modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2006

Starnberger See - Nordufer

4. Preis

OPLA Bürogemeinschaft für Ortsplanung, Stadtentwicklung & Architektur

Architektur

schreiberplan

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt „Starnberger Seehochzeit“ setzt auf den Versuch, die Trennung der Stadt Starnberg und des Seeufers durch die Bahn zu überwinden. Das Seebecken wird unter dem erhöhten Trassee der Bahn zur Stadt hin erweitert. In seiner geometrisierten Form verknüpft es die Stadt und den See unmittelbar und löst das Versprechen der „Seehochzeit“ ein. Das höher gesetzte Trassee der Bahn erlaubt auch eine Verbindung zwischen der Stadtseite und der Uferpromenade à niveau. Nur mit einer leichten Rampe verbunden, entsteht eine angenehme Verknüpfung der Wege, die nicht durch die Zäsur einer Unterführung beeinträchtigt ist.

Die kühne Restrukturierung im Westen des Stadtufers im Bereich der Wittelsbachstrasse findet im Nordwesten eine Entsprechung. Als eine Alternative zum Programm des Ideenwettbewerbs wird vorgeschlagen, den Standort eines neuen Hotels an das nordwestliche Seeufer zu verlegen und dagegen das Seebad zum Stadtzentrum hin zu versetzen, wo es zusammen mit dem Werftgelände ein Zentrum für die seebezogenen Funktionen bilden könnte. Die Aussenräume von Werft und Seebad ergänzen sich nicht überzeugend und diese Einrichtungen sind nicht geeignet, um die landschaftsräumliche Fassung des Seeufers zu stabilisieren. Auch der Standort des Hotels in Verbindung mit einem kleinen Sport- und Freizeithafen ist umstritten. Der erhoffte Zugewinn an Attraktivität des Stadtzentrums durch das Hotel und seine öffentlichen Bereiche (Restaurant, Spa, Fitness) scheint durch die grössere Distanz gefährdet.

Gegenüber der ersten Bearbeitungsphase ist das Wohnen im Bereich der nördlichen Bahnhofstrasse mit winkelförmigen Gebäuden erweitert worden. Obwohl die Form sinnfällig auf die zu erwartende Lärmbelastung reagiert, sind dennoch Zweifel angebracht. Die Gebäudefigur wirkt als Ganzes sehr dicht und droht den Raum zwischen den bestehenden Häusern und der Bahnhofstrasse zu verstellen. Das Gleichgewicht von urbanisiertem und landschaftlich geprägtem Raum wurde gegenüber der ersten Fassung wohl beibehalten, aber die beiden verschiedenen Teile unterscheiden sich klarer von einander. Während in der ersten Fassung die Grünanlagen auf beiden Seiten der Bahn in der gleichen Art vorgeschlagen worden sind, unterscheidet sich die Ausbildung deutlich. Auf der Seite des Seeufers ist ein durchgehender Grünraum mit frei gesetzten Bäumen vorgeschlagen, die alleeförmigen Planzungen beschränken sich auf die Stadtseite.

Die grosse stadträumliche Herausforderung bleibt das Seebecken, das in die Stadt hineingezogen wird. Bei aller Faszination werden doch Zweifel laut, ob die radikale Umformung das Seeufer nicht destabilisiert. Es stellt sich auch die Frage, ob das um ein geringes Mass aufgeständerte Brückenbauwerk den Blick in das Seebecken freigibt und ob diese Ausbildung nicht zu einer unnötigen Monumentalisierung des Bahntrassees führt. Schliesslich sind die architektonischen Perspektiven, die sich im Bereich des neuen Beckens durch die vorgeschlagenen Gebäude ergeben, wenig überzeugend. Sie vermitteln eher das bekannte Bild kleinstädtischer Urbanisierung und vermögen keine Faszination für die Gestaltung dieses besonderen Ortes zu wecken. Die „Starnberger Seehochzeit“ bleibt aber ein faszinierender Vorschlag, der die Diskussion um die Neugestaltung des Seeufers sehr befruchtet hat.