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Einladungswettbewerb | 08/2013

WohnĂĽberbauung Moos

Teilnahme

Ramser Schmid Architekten

Architektur

Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau / Aussenraum

Das Projekt sieht vier teilweise gegeneinander um 90 Grad
verdrehte Zeilenbauten vor. Das durchgängige Muster der
vorgeschlagenen Gebäudekörper stellt über die beiden zu
bebauenden Parzellen hinweg einen morphologischen
Brückenschlag her und gibt der gesamten Anlage eine kohärente
Struktur. Eine weitere Gemeinsamkeit der Wohngebäude besteht
in ihrer volumetrischen Gliederung: in der Höhenentwicklung
abgetreppt, folgen sie der sanften Topographie und verfĂĽgen
über kleinmassstäbliche An- und Aufbauten für die Hauseingänge
und privaten Aussenterrassen. Dadurch erscheinen die
Gebäudekörper je nach Distanz der Betrachtung und gegebenem
Kontext jeweils als eine Addition von Einzelhäusern oder als
grossmasstäblicher Riegel: Als kräftige Grossformen treten sie
mit der offenen Landschaft bzw. dem Quartierplatz in einen
Dialog und bewahren als feingliedrige Komposite gleichzeitig den
Massstab der angrenzenden Reihenhaus- und
Einzelbebauungen.

Die kompakte Unterbringung aller Wohnungen in vier
Gebäudekörpern schafft die Voraussetzung für eine Bewahrung
des offenen Landschaftsraums, der sich mit der Bebauung
verschränkt und bis ins Teilgebiet W1 hineinzieht. Beidseits der
Mugerenstrasse bilden jeweils zwei Gebäudekörper offene
L-Figuren, welche je einen öffentlichen Raum fassen: Im
Teilgebiet W1 einen intimen gekiesten Quartierplatz mit einem
gemeinschaftlich genutzten Pavillon, im Teilgebiet W2 einen
grosszĂĽgigen Spielplatz inmitten eines extensiven Blumenrasens
mit Blick in die Landschaft. Auch im Falle einer kĂĽnftigen
Erweiterung der Besiedelung Richtung Osten bliebe mit der
gewählten Setzung der Gebäude ein grosszügiger Binnenraum
gewahrt. Im Norden der Anlage, an der Schnittstelle der
Siedlungsstruktur mit der Landschaft und dem Bauernhof, ist ein
mit Bäumen gefasster Festplatz vorgesehen. Mit einer einfachen
Setzung der Baukörper entsteht so ein vielfältiges System stark
nutzungsorientierter Freiräume mit spezifischen Qualitäten, die
wesentlich zur Identität der Bewohnerinnen und Bewohner
beitragen. Ein differenziertes System aus Wegen und Plätzen
verbindet diese Aussenraumangebote miteinander und sorgt fĂĽr
eine hohe Porosität der Gesamtüberbauung. Die Freiräume sind
in hohem Masse mit der benachbarten Siedlungsstruktur vernetzt
und sind damit der Quartierbevölkerung zugänglich.

Im Wechselspiel mit diesen öffentlichen Räumen gilt ein
Hauptaugenmerk der Schnittstelle der Wohnungen zum
angrenzenden Aussenraum. In einer Variation des Themas der
Vorgärten und Gärten entstehen klare Zuordnungen von privaten
und halb-öffentlichen Flächen gegenüber den öffentlichen
Freiräumen. Über ein Treppenelement sind die privaten
Wohnungsloggien direkt mit der jeweils vorgelagerten
Aussenfläche verbunden. Die einfache Grunddisposition der
Gebäude erlaubt eine Variierung der Vorzonen vor den
Gebäuden, die in einem weiteren Schritt auf die Bedürfnisse
abzustimmen sind. Im Sinne eines Baukastensystems sind
rasenbelegte Gärten und bekieste Bereiche ebenso denkbar wie
Terrassen. Gemeinsam ist den Varianten jeweils die klare
Begrenzung durch eine Hecke oder ein Sitzmäuerchen. Den
Erdgeschosswohnungen im Ersatzneubau beim Bauernhof
werden sĂĽdseitig private Aussenbereiche vorgelagert, die in der
Art eines Bauerngartens zu einer heckengesäumten Fläche
zusammengefasst werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ortsspezifische Potentiale und Freiraumgestaltung

Der Vorschlag ist seit der Zwischenbesprechung stark überarbeitet worden. Der wichtigste Punkt des Konzepts besteht darin, den geforderten zusammenhängenden Siedlungsfreiraum unmittelbar dem Landschaftsraum zuzuordnen. Diese Interpretation der Aufgabe ist gut nachvollziehbar, fällt doch jeder gefasste Siedlungsraum im Vergleich zur Attraktivität des weiten Landschaftsraums ab. So ist die Freihaltefläche nicht Kristallisationspunkt innerhalb des Quartiers, sondern „bloss“ ein gut erschlossener Freiraum. Der Preis dafür ist ein geschlossenes Strassenbild entlang der Mugerenstrasse, auf die sich, weil dies die Südwestseite der Häuser ist, auch ein erheblicher Teil des Wohnens bezieht.
Alle anderen ortsbaulichen Entscheide sind diesem ersten Situationsentscheid nachgeordnet. Der stimmige Quartierplatz im Teilgebiet 1 steht in starkem Bezug zu den Neubauten. Die gestalterische Ausformulierung der Schrittplattenpromenade als Ersatz fĂĽr die alte Moosstrasse hingegen signalisiert nur in bescheidenem Umfang Ă–ffentlichkeit. Ein Festplatz markiert die Siedlungsecke ĂĽberzeugend und erscheint als gutes, gemeinsames Element der bestehenden und der neuen Siedlung sowie des Bauernhofs.
Breite Vorbereiche bilden vor den Häusern räumliche und soziale Schwellen zwischen privater und öffentlicher Sphäre. Diese Vorzonen lassen sich entsprechend den spezifischen Vorstellungen der Bauherrschaft gut austarieren. Eine soziale Mitte etwa in der Art eines gemeinsamen Platzraums gibt es nicht - stattdessen eine gemeinsame Haltung im Verhältnis von privater und kollektiver Sphäre. Genau hier – in der präzisen Artikulation der Schwellenbereiche – mag der Unterschied des Projekts von Ramser Schmid zu einem konventionellen, rendite-optimierten Projekt liegen.

Architektonische Qualitäten

Die an sich schönen Wohnungsgrundrisse sind etwas mechanisch in die Gebäudevolumen abgefüllt. Eine Differenzierung nach Himmelsrichtung fehlt, die Ost-West- Wohnungen sind gleich aufgebaut wie Nord-Süd-Wohnungen. Die Treppenhäuser sind sehr kompakt, was allerdings ihr Potential als „Schwellenraum“ mindert. Die zweispännige Erschliessung erfordert total 14 Lifte, was wenig wirtschaftlich ist.
Die Wohnungen weisen attraktive Ess- und Wohnbereiche auf. Diese sind über eine Mittelzone zu einer diagonal aufgespannten Raumfolge verbunden. Allerdings ist der verbindende Mittelbereich nur bedingt nachvollziehbar, da er relativ dunkel und in Nischen aufgelöst ist. Der grosse Mittelbereich konsumiert relativ viel Fläche, so dass die Wohnungsflächen insgesamt gross ausfallen, obwohl die Schlafzimmer zum Teil klein sind und Reduits fehlen.
Die Dachgeschoss-Wohnungen sind sehr attraktiv und überzeugen in der nachgewiesenen Flexibilität. Für die Schaltzimmer in den Regelgeschossen trifft dies weniger zu, da die verschiedenen Zuordnungsmöglichkeiten am Wohnungsspiegel insgesamt wenig verändern. Insgesamt ist der gewünschte Wohnungsspiegel gut eingehalten. Die den eigentlichen Fassaden vorgelagerte Raumschicht mit Balkonen und Eingangsbereichen erzeugt zwar qualitätsvollen, halbprivaten Raum. Die Gestaltung einschliesslich der dahinterliegenden Fassaden aber wirkt thematisch überladen und scheint für die Aufgabe überinstrumentalisiert, insbesondere im Teilbereich 1.

Bauernhaus

Der Ersatzneubau für das Bauernhaus ist mit viel Passion und Ehrgeiz bereits weit entwickelt. Die Typologie basiert auf einer Mittelschicht quer zur Giebelfassade, die richtigerweise eine Schauseite in den Süden ermöglicht. Gerne hätte man mehr Aussagen zum Aussenraum und zu dessen Inanspruchnahme durch die Siedlung erhalten.

Gesamtbeurteilung

Das Beurteilungsgremium lobt die Klarheit der Setzung und die interessanten Wohnungen im Attikageschoss. Es kritisiert die eher zu tiefen Grundrisse, das recht mechanische „Abfüllen“ der Wohnhäuser ohne Berücksichtigung der Himmelsrichtung, die leicht zu engen Gebäudeabstände im Teilgebiet 2 und bezeichnet die Fassaden als etwas überinstrumentiert gestaltet. Der Vorschlag für den Ersatzneubau des alten Bauernhauses wird als gelungener Beitrag bezeichnet. Zu überzeugen vermag auch der Vorschlag eines Festplatzes am nördlichen Ende des Teilgebiets 2, der in jeder Hinsicht gut liegt.