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Einladungswettbewerb | 08/2013

Kleyerquartier

1. Preis

Baufrösche - Architekten und Stadtplaner GmbH

Architektur

MANN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der städtebauliche Entwurf für die Neuordnung des Kleyerareals ergibt ein Quartier mit einem unverkennbaren Charakter. Das neue Quartier setzt einen eigenständigen Akzent in der heterogenen Umgebung, ist aber zugleich eine Aufwertung für den gesamten Stadtteil mit einer guten Vernetzung zu den angrenzenden Bereichen. Die gewählte städtebauliche Typologie der großzügigen Blockstruktur als Wohnhof ist eine bewährte Grundlage für qualitätsvollen Wohnungsbau bei der erforderlichen Dichte und ist auch ein Konzept für die weitere Entwicklung auf der gegenüberliegenden Seite der Kleyerstraße.
Die ehemalige Werkstraße wird in das Konzept integriert und bietet damit eine gute Anbindung über die Bahnstrecke zum Quartier an die Rebstöcker Straße. Der zentrale öffentliche Quartiersplatz ist von großer Bedeutung für die Binnenqualität des neuen Quartiers. Dieser urbane Ort wird die Identifikation mit dem neuen Wohnquartier fördern und ist mit Gastronomie, Kita und Familienzentrum der lebendige Freiraum für Austausch und Kommunikation.
Eine Reihe von Stadthäusern ergänzt das Konzept und schafft einen verträglichen Übergang zur Bebauung entlang der Ackermannstraße.
Die großen Blockstrukturen werden in verschiedengroße Wohnhausparzellen aufgegliedert. Es ergibt sich dadurch ein nebeneinander von unterschiedliche Haus- und Wohnkonzepten und damit eine architektonische und gestalterische Vielfalt. Dieses bewährte robuste Konzept ist für viele Nutzergruppen interessant und kann sich auch in den Bauabschnitten der Nachfrage anpassen.
Unser Vorschlag kann in vier eigenständigen Bauabschnitten realisiert.

Die wohnungsbezogenen privaten Freiräume, als auch die halböffentlichen und öffentlichen Bereiche, werden angemessen zugeordnet und zoniert. Das Konzept bietet qualitätsvolle Freianlagen und Rückzugsräume im Wohnhof mit Kinderspielbereiche und einen großen Quartiersplatz mit „Spielwiese“ für vielfältige Ideen und Aktivitäten der Bewohner im neuen Wohnquartier. Ideal ist auch die Nachbarschaft zum Kulturzentrum mit seinem alle Altersgruppen ansprechenden Angebot.
Bei der Vielfalt der nebeneinander stehenden Wohnhauskonzepte wird für den Freiraum ein einheitliches Gesamtkonzept vorgeschlagen. Insbesondere betrifft das die Gestaltung der öffentlichen Wohnstraßen und Plätze, wie auch für alle Vorgartenbereiche.
Dieses Konzept stiftet Identität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Leitidee zeichnet sich durch eine klare, an traditionellen großstädtischen Blockstrukturen orientierte Konzeption aus.

Die vier Baublöcke weisen in Dimensionierung und Zuschnitt eine hohe Qualität hinsichtlich Belichtung, Besonnung und vielfältiger Freiraumnutzung für unterschiedliche Zielgruppen auf. Die Definition der Blockinnenhöfe als private, von Bewohnern gemeinsam benutzbare Räume entspricht dem Qualitäts- und Sicherheitsbedürfnis.

Der Freiraum im Quartier wird durch den zentralen Quartiersplatz und die differenziert ausgebildeten Blockinnenbereiche geprägt. Der im Zentrum angeordnete Quartiersplatz gestaltet die Wegeachse der ehemaligen Werksstraße, sucht die Verbindung zur Friedrich-Ebert-Siedlung und formuliert einen lebendigen, für unterschiedliche Aktivitäten wie Spielen, Ruhebereiche, informellen Aufenthalt und Quartiersfeste geeigneten Stadtraum. Der Platz erreicht allerdings eine sehr üppige Dimension und die Ausgestaltung als Rasenfläche wird aufgrund des entstehenden Nutzungsdrucks etwas problematisch gesehen.

Die zu erhaltenden Bäume fallen der Gebäudestellung zum Opfer. Ein ausreichender Ausgleich wird durch Naturpflanzungen erreicht. Der Freiraum im öffentlichen Bereich und in den Innenhöfen zeichnet sich insgesamt durch eine angemessene Zonierung von privaten und öffentlichen Flächen aus. Spielflächen werden ebenfalls im öffentlichen Raum und den Innenhöfen angeboten und erfüllen die geforderten Kriterien.

Die Sequenz aus angemessen proportionierten Stadthäusern in Kopplung mit der vorhandenen Kindertagesstätte entwickelt einen sehr selbstverständlichen Bezug zu den Nachbarn. Die neue Kindertagesstätte orientiert sich folgerichtig zum Quartiersplatz. Der den Quartiersplatz arrondierende Solitär mit vorgeschlagenem Seniorenwohnen bildet einen städtebaulich gut begründeten Baustein. Die gleichförmige Massierung der vier Blocks, unabhängig von ihrer Position und Orientierung im Quartier, wird kritisch bewertet. Eine weitere Differenzierung und Reduktion der Gebäudevolumen an dem jeweiligen Standort würde das Potenzial des Grundkonzepts besser nutzen. Dies gilt insbesondere für den nordwestlichen, an die Stadthäuser angrenzenden Block. Die konsequente Bespielung der Dachflächen mit Wohnpavillons und Dachgärten verspricht eine hohe Wohnqualität. Die Gestaltung der Straßenräume mit Baumreihe und Grünstreifen wirkt in ihrer steten Wiederholung stereotyp, reagiert nicht auf die jeweils individuelle Situation der Straße und teilt den Straßenraum.

Das Erschließungskonzept sieht vor, den MIV konsequent am Gebietsrand zu organisieren. Dabei sind allerdings die oberirdisch geforderten Stellplätze außerhalb des Grundstücks angesiedelt. Die Idee des autofreien Quartiers, das dem Fuß- und Radverkehr sowie der Ver-/ Endsorgung vorbehalten sein soll, bietet große Potenziale für einen unkonventionellen Umgang mit dem öffentlichen Raum, die jedoch nicht entwickelt wurden. Ebenso wurde die dazu erforderliche Regelung nicht ausformuliert. Insbesondere Lieferdienste werden weite Wege zurücklegen müssen. Die Zahl der Tiefgaragen-Stellplätze ist bewusst geringer als die Zahl der Wohneinheiten, hier wird auf ein allerdings nicht weiter definiertes „Mobilitätskonzept“ für die Bewohner verwiesen. Eine Quartiersgarage ist vorgesehen.

Die durchgängige Barrierefreiheit aller Erdgeschosse und Hofbereiche ermöglicht eine hohe Funktionsflexibilität in diesen Bereichen. Die dargestellte Geschosshöhe ist jedoch zu niedrig und müsste entsprechend angepasst werden. Die geforderte Entwicklung in unterschiedlichen Bauphasen und einzelnen Hausparzellen ist aufgrund der klaren Baustruktur sehr gut realisierbar. Ob der vorgeschlagene Grundstückstausch an der nordwestlichen Grundstücksgrenze möglich ist, kann nicht abschließend beurteilt werden. Die grenzständige Bebauung zur Ackermannstraße stellt mit Blick auf die extrem hohe Dichte des Gebietes eine zusätzliche Volumenmassierung dar.

Das Projekt zeichnet sich durch eine intelligente Strukturierung von Blockelementen mit einer Quartiersmitte von sehr hoher Qualität aus. Das Grundkonzept verspricht eine sehr gute Identifikation der Bewohner mit dem Quartier. Eine Reduktion der Gebäudemassen wäre im Sinne einer besseren sozialen Vernetzung und zur Erzielung einer räumlichen Balance anzustreben.
Lageplan

Lageplan

Lageplanausschnitt

Lageplanausschnitt