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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2013

Umnutzung Gartenhalle zu Konservatorium

ein 2. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

de Architekten Cie.

Architektur

Erläuterungstext

Das Konzept für die Haus-in-Haus-Lösung des Badischen Konservatoriums in die bestehende Gartenhalle ist ein Stadtkonzept mit einem spannenden Kontrast zwischen programmatischen Baublöcken und offenen, stark differenzierten Zwischenräumen. Die Form dieser öffentlichen Bereiche bietet, wie in einer Stadt, Dynamik, Abwechslung und Gelegenheit zur Begegnung, lässt aber auch Raum für den Einzelnen, um zu träumen oder zu entspannen. Der Entwurf ist bis ins Detail auf den Maßstab und Gefühlswert von Kindern und Jugendlichen zuge-schnitten. Der Entwurf inkorporiert ein Raumerlebnis, das einer musikalischen Spielwelt für einen in-spirierenden Musikunterricht für Kinder und Jugendlichen entspricht.
Das Raumprogramm umfasst zwei Konzertsäle und diverse Fachbereiche mit Unterrichtsräumen. Räumlich sind die Säle und das Foyer im östlichen Bereich um einen Innenhof mit dem historischen Schornstein als Mittelpunkt situiert. Nur ein geringer Teil der Dachfläche muss diesem Konzept weichen. Das Tageslicht, die Außenluft und die runde Form des Innenhofes lassen hier ein Ambiente von Natur und Kontemplation entstehen. Das großzügige Foyer und der Innenhof mit Schornstein dienen den Kindern und Jugendlichen in den Pausen zum Spielen, können aber auch für öffentliche Veranstaltungen verwendet werden. Der Musikplatz verbindet das Foyer des Musikgartens mit dem Foyer der Schwarzwaldhalle und lässt sich räumlich mittels einer neuen Verglasung trennen. Zwischen den beiden Sälen ist der Fachbereich Ergänzung, Ensemble, Theorie und die Verwaltung gefügt. Räume zum üben während den Pausen sind hier ebenfalls angeordnet.
In zentraler Lage an der Nord-Süd-Achse befindet sich eine lange Theke mit Hausmeister und Informationsschalter. Dies soll ein Ort der Begegnung sein: gekaufte Getränke und Snacks laden ein sich im Internet-Café oder bei schönem Wetter im Innenhof zu entspannen. Konzerte und andere Aktivitäten des Musikgarten Karlsruhe werden hier angekündigt. Garderobe und Toiletten befinden sich neben dem Informationsschalter.
Eine großzügige Tribüne unterhalb des Glasdaches der Nord- Südachse bildet das Zentrum des Unterricht Bereiches des Musikgartens. Um die Tribüne gruppieren sich die Räume der Fachbereiche Jazz, Folklore, Sax, Schlagzeug und Bläser. Der offene Raum soll zur Entspannung und zum Musikmachen einladen.
Der westliche Flügel beherbergt die Fachbereiche und ist als Studienhaus konzipiert. Die Früherziehung und die Tasteninstrumente befinden sich im Erdgeschoss. Gesang, Zupfer und Streicher sind im 1. Obergeschoss untergebracht. Der dreigeschossige Einbau ist über Lufträume miteinander verbunden und bietet Sichtkontakt zwischen allen Disziplinen. Die Lufträume leiten das Tageslicht bis ins Innere der Räume, da sie in diesen Bereichen großzügig verglast sind. Alle Verkehrswege liegen frei von der bestehenden Außenfassade.
Am Festplatz schließt der neue Eingangsbereich die Lücke zwischen dem Vierortbad und der Schwarz-waldhalle. Dort befindet sich der Haupteingang des Musikgartens, der durch den neu gestalteten und möblierten Festplatz gut erkennbar wird.

Akustik: Peutz / Haustechnik: Trippe & Partner / Tragwerke: Schumer und Kienzle / Bauphysik: ip5 ingenieursgesellschaft / Brandschutz: Dr. R. Balles

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen vor, den Bestand der Gartenhalle grundsätzlich zu erhalten. Der Hauptzugang soll vom Festplatz aus erfolgen, der Eingang von der Ettlinger Straße soll als Nebeneingang in Saalnähe aber erhalten bleiben. Die Verlegung des Haupteingangs Festplatz ist nachvollziehbar, allerdings bleibt offen, ob der neue Hauptzugang auch nach außen als bauliche Geste ausreichend nachvollzogen werden kann.

Es wird vorgeschlagen, die Nutzungen in Blöcken zu konzentrieren und im Bereich der Glasfassaden anzuordnen. Dadurch wird ein hoher Tageslichtanteil in den Nutzflächen ermöglicht. Es entstehen im Innenbereich großzügige Freiflächen, allerdings können nicht alle Nutzflächen im Erdgeschoß angeordnet werden. Es wird deswegen vorgeschlagen, einen Teil der Untergeschoßebene für die Nutzflächen hinzuzuziehen, sowie das Hallenvolumen in Teilen mehrgeschossig auszufüllen. Die tiefer liegenden Erschließungsflächen werden durch eine großzügige Freitreppe an die Erdgeschoßebene angebunden und über große Deckenausschnitte belichtet. Die Tageslichtqualität im Untergeschoß wird diskutiert, die dort vorgeschlagenen Nutzungen sind aber geeignet, mit eingeschränktem Tageslichtbezug auszukommen. Ansonsten besticht der Entwurf durch die großzügigen Freiflächen, die auch für weitere Nutzungen zur Verfügung stehen könnten. Der Saal liegt konsequenter Weise an der zentralen Freifläche.
Weniger verständlich ist, wieso die Verfasser ihr Konzept, den Bestand zu erhalten und die zur Verfügung stehenden Flächen großzügig zu nutzen, im nordöstlichen Hallensegment aufgegeben wird: Etwa ein Drittel der Hallenfläche wird hier abgerissen und in ähnlicher Kubatur wieder aufgebaut mit einem vergrößerten Atriumhof um den geschützten Kamin. Ebenso wird die Großzügigkeit der Freiflächen durch eine Erweiterung der auszubauenden Kubatur in das Untergeschoß teuer erkauft. Der Unterhalt der großen Flächen wird als entsprechend aufwendig eingeschätzt.
In den räumlichen Darstellungen wird eine Ausbau- und Oberflächenqualität dargestellt, die den spezifischen, ‚ruppigen’ Charme der Halle verlässt und durch einen Ausbaustandard ersetzt, der als etwas beliebig und gesichtslos diskutiert wurde.

Mit dem Vorschlag gelingt es, die Nutzungen gut und großzügig unterzubringen. Die Schwierigkeit der Aufgabe wird durch eine Kubatur und Erschließungsflächenanteile gelöst, die weit über dem üblichen Maß liegen. Eine wirtschaftliche Erstellung und ein wirtschaftlich verantwortbarer Betrieb werden deswegen in Frage gestellt.