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Offener Wettbewerb | 10/2013

Wohnen im Grünen - ehem. Theodor-Heuss-Schule

Pocket Park "Grüner Finger"

Pocket Park "Grüner Finger"

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

florian krieger architektur und städtebau gmbh

Architektur

EPPLE GmbH

Private Bauherren

Erläuterungstext

Quartier aller Lebensphasen
Grundgedanke des Entwurfes ist die Schaffung eines strukturell vielfältigen und sozial durchmischten Stadtquartiers, in dem sich unterschiedliche Generationen, Einkommensgruppen und Familienkonstellationen zu überschaubaren Nachbarschaften zusammenfinden. Zweigeschossige Hof-, Ketten- und Reihenhäuser und je ein dreigeschossiger Hochpunkt bilden, um einen kleinen hofartigen Binnenraum gruppiert, verschiedene Gebäudeensembles aus. Diese stellen die Grundbausteine des neuen Quartiers dar.
Kleinteiligkeit, Überschaubarkeit und der Hof als soziale Mitte jeder Gebäudegruppe fördern Nachbarschaft und Gemeinschaftlichkeit.
Die flexible Ausgestaltung der Gebäude und Grundrisstypologien, z.B. als Lebensphasenhäuser, oder ein Wohnungsangebot, das z.B. beim Hochpunkt oder Joker von barrierefreien Wohnungen für Senioren bis zu attraktiven Haus-im-Haus-Typologien reicht, stellen die Wandelbarkeit, Vielfalt und damit Nachhaltigkeit auf der Ebene der einzelnen Hausgruppe und auf der Ebene des gesamten Quartiers sicher.


Körnung und Einfügung
Die Kleinteiligkeit und sehr moderate Höhenentwicklung der Neubauten reagiert auf die städtebauliche Körnung der Umgebung. So wird die harmonische Einbindung in den Kontext garantiert, ohne auf die Herausbildung einer eigenen Identität zu verzichten.
Die Hochpunkte, die sich von den durchweg zweigeschossigen Hof– und Reihenhaustypologien bewusst absetzen, schaffen ein im ganzen Quartier wiederkehrendes Merkmal, das wesentlich zur Identität des Quartiers und zur Ausbildung des Höhenprofils als urbanes Relief beiträgt.


Grüne Finger und dezentrale Spielplätze
Gebäude und Freiräume sind so miteinander verzahnt, dass im ganzen Quartier die Atmosphäre des Wohnens im Grünen spürbar wird. Die Verteilung der öffentlichen Grünräume sorgt dafür, dass für alle Hausgruppen ein wohnungsnahes Angebot an Spielplätzen geschaffen wird. Grünzüge erzeugen als Grüne Finger Verbindungen mit dem Grünen Saum der Bestandsbäume im Osten. Sie eröffnen auch vielfältige Blickbezüge aus der Tiefe des Quartiers bis zum Grünen Saum, der als attraktiver Grünraum den östlichen Abschluss bildet.


Arboretum
Der Baumbestand wird entweder als „Hofbaum“ in die Gebäudegruppen integriert oder übernimmt wie bei dem stattlichen Ahorn im Süden oder der Pappelgruppe im Osten eine Funktion als prägender „Ankerbaum“ in einem öffentlichen Grünraum.
Für die Höfe wird ein Arboretumkonzept (z.B. aus unterschiedlichen Obstbäumen) erarbeitet, das jedem Hof und damit jeder Nachbarschaft ein eigenes Gepräge verleiht.


Flexibilität: Joker, Hof- und Lebensphasenhäuser
Neben klassischen Reihenhäusern in unterschiedlichen Achsbreiten und Geschossigkeiten
werden auch Hof- und Kettenhäuser angeboten, die ein hohes Maß an Privatheit im vor Einblicken geschützten Patio oder Terrassenhof ermöglichen. Da sie nicht zwingend einen Vorgarten benötigen, sind sie insbesondere bei räumlich verdichteten Situationen sinnvoll und verfeinern die städtebauliche Körnung.
Ein besonders flexibler Hofhaustyp wird mit dem Lebensphasenhaus angeboten. Das Gebäude kann entweder als klassisches Familienhaus genutzt oder in zwei Wohnungen geteilt werden, wenn beispielsweise „die Kinder aus dem Haus sind“. Wichtig für die Umsetzbarkeit eines solchen Konzeptes ist, dass die Teilung, z.B. aufgrund der Anordnung der Sanitärräume, Treppen und Eingangssituation, ohne umfangreiche (über Trockenbau hinausgehende) Umbauten erfolgen kann.
Besonders flexibel sind ebenfalls die quartiers- und nachbarschaftsprägenden dreigeschossigen Hochpunkte konzipiert: Als so genannte Joker können sie entweder aus vier Reihenhäusern zusammengesetzt oder als räumlich attraktive Maisonettewohnungen angeboten werden - wahlweise mit Wohn/Essraum am Garten oder an einer großzügigen Dachterrasse. Als weitere Aufteilungsmöglichkeit besteht die Anordnung zwei barrierefreier, und damit für Senioren besonders geeigneter, Wohnungen im EG; auch eine Großwohnung als Seniorenwohngemeinschaft ist hier denkbar.

Diese Typologien zielen darauf ab, das Wohnen im Quartier auch bis ins hohe Alter zu ermöglichen. Der Zuzug beispielsweise der betagten/pflegebedürftigen Eltern wird dadurch erleichtert. Somit werden Instrumente geschaffen, um die angestrebte Vielfalt der Generationen im Quartier sicherzustellen und in diesem Rahmen neue Antworten auf drängende demografische Fragen zu finden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch ein vielfältiges Angebot unterschiedlicher Gebäudetypologien und Wohnformen aus, die eine gute soziale Durchmischung erwarten lassen und den Standort wohnungswirtschaftlich passend ergänzen.
Die Bandbreite der Typologien reicht von teilbaren "Lebensphasenhäusern", Hofhäusern mit Patio bis zu klassischen Reihenhäusern und bietet vielseitige und qualitätvolle Grundrisse. Die als "Joker" formulierten und über Gräben belichteten Untergeschosse werden jedoch kritisch gesehen.

Die überwiegend 2-geschossigen, teilweise 3-geschossigen Familienhäuser formulieren einen adäquaten baulichen Übergang zum Bestand, welcher in Körnung und Maßstäblichkeit die umgebende Siedlungsstruktur weiterführt und zeitgenössisch interpretiert. Die Gebäudeversätze am westlichen Rand wirken dabei jedoch etwas unentschlossen und sollten räumlich klarer formuliert werden.

Nach Osten verbinden drei "grüne Finger" als öffentliche und in ihrer Proportion gut nutzbare Freiräume das Quartier mit dem Grünzug Nord mit sowohl mikro- als auch stadtklimatisch positiver Wirkung. Dabei gelingt es den Verfassern einige der erhaltenswerten Bäume prägend in den Freiraum zu integrieren. Die bauliche Fassung dieser Räume an ihren Kopfenden könnte entschiedener sein.

Die Erschließung des Quartiers erfolgt über eine ringförmige Wohnstraße mit guter Aufenthaltsqualität. Sämtliche Stellplätze liegen im Straßenraum ohne eigene Garage, wobei das östliche Baufeld hierbei etwas unterversorgt wirkt.

Insgesamt bietet die Arbeit einen sensiblen und robusten, flexiblen und qualitätvollen Ansatz, der in der Realisierung zügig in einem Bauabschnitt und mit der von den Verfassern vorgeschlagenen durchgängigen Gestaltqualität der Gebäude umgesetzt werden sollte.
Lageplan

Lageplan

Schwarzplan

Schwarzplan

Städtebau (Pictos)

Städtebau (Pictos)

Typologische Vielfalt

Typologische Vielfalt

Hochpunkte als "Joker"

Hochpunkte als "Joker"

Gartenansicht Süd "Joker"

Gartenansicht Süd "Joker"

Lebensphasenhaus

Lebensphasenhaus

Gartenansicht "Lebensphasenhaus"

Gartenansicht "Lebensphasenhaus"