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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2013

Höfe am Kaffeeberg

Perspektive Schloßstraße - Ecke Am Kaffeeberg

Perspektive Schloßstraße - Ecke Am Kaffeeberg

ein 4. Preis

Preisgeld: 5.950 EUR

heiko sasse architekt

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Der vorherrschende Städtebau in Ludwigsburg basiert auf dem orthogonalen Raster einer barocken Planstadt aus dem 18. Jahrhundert mit einer klassischen Blockrand- und entsprechenden Hofbebauungen. In dieser Form zählt Ludwigsburg zu den prägnantesten Beispielen barocker Stadtanlagen in Deutschland. Das Planungsgebiet befindet sich westlich des Ludwigsburgers Barockschlosses auf dem ehemaligen Polizeiareal. Nördlich wird es von der Marstallstraße, südlich von dem Kaffeeberg und westlich von dem Schmiedgässle gefasst. In direkter Nachbarschaft zu dem Grundstück Schloßstraße 27 befinden sich zwei der bedeutendsten Baukulturdenkmäler der "Unteren Stadt". Das dortige Bestandsgebäude ist nach zahlreichen Um- und Anbauten aus denkmalpflege- rischer Sicht nicht mehr schützenswert. Aus diesem Grund und der Fokussierung auf eine nachhaltige und wirtschaftliche zukünftige Nutzung wird in dem vorgelegten Entwurf das Bestandsgebäude zurückgebaut. Der Neubau folgt der städtebaulichen Körnung, schließt die prominente Ecke der Kreuzung Am Kaffeeberg/ Schloßstraße und öffnet sich dem neu gestalteten Innenbereich des Blocks. Der L-förmige Körper wird mit einem - der Dächer der Straßenflucht folgendem - abgewalmten Dach zur Schloßstraße abgeschlossen. Der Haupteingang liegt auf der Ecke Am Kaffeeberg/ Schloßstraße und öffnet sich den fußläufigen Strömen aus Richtung Markt und Schloss. Die städtebauliche Umstrukturierung des Blockinnenbereichs folgt dem Prinzip der Schichtung. Die neu platzierte Gebäudekonfiguration spannt vier - auf unterschiedlichen Höhenniveaus gelegene - Höfe auf und reagiert somit auf die bestehende Geländetopographie. Alle Höfe sind miteinander durch großzügige Treppen- und Rampenanlagen verbunden. Die "Höfe am Kaffeeberg" können aus unterschiedlichen Richtungen erschlossen werden. Von der Marstallstraße gelangt man ebenerdig in die Tiefgarage (130 Stellplätze werden auf zwei Ebenen unterhalb der vier Höfe verteilt) und in den Ludwigshof, sowie dem Straßenverlauf folgend in den Friedrichshof und in das Schmiedgässle. Der Kaffeehof wird zum Teil als Außenterrasse des Cafés "Am Kaffeeberg" genutzt. Der Nutzung folgend liegt der Wohnhof etwas geschützter im halböffentlichem Bereich.

Architektur
Der vorgelegte Entwurf der Eckbebauung Schloßstraße 27/ Am Kaffeeberg interpretiert die gestalterischen Stilmittel der Umgebung und transferiert diese in eine stilisiertere moderne Sprache. Die barocken Gestaltungselemente der symmetrischen Fassadenachsen, der kleinteiligen Gauben und die strassenseitigen Giebel werden aufgegriffen und bewusst gebrochen. Über den barrierefreien Zugang vom Kaffeeberg oder der Schloßstraße wird das Café erschlossen. Die beiden oberen Etagen werden durch ein separates Treppenhaus mit Aufzug erreicht. In der ersten Etage befinden sich Büroräumlichkeiten, welche in mehrere kleinere Einheiten oder in eine große vermietet werden können. Im Dachgeschoß werden zwei loftartige Wohnungen etabliert.

Material
Das Materialkonzept entspricht dem Konzept der Interpretation der Historie und des Transfers in eine zeitgemäße Architektur. Die Fassade wird mit einem hellen Naturstein aus der Region belegt. Die Faschen der Fensteröffnungen und die Gauben werden aus Sichtbeton hergestellt. Alle Fenster- und Türprofile werden in Holz gefertigt. Die Böden der Erdgeschosse werden in logischer Fortführung der schwellenlos erreichbaren Aussenbereiche ebenfalls mit Naturstein belegt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit lösen die historisch städtebauliche Struktur auf und organisieren den Blockinnenbereich sehr intelligent um 4 neue Höfe mit hoher Qualität. Schlüssig wird auf die bestehende Bebauung und die Topografie mit einer gut proportionierten Schichtung geantwortet
Die spannend platzierte Gebäudestellung und Staffelung reagiert sensibel und angemessen auf den Bestand. Die Erschließung ist schlüssig und selbstverständlich nachgewiesen.
Die Eckbebauung interpretiert mit neuen gestalterischen Mitteln den Ort, kann aber qualitativ in seiner Sprache im Detail nicht ganz überzeugen. Kritisch gesehen wird die hohe Traufsituation in verbindung mit der Dachausbildung an der Schloßstraße. Ebenfalls kontrovers diskutiert wurde die Fassadenausbildung mit großen Maßstabssprüngen bei den Fensteröffnungen. Die Eckerschließung folgt logisch der Topografie und leitet den Besucher in eine attraktive Gastronomie.
Die Materialität ist gut vorstellbar und wird der Bauaufgabe an dieser Stelle gerecht. Leider ist eine Durchwegung der attraktiven Höfe von der Eckbebauung Schloßstrasse 27 nicht vorgesehen. Insgesamt eine wirtschaftliche Arbeit, die im Blockinneren überzeugt, diese Qualität aber bei der Eckbebauung nicht ganz erreicht.
Piktogramm Hoftypologie

Piktogramm Hoftypologie

Lageplan

Lageplan

Ansicht Schloßstraße

Ansicht Schloßstraße

Ansicht Am Kaffeeberg

Ansicht Am Kaffeeberg

Giebelprofil

Giebelprofil

Grundriss Erdgeschoß

Grundriss Erdgeschoß

Modellfoto 1

Modellfoto 1

Modellfoto 2

Modellfoto 2

Modellfoto 3

Modellfoto 3

Modellfoto 4

Modellfoto 4

Modellfoto 5

Modellfoto 5

Städtebaulicher Schnitt 1

Städtebaulicher Schnitt 1

Städtebaulicher Schnitt 2

Städtebaulicher Schnitt 2

Längsschnitt Neubau

Längsschnitt Neubau