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Einladungswettbewerb | 09/2013

Neubau der Raiffeisenbank

Visualisierung

Visualisierung

ein 1. Preis

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

RENDERBAR 3D Visualisierung

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebau
Der Neubau der Raiffeisenbank schließt die stadträumliche Lücke am südlichen / westlichen Zugang zur Innenstadt Ravensburgs mit einem markanten baulichen Akzent und arrondiert so die derzeit undefinierte städtebauliche Situation im Kreuzungsbereich Meersburger Straße / Georgstraße am südlichen Ende der Bahnstadt.
Ziel des vorliegenden Projektes ist dabei einerseits die integrative Vervollständigung des undefinierten Stadtraums im Kreuzungsbereich der beiden Straßen und andererseits die Schaffung einer identitätsstiftenden Verwaltungszentrale für die Raiffeisenbank in Ravensburg.
Der Neubau nimmt die städtebaulichen Fluchten der Nachbarbebauung auf wird jedoch als skulpturales Solitärgebäude entwickelt. Es wird bewusst darauf verzichtet, an das benachbarte Parkhaus baulich anzubinden. Diese Entscheidung gewährleistet ein Höchstmaß an funktionaler und gestalterischer Eigenständigkeit für die Bank und bewahrt gleichzeitig auch die bestehende Querlüftung des Parkhauses. Ein Lindenspalier versieht das Parkhaus mit einer reizvollen grünen Kulisse, ein leicht geneigter Wasserspiegel unterstützt den Lichteinfall in der Fuge der beiden Baukörper.
Zwei erdgeschossige Einschnitte ins Volumen markieren die Zugänge zum Gebäude und schaffen gleichzeitig eine wettergeschützte Eingangssituation. Der Zugang zur Bank erfolgt vom Kreuzungsbereich Meersburger Straße / Georgstraße und formuliert somit auch die Adresse der Raiffeisenbank an prominenter Stelle. An dieser Stelle wird eine städtische Platzsituation mit einem Solitärbaum vorgeschlagen. Straßenbegleitend rahmen Baumreihen das Gebäude, die im Bereich der Zugänge ausgespart werden. Entlang der ansteigenden Meersburger Straße wird eine höhengestaffelte begrünte Vorzone mit Sitzgelegenheiten als Puffer geschaffen. Ein separater Zugang zu den Mietflächen ist von der Nordseite vorgesehen.
Der viergeschossige Grundbaukörper erhält an der Kreuzung ein fünftes Geschoss als städtebaulichen Akzent. Der hier verortete Veranstaltungsbereich der Bank profitiert von einer großzügigen Dachterrasse sowie einem schönen Blick über die turmbestandene Altstadt Ravensburgs.
Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt unter Ausnutzung der Topographie von der nördlich gelegenen Erschließungsstraße.

Gebäude
Der Neubau der Raiffeisenbank ist um das zentrale Atrium der Kundenhalle herum entwickelt. Über die Verglasung des Daches fällt reichlich Tageslicht in den von umlaufenden Galerien umschlossenen Innenraum. Der Zugang zur Bank erfolgt über einen eingeschossigen Foyerbereich (Zone 1) in dem sich auch die Geldautomaten befinden. Dieser Bereich ist außerhalb der Öffnungszeiten vom übrigen Gebäude mittels verglaster Schiebeelemente abtrennbar und flankiert die Kundenhalle, ohne die Blickbeziehung zu beeinträchtigen. Empfang und Serviceplätze (Zone 2) finden sich unmittelbar in der Kundenhalle, die Aktionsfläche mit Café und Wartebereich bespielt eine Raumnische an der Georgstraße, die gleichzeitig als Schaufenster des einladenden und schwellenarmen Erdgeschosses fungiert. Die Räume für vertiefende Gespräche mit Privat- und Firmenkunden finden sich im rückwärtigen Bereich des Erdgeschosses in diskreter Lage (Zone 3).
Entlang der ansteigenden Meersburger Straße finden sich im Windschatten der Geldautomaten Kasse, Geldbearbeitung und Schleuse, sowie der Tresorraum und der Kundensafe. Ebenfalls in diesem abgeschotteten Bereich befindet sich der interne Aufenthaltsraum der Mitarbeiter mit vorgelagertem Freisitz, sowie der Bereich Fitness und Erholung mit direkter Anbindung an die Personaltreppe.
Drei klar gewidmete Treppenhäuser erschließen das Gebäude auch von der Tiefgarage aus. Ein Treppenhaus für die Kunden mündet erdgeschossig ins Foyer mit den Geldautomaten, ein zweites Treppenhaus dient den Bediensteten der Bank als separater und exklusiv genutzter Personalzugang, ein drittes Treppenhaus dient der Erschließung der Mietflächen im Norden.
Eine offene Treppenanlage führt vom Erdgeschoss aus als Haupterschließung entlang der Galerie des Atriums in die Bürobereiche der Obergeschosse. Der Treppe vorgelagert wird die Galerie aufgeweitet und dient als attraktive etagenweise zugeordnete Wartezone. Die Bürobereiche sind sind funktionalen Gesichtspunkten folgend auf den Etagen untergebracht.
Zu beiden Seiten des Atriums finden sich zwei Kernzonen, die die Nebenräume aufnehmen und gemeinsam mit dem Atrium das funktionale und Orientierung gebende Rückgrat des Hauses bilden. Die Büroräume sind jeweils umlaufend entlang der Fassade angeordnet. Die Unabhängigkeit der Büroteilung vom Tragwerk ermöglicht ein Höchstmaß an Flexibilität für künftig sich ändernde Raumanforderungen. Die Trennwände zwischen Büros und Erschließungszonen sollen weitestgehend verglast ausgeführt werden und so eine attraktive und kommunikative Arbeitsumgebung für die Angestellten schaffen.
Die Räumlichkeiten des Vorstands finden sich im 3.Obergeschoss mit Blick über die kleine Parkanlage Alter Friedhof zur historischen Altstadt Ravensburgs mit Türmen und Veitsburg.
Der teilbare Veranstaltungssaal bildet den oberen Abschluss des Gebäudes. Eine vom Bankbetrieb unabhängige Erschließung über Treppe und Aufzug ist möglich. Der Saal blickt über eine Serie von Panoramafenstern nach Süden, während das Foyer sich zur Altstadt hin orientiert. Im Sommerhalbjahr lässt sich das Foyer großzügig zur vorgelagerten Dachterrasse öffnen, und schafft so einen reizvollen Ort über den Dächern Ravensburgs.
Die Mietflächen werden über einen separaten Zugang von Norden und ein eigenes Treppenhaus erschlossen. Es ergeben sich geschossweise je 2 separat nutzbare Mieteinheiten mit jeweils etwa 200m2 Fläche. Die Servicefunktionen sind Einheitsweise zugeordnet, ein Anschluss der Mieteinheiten an die Tiefgarage ist gegeben. Die Mietflächen folgen der Gebäudestruktur des Bankgebäudes, so dass eine künftige Nutzung dieser Flächen durch die Bank sehr einfach und praktisch ohne Umbauten möglich ist.
Die Tiefgarage verfügt über 59 Stellplätze auf einer einzigen Ebene. Topographiebedingt ist nur eine sehr kurze Rampe erforderlich. Technik- und Lagerflächen finden sich in einer weiteren Teilunterkellerung.

Konstruktion, Material, Nachhaltigkeit
Der Neubau wird als monolithischer Kunststein in einem warmen Braunton mit aufgerauter Oberfläche begriffen. Der braun eingefärbte Ortbeton wird zu diesem Zweck vollflächig gestockt, Fensterlaibungen und die Einschnitte im Bereich der Gebäudezugänge werden poliert und erhalten so einen repräsentativen Charakter, während das Gebäudeganze eher mineralisch und matt erscheint. Die geschosshohen Fensteröffnungen erhalten angeschrägte Fensterlaibungen, die den Tageslichteintrag erhöhen und gleichzeitig die Massivität und Wertigkeit des Hauses spürbar machen. Die Fensterrahmen werden in einem hell eloxierten Aluminium ausgeführt, der außenliegende Sonnenschutz als schienengeführtes Screengewebe ist in die Laibungen integriert. Die beiden Kernzonen im Gebäudeinnern erhalten dieselbe Materialität wie die Gebäudehülle, die übrigen Wandflächen werden weiß verputzt ausgeführt. Die Glastrennwände zwischen Büros und Erschließungsflächen erhalten eine Einfassung aus gebleichter Eiche. Auch das Einbaumobiliar wird in gebleichter Eiche ausgeführt. Im Bereich der Verkehrsflächen ist ein geschliffener Gussasphalt oder ein dunkler Naturstein (nero asoluto) denkbar. Bürobereiche erhalten einen anthrazithen Nadelvliesbelag, im Veranstaltungsgeschoss soll ein geräuchertes Eichenparkett eingebaut werden.
Die gesamte Materialität soll dauerhaft und hochwertig sein, ohne dabei protzig zu wirken. Der subtilen Qualität wird dabei Vorrang vor einem oberflächlichen Repräsentationsbedürfnis gegeben.
Der hohe Dämmstandard des Gebäudes reduziert den verbleibenden Wärmebedarf auf ein Minimum. Die Kompaktheit des Hauses und sein moderater Verglasungsanteil legen eine sehr gute Basis für ein nachhaltiges Gebäudekonzept. Eine Unterschreitung der gültigen EnEV um 30% ist ohne weiteres möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt zunächst aufgrund seiner städtebaulichen Disposition. Der
Neubau hält zum einen gerade soviel Abstand zum Parkhaus, wie der Baukörper benötigt,
um als eigenständiges, weil solitäres Gebäude zu erscheinen. Zum anderen
nimmt es die Fluchten der Nachbarbebauungen auf. Das Ergebnis ist eine mit reduzierten
Mitteln erzeugte Plastizität, die dafür sorgt, dass der Neubau sich wie selbstverständlich
verortet. Der auch in seiner äußeren Gestaltung mit dem Spiel zwischen
offenen und geschlossenen Flächen als robuster Stadtbaustein erscheinende Baukörper
gibt eine dezidierte Antwort auf die sensible stadträumliche Situation.
Der Eingang an der Georgstraße überzeugt sowohl in seiner Lage als auch in seiner
plastischen Ausformung. Die innenräumliche Organisation schafft nicht zuletzt wegen
der nach oben offenen Halle eine gute Orientierung. Der vorbeugende Brandschutz
scheint gewährleistet. Die einzelnen Bereiche sind gut zueinander gesetzt und ausdifferenziert,
auch wenn einzelne Teilbereiche der weiteren Überarbeitung bedürfen,
beispielsweise die Lage des Fitnessraums im fensterlosen Sockel oder die etwas
überinstrumentierte Erschließung in allen Geschossen, insbesondere rings um den
Luftraum der Halle.
Die mögliche Nutzung des Freibereichs auf der obersten Ebene wird als besondere
Qualität für den Alltag der Nutzung begrüßt.
Die Materialität der Gebäudehülle ist aus dem architektonisch-plastischen Konzept
abgeleitet und gut nachvollziehbar. Der Farbvorschlag wird ebenso kontrovers diskutiert
wie der Hinweis, dass die Herstellung der Gebäudehülle aufwändig und damit
kostenintensiv sein wird. Dieser Aspekt und auch der Umstand, dass die Erfüllung
des Programms ein zweites Untergeschoss erfordert, sorgen dafür, dass sich der
Entwurf nach wirtschaftlichen Bewertungen im oberen Bereich bewegt.
Insgesamt handelt es sich bei diesem Entwurf um einen bemerkenswerten, ebenso
städtebaulich wie architektonisch überzeugenden Beitrag zur gestellten Aufgabe.
Eingangssituation im Modell

Eingangssituation im Modell

Modell

Modell

Modell Vogelperspektive

Modell Vogelperspektive

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Regelgeschoss und Dachgeschoss

Regelgeschoss und Dachgeschoss

Ansichten und Schnitt

Ansichten und Schnitt

Detail

Detail