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Einladungswettbewerb | 10/2013

Hotelneubau a-ja Resort Travemünde

2. Preis / Nach Überarbeitung

Preisgeld: 8.500 EUR

Riemann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Städtebauliche Situation

Ausgangspunkt für die Planung des Hotelkomplexes ist die Analyse der vorhandenen Si-tuation vor Ort und am Modell. Die wichtigsten entwurfsbestimmenden Parameter sind dabei:
• Lage des Grundstücks direkt an der Mündung der Trave in die Ostsee, Blick-beziehungen auf die Trave bis zum gegenüberliegenden Ufer (Priwall, Pas-sathafen), und auf die Lübecker Bucht.
• exponierte Lage außerhalb der Altstadt, auf der Spitze des „Leuchtenfelds“ und als Zentrum des „zentralen Kurgebietes“.
• Städtebaulich absolut dominant: das Maritim- Hochhaus mit großflächigen Sockelbauten, die zum Teil verdeckt sind bzw. in den umgebenden Grünraum durch Anböschen und „Übergrünen“ eingebunden sind.
• Neben der Anforderung, die Sichtachsen auf den Leuchtturm freizuhalten, sollten die größere Baumassen mit möglichst großem Abstand zu ihm positio-niert werden.
Die Lage der Gebäude
Wir schlagen vor, die einzelnen Gebäude auf einem gemeinsamen Sockelbauwerk zu er-richten, das zu den Promenaden von einer durchgängigen Kolonnade umgeben ist. Auf diesem Sockel werden mit maximalem Abstand zum Maritim und zum Leuchtturm errich-tet:
• entlang der Strandpromenade zwei Häuser mit den Appartements, darunter im EG die Shops. Das Eckgebäude ist als deutlicher „Kopf“ der Gesamtanlage ausgebildet, während der liegende Riegel an die Horizontale des Maritim- Sockels anknüpft.
• zur Trave hin: das Hotel mit seinem breiten öffentlichen Angebot (Restaurant, Bars, Spa- Bereich).
Die Bauvolumen halten voneinander jeweils einen großzügigen Abstand von 20,0m, so dass vielfältige Blickbeziehungen in den Innenbereich ermöglicht werden, wie auch dem Gast aus den Hotelzimmern und Appartements auf das Wasser und die weitere Umge-bung. Verschiedene Ausschnitte (Patios) im Sockel lockern den Sockel auf; ihre Begrü-nung wird städtebaulich und architektonisch als „grüne Zäsur“ wirksam.
Die Lage des gesamten Komplexes beachtet darüber hinaus die Vorgaben in Bezug auf die bestehenden und neuen Abstandsflächen.
Der Öffentliche Raum und die Erschließung
An der bereits heute von Fußgängern stark frequentierten Nahtstelle zwischen der Allee „Am Leuchtenfeld“ und der Travepromenade wird ein attraktiver Platz entstehen. Dieser „Traveplatz“ führt, beginnend mit einer Stufenanlage an der Trave, geradewegs auf das Entree des Hotels zu. Er wird über die Hotelhalle hinweg auf der Nordseite zum Maritim weitergeführt, wo er einen großzügigen Platz für die Hotelvorfahrt bildet. Hier schließt er an die bestehende Erschließungsstraße zum Maritim (TG- Einfahrt) an und integriert auch die bestehende Treppenanlage hinauf zum Maritim.
Sämtliche öffentlichen Nutzungen des Hotels (Lobby, Bars, Restaurant, Nivea- Shop als Eingang zum Spa- Bereich) sowie die übrigen Shops schließen auf diese Weise direkt an den öffentlichen Raum an. Der Raum unter den Kolonnaden kann vielfältig als witterungs-geschützter Raum (Warenpräsentation, Außengastronomie, etc.) genutzt werden. Die Ko-lonnade entlang des Hotels wird in ihrer vollen Breite an die Strandpromenade ange-schlossen, hier entsteht eine wichtige weitere Wegeverbindung.
Wir bringen den überwiegenden Teil des ruhenden Verkehrs (100 PKW) in einer zweige-schossigen Parkpalette unter, die als solche nicht zu erkennen ist, weil sie in das Sockel-bauwerk integriert ist. Die Lage der Parkpalette ermöglicht die Erschließung der beiden Ebenen ohne Rampenbauwerk: die untere Ebene wird am niedrigsten Geländepunkt an-geschlossen (an der heute bestehenden Parkplatzzufahrt im Nordwesten), die obere Ebene gegenüber der bestehenden TG- Einfahrt des Maritim. Die unmittelbar benachbarte Lage der Hotelvorfahrt zu den Parkplätzen in der bestehenden Tiefgarage und zur ge-planten Parkpalette stellt eine maximale Verkehrsberuhigung des Gesamtkomplexes dar.

Die Gebäude

Die Appartementhäuser
Die Appartements sind zum großen Teil mit Balkonen bzw. Loggien ausgestattet, die an den Gebäudeecken als Eckloggien ausgebildet sind. Die Lage und Anordnung der ver-schieden großen Einheiten ermöglicht die Kopplung zu weiteren unterschiedlich großen Appartements bzw. Wohnungen.
Die Erschließung erfolgt über drei Treppenhäuser mit Aufzug, die über den Kolonnadengang mit dem Hotel verbunden sind und auch auf kurzem Wege von der Strandpromenade aus erreichbar sind.
Die erdgeschossigen Ladenflächen sind komplett flexibel unterteilbar und ermöglichen die Ansiedlung verschiedener Shops oder Gastronomie in unterschiedlichsten Größen. Die von Kolonnaden umgebene losgelöste Einheit vor Kopf ist sicherlich prädestiniert für ein Cafe´- Restaurant mit Außengastronomie, die zur Ostsee wie auch zur Trave hin orientiert ist.

Das Hotel

Im Zentrum steht die Lobby mit ihren vielfältigen Funktionen, die sich dem Gast -gleich von welcher Seite kommend- (Vorfahrt im Norden, Traveplatz im Süden) gut erkennbar präsentieren: Empfangstresen und Shop, sowie die Bar sind als „Raum im Raum“ bzw. eingestellte Boxen konzipiert.
Die Erschließung (Treppenhäuser und Aufzüge), wie auch die Zugänge zum Restaurant, zur einer weiteren Bar und zum Spa- Bereich sind zu beiden Seiten der Halle gut sichtbar angeordnet. Die Treppenhäuser haben jeweils einen direkten Ausgang ins Freie (1. Fluchtweg).
Der komplett auf der Erdgeschossebene organisierte Spa- Bereich kann von den Hotel-gästen direkt aus den Zimmeretagen über Aufzüge und Treppenhaus erreicht werden, ohne dass sie die Halle durchqueren müssen. Externe Spa- Gäste haben –neben dem Zugang über die Lobby- einen direkten Zugang über den Nivea-Shop. Daran anschließend befindet sich das von allen Spa- Gästen genutzte Bistro mit Terrasse nach Süden. Die überwiegend mit Tageslicht ausgestatteten Behandlungskabinen bilden einen in sich geschlossenen Bereich, der direkt von zentralen Spa- Empfang aus erreicht wird. Der Saunabereich gruppiert sich um zwei ruhige Patios, die eine sichtgeschützte und unge-störte Nutzung ermöglichen und alle Saunen mit Außenkontakt und Tageslicht ausstatten. Zwei angrenzende Ruheräume können sowohl von den Gästen der Saunen, als auch von den Gästen des Schwimmbadbereichs genutzt werden. Im Schwimmbad dominiert die hohe „Laterne“ mit ihrem allseitigen Lichteinfall den Raum; das Kinderbecken ist schall-technisch über eine innere Fassade vom übrigen Pool abtrennbar. Der angrenzende, nach Süd- West orientierte Garten mit Außenpool ist alleine dem Spa- Bereich vorbehalten.
Das Restaurant schließt auf der anderen Seite der Lobby an. Es kann bei Bedarf zur Lobby großzügig geöffnet werden, wie auch zu den Kolonnaden und dem angrenzenden Patio, der eine ruhige und geschützte Atmosphäre bietet. Hinter der anschließenden Küche befinden sich direkt die Ver- und Entsorgungsräume und Lager. Die Anlieferung erfolgt über einen überdachten und abschließbaren lärmschützenden Anlieferhof im Norden. Das Untergeschoss ist auf ein Minimum begrenzt und beherbergt nur die notwendige Haustechnik (allgemeine Anlagen und Schwimmbadtechnik). Die Fenster der Hotelzim-mer haben eine 60 cm hohe Brüstung, die innen als Sitzbank ausgebildet ist. Als Kom-pensation für die „fehlenden“ Balkone schlagen wir vor, das Dach des Hauptflügels als Dachterrasse im Charakter eines „Schiffsdecks“ zu gestalten, auf dem die Gäste sich in der Sonne aufhalten und den Blick über Travemünde und die Ostsee genießen können.

Konstruktion und Materialien

Die Gebäude werden in Massivbauweise errichtet: im EG als Stahlbetonkonstruktion (Skelett/ Stützen und aussteifende Schotten bzw. Erschließungskerne, Kolonnaden als tragende Fertigbetonteile in sandfarben durchgefärbten Beton), in den Regelgeschossen in Schottenbauweise. Entscheidend für den konstruktiven Entwurf war, trotz unterschiedli-cher Nutzung die Grundfestigkeit des Lastabtrags nicht aufzugeben: Die Stützen im EG stehen direkt unter den als geschosshohen Schotten des 1.OG, so dass Abfangungen vermieden werden. Die Wandschotten und Decken der Obergeschosse werden in Fertig-teilbauweise errichtet. Das Tragwerk des hohen Schwimmbadraumes wird komplett aus Holzleimbindern (aus dem Hallenbau) vorgefertigt.
Die Fassaden sind im Wesentlichen als selbsttragende Porenbeton- Fertigteile konstruiert; in Bereichen mit tragender Funktion mit mineralischer Dämmung (z.B. Multipor). Die Fassaden sind mineralisch geputzt und mit Silikatfarbe seewetterbeständig hell-sandfarben gestrichen. Diese Konstruktion garantiert eine ökologisch einwandfreie energiesparende Bauweise, die eine wirtschaftlich sehr nachhaltige Lösung ist. Die Fenster der Erdgeschosse sind Alu- Konstruktionen, in den Obergeschossen Holz- oder Holz-Alu Fenster.
Die Parkpalette soll als serienmäßige Fertigteilkonstruktion ausgeführt werden (Stahltrag-werk, St.Beton-Decken) und wird mit einer Fassade aus Stahlbetonfertigteilen umhüllt. Die Flachdächer sind im Wesentlichen begrünt (Sedum- Moose, Gräser).
Haustechnik
Grundsätzlich ist die Konzeption des Hauses so vorgesehen, dass der Einsatz von raum-lufttechnischen Anlagen auf die öffentlichen Bereiche des Hotels beschränkt bleibt. Diese Bereiche werden mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Lüftung der Zimmer/ Appartements erfolgt natürlich über die Fenster. Auch die Shops sind grundsätzlich für na-türliche Lüftung durch das Öffnen der Fenster konzipiert. Sollte bei besonderer Nutzung oder auf Mieterwunsch eine Grundlüftung installiert werden, so sind hierfür entsprechende Vertikalschächte vorgesehen, die eine spätere Nachinstallation ermöglichen. Die Wärme-erzeugung soll im Wesentlichen über eine Geothermieanlage erfolgen, ergänzend über Solargewinnung oder eine Kraft- Wärmekopplungsanlage (Gas-BHKW). Der Sonnen-schutz wird durch Sonnenschutzverglasungen sichergestellt, im Erdgeschosse bilden die Kolonnaden einen wichtigen Beitrag zum Sonnenschutz durch die natürliche Verschattung.

Die Außenanlagen

Die Gestaltung der Außenanlagen erfolgt in einer zurückhaltenden und selbstverständli-chen Art. Bereits vorhandene Qualitäten werden aufgegriffen und für zukünftige Nutzun-gen weiter entwickelt. Die neu gestaltete Strandpromenade wird in ihrer Materialität und dem großformatigen Plattenbelag bis an das Gebäude fortgeführt. Die Beläge der neuen Promenade und der Platzsituationen werden als leicht changierender sandfarbener, groß-formatiger Plattenbelag ausgebildet. In den Bereichen zur Sauna und in den Flächen mit der Zuordnung zur Gastronomie werden Flächen mit Holzgräting in der zu dem Plattenbe-lag passender Fugenabfolge eingefügt.
Über die zweireihige Allee „Am Leuchtenfeld“ erfolgt die Anbindung bis zum „Traveplatz“.
Dort wird man zukünftig über einer Stufenanlage bis direkt an das Wasser der Trave ge-langen oder den Schiffsverkehr von der Außengastronomie beobachten können. Großzü-gige Bänke laden zum Sitzen ein und Heckenelemente bieten Schutz vor Wind und Sonne.
Vor dem geplanten Hotel ergeben sich Platzflächen für Außengastronomie und Eingangs-situation. Die Beläge changieren in Streifen parallel zu dem Gebäude und bilden in ihrer Materialität die jeweilige Nutzung und dem Wechsel von Gastronomie und Zugangsberei-chen ab. Die Patios des Gebäudes nehmen die jeweilige Nutzung für Saunaaußenbereich und Gastronomie auf und sind in einer angemessenen zurückhaltenden Intensität begrünt. Als Bäume werden Kiefern in Kombination mit kleinbleibenden Ahornsorten wie Acer x freemanii „Autumn Blaze“ (Herbst-Flammen-Ahorn) oder Acer cappadocicum (Kolchischer Ahorn) vorgeschlagen, die Heckenelemente werden als Parrotia persica (Ei-senholz) gepflanzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen auf einem durchgängigen Sockel ein Ensemble einzelner Gebäude vor, die in ihrer Summe eine neue überzeugende Raumkante entlang der Trave- und Strandpromenade bilden. Dieser städtebauliche Ansatz wird durch die umlaufenden Kolonnaden und bewusst abgesetztem Kopfbau an der Ecke noch unterstrichen.

Die von zwei Seiten zugängliche Eingangshalle sendet zum einen mit ihrer Vorfahrt an der richtigen Stelle ein positives Signal an das Maritim und zum anderen bildet sie das Entree zum neuen Traveplatz.

Die räumliche Anordnung, die Gliederung und die Höhenstaffelung des Ensembles in Verbindung mit den gut gestalteten Außenräumen schaffen eine überzeugende Lösung an der Nahtstelle zwischen Trave und Ostsee, sowie dem Maritim.

Leider weist der Entwurf funktionale Schwächen auf, die aus der Zuordnung des Hotels und der Apartments auf die Gebäude resultieren. Unter dem Stichwort „Hotel am Meer“ sollten die Nutzungen Hotel und Apartments in ihrer Lage überprüft werden. Problematisch ist die Orientierung des Hotelbaukörpers, da ein großer Teil der Zimmer über keinen Wasserblick verfügen.

Bedingt durch die Anordnung ergeben sich die Lage des Spa Bereiches, des Restaurants und der Läden, die bezogen auf die Fußgängerfrequenz richtig liegen.

Das für das EG des Kopfbaus vorgeschlagene Café bzw. Restaurant erfüllt von der Lage her die Wünsche der Touristen, hat aber keine Verbindung zur Küche.

Die ruhig gegliederte nachhaltige Fassadenstruktur erscheint auf den ersten Blick etwas aufwändig, folgt man jedoch der Materialbeschreibung und den baukonstruktiven Angaben der Verfasser, so könnte es sich um einen wirtschaftlichen Entwurf handeln.

Die Erschließung und Unterbringung des ruhenden Verkehrs sind plausibel gelöst.

Trotz der konsequent orthogonalen Anordnung der baulichen Struktur wirkt die Integration zwischen Landschaftspark, Ostsee-Strand und Promenade unbeschwert und sehr gelungen. Die Freianlagen wirken klar und großzügig. Der neue 'Traveplatz' dient dabei als selbstverständliches Gelenk zwischen Strand und Promenade. Nur die Stellplatzanlage im Nordwesten wirkt etwas gedrückt.

Die prominenten EG Flächen „Promenade Ostsee“ sowie Übergang Ecke Promenade Trave/Ostsee sollten für die Hotelgastronomie sowie einen zweiten Eingang für das Nivea Haus vorgesehen werden. In der Zuordnung wäre die Unterbringung Hotel-Apartments zu tauschen. Die Doppelnutzung Hotelbereich für Gastronomie und Bad/Spa sollte eingehalten werden. Der Bereich „Bar“ sollte sich direkt dem Restaurant anschließen. Ladenflächen sind an der Traveküste anzusiedeln.

Insgesamt liefert diese Arbeit einen sehr guten, eigenständigen Beitrag insbesondere im Hinblick auf Proportion, Maßstäblichkeit und Nachbarschaft zum Maritim.
Landschaftsarchitektur+ | Lageplan Travemünde

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Landschaftsarchitektur+ | Grundriss Travemünde

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Landschaftsarchitektur+ | Perspektive

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