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Einstufiger Ideenwettbwerb in Form eines Einladungswettbewerbs | 11/2005

Areal „Büdingen“

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

LEHENdrei | Architektur Stadtplanung

Architektur

  • Mitarbeitende:

    Prof. Leonhard Schenk, Martin Feketics Matthias Schuster Mitarbeit: Markus Nominaniuk, Ulrich Zimmermann

Erläuterungstext

Vom “Areal Büdingen” zum Büdingen-Park

Bebauungsstruktur: Blockrand und Stadtvillen im Park
Die neue Bebauung auf dem Gelände des ehemaligen Sanatoriums Büdingen berücksichtigt in gleicher Weise den vorhandenen schützenswerte Baumbestand wie auch die städtebauliche Besonderheiten an der Nahtstelle zwischen gründerzeitlicher repräsentativer Blockrandbebauung, aufgelockerter Villenbebauung des Musikerviertels und Seepromenade.
Entlang der Glärnischstraße schafft der Hotelneubau einen geschlossenen Straßenraum im Charakter des Gründerzeitquartiers. Die Gebäudehöhe orientiert sich mit fünf Geschossen (zurückgestaffelt ein sechstes Geschoss) an den Nachbarbauten und nimmt den Maßstab der Blockränder auf. Die Zumsteinstraße erfährt durch den abgewinkelten Baukörper eine optische Verlängerung und wird direkt an die öffentliche Parkfläche angebunden. Der Hotelturm in der Sichtachse der Zumsteinstraße wirkt als allseitig sichtbares neues Stadtzeichen und markiert den neuen Büdingen-Park im stadträumlichen Gefüge ohne die Seepromenade zu dominieren.
Die Wohnbauten im westlichen Teil des Geländes sind in zwei Gruppen in den Baumbestand eingewoben und vermitteln in Höhe und Ausprägung zu den angrenzenden Stadtvillen. Die baulich gegliederten Gebäude ordnen sich fingerartig in den Freiraum ein. Sie staffeln sich nach Süden von sechs über fünf auf vier Geschosse ab. Alle Wohnungen sind konsequent zum See orientiert. Entlang der Seepromenade bilden drei Gebäude eine repräsentative Front und markieren im Zusammenspiel mit der renovierten Büdingen-Villa den öffentlich zugänglichen Park.

Erschließung: Fußläufige Durchquerung und Sticherschließung
Die Erschließungen für Hotel und Wohnungen werden konsequent getrennt.
Von der Glärnischstraße führt die Hotelzufahrt über die ehemalige Sanatoriumsanbindung südlich der Platanenallee direkt in den Eingangshof des Hotels. Unter den Platanen führt ein Fußweg durch den Park, um Eingriffe in den Baumbestand zu vermeiden.
Zur Reduzierung des Fahrverkehrs ist die Tiefgaragenzufahrt des Hotels nahe der Glärnischstraße angeordnet. Die Andienung für Hotel und Restaurant erfolgt von der Glärnischstraße, wo die vorhandenen Parkplätze erhalten bleiben.
Die Wohngebäude werden über die Zufahrt im Nordosten des Grundstücks direkt an die Mainaustraße angebunden. In leichtem Bogen führt eine kleine Straße in zwei Stichen direkt zu den Zufahrten der Tiefgaragengruppen. Sie ist Teil des öffentlich zugänglichen Wegenetzes, ermöglicht eine durchgängig öffentliche Querung des Parks und ist an das kleinräumliche Wegenetz des Stadtteils angebunden. Alle Gebäude sind für Einsatz- und Versorgungsfahrzeuge direkt anfahrbar.

Parken:
Die notwendigen Stellplätze (117) für das Hotel werden in der Tiefgaragen nachgewiesen. Für die Besucher des Restaurants und der Hotelshops sind ebenerdige Stellplätze in der Verlängerung der Zumsteinstraße angeordnet.
Die Wohngebäude mit 176 Wohnungen erhalten jeweils einen direkten Zugang in die Tiefgaragen (insgesamt 277 Stellplätze), die in fünf übersichtliche Einheiten gegliedert sind. Es werden keine oberirdischen Stellplätze im Parkbereich vorgesehen.

Fuß- und Radwege:
Über einen leicht über dem Gelände „schwebenden“ Holzsteg führt ein Weg von der Seestraße aus in die Mitte auf dem höchsten Punkt des neuen Büdingen-Parks. Hier treffen sich alle Fuß- und Radwege, die durch den gesamten Park geführt sind und den Park in das Wegenetz des Quartiers einbinden.

Gebäude:

Hotel: Einordnung und Stadtzeichen
Mit dem Hotel und dem öffentlich zugänglichen Büdingen-Park erhält die Seestraße mit ihrer repräsentativen Gründerzeitbebauung und dem außergewöhnlichen Panorama über den Bodensee und die Stadtsilhouette einen wichtigen Nutzungsschwerpunkt, der dieses Stadtviertel verbessert in die Gesamtstadt integriert.
Von der Mainaustraße wird das Hotel über die Glärnischstraße direkt an die örtlichen Verkehrswege angebunden. Die Hotelvorfahrt (mit Tiefgaragenzufahrt) liegt in einer durchgrünten Parkanlage zwischen alter Platanenallee und Hotel. Rezeption und Lounge an der Schnittstelle zwischen Hotelturm und Winkelbau gewährleisten eine übersichtliche und direkte Erschließung der einzelnen Hotelbereiche.
Im Sockel des Hotelturmes ist ein Restaurant mit etwa 250 qm vorgesehen, das sich großzügig verglast mit einer Terrasse zum Park und zum See orientiert. Ein zweiter Eingang von Süden ermöglicht einen separaten und direkten Zugang vom Park und von der verlängerten Zumsteinstraße. Im ersten Obergeschoss bieten Veranstaltungssäle und Cocktailbar einen erhöhten Blick auf den Bodensee. Die Doppelzimmer und Suiten zwischen zweitem und zwölftem Obergeschoss erhalten durchweg Seeblick.
Das Erdgeschoss des Winkelbaus nimmt Räume für Kongresse und Veranstaltungen auf. Entlang der verlängerten Zumsteinstraße liegen Hotelshops, die auch von außen zugänglich sind.
Im ersten Obergeschoss ist ein Wellnessbereich mit Pools, Squashhalle und Fitnessräumen vorgesehen, die sich über die Dachterrasse in den geschützten Hotelpark orientieren. Kongressbereich und Wellnessräume werden unabhängig von der Zimmeretagen erschlossen.
In der Südspange des Winkels sind ab dem ersten Obergeschoss Zimmer angeordnet. Zwischen zweitem und fünften Geschoss sind die Zimmer in einer Zweibundanlage organisiert. Die Zimmer und Suiten im zurück gesetzten sechsten Obergeschoss sind zum Park orientiert. Ein Sonnendeck öffnet den freien Blick auf die Stadtsilhouette und den Bodensee.

Alternative Boardinghouse:
Die Nutzung als Boardinghouse in der vorgesehenen Größenordnung des Hotels erscheint wenig wahrscheinlich. Aufgrund der Bebauungsstruktur ist eine geänderte Nutzungpalette mit geringerer Nutzfläche jedoch innerhalb der gleichen städtebaulichen Konzeption möglich. Die Reduzierung der notwendigen Flächen kann dann in den Erdgeschossbereichen des Winkelbaus und in der Höhe des Turmes erfolgen.

Wohngebäude: Großzügiges Wohnen im Grünen und maritimes Flair
Elf Punkthäuser mit drei Süd-Wohnungen pro Etage (sowie ein Sondertyp als Zweispänner) sind in zwei Gruppen in den erhaltenswerten Baumbestand integriert. Die Gebäude sind aus drei abgestaffelten (sechs bis vier Geschosse) Baukörpern komponiert. Die Wohnungen öffnen sich mit großen Balkonen nach Süden. Die Dächer können teilweise als gemeinsame Dachterrassen genutzt werden. Großzügigen Glasflächen und Freibereiche mit überkragenden Dächern, weiße Putzflächen und Holzbeläge vermitteln ein südlich maritimes Flair.
Das Wohngemenge (siehe Anhang) berücksichtigt den erhöhten Bedarf an 3- und 4-Zimmer-Wohnungen. Die 5-Zimmer-Wohnungen sind als Familienwohnungen durchweg in den Erdgeschossen mit direktem Gartenbezug angeordnet.
Die Etagenwohnungen sind in einen offenen flexiblen Wohnbereich und einen intimen Schlafbereich gegliedert, alle Zimmer sind zum See ausgerichtet.
Die Anordnung auf einer Ebene, die Möglichkeit seniorengerechter Ausgestaltung der Bäder und Zimmer sowie die direkte und stufenlose Anbindung an Tiefgarage und Zugangswege bieten nicht nur Wohnkomfort, sondern berücksichtigen auch die Bedürfnisse zukünftiger Bewohnerstrukturen.

Der Büdingen-Park: Privates Wohnen und öffentlicher Park am See
Zwischen den neuen Gebäuden und der renovierten Büdingen-Villa führt die öffentlich zugängliche Parkfläche in offener Gestaltung und an der großen Rotbuche vorbei bis zum erhaltenen Platanen-Bestand der ehemaligen Sanatoriumszufahrt. Auf dem höchsten Punkt führen alle Wege an einem kleinen Platz zusammen. Von hier aus öffnet sich der Park auf den See. Ein Steg verläuft von hier aus am Hotel entlang über den Cafe-Pavillon zur Seepromenade und wird bis zum neuen Seebad geführt.
Durch eine behutsame Kultivierung wird der wertvolle Baumbestand frei gelegt. Die offene Gruppierung der Wohnbauten ermöglicht darüber hinaus den Erhalt weiterer Bäume, sodass der Charakter des Büdingen-Parks weitgehend erhalten bleibt.
Das Wegenetz (vorwiegend wassergebundene Beläge) innerhalb der Gebäudegruppen ordnet sich organisch in den Grünbestand ein.
Die privaten Freibereiche der Wohngebäude werden mit unaufdringlichen aber wirksamen Mitteln (leichter Höhenversatz, niedrige Heckenreihen, Strauchgruppen) von den öffentlich zugänglichen Bereichen des Parks differenziert.

Öffentlich und Privat:
Mit einer (oberirdischen) Gesamtgrundfläche von 7.246 qm sind lediglich ca. 19% des Gesamtareals überbaut.
Unter Berücksichtigung einer GRZ von 0,3 beträgt der Anteil der überbauten und nicht überbauten Privatflächen: 1/0,3 x 7.246qm = 24.153 qm, davon Freiflächen: 16.907 qm
Die öffentlich zugänglichen Flächen betragen demnach mit 15.006 qm etwa 47% der nicht überbauten Flächen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Den Verfassern ist es auf intelligente Weise gelungen Wohnen, Hotelbetrieb und öffentliches Interesse zu gleichen Teilen in der Konstanzer Bucht entstehen zu lassen.
Die Aufgabenstellung, die Bebauung in einem Park zu realisieren, verfolgt weiterhin konsequent die Vorgaben des Auslobers.

Die Arbeit präsentiert eine stadträumlich sehr klare Idee. Zwischen dem winkelförmigen Hotel im westlichen Teil des Areals und aufgelockerten villenartigen Wohnbebauung im östlichen Teil entsteht ein öffentlicher Raum als gute Verbindung der bestehenden Platanenallee mit dem Seeufer.

Bei Erhalt der wichtigsten Baumachsen und Baumgruppen bleiben wohltuende zusammenhängende Grünräume erhalten, welche die Naherholung dort deutlich fördern. Die privaten Freiflächen werden in das Konzept der Parklandschaft gut integriert. Interessante Platzsituationen, Pergola und Terrassencafe im Süden gebündelt, schaffen ein gut überlegtes Freiraumkonzept, das an richtiger Stelle mit einem Steg auf den See überleitet.

Die Hotelbebauung überzeugt in erster Linie durch ihre Kompaktheit, insbesondere im Bereich des zwölfgeschossigen Teils. Dieser markante Beitrag zur Stadtsilhouette bietet eine interessante Adresse für neue Hotelgäste. Dieser wichtige öffentliche Raum direkt am See lässt durch die Platzierung des Hotelbaukörpers eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten. Durch die gewählte Struktur ist eine flexible Nutzung als Hotel bzw. Boardinghaus möglich.

Die Ausbildung der Wohngebäude erscheint noch relativ schematisch und zu wenig den einzelnen Lagebedingungen angepasst. Die vorgeschlagene Typologie mit den dreiseitig orientierten Wohnungen ist sehr gut vorstellbar, muss aber in der Ausformung der Baukörper besser differenziert werden.

Die Erschließung erfolgt konsequenterweise für das Wohnen von der Mainaustraße und für das Hotel von der Glärnischstraße.

Insgesamt löst der Entwurf die Aufgabenstellung mit dem Zielkonflikt zwischen Hotel, neuer Wohnbebauung und öffentlicher Nutzung des Parkareals in besonders ausgewogener Weise. Die Einfügung in den städtebaulichen Kontext bei Schaffung einer eigenen Identität ist auf hervorragende Weise gelungen.
Modell

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