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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2013

Haus des Lernens - Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium

2. Preis

Preisgeld: 4.700 EUR

ELEMENT A · Architekten BDA, Christian Taufenbach

Architektur

Erläuterungstext

Stadtraum_Das Haus des Lernens ergänzt als ein in Gestalt und Figur eigenständiger Baukörper das Schulensemble der Johann Sebastian Bach Schule.
Verankert in den Kanten der straßenständigen Bebauung wird die geschlossene Bauflucht der Schulstraße fortgesetzt und durch das Haus des Lernens in einen baulich gefassten Freiraum überführt, der sich zum Hauptgebäude und zu den Schulhofbereichen orientiert.
Durch Form und Position empfängt das neue Haus Schüler, Besucher aber auch die Nachbarschaft der Schule.

Freiraum_Der einladende Freiraum an der Schulstraße entspannt das Vorfeld des Gebäudes. Er formuliert eine eindeutige Adresse im Stadtraum und ergänzt die Abfolge von Vorplätzen im Zugang zu öffentlichen Gebäuden. Stufen auf das Zugangsniveau des Gebäudes gliedern den Freiraum, werden als Stadtmöbel aufgefasst und laden zum Sitzen und Verweilen ein. Der abgesenkte Lesehof ergänzt und bereichert das Freiraumangebot der Lernlandschaft. Auch für Veranstaltungen ist er geeignet.
Organisation_Das Schulprogramm des neuen Hauses wird auf zwei Geschossen und einem ergänzenden Hofgeschoss organisiert. Zur Schulstraße und dem vorgelagerten Freiraum orientiert liegt der Zugang zum neuen Haus des Lernens und zum direkt angeschlossenen Schulbau mit Mensa und Fachklassenräumen. Der Bestand wird dabei auf selbstverständliche Art mit den neuen pädagogischen Ansätzen verbunden.
Bibliothek und EineWeltCafe flankieren die zentrale Eingangshalle mit Ausstellungsbereich im Erdgeschoss. Der Bibliotheksbereich wird als attraktives Raumgefüge zweigeschossig organisiert: Abtauchen in die Welt der Bücher, Bibliothek und zugeordneter Tiefhof als besonderer Ort für das Lesen und für vertiefendes Erobern der Lernfelder. Raumangebote für Computerarbeitsplätze werden auf zwei Geschossen mit Anbindung an die Bibliothek / Ausleihe vorgesehen.
Der Raum der Stille wird durch Schnittprofil und eine besondere Lichtführung qualifiziert.
Im 1. Obergeschoss werden durch Profil und Orientierung differenzierte und miteinander schaltbare Lern – Atelierflächen sowie der Konferenzbereich angeordnet.
Mit separater Zugänglichkeit aus der Durchfahrt ist eine Hausmeisterwohnung im Dachgeschoss geplant.
Requisitenlager, Archiv – und Technikflächen werden im UG des Neubaus umgesetzt.
Ein Aufzugsstandort im Neubau als Ergänzung des Aufzuges im Bestand ist optional möglich
Architektur_Der klar konturierte Baukörper besetzt kraftvoll und selbstbewusst den Standort. Ein spannungsreicher Wechsel aus geschlossenen Wandflächen und klar geschnittenen Öffnungen und Bandfenstern bestimmt die Erscheinung zur Stadt.
Vielfältige Ein – und Ausblicke bilden die Aktivitäten und Bewegungen innerhalb des Hauses nach Außen ab.
Material_Die homogene Ziegelhülle der Wand- und Dachflächen leitet sich ab aus den in Neckarau an vielen Stellen vorzufindenen Ziegel- und Klinkerfassaden. Sie integriert das expressive Volumen des Baukörpers. Präzise geschnittene Bandfenster und Fassadenabschnitte gliedern den Baukörper im Stadtraum, belichten und orientieren die Innenräume.
Werksteinbeläge in Zugangs – und Erschließungsbereichen, robuste Holzböden in Bibliothek und Atelierräumen, lasierte Wand - und Deckenflächen, Akustiksegel aus Holz,
Holz-Aluminiumfassaden mit textilen Sonnenschutzelementen bilden den strapazierfähigen Materialkanon für ein lebendiges Schulleben.


Eine homogene Hülle aus geschuppten Ziegelplatten (zB Petersen Kolumba Athene noctua natur) bildet die Wetterschutzschale der gedämmten Dach – und Wandabschnitte und wird im Bereich der Wandflächen als hinterlüftete, vorgehängte Konstruktion und im Bereich der Dachflächen als hinterlüftete aufgelegte Konstruktion ausgeführt. Die changierende Eigenfarbigkeit der Ziegeloberfläche, die Gliederung durch Formate und das plastische Fugenbild erzeugen eine lebendige, dauerhafte und wartungsarme, im Detail gegliederte
Fassade. Die Ausführung der hinterlüfteten Wetterschale erlaubt die Umsetzung diffusionsoffener Wand- und Dachaufbauten und die Verwendung mineralischer Dämmstoffe.

Erläuterungen zu Bau – und Haustechnik
Energetisches Konzept
Das Gebäudevolumen wird durch eine wärmegedämmte homogene Gebäudehülle umschlossen. Eine Kombination aus massiven und aufgelösten Tragwerksteilen gewährleistet Flexibilität und bietet ausreichende thermische Masse für ein stabiles, angenehmes Raumklima. Wirksamer außenliegender Sonnenschutz vermeidet Überhitzung in den Phasen intensiver Sonneneinstrahlung und erlaubt die kontrollierte Nutzung solarer Gewinne. In Kombination mit Nachtauskühlung und ergänzender Betonkerntemperierung der Deckenbauteile zur Kühlung wird ein behagliches Raumklima gewährleistet.
Lüftung_ Ergänzend zur individuellen Fensterlüftung ist die Ausführung dezentraler, bereichsweise ausgelegter Anlagen zur kontrollierten Lüftung mit Wärmerückgewinnung und hohem Gesamtwirkungsgrad vorgesehen.
Die Verteilung von Zu – und Abluft wird durch in die Rohdecken eingelegte Rippenrohre für die Zu – und Abluftführung umgesetzt. Sie werden gleichzeitig zur Betonkerntemperierung verwendet. Die Rohdeckenintegrierte Installationsführung ermöglicht einen weitgehenden Verzicht auf Unterdecken und spart Geschosshöhe.
Kühlung_ In Kombination mit Nachtauskühlung durch Querlüftung ist die Bauteilaktivierung der Geschossdecken zur Kühlung in den Sommermonaten vorgesehen. Durch den Einsatz von Absorptionskühlaggregaten wird das Wasser für die unterschiedlichen Kreisläufe gekühlt. Als Energieträger für die Kühlaggregate ist der Einsatz von Fernwärme vorgesehen.
Eine Kombination von Solarthermie als Ersatz der Fernwärme ist grundsätzlich möglich, erfordert jedoch eine Überprüfung der Wirtschaftlichkeit. Zur Wahrung der Kühlleistung werden akustische Maßnahmen in den Atelier und Konferenzbereichen durch „offene Systeme“ aus Akustiksegeln vorgesehen.
Heizung_ Um für die raumweise unterschiedlichen Nutzungszyklen und die wechselnden inneren Lasten bedarfsgerecht reagieren zu können wird der in den Wintermonaten anfallende Wärmebedarf durch konventionelle, individuell regelbare Heizkörper gedeckt.
Die zentrale Erwärmung wird über die anliegende Fernwärme betrieben.

Tragwerk_Das Gebäude ist als Massivbau mit tragenden Wand - Stützenelementen und unterzugslosen Flachdecken aus Stahlbeton konzipiert. Das in einem Teilbereich der Treppenhalle vorgesehene Glasdach wird als Stahlkonstruktion mit Glasfüllung und aussenliegenden Sonnenschutzlamellen ausgeführt.
Zur Wahrung größtmöglicher Flexibilität werden Ausbauwände als System – und als Trockenbauwände vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen im städtebaulichen Kontext neuen Bautypus, eine gefaltete Skulptur, vor, die nicht nur von Süden her die Bauflucht des Blockrandes und die Traufe des Nachbarn aufgreift und fortführt, sondern durch einen baukörperlichen Rücksprung auch einen großzügigen, außenräumlichen Eingangsbereich schafft. Der rückspringende Baukörper bildet den Kopf des Ott-Heinrich-Stiftes und schafft so die räumliche Verbindung zur straßenbegleitenden Zeile.

Über eine Außentreppe wird die Höhendifferenz zwischen Gehweg und bestehendem Erdgeschossniveau überwunden. In einer Überarbeitung ist die Rampe zwingend in den Platzbereich zu rücken.

Von einem großzügigen, gemeinsamen Foyer werden die Räume des Neubaus und des Bestandes erschlossen.

Die Bibliothek erstreckt sich über zwei Geschosse, EG und UG. Sie wird sowohl von der Straße als auch vom Garten belichtet und entwickelt hohe räumliche Qualitäten. Sie ist zum Teil nicht barrierefrei.

Die Überkopfverglasung der Erschließungszone im OG wird problematisch gesehen. Dachgeometrie und Grundrissentwicklung sind nicht kongruent.

Das in der Aufgabenstellung des Wettbewerbs vorgesehene, für eine Weiterbearbeitung erforderliche Zielbudget wird bei diesem Entwurf nicht eingehalten.

Die Arbeit leistet einen sehr spannenden städtebaulichen Beitrag, jedoch führt die überbaute Fläche zu Einschränkungen im Pausenhof.