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Offener Wettbewerb | 10/2013

Wohnen im Grünen - ehem. Theodor-Heuss-Schule

ein 3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

archis Architekten + Ingenieure GmbH

Architektur

weisenburger bau GmbH

Private Bauherren

Erläuterungstext

Standort

Die ehemalige Theodor-Heuss-Schule mit ihren Außenanlagen:
Eine schöne Möglichkeit, qualitätvolles Wohnen zu schaffen
und zugleich eine Aufwertung für das gesamte umgebende Quartier zu erreichen.
Bestimmend: Die Randlage zu einer Verkehrstangente.
Die dadurch eher negative Bewertung wird durch die wirksame Lärmabschirmung mit einem Wall sowie durch einen bedeutenden Grünbestand von mächtigen Bäumen und Heckengürteln mehr als aufgewogen

Bestimmende Elemente von Bestand und Umgebung
Im Westen und Norden Kleinsiedlungsbereiche mit einzelstehenden Einfamilienhäusern, größtenteils saniert und erweitert, im Südwesten einfache Geschosswohnungsbauten, in den letzten Jahren gegenüber vormals prekären Verhältnissen aufgewertet.
Eine wesentliche Bedeutung hat der großkronige Baumbestand im Planungsgebiet. Insbesonders die Kastanien haben deutlich quartiersbildenden Charakter.

Das Herz: Der Kastaniengarten
Ein grüner Freiraum im Inneren des Quartiers. Die Häuser sind ihm zugewandt, die privaten Gärten grenzen an ihn.
Es gibt Spielgerät, Sandkasten und Rutsche sowie Bänke zum Verweilen.
Der Platz ist durch Wege verwoben mit dem Quartier.


Städtebauliche Struktur

Eine einfache und wirtschaftliche Erschließung, weitgehend PKW-frei, gliedert das Quartier in überschaubare Bereiche.
Hausgruppen bilden mit unterschiedlichen Abmessungen ein maßstäbliches Raumgefüge. Wesentlich sind jeweils gute Ausrichtung und Zuordnung zu den Freibereichen.
Begrünte Flachdächer, gestaffelte sonnenorientierte Dachterrassen zusammen mit einer klaren und prägnanten Architektursprache von Baukörpern und Fassaden geben dem Quartier eine typologische Einheitlichkeit.

Der vorgeschlagene Standort des "Kinderhauses" im südlichen Bereich am grünen Wall bildet zusammen mit dem optionalen Konzept eines Seniorenwohnhauses (Service-Wohnen mit Betreuungsangebot) auf dem gegenüberliegenden noch freien städtischen Grundstück eine Brücke sowohl über Quartiers- als auch Generationsgrenzen hinweg.


Wohnform

Nicht geschossweise aufgeteilte Wohneinheiten werden angeboten, sondern Einfamilienhäuser doppelt und gereiht.
Damit entstehen 63 familiengerechte Wohnhäuser in unterschiedlichen Preis-Segmenten.
Drei verschiedene Haustypen gruppieren sich um den zentralen "Kastaniengarten", jeweils entsprechend dem jeweiligen Standort:
Ein schmaler und tiefer Grundriss mit beidseitig durchbindenden Wohnflächen in Doppel oder Dreiergruppen.
Diesen Typus gibt es auch in 4 Fünfer-Zeilen mit Ost-West-Ausrichtung zu
den Gärten. Diese Häuser sind auch durch die kleinen Grundstücksanteile
ein kostengünstiges Angebot für junge Familien.

Entlang der "Korbangel" liegen in Zweiergruppen die Mehrgenerationenhäuser mit einem breitgelagerten Grundriss und sich öffnend zu den Gartenflächen im Süden.
Es sind "wachsende oder sich verkleinernde" Häuser durch die Option
des Abtrennens bzw. Ankoppelns einer separat und barrierefrei erschlossenen Wohnung.

Alle Häuser sind über ihre zweieinhalb Geschosse offen und hell,
sie bieten ergänzend zum Garten zu diesem wechselseitig ausgerichtete großzügige Terrassenflächen im zweiten Obergeschoss.
Nebenanlagen wie Müll-, Fahrradschuppen oder Gartenhütten bilden zusammen mit geplanten Heckeneinfriedungen der Vorgärten eine gestaltete Wohnumgebung.


Verkehr

Die Erschließung erfolgt über die Schleife einer verkehrsberuhigten
Anwohnerstraße.
Die Durchwegung "Am Kastaniengarten" bleibt spielenden Kindern und Fußgängern vorbehalten. Ebenso die Verbindung am Kinderhaus vorbei zum Weg am grünen Wall.
Alle Wohneinheiten verfügen über einen überdachten Stellplatz (Carport bzw. Garage), die Doppel- und 3er-Gruppen zusätzlich noch über einen weiteren Stellplatz davor.
Separat ausgewiesene Besucherparkplätze ergänzen das Erschließungskonzept.
Eingehauste Müllstandplätze in Gruppen bei den Reihenhauszeilen bzw. einzeln in den Vorgärten oder Carports / Garagen bei den Doppelhäuser sind zur Entsorgung anfahrbar.


Energie und Technik

Die Häuser werden nach dem neuesten Stand der Bautechnik errichtet und erfüllen einen Standard, der hinsichtlich Wärmedämmung und Energieeinsparung deutlich über den baurechtlich erforderlichen energetischen Anforderungen liegt. Geplant ist die Ausführung nach Maßgabe KfW-Effizienzhaus 70.

Die Beheizung erfolgt nachhaltig und umweltgerecht durch die Fernwärmeversorgung der Stadt Mannheim (MVV).
Über ein Contracting-Modell werden die einzelnen Häuser mit Energie versorgt entsprechend den aktuellen Auflagen von EnEV und EEG.

Die Anforderungen einer umweltgerechten Stadtentwässerung hinsichtlich weitgehend versickerbarem Oberflächenwasser bzw. Regenwasser-Sammelbehältern zur Gartenbewässerung werden erfüllt.

Die geplante Begrünung der Gesamtanlage unter Einbeziehung des wertvollen Baumbestandes mit hochstämmigen heimischen Bäumen sowie mit Hecken und Büschen ist zusammen mit den Gartenflächen und den extensiv begrünten Flachdächern wesentlicher Bestandteil des Wohnumfelds und prägt den umweltgerechten Charakter des gesamten neuen Quartiers in Mannheim-Käfertal.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt mit einem robusten städtebaulichen Grundgerüst. Durch eine in Typologie, Dimensionierung und Maßstäblichkeit angepasste Rand-Bebauung reagiert der Entwurf auf die angrenzenden Siedlungsbereiche und bildet Nachbarschaften. Die innere Erschließung erfolgt über einen internen Ring der ausschließlich als Sammelstraße für die Anwohner dient und an dieser Stelle keinen unnötigen Verkehr produziert.

Es werden verschiedene Bautypen vorgeschlagen (Einzel-, Doppel, Reihenhäuser), die in ihrer Ausformung aber nicht sehr differenziert sind (Reihenmittelhaus und Reihenendhaus mit nahezu identischen Grundrissen!). Die verdichteten Bauformen (5er Reihenhaus-Pakete) sind in der 2. Reihe angeordnet und sind somit in der städtebaulichen Erscheinung nicht dominant. Allerdings wird die Qualität der im Süden gelegenen inneren Ringstraße durch die an den Stirnseiten der Reihenhäuser großflächig angeordneten Parkierungsflächen stark beeinträchtigt.

Die Idee eines zentralen Grünraumes mit Kinderspielplatz wird von der Jury anerkannt, ist in ihrer Ausführung aber nicht überzeugend. Zum einen korrespondiert dieser Grünraum nicht mit der Ausrichtung der Gebäude (sichtbar am hohen Aufwand für eine Grüneinfassung), zum anderen wird der Grünraum durch eingestellte Parkierungsflächen entwertet.

Die Arbeit bietet eine Alternative für den Standort des Kinderhauses an. Anstatt an der Nord-Ost Ecke des Plangebietes wird das Kinderhaus im Süden direkt an der Einmündung der Straße Neues Leben positioniert. Zusammen mit der optionalen Bebauung auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Seniorenzentrum) entsteht damit ein Eingangs-Ensemble das von der Jury in seiner Intention positiv gewertet wird, allerdings führt die Geometrie des Grundstücks für das Kinderhaus zu einer unklaren Eingangssituation mit Problemen in der äußeren und inneren Erschließung. Die Aufenthaltsqualität des im Süden angeordneten Freibereichs wird von der Jury aufgrund der an dieser Stelle vorhandenen Lärmproblematik in Frage gestellt.

Fazit:
Die Arbeit stellt einen guten Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Das robuste städtebauliche Grundgerüst funktioniert und fügt sich gut in die umgebende Siedlungsstruktur ein. Die Ausarbeitung im Detail lässt allerdings zu wünschen übrig und ist z.B. wie am Kinderhaus sichtbar mit funktionalen Defiziten behaftet.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan