrüne mit pflanzlichen Motiven bedruckte Glaselemente im Bauteil C.
Die Sanierung der Gebäudehülle unter energetischen Gesichtspunkten erfolgt differenziert dem jeweiligen Bauteil angemessen mit dem Ziel in der Summe der Maßnahmen, die geforderten energetischen Schwellenwerte zu erreichen.
Bauteil A
Die Sanierung der Fassaden folgt der in der Studie angelegten Lösung Straßen- und Hofseite unterschiedlich zu behandeln.
Straßenseitig wird daher der Erhalt der denkmalgeschützten Kastenfenster vorgeschlagen. Die Fenster werden aufgearbeitet, das innere Fenster erhält eine 2-Scheiben Isolierverglasung sowie neu eingefräste Dichtungen. Die Leibungen erhalten Dämmstoffauflagen. Die Putzflächen werden entfernt und durch einen nur 2 cm starken hochwirksamen Dämmputz mit einem Zuschlag aus Nanogel ersetzt. Auf diese Weise können auch die Fassadenteile mit der Loggia ertüchtigt werden, ohne die Proportionen der Bauteile zu verändern.
Hofseitig erhalten die hier vergleichsweise unprofilierten Fassaden eine 22 cm starke Dämmung. Die Fenster werden durch 3-fachverglaste in Richtung der Dämmebene verschobene Holzfenster ersetzt. Die farbigen Treppenhausfenster bleiben als innerer Teil eines neugeschaffenen Kastenfensters mit mattiertem dreifachverglastem feststehendem Außenfenster erhalten.
Dachboden und Kellerdecke erhalten Dämmstoffauflagen mit einer Stärke von bis zu 30 cm.
Bauteil D
Die stark plastisch gegliederte Fassade folgt dem damaligen Zeitgeschmack, tragendes Gerüst und Füllung ablesbar zu machen. Es wird daher vorgeschlagen die Plastizität der Fassade weitgehend zu erhalten und mit den neuen Bauteilen nachzuzeichnen.
Es werden daher neue vorgefertigte ca 5,28 m breite geschoßhohe Fensterelemente eingesetzt, die eingekrant und auf die horizontalen Gesimse der auskragenden Betondecken abgestellt werden. Sie bestehen aus dreifachverglasten Holz-Aluminiumfensten, sowie gedämmten Brüstungselementen mit Wärmedämmung und davor fixierten dunkelrot gefärbten Solarpaneelen. Die vorgefertigten Elemente reduzieren den Anteil auf der Baustelle herzustellenden Fugen erheblich. Nach Andichten der Elemente an Hauptstützen und Deckenplatten erfolgt die Dämmung der Betonbauteile mit 4 cm starken Vakuumdämmpaneelen. Deren Bekleidung erfolgt durch 2cm starke Faserbeton–Winkelelemente bzw. U-Schalen vor den Stützen.
Kellerdecke und Dach erhalten 10 bzw. 30 cm starke Dämmstoffauflagen. Der auskragende Dachrand erhält eine Dämmung zur Vermeidung der Wärmebrücke.
Bauteil B und E
Die Bauteile verfügen derzeit über ungedämmte vorgehängte Waschbetonfassaden. Dahinter befinden sich massive tragende Stützen, Unterzüge und Brüstungen. Energetisch besonders ungünstig wirkt sich das Geschoß mit der umlaufenden ungedämmten Loggia aus.
Zur Optimierung des energetischen Standards wird vorgeschlagen die Loggia aufzugeben und so die Hüllfläche zu verkleinern. Teile der nichttragenden Brüstungen in den übrigen Geschossen sollen entfernt werden und so, wie bei den um die Grundfläche der Loggia vergrößerten Räumen, größere Fensterflächen mit besserer Tageslichtausbeute zu erhalten. Nach Dämmung des massiven Rohbaus erfolgt dessen Bekleidung mit einer vorgehängten, hinterlüfteten 2cm starken Faserbetonplatten. Unterschiedliche Formatgrößen der Bekleidung mildern die Schwere der Baus und geben dem Baukörper ein kubisch-glatteres aber auch feineres Erscheinungsbild. Als Fensterelemente werden 3-fach verglaste Fenster in der Dämmebene vorgeschlagen. Als Wetterschutz dienen zusätzlich vorgehängte Scheiben, die eine Spaltlüftung und damit witterungsgeschützte Spülung der Räume mit kühler Nachtluft ermöglichen. Im Zwischenraum zwischen äußerer Scheibe und Fenster befindet sich der witterungsgeschützte Sonnenschutz.
Bauteil C
Der aufgeständerte eingeschossige Verbindungsbau verfügt derzeit allseitig über ungedämmte Hüllflächen. Deren aufwändige Sanierung, aber insbesondere das ungünstige AV Verhältnis waren neben den oben beschriebenen städtebaulich begründeten Ansätzen ausschlaggebend das Bauteil durch einen zweigeschossigen Körper zu ersetzen. Im 2.UG befindet sich der als Wasserbehälter konzipierte Keller als thermischer Speicher im Zentrum des Gebäudeensembles. Leitungsverluste können minimiert werden.

Energie
Eine wesentliche Grundlage des Energiekonzeptes ist die Einsparung von Energie. Die Wärmeverluste werden stark minimiert und der Strombedarf durch den Einsatz energieeffizienter Beleuchtung und Antriebe deutlich abgesenkt.
Der Restbedarf für Heizwärme kann durch die Erträge der thermischen Kollektorfelder, der Wärmpumpe und der Mikrogasturbine gedeckt werden. Der zeitliche Unterschied zwischen Angebot und Nachfrage wird durch einen saisonalen Wärmespeicher mit einem Inhalt von 2.400 m³ ausgeglichen. Der sommerliche Überschuss der thermischen Solaranlage wird im Herbst und Winter dem Speicher entnommen und den Gebäuden zugeführt. Zusätzlich sorgt die Mikrogasturbine mit einer Laufzeit von grob 8.000 h/a für eine kontinuierliche Wärmezufuhr über das ganze Jahr. Durch die gekoppelte Stromerzeugung wird hier eine negative CO2-Bilanz erreicht. Den Restbedarf deckt eine ebenfalls mit Biogas betriebene Wärmepumpe.
Der saisonale Wärmespeicher als Kernpunkt des Heizwärmeversorgung befindet sich unter dem neuen Gebäude C. Das Gebäude C mit leichter hoch gedämmter Außenhaut und schwerem Kern nutzt die Wärmeverluste des Speicher als Wärmegewinn über die Bodenplatte. Der Speicher wird oben und seitlich hoch gedämmt ausgeführt. Die Dampfdiffusion in die Dämmebene wird durch eine Auskleidung mit Edelstahlblech vermieden. Auf eine Dämmung der Sohle des Speichers kann aufgrund der Temperaturschichtung verzichtet werden. Nach einem Jahr Betriebszeit nimmt der Wärmestrom zum Erdreich weiter ab.
Insgesamt wird eine CO2-neutrale Heizwärmeversorgung erreicht.