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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2013

Neugestaltung öffentlicher Freiflächen im Bereich des Burgbergs

Perspektive Außenanlagen

Perspektive Außenanlagen

1. Preis / Zuschlag

Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Die Poesie des Unsichtbaren“

Trotz seiner Überformung stellt der Burgberg ein großes Potential für die Stadt und die hier neu angesiedelten kommunalen Einrichtungen dar. Es gilt, die dominanten historischen Bauwerke in ihrer Eigenheit und Wirkung zu stärken und gleichzeitig funktionale Erfordernisse zu erfüllen, die neue Nutzungen und damit eine Belebung des Ortes erst möglich machen. Die neue Konfiguration der Bebauung an der Agnes-Bernauer-Straße und die Öffnung des Pflegschlosses zur Stadt hin eröffnen die Möglichkeit, Burgmauer und Böschung neu wahrzunehmen und zu inszenieren.
Obwohl funktional verknüpft, werden typologisch und gestalterisch drei unterschiedliche Bereiche definiert, die zugleich eine historische Schichtung sichtbar machen: Die Straßenrandbebauung mit ihren Zwischenräumen, die freigestellte Böschung mit dem parallel zur Burgmauer geführten Wegesystem und der Bereich innerhalb der Burgmauer, das Herz der Anlage.
Der „Burgberg“ wird mit wenigen Eingriffen neu strukturiert und geordnet, ohne das Vorhandene zu zerstören.
In der Burgmauer mit dem Wehrgang und dem Pflegschloss als gebaute Zeugnisse vergangener Epochen manifestiert sich Geschichte ganz konkret. Betrachten wir den „Burghof“ als Theaterraum mit leerer Bühne, so wird er ein Ort, an dem Geschichten erzählt werden, ein Ort der Imagination. Die Lindenlaube und das Spiegelbecken laden ein zu verweilen und den Geschichten des Ortes, dem Verschwundenen und Verborgenen nachzuspüren, einfach Innezuhalten oder ein Fest zu feiern.
Friedhof und „Burghof“ werden als räumliche und gestalterische Einheit betrachtet.
Der Bereich um das Pflegschloss und entlang der Burgmauer bietet Raum für vielfältige Aktivitäten, Theater, Feste, Märkte etc. und die dafür nötige Infrastruktur. Für die Parkierung steht eine multifunktional nutzbare Fläche westlich des Archivgebäudes zur Verfügung mit kurzen Wegen zum Pflegschloss und zur Aussegnungshalle, aber außerhalb der wichtigen Sichtachsen.
Der zentrale Bereich, in dem die Spuren des einstigen Herrschaftssitzes gefunden wurden, ist als Rasenfläche angelegt. An der Nahtstelle zum Friedhof wird ein neues Element, eine Laube aus kastig geschnittenen Linden, eingefügt. Als trennendes wie auch verbindendes Element zwischen „diesseitigem“ und „jenseitigem“ stellt es für den Friedhof ein Rückgrat und für den Burghof ein Pendant zum Wehrgang dar. Die bestehende Hecke wird integriert, die Kapelle und der Gedenkstein erhalten ein angemessenes Umfeld. Sowohl zum Burghof wie auch zum Friedhof werden Sitzmöglichkeiten angeordnet.
Um ein gutes Miteinander der gegensätzlichen Nutzungen zu gewährleisten, ist es notwendig, die Bereiche eindeutig abzugrenzen. Die Lücken in der friedhofsbegrenzenden Hecke werden geschlossen und die Zugangssituationen neu gestaltet. Die Urnenmauer wird an der Hecke im Urnenfriedhof situiert.
Auf raumgreifende Bepflanzungen oder Einbauten, die die Sichtachsen oder die multifunktionale Nutzbarkeit einschränken, wird verzichtet. Ziel ist eine „zeitlose“ Gestaltung für „mit der Zeit gehende“ Nutzungen.
Die „Alltagstauglichkeit“ ist auch ein wichtiges Kriterium für die Gestaltung der Freibereiche an der Agnes-Bernauer-Straße. Den Eingängen der Gebäude werden weitgehend ebene Vorplätze zugeordnet, Funktionen wie Andienung, Stellplätze und die Belichtung der Gebäude werden in die Gestaltung integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit erfüllt die wesentlichen Rahmenbedingungen wie Funktionsbezüge, Zuordnungen usw. der Auslobung. Insbesondere der Umgang mit dem Gelände in Bezug auf die statischen Anforderungen wurde berücksichtigt.
Die Qualität der vorhandenen räumlichen Bezüge innerhalb des Burghofs und insbesondere der Burgmauer wird durch die funktionale Verteilung der geforderten Nutzungen hervorgehoben.
Im nördlichen Bereich entlang der Burgmauer wird so ein Rückgrat aus befestigten Flächen (vom Wasserturm bis hin zum Pflegschloss) geschaffen. Dieses beherbergt neben notwendigen Wegebeziehungen, eine ausreichende Zahl an Stellplätzen und multifunktionalen Raum für die Festspiele. Als Gegenpol hierzu wirkt vor dem Pflegschloss eine maßstäblich dimensionierte Grünfläche die mittels geschnittenen Kastenlinden eine pietätvolle Zäsur zum Friedhof bildet. Gleichzeitig wird das Entree des Burghofs einladend gestaltet. Die Abtreppungen der beiden Plätze an der Agnes-Bernauer-Straße zur Bewältigung der Hanglage schafft zwar Sitzstufen, aufgrund der geringen Distanz zu den angrenzenden Gebäuden sind dieser aber unattraktiv. Insbesondere am Nordplatz wird diese durch die parallele Situierung der Parkplätze weiterhin verschlechtert. Die Hangfläche an der Burgmauer erhält eine einfache, aber wenig auf die Topografie eingehende Wegeführung. Die Treppenführung am Platz ist lesbar, dominiert aber nicht die Gesamtsituation unterhalb des Pflegschlosses. Durch die Geometrie der Stufenanlage entsteht jedoch eine hohe Stützmauer und erfordert einen erheblichen Eingriff an der Gabionenwand. Hervorzuheben ist bei der Arbeit die Grün- und Freiraumplanung im Burghof mit der achsialen Zäsur der Kastenlinden die hohe Aufenthaltsqualität bietet. Die Materialien im Umfeld des Pflegschlosses sind zweckmäßig gewählt. Die Anordnung des Spiegelbrunnens erscheint verzichtbar. Die angenehm reduzierte Grünplanung trägt insbesondere den Anforderungen nach Multifunktionalität Rechnung. Bei der Realisierung der Parkplätze im Burghof ist eine dezente Begrünung anzustreben. Hinsichtlich der Oberflächen dieser Flächen ist jedoch die Praktibilität der wassergebundenen Fläche zu hinterfragen. Insgesamt ist der Entwurf aufgrund der Materialien und Bauweise eine wirtschaftlich und nachhaltige Lösung.
Perspektive Burghof

Perspektive Burghof

Nutzungskonzept mit wichtigen Achsen

Nutzungskonzept mit wichtigen Achsen

Lageplan

Lageplan

Ausschnitt

Ausschnitt