modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 10/2013

„Den Toten ihre Namen geben“

Darstellung Gedenkstätte Maly Trostinec
Mauer aus Klinker Ziegel mit Namen h. 210 cm dm 70m

Darstellung Gedenkstätte Maly Trostinec Mauer aus Klinker Ziegel mit Namen h. 210 cm dm 70m

1. Rang

Katharina Struber

Kunst

Klaus Gruber

Architektur

Erläuterungstext

Der Entwurf basiert auf der Grundannahme, dass jeder/m der über 13000 Toten bei einem Begräbnis einige Handvoll Erde ins Grab nachgeworfen worden wären, Erde, die jetzt in Maly Trostinec aufgeschüttet einen riesigen Grabeshügel bilden wird. Und auf der Annahme, dass die Toten einen individuellen Grabstein von ihren Angehörigen bekommen hätten, wären sie in ihrer Heimat eines natürlichen Todes gestorben, und nicht nach Weißrussland deportiert und in Maly Trostinec ermordet worden.

So müssen jetzt über 70 Jahre später die wenigen noch lebenden Angehörigen gefunden werden und für jene Toten, die keine lebenden Angehörigen mehr haben, Paten. Denn: Persönlich sollen sie alle in Wien mit der Hand die Namen der Toten in einen feuchten, noch ungebrannten Ziegelstein gravieren. Diese Ziegelstein-Grabsteine werden von Wien nach Maly Trostinec transportiert. Dort wird aus den tausenden Händen voll Erde ein kreisrunder, 6m hoher Erdhügel mit einem Durchmesser von 70 m entstehen, der von einer ringförmigen Ziegelwand als Stützmauer umfasst wird: aus den Ziegel-Grabsteinen mit den Namen der Toten, leicht nach innen versetzt gemauert, die so eine nach oben offene Kuppel bilden.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Dieses Projekt verdeutlicht die Verantwortung Wiens bzw. Österreichs für die Deportation und die Ermordung der Toten und holt nicht nur die Toten, sondern auch diese Verantwortung in unsere Gesellschaft zurück.“

Der Projektvorschlag überzeugte die Jury, weil damit in einer sehr einfachen, direkten und klaren Art an die dort ermordeten österreichischen Opfer der Shoa erinnert werden kann. Die Größe der Gedenkstätte verdeutlicht eindrucksvoll die enorme Anzahl der Opfer, und ermöglicht durch die händische Beschriftung der Ziegelsteine dennoch die individuelle Erinnerung an jede einzelne Person.

Als einziger unter den Einreichungen stellt der Entwurf von Struber-Gruber eine direkte Verbindung zwischen Wien und Maly Trostinec her. Seine Umsetzung setzt eine aktive Beteiligung der in Wien lebenden Bevölkerung voraus und überzeugte mit dieser kollektiven und partizipatorischen Komponente. Die Ziegelsteine persönlich von Angehörigen oder Paten beschriften zu lassen und dann nach Maly Trostinec zu transportieren, stellt einen sehr persönlichen Bezug zwischen jenen, die heute in Wien leben und jenen, die aus der Wiener Gesellschaft ausgeschlossen und in den Tod geschickt worden sind, dar und ermöglicht eine breite Bewusstseinsbildung der österreichischen Gesellschaft.