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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2013

IGA Berlin 2017

Anerkennung

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Grontmij GmbH

Bauingenieurwesen

schneider+schumacher

Architektur

Erläuterungstext

In der Grünstruktur Berlins bildet der Freiraum um das Wuhletal mit seinen topografischer Erhöhungen des Kienbergs, der Ahrensfelder Berge und der Biesdorfer Heide den längsten zusammenhängenden Grünraum in der Stadt und somit auch eines der wichtigsten urbanen Erholungsgebiete.
Das Planungsgebiet selbst spielt eine entscheidende Schlüsselrolle in diesem Kontext und muss eine Verbesserung der urbanen Vernetzung gerecht werden, sowie die Diversität der unterschiedlichen Freiraumtypologien im Park ortsgerecht ausformulieren und diese in Ihrem Charakter und Ihrer Aufgabe stärken. Die drei Haupttypologien bilden hierbei „Die Gärten der Welt“, die Wuhletal-Landschaft und der Jelena-Santic-Friedenspark zusammen mit dem Wiesenpark.

Konzept
Die „Gärten der Welt“ spiegeln die Auseinandersetzung vom Menschen unterschiedlicher Kulturen mit der Landschaft und dem Raum wieder. Diese sehr intensiv gestalteten Gärten fokussieren die Blicke der Besucher sehr direkt auf sich und sind eine sehr gebündelte Art Landschaft oder Gartengestaltung zu lesen. Man nimmt den direkten Raum um sich herum sehr intensiv war.
Parks und Landschaften wie das Wuhletal wirken dagegen durch die Weite. Man befindet sich an einem Standpunkt, aber liest die Landschaft vorwiegend in die Ferne. Diese beiden unterschiedlichen Arten Räume zu lesen bilden den Dialog für das Konzept. Die Whule-Landschaft besitzt bereits eine große landschaftliche Qualität die nur noch stärker in den Fokus der Besucher gerückt werden soll, jedoch ohne intensive Gestaltungen vorzunehmen.
Um diese Standpunkte für die „Blickwinkel“ in die Ferne in den Bereichen des Wuhletalparks zu schärfen werden Kunst-Elemente als Akupunkturen in den Parkbestand integriert. Das Arrangement dieser Elemente markiert mit einer Geste die Blickrichtung und fordert den Betrachter zum genauen Hinschauen auf aber auch vor allem auch zum Verweilen. Sie sind als minimale Eingriffe in den Park zu verstehen, die mit der vorliegenden Landschaft spielen und diese punktuell modifizieren um dadurch qualitative Aufenthaltsbereiche zu schaffen.

Kienberg + Wuhletal
Das Hauptaugenmerk des Kienberg- und Wuhletalbereiches liegt darauf die fast natürlich anmutenden Parkbereiche mit den vorhandenen Biotopen weiterzuentwickeln und zu festigen, sowie diese für die Besucher erlebbar zu machen. Der Grenzgraben entlang des Gartenbandes, sowie eine Teil des Wuhleteiches werden mit ihren Uferbereichen renaturiert. Eine Trockenwiese wird auf der nördlich von Wuhleteich gelegenen Sandlinse etabliert und ergänzt den Park um wertvolle Grünfläche. Die Wegeachse von Marzahn nach Hellersdorf wird im Bereich Wuhletal möglichst dezent integriert und mit einer transparenten Brücke ausgestattet.
Um vor allem die Auenlandschaft des Wuhletals greifbarer für die Besucher zu machen wird ein hölzerner Landschaftssteg in Nord-Süd Richtung von dem Bereich des Whuleteiches bis annähernd zur Eisennacher Straße etabliert der sich durch die Auenlandschaft schlängelt. Dieser bietet für Interessierte Besucher Informationen zu den dort vorhandenen biologischen Lebensräumen, aber wahrt zudem auch die Ruhezonen der diversen Biotope. Durch seine Erhöhung sichert er überdies einen respektvollen Abstand zu den sensiblen Auenbereichen. Ein Teil des Waldbestandes auf dem Kienberg, sowie entlang der Marzahner-Hellersdorfer Achse wird auf Grund der Wegevernetzung und Freilegung von Sichtachsen des Parks entfernt, bietet aber zudem auch langfristig Raum für artenreiche Hangwiesenbestände, vor allem an den Süd exponierten Hanglagen.
Der Aussichtsturm wird somit im Park zentrale Landmarke und unterstreicht die elementare Rolle des Kienbergs. Terrassierte Grünbereiche und Platzflächen an den Seilbahnstationen des Kienbergplateaus bieten angenehmen Orte zum Aufenthalt. Nach der temporären Nutzung der Nördlichen Seilbahnstation auf dem Kienberg könnte das darin etablierte Restaurant mit einigen Umbaumaßnahmen dauerhaft auf dem Plateau verbleiben und die Architektur komplett übernehmen. Der Kienberg selbst bietet mit neu etablierten Sportstationen auf dem Berg und auf dem südlich gelegenen Gartenband viele Möglichkeiten zur aktiven Freizeiterholung.

Gärten der Welt
Die „Gärten der Welt“ bieten mit den hochwertig gestalteten Bestandsgärten und dem Masterplan eine klare Grundstruktur. Diese wird am Blumberger Damm durch die orthogonalen Gärten ergänzt welche eine klar gegliederte Grundstruktur für die dort angeordneten „Gärten der Wahrnehmung“ sowie die semi-temporären Künstlergärten bietet. Die Künstlergärten bieten eine einfache Grundfläche für temporäre Ausstellungen an, können aber durch Ihre räumliche Gliederung zum Teil miteinander kombiniert werden um unterschiedlich großen Ausstellungen gerecht werden zu können.
Der neue Haupteingang West befindet sich in einer leichten Steigungssituation, die durch StĂĽtzmauern und die Dreiteilung des Eingangsbereiches zoniert ist. Flache Wasserbecken, leiten den Besucher dabei bis in den Entreebereich der Gartenausstellung.
Der Nord Eingang wurde ebenfalls mit einem inneren „Sammelplatz“ neu strukturiert und leitet die Besucher über die Hauptachsen nun ins Innere der Gartenausstellung. Die Pflanzbeete des balinesischen Beitrages wurden der Eingangssituation klarer zugeordnet und eine eindeutige Zugangssituation mit kleinem Vorplatz an der Terrasse des Tropenhauses bildet den Neuen Eingang zum diesem. Die Rhododendrongärten wurden auf Grund der passenden Lage lediglich gestalterisch überplant gepflegt und in einigen Bereichen ergänzt.
Um dem Marzahner Ausguck gerecht zu werden und die zukünftige Verbindung über die Tälchenbrücke zum Kienbergkuppe zu stärken wurde die Bestandsrampe durch einen attraktiven Rampengarten ersetzt. Dieser stellt einen barrierefreien Zugang zum Ausguck dar, aber birgt zudem auch Aufenthaltsbereiche und interessante Pflanzungen in sich.
Im Süden der „Gärten der Welt“ greifen die Wasserwelten wiederum das Thema der Wahrnehmung von Landschaft auf und behandeln mit der „Metamorphose des Wassers“ dieses Landschaftselement. Themengärten wie der Nebelgarten oder der Kaskaden + Schatten Garten bilden unterschiedlichste Raumgefüge aus und machen den Raum spürbar.
Die beiden neuen Spielplätze ebenso wie der erweiterte Spielplatz im Norden von „Gärten der Welt“ befassen sich Konzeptuell mit den drei Grundbausteinen von Landschaft. So werden die Themen 1.Wasser, 2.Topoggrafie und Erde, wie auch 3.Vegetation in abstrahierter Weise spielerisch erlebbar gemacht.

Marzahner - Hellersdorfer Achse, Jelena-Santic-Friedenspark + Wiesenpark
Neben dem natürlich geprägten Whuletal mit dem Kienberg und der Ausstellungslandschaft der „Gärten der Welt“ bildet die Marzahner – Hellersdorfer Achse zusammen mit dem Jelena-Santic-Friedenspark und dem Wiesenpark den Fokus auf der Stadtkultur und der Sozialen Gemeinschaft aus. In diesem Zuge soll die Vernetzung der Wohngebiete mit dem Wuhletalpark auf Grund der momentanen Situation noch ausgebaut werden und Attraktoren werden durch zusätzliche Spiel-, Sport-, und Gartenflächen geschaffen. Die Marzahner – Hellersdorfer Achse bildet dabei jedoch eine Hybridfunktion aus, da diese mit den Renaturierten Bereichen auch eine wichtige Funktion im ökologischen System des Wuhletals
hat.
Schon mit Beginn der Bauphase der IGA sollen die Berliner und insbesondere die Nachbarn des Parks in die Gestaltung des Parks integriert werden. Primär sollen die Gärten an der Marzahner – Hellersdorfer Achse, sowie die Urbanen Gärten und Landwirtschaft in den beiden anderen Schwerpunktbereichen mit und für die Bürger errichtet werden. Das bereits vorhandene öffentliche Engagement soll so unterstützt werden und zukünftig Projekte wie die erweiterte Renaturierung des Wuhlelaufes mit Vereinen und Bürgern festigen.

Gartenschaukonzept
Die IGA Berlin 2017 basiert auf dem Gesamtparkkonzept, welches wie bereits erwähnt die Auseinandersetzung vom Menschen mit der Landschaft und dem Raum thematisiert. Geschichtlich hat sich die Wahrnehmung von Landschaft und Natur im Laufe der Menschheit kontinuierlich gewandelt.
Die Gartenschaubereiche spiegeln unterschiedliche Sichtweisen wieder und versucht den Betrachter dazu zu bringen unterschiedliche Betrachtungen von Raum, Landschaft und Natur auf sich zukommen zu
lassen.
Die Künstlergärten im westlichen Gartenband werden dieses auf eine sehr abstrahierte Weise tun, dagegen befassen sich die Bestandsgärten der „Gärten der Welt“ wiederum mit den kulturellen Aspekten des Lesens von Landschaft. Die Ökologie der Landschaft und didaktische Sichtweise wird vermehrt in dem Wuhletal und dem Kienberg vermittelt. Aktuelle Gartentrends mit diversen Varianten von Lifestyle Gärten, sowie Urban Gardens, Guerilla Gardening, Urbane Landwirtschaft etc. wird eine zentrale Rolle in der IGA einnehmen und sind auf der Marzahner Achse, sowie dem Jelena-Santic-Friedenspark und Wiesenpark angesiedelt.
Die Infrastruktur der Der IGA ist eine dezentrale Versorgung, wobei sich die Hauptgastronomien und Veranstaltungsorte auf den Haupteingängen konzentrieren, sowie bei der süd-westlich gelegene Seilbahnstation an den Wasserwelten. Dies ist auch durch die Lage der Eingänge bedingt. Die beiden Blumenhallen wurden ebenfalls bei den Wasserwelten untergebracht, da eine optimale Andienung über die Rüstflächen für die temporäre Nutzung der IGA mit geringen Mitteln zu realisieren ist und nur ein geringes Budget in Anspruch nimmt. Zudem wird durch die wechselnden Ausstellungsbeiträgen in den Hallen eine der beiden Hallen gelegentlich geschlossen sein, sodass die Besucher aber immer die danebenliegende Blumenhalle als Alternative in Betracht ziehen können ohne weite Wege zurücklegen zu müssen.
Der kompakte Rundweg der Gartenschau erschließt in er Schleifenform die beiden Hauptaktionsbereiche vom Haupteingang West bis zum Ost Eingang, wobei eine Seilbahnfahrt über den Kienberg darin integriert ist. Optional gibt es zudem noch zwei weitere Rundwegergänzungen, wobei einer davon über den Landschaftssteg das Wuhletal erlebbar macht. Die zweite optionale Wegeschleife schließt sich beim Marzahner Ausguck an den Rundweg an und bietet den Besuchern die Möglichkeit den Kienberg zu Fuß zu erklimmen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser gehen von einem zurückhaltenden, sich intensiv mit dem Vorhandenen auseinandersetzenden Ansatz aus. Die konzeptionelle Bearbeitung ist bezüglich Sichtachsen, Aktivräumen und Flächen der Produktion von gärtnerischen Erzeugnissen gut gelungen und nachvollziehbar dargestellt. Die räumlich- gestalterische Umsetzung der aufschlussreichen Piktogramme wird jedoch teilweise bemängelt. Das Thema der sozialen Interaktion und Kommunikation, die Vernetzung der beiden Stadtteile Marzahn und Hellersdorf wird hier auf gute Art und Weise behandelt. Die Unterscheidung von temporären Elementen und Dauerhaftem ist anschaulich in den Plänen dargestellt. Nach dem Leitsatz ´Landschaft wird von aussen, Gärten von innen betrachtet´ werden die geforderten Teilbereiche und Nutzungen sorgfältig in das Vorgefundene integriert.
Im landschaftlichen Bereich inszenieren ´Blickwinkel´ vorhandene Ortsqualitäten, es werden verschiedene Blickachsen und Aussichten freigelegt und dem Besucher offenbart.
Auch der neu angelegte ´Landschaftssteg´ im Wuhletal ist grundsätzlich eine Bereicherung für den Besucher. Er ist einfühlsam in das Wuhletal eingebunden und eine behutsame Möglichkeit, die Gewässer erlebbar zu machen, allerdings wird er hinsichtlich des Verlaufs, seiner Länge und der ganzjährigen Öffnung nach der IGA hinterfragt. Aufenthaltsorte für eine zusätzliche Steigerung der Attraktivität, z.B. Fernglasstandorte fehlen leider. Auch aus Naturschutzsicht werden kürzere Teilstücke und/ oder Stichwege bevorzugt. Begrüsst wird der ausdrückliche Erhalt der Sandlinse.
Tälchenbrücke und Wuhletalbrücke sind beides einfache Steglösungen; sie wirken dezent und fügen sich gut in das Landschaftsprofil ein. Leider wird bezüglich Konstruktion und Materialisierung keine Aussage gemacht.
Dem Konzept, aber auch dem Ort und der Funktion angemessen wird das Park-Café am Wuhleteich als bescheidener Längsbau mit wenigen Holzterrassen zum See hin ausgebildet und so adäquat ins Wuhletal eingepasst. Die Konzeption des ´Grünen Klassenzimmers´ ist ein guter Ansatz der Umweltpädagogik, eine Kombination mit dem nahe gelegenen Park-Café wäre zu diskutieren und könnte von Synergien profitieren.
Die barrierefreie Gestaltung des Kienberg-Plateaus wie auch des Marzahner- Ausgucks mit den geschickt in die Topografie eingebetteten Kienbergterrassen und dem Rampenweg, zur IGA attraktiv mit Wechselflorrabatten und Staudenbeeten angereichert, wird gewürdigt. Im nahen Umfeld des Aussichtsturms wird die Seilbahnstation mit Gastronomie kombiniert, was während der IGA bestimmt eine willkommene Geste ist. Der Turm wird als Teil der Baumlandschaft auf dem Kienberg wahrgenommen, kann jedoch in seiner Fernwirkung nicht überzeugen.
Die IGA-Anliegen werden dezentral erfüllt, was aber auch die Gefahr einer Verzettelung in sich birgt. Das Gartenband entlang des Blumberger-Damms vermag den Renaissance-Garten besser als bisher einzubinden, und auch die Weiterführung entlang des Biesdorf-Marzahner-Grenzgrabens mit seinen Themengärten wird geschätzt. Stauden und Wechselflorflächen binden den Rest der Gärten der Welt und auch den Jelena-Santic-Park zumindest optisch in die IGA ein. Für Besucher willkommen sind die Sportangebote auf und um den Kienberg. Deutlich unbefriedigend und zu bescheiden ausgefallen ist der Zugang Ost zum IGA-Gelände. Von der U-Bahn kommend, unterstützt nichts den Besucher in seiner Orientierung. Service und Infrastruktur liegen nördlich der Feuerwehr, von da aus verliert man sich in gleich schmale Wege ohne Richtungshilfe. Der Weg zum Eingang Ost tritt ausser durch begleitende Wechselflorflächen nicht hervor, und genauso abseitig liegt die Seilbahnstation und die nördlich davon liegenden ´urbanen Gärten´ auf Hellersdorfer Seite.

Insgesamt ist es ein Projekt mit einem wohl allzu bescheidenen Auftreten. Der Entwurf entfaltet keine Ausstrahlung, vom Besucher muss alles gefunden und erarbeitet werden. Dieser Ansatz ist vielleicht fĂĽr die dauerhafte Aufwertung des Gebietes noch angemessen, fĂĽr die IGA aber sicherlich zu zurĂĽckhaltend.