Neugestaltung der Fassade Mottenstraße/Kurwickstraße

Leitidee
Leffers ist ein familiengeführtes Modeunternehmen, das sich bei allem Traditionsbewusstsein durch Fortschrittsdenken und Innovationsfreudigkeit auszeichnet. Die Ambivalenz ist nicht nur Teil der unternehmerischen Haltung, sie ist auch Ausdruck der gestalterischen Handschrift. Die Neuinterpretation der rückwärtigen Fassade trägt diesem Bewusstsein Rechnung. Eine eigene Architektur antwortet dem umliegenden Bestand, die sich in Ausformung, Höhenentwicklung und Materialwahl ganzheitlich harmonisch integriert, dennoch eine gewisse Eigenständigkeit pflegt. Innerhalb des städtebaulichen Kontextes entsteht somit ein klarer, unverwechselbarer Schriftzug, der sich vor der Zeitgeschichte verbeugt und gleichzeitig mutig in die Zukunft weist.

Straßenraum
Der Entwurf reagiert auf die lange Fassadenabwicklung mit einer Kleinteiligkeit, die sich in dezenten Knicken sowie in Vor- und Rücksprüngen zeigt. Indem sich die Gebäudeflucht im Erdgeschoss leicht verschiebt, wird subtil die Flucht des angrenzenden Gebäudes aufgenommen und ein eigener, großzügig überdachter Eingang definiert. An der Ecke Motten-/ Kurwickstraße ist der Baukörper zunächst dreigeschossig wahrnehmbar, während die beiden darüberliegenden Stockwerke das bis dahin ruhige Fassadenbild durch ihre horizontale Abweichung spannungsreich aufbrechen. Somit entstehen vielfältige Blickbeziehungen sowohl vom Gebäude aus als auch innerhalb des Straßenraums: Passanten und Anwohner nehmen – je nach Perspektive – einen viergeschossigen Bereich über dem zurückspringenden Eingangsbereich wahr bzw. eine Dreigeschossigkeit im Übergang zu den Nachbargebäuden. Das weit zurückversetzte Dachgeschoss mit seinem eigenen architektonischen Charakter tritt optisch kaum in Erscheinung. Letztlich weicht das Spiel mit der Fassade die Dominanz des Baukörpers auf. Geschickt gegliedert, fügt sie sich in ihren Abmessungen und Proportionen perfekt ins Stadtbild ein.

Fassadengestaltung
Der Idee liegt der Wunsch nach einer optimalen Präsentationsfläche für das Modehaus zu Grunde. Ein weites, geschosshohes Raster strukturiert die Fassade und bildet den Rahmen für Schaufenster und Zugänge. Das Haus ist geprägt durch eine klassische, homogene Fassadenanordnung: Kleinteiligkeit und Körnung orientieren sich am Bestand und binden die große Baumaße gut in seine Umgebung ein. Die markante Rasterung ist nicht rigide, die starke Präsenz des Gebäudes wird durch Knicke bzw. Vor- und Rücksprünge aufgelöst – und dadurch höchst lebendig. Für den Betrachter ergibt sich eine angenehme, unaufgeregte Dynamik, die Identitätsstifend ist und das Modehaus als ausdrucksstarkes architektonisches Zeitzeugnis positioniert.

Proportion und Zonierung
In den Obergeschossen kontrastieren Elemente mit Metallverkleidung das helle Raster der Fassade. Die Verglasung der Schaufenster auf Höhe der Fußgängerzone reicht über das gesamte Erdgeschoss. In den oberen Etagen nimmt sich der Glasanteil durch das verdichtete Raster sukzessive zurück.

Konstruktion, Materialität und Farbe
Der konstruktive Bestand bildet den Rahmen für den Entwurf: Die homogene Fassadenstruktur erhält durch die gewählten Materialien und Fassadendetails eine hohe und nachhaltige Wertigkeit. Die Verkleidung aus hellem Beton steht in reizvollem Kontrast zu den champagnerfarbenen Metallpaneelen. Dies wird durch die unterschiedliche Haptik der prägenden Materialien Beton, Glas und Metall unterstrichen.