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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2013

IGA Berlin 2017

Kienbergterassen

Kienbergterassen

1. Preis / Zuschlag

geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

VIC Landschafts- und Umweltplanung GmbH

Bauingenieurwesen

KRP Architektur GmbH

Architektur

werk3 architekturvisualisierungen

Visualisierung

Erläuterungstext

KIENBERG, Aussichtsturm der „Wolkenhain“

Der Kienberg stellt das Zentrum und den Orientierungspunkt für das gesamte Areal der IGA dar. Er ist als stadträumliche Marke bedeutend. Mit 140m ü. NN eröffnen sich von ihm weite Panoramen von Marzahn-Hellersdorf, der Blick reicht sogar bis ins Berliner Zentrum. Zurzeit ist hiervon aufgrund des Bewuchses auf dem Kienberg nichts erlebbar, man müsste sich über ihm befinden, am besten hoch oben über allem schweben und den freien Blick zu erleben.
Auf diesen Grundgedanken basiert der „Wolkenhain“, der dem Besucher / Nutzer eine „Wolke“ quasi über dem Kienberg schwebend als Ort losgelöst vom der vertrauten Wahrnehmung mit weitem Blick über die Landschaft anbietet. Die „Wolke“ als Metapher stellt den Hintergrund für vielfältige Assoziationen aus, die den Kienberg in seiner Bedeutung auch inhaltlich überhöhen.
Sie wird zusammen mit dem Kienberg eine neue, weithin erkennbare Landmarke schaffen, die untrennbar mit dem Ort verbunden sein wird.
Die „Wolke“ wird aus einer polygonalen Raumstruktur gebildet, die mit einer weißen Membran überzogen ist. Nachts kann sie von innen heraus dezent leuchten. Sie wird zu einem schwebenden Lichtobjekt, das eine besondere Atmosphäre über dem Kienberg schafft.
Die „Wolke“ ruht auf schlanken Stahlstützen, die unregelmäßig angeordnet sind, wie bei einem Baumhain, an den sie erinnern sollen. Zwei eng beieinander liegende Stützengruppen sind statisch wirksam durch Druckstützen und Seilauskreuzungen verbunden. Gemeinsam mit dem Aufzug bilden sie die horizontale Stabilisierung der „Wolke“.
Der Besucher erreicht die „Wolken“ über eine großzügige Treppenanlage. Die erste Etappe des „Aufstiegs“ führt auf eine kleine Anhöhe, von wo aus der Besucher eine Blick zurück auf den Weg auf den Kienberg hat, nach der Wendung führt die Treppenanlage, die an der Wolke angehängt ist, frei nach oben. Mobilitätseingeschränkten Besuchern steht ein Aufzug zur Verfügung. Dieser Aufzug ist sowohl über das Plateau als auch über die Besucherinformation erreichbar. Unter dem Plateau, die Geländemodellierung nutzend, ist die Besucherinformation mit Restaurant angeordnet. Der Blick über den Rodelhang auf den Marzahner Ausguck eröffnet sich hier überraschend dem Besucher , Ausstellungen und Vorführungen können hier stattfinden. Eine großzügige Terrasse für den Sommerbetrieb ist vorgesehen. „Wolke“ und Besucherinformation können getrennt voneinander betrieben werden. Für die „Wolke“ ist auch eine Zugangskontrolle an der Treppenanlage (nur mit Eintrittskarte) und im Besucherinformation leicht einzurichten.
Für die Zeit der IGA wird der Kienberg Umsteigestation für die Seilbahn sein. Die Bergstationen sind funktional und gestalterisch in das Konzept des „Wolkenhains“ eingebunden. Nach kurzem Fußweg erreicht der Nutzer die Basisstation des Gipfels, das Plateau unter der Wolke, mit Besucherinformation und Restaurant als Verteiler für den weiteren Weg, dann erfolgt der Aufstieg auf den Gipfel, auf die „Wolke“. Das Konzept versucht bewusst die „Dramaturgie“ alpiner Gipfel aufzugreifen und auf dem Kienberg einzusetzen, um ihn richtig in Szene zu setzen.

Brücke Wuhletal
Die Verbindung Hellersdorf – Marzahn, die als Achse zwischen U-Bahnhof Grotkauer Straße und den „Gärten der Welt“ wesentlicher Bestandteil des Konzeptes ist, findet in dem Brückenbauwerk ihre Entsprechung. Damit soll aber die Brücke nicht durch übertriebene konstruktive Geste sich selbst inszenieren, sondern der Blick und der Weg sind ausschlaggebendes Gestaltungsmerkmal. So ist die Brücke bewusst verlängert, damit sie über den neue „Wuhlesee“ führt und die Besucher den See eindrucksvoll erleben lässt. Ein besonders gestalteter Balkon in transparenter Konstruktion lädt zum Sitzen über dem Wasser ein, eine erhöhte Bank steht zum Verweilen zur Verfügung. Der Balkon markiert den Wechsel von horizontaler Brücke zur geneigten, die Brücke führt von hier auf die Hangkante des Wuhletals. Die Konstruktion der Brücke ist sehr einfach und ökonomisch, ein Trogquerschnitt mit kleinen Stützweiten, Geländer entfallen bei dieser Konstruktionsart. Als Material ist WT-Stahl angedacht, für den Balkon weißes GFK-Gitter in Anlehnung an die „Wolke“. Die Stützen sind als einfache Stahlbetonrechteckquerschnitte vorgesehen.

Tälchenbrücke
Sie ist die „kleine Schwester“ der Brücke Wuhletal und nimmt deren Gestaltungs- und Konstruktionsprinzipien auf und variiert sie für den Ort. Die Mittelstützung ist, da direkt am Weg gelegen und sehr gut einsehbar, als besonderes Merkmal der Brücke herausgearbeitet.
Sie besteht aus drei unterschiedlich gestalteten, gestaffelten Wandscheiben, von denen die mittlere eine Sitzbank aufnimmt. Die Längsansicht ist durch die veränderlich angeordneten Steifen gegliedert, die das Tragverhalten thematisieren. Das Material entspricht dem der Brücke Wuhletal.

Ein wichtiger Aspekt der Brückenentwürfe stellt die besondere Nachhaltigkeit des Entwurfs und eine Minimierung des Eingriffs in den Naturraum dar. Wartung und die Lebenszykluskosten sind dabei ebenfalls ein wichtige Punkte, die in dem Entwurf Berücksichtigung finden.
Mit dem vorgelegten Entwurf wird eine Konstruktion entwickelt, die auf Dauer vollständig Eintragsfrei, d.h. ohne Lösungsmittel oder ähnliches ist und das Gebiet der Wuhletalaue umfänglich respektiert. Der gewählte Baustoff, WT-Stahl (CorTen-Stahl), ist in seiner Ökobilanz sehr positiv einzuschätzen.
Er kann, da er keinerlei Beschichtung erfordert, jedoch ohne zusätzlichen Aufwand, vollständig recycelt werden und steht als Rohstoff wieder zur Verfügung.
Auf einen Belag aus reaktionsharzgebunden Beschichtung könnte zugunsten einer noch im Weiteren zu entwickelnden Oberflächenbearbeitung des WT-Stahls verzichtet werden und so ebenfalls eine Schädigung der Natur durch Lösungsmittel bei der Herstellung und Wartung des Belages vermieden werden.
Der Einsatz von WT-Stahl sowie das statisch-konstruktive System lassen geringe Instandhaltungs- und Wartungskosten erwarten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf basiert auf der besonderen Topografie des Ortes. Die Wuhleniederung wird als topografische Senke gegenüber der Erhebung des Kienberges herausgearbeitet. Es entsteht ein räumliches Gesamtgefüge, welches den einzelnen Landschaftsräumen ihre Eigenheit belässt, sie gleichzeitig aber zu einem logisch aufeinander Bezug nehmenden Ensemble vereint.

Marzahn und Hellersdorf werden durch einen neuen Weg miteinander verbunden. Durch eine Abfolge von platzartigen Aufweitungen in den Eingangsbereichen, einer Seeterrasse als Zielpunkt gegenüber des Haupteinganges, einer topografischen Differenzierung der Kienbergterrassen und einer geschickten Einbindung der Wassergärten bietet der Weg eine abwechslungsreiche räumliche und thematische Inszenierung.

Der Entwurf erkennt die Typologie des englischen Landschaftsgartens, indem er die Weite und den offenen Charakter der Wiesenflächen erhält und durch eine randliche Kulisse aus dichterer Vegetation stärkt. Dabei wird der bestehende Renaissancegarten ganz selbstverständlich in einen neuen Bosco eingebunden und dabei zum Bestandteil einer Abfolge unterschiedlicher Themengärten.
Die Wasserwelten sind plausibel und atmosphärisch und setzen den introvertierten Charakter der vorhandenen Themengärten sinnvoll fort.
Positiv gesehen wird die Haltung zum Kienberg, die sich in einer Neubestimmung des Marzahner Ausgucks mit Blickbeziehung zwischen den Gärten der Welt und dem Gipfelplateau sowie einer Serpentinenerschließung mit Sport und Fitnessangeboten widerspiegelt. Vermisst wird eine Auseinandersetzung mit der sukzessiven Entwicklung der Waldvegetation.
Der auf dem Gipfel positionierte Wolkenhain ist ein interessantes Objekt, welches eine artifizielle und poetische Interpretation dieses besonderen Ortes zulässt. Er bildet eine überzeugende, neuartige Landmarke. Die Konstruktion besticht durch ihre Leichtigkeit. Die Realisierbarkeit ist nachvollziehbar. Kritisch gesehen wird die fehlende gestalterische Einbindung der Seilbahnstationen, die als dauerhafte Elemente ähnlich wie die Gastronomie sorgfältig landschaftlich eingebunden werden müssten. Fraglich scheint auch die geringe Höhe des Wolkenhains und die damit verbundene Frage nach der Fernwirkung. Das Wuhletal wird als Naturerlebnisraum vegetativ inszeniert und durch einen Naturerlebnispfad erlebbar. Schwierig scheint die Realisierung der Wuhleteicherweiterung bis 2017.
Die Wuhlebrücke ist konzeptionell überzeugend. Positiv bewertet wird der Haltepunkt in der Mitte sowie die leichte Angleichung an die Topographie. Dieser Entwurfsansatz findet sich in der Tälchenbrücke wieder. Die kräftige Ausbildung des Brückentrogs in Cortenstahl erzeugt eine starke Identität in der Landschaft. Die Stützkonstruktion thematisiert die Schlucht und bildet mit einer Bank in den Pfeilern ein Pendant zur Wuhletalbrücke. Die Brücken überzeugen in ihrer Robustheit und Dauerhaftigkeit.

Die räumliche Prägnanz und die Dimensionierung des Eingangsbereichs an der S-Bahn ist zumindest für die das IGA-Jahr nicht ausreichend. Vermisst werden weitere Sportangebote im Anbindungsbereich nach Hellersdorf.

Insgesamt folgt der Entwurf einem schlüssigen Gesamtkonzept mit angemessenen landschaftsarchitektonischen Interventionen, die bis 2017 realisierbar scheinen und auch in ihrer späteren Nutzung sinnvoll sind. Dadurch gelingt es die temporäre Inszenierung für die IGA 2017 mit dem Anspruch einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu vereinen.
Wolkenhain

Wolkenhain

Platz_am_See

Platz_am_See

Wolkenhain (Modellfoto), © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Wolkenhain (Modellfoto), © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Aussichtsturm_Wolkenhain

Aussichtsturm_Wolkenhain

Wolkenhain, Grundrisse, © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Wolkenhain, Grundrisse, © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Blick_in_die_Wassergärten

Blick_in_die_Wassergärten

Wolkenhain, Ansichten + Schnitte © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Wolkenhain, Ansichten + Schnitte © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Wasserfall

Wasserfall

Platz am See mit Wuhletalbrücke, © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Platz am See mit Wuhletalbrücke, © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Übersicht

Übersicht

Wuhletalbrücke, © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Wuhletalbrücke, © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Tälchenbrücke, © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten

Tälchenbrücke, © geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau, Kolb Ripke Architekten