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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2013

Stadtumbaugebiet Auf den Liethen

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

Peer Möckel Architekten

Architektur

Susanne Kiegelmann Architektin

Architektur

Erläuterungstext

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STÄDTEBAULICHES KONZEPT - LEITIDEE

Zentraler Leitgedanke ist der Rückbau der monotonen Großstruktur zugunsten einer kleinmaßstäblichen Quartiersstruktur im Bereich der Siedlung Liethen II. Die unbelichteten, großen Hofräume werden zwecks Bildung von städtischen Räumen und Raumabfolgen, wie dem Hof, der Gasse, dem Quartiersplatz, und der Terrasse, aufgegeben.

Der linearen Gebäudestruktur der Siedlung Liethen I wird eine orthogonale Struktur entgegengestellt.

Grundlage hierfür ist der Rückbau der Siedlung in ein System gleichartiger Baukörper, die über ihre orthogonale Anordnung die Freibereiche neu definieren. Es entstehen im Kernbereich eine Vielzahl öffentlicher, halböffentlicher und privater Räume, die mit unterschiedlichen Nutzungen belegt werden. Kleiner und großer Gartenhof, der halböffentliche Erschließungshof mit Blick über die Freitreppe, innere und äußere Quartiersplätze mit Erschließungsfunktionen zu den Treppenaufgängen und Gassen bilden neue Raumqualitäten.

Die bestehende Topographie kann unterstützend als Geländerelief eingesetzt werden, um einzelne Nutzungsbereiche über Treppenanlagen, Sitzstufen und Brüstungen zu zonieren, zu trennen oder zu verbinden. Eine spannende Wechselwirkung von privaten und öffentlichen Flächen ist angestrebt.

Ein öffentlicher, baumbestandener Stadtplatz mit Quartierseinrichtungen (Cafe, Sport, Seniorenwohnen) am neu geplanten Hawege-Markt gelegen, wird kommunikativer Treffpunkt für externe und interne Besucher.

Die gewählte Siedlungsstruktur kann im Kernbereich ebenso wie im äußeren Planungsbereich an der Rheda–Wiedenbrücker-Straße und im Parkplatzbereich an der Husumer Straße / Prager Straße entwickelt werden. Eine abschnittsweise Realisierung dieses Konzeptes ermöglicht eine stufenweise Verzahnung mit den Siedlungsbereichen Liethen I und III.

GEBÄUDEKONZEPT

Die bestehenden beiden U - förmigen Großformen im Kernbereich des Planungsgebietes Liethen II werden jeweils an den Gebäudetrennwänden so weit zurückgebaut, daß eine kleinmaßstäbliche, orthogonale Gebäudestruktur entsteht. Es werden zwei 4-geschossige Gebäude- und sechs 3 bis 4- geschossige Gebäudekörper gebildet. Zusätzlich wird je Gebäudeensemble mittig ein Neubau gleicher Größe hinzugefügt.

Die Sägezahnstruktur der einzelnen Dachformen trägt den Belichtungsanforderungen der neu gebildeten Wohnhöfe, sowie einer optionalen Möglichkeit zur Anordnung von Dachterrassen Rechnung. Dieses räumliche Konzept wird durch ein entspechendes Farbkonzept unterstützt.

Die Grundrißstruktur der Bestandsgebäude wird in den Obergeschossen beibehalten. Die Erdgeschoßwohnungen werden als „Haus im Haus“ mit separatem Zugang und Privatgärten geplant. Hier werden einzelne, kleine Wohnungen zu 5 Zimmerwohnungen zusammengeschaltet. Die Erschließung der EG – Wohnungen erfolgt direkt aus dem Stadtraum und ist barrierefrei.

Der im Gelände angeschüttete Sockel trennt Privat- und Gemeinschaftsgärten vom öffentlichen Raum ab. Die beidseitige, versetzte Erschließung der Gebäude verringert die Anzahl der Treppenhausparteien und sorgt für eine neue Privatheit.

Die beiden neu errichteten Wohngebäude sind barrierefrei geplant, mit direkter Zugänglichkeit in den Gemeinschaftsgarten. Die großen, kommunikativen Treppenräume bieten Möglichkeit zur Anordnung von Fahrstühlen.

VERKEHRSKONZEPT

Die bestehende ringförmige Verkehrserschließung im Bereich von Liethen II wird beibehalten. Die vorhandenen Parkbuchten an der Husumer und der Mescheder Straße werden der neuen Siedlungsstruktur angepasst. Der Kernbereich der Siedlung wird in der Zielvorstellung als eine kleinmaßstäbliche, autofreie Quartiersstruktur ausgebildet. Die den Kernbereich durchtrennende Heidener Straße wird auf das Maß eines Anlieferungs - und Rettungsweges zurückgebaut , die frei werdenden Flächen werden den Gebäuden als Privatgärten zugeführt.

Eine fußläufige Wegeverbindung ist durch den Kernbereich geplant, um öffentliche Nutzungen wie Kindergarten, Apotheke, Sport- und Quartierseinrichtungen untereinander und mit den Wohngebäuden zu verknüpfen.

Der sukzessive Neubau des äußeren Planungsbereiches an der Rheda–Wiedenbrücker Straße und der Parkplatzfläche Husumer Straße / Prager Straße machen die Ausweisung von zusätzlichen Stellplätzen im Bereich Mescheder Straße / Bagoder Straße notwendig. Der Rückbau der Großstrukturen an der Rheda – Wiedenbrücker – Straße zum Quartier bietet die Chance die bestehenden Ladennutzungen im ehemaligen Hawege-Markt einzurichten und mit öffentlichen Flächen den baumbestandenen Platz nachhaltig zu aktivieren.

ÖKOLOGIE UND FREIFLÄCHEN

Den Freiflächen kommt besondere Bedeutung zu, da sich die Quartiersstruktur maßgeblich aus der Geländetopographie entwickelt. Die einzelnen Gebäude werden auf unterschiedlichen Höhenniveaus angeordnet. Jedes Gebäude steht auf einer angeschütteten „grünen Insel“, die als Gemeinschafts- oder Privatgarten den Bewohnern dient. Diese Bereiche werden mit Hecken, Steinstufen und Sitzmauern eingefriedet, es entsteht ein vielfach nutzbares Geländerelief. Die Wohnwege werden mit wassergebundener Wegdecke hell ausgeführt.

Äußere und innere Quartiersplätze, sowie die Freitreppen werden mit Betonblockstufen, zum Teil als Sitzstufen befestigt. Einzelne Solitärbäume auf den Quartiersplätzen können im Sommer die Beschattung der Außenfläche sicherstellen.

Der südliche Bereich der Husumer Straße – Rheda–Wiedenbrücker–Straße wird straßenbegleitend mit Alleebäumen angelegt, ebenso der neu angelegte Parkplatzbereich an der Mescheder Straße.

Ein großzügig angelegtes Baumdach überspannt den neu gestalteten öffentlichen Platz am Hawege-Markt, großformatige Sitzstufen können den Geländeversprung zur Rheda- Wiedenbrücker-Straße auffangen.

Beurteilung durch das Preisgericht

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Durch gezielten Rückbau wird die bisherige einengende Struktur aufgebrochen, sodass eine Einzelhaustypologie entwickelt wird. Dies geschieht in gelungener Symbiose aus Bestands- und Neubauten. Die direkte Zuordnung von Freiflächen zu den jeweiligen Gebäuden fördert die Identifikation des Mieters mit seinem unmittelbaren Wohnumfeld und wird ausdrücklich positiv hervorgehoben.

Der überproportionale Anteil an befestigten Freiflächen führt zu hoher Flächenversiegelung und ist überdies wirtschaftlich kaum darstellbar. Der überwiegende Teil der Stellplätze lässt sich nicht den einzelnen Gebäuden zuordnen. Die Laufwege zwischen Stellplätzen und Wohnwegen erscheinen teilweise zu lang.

Nur die Erdgeschosse sind barrierefrei und über separate Eingänge zugänglich. Dies führt zu einer gewollten Durchmischung der Altersstruktur in den einzelnen Häusern.

Die Architektur lässt sich nicht abschließend beurteilen, da der Entwurf lediglich Baukörperformen zeigt. Die Entwürfe lassen erkennen, dass eine abschnittsweise Realisierung zu verwirklichen ist.

Die Arbeit gibt eine städtebauliche Antwort auf den Übergang zum westlich angrenzenden Wohngebiet. Dies wird sehr positiv bewertet.