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Begrenzt offenes kooperatives Verfahren mit einem Zwischenkolloquium mit vorgeschaltetem offenen Bewerbungsverfahren | 10/2013

Neuordnung des Ortskerns von Ramersdorf

1. Preis

Goergens Miklautz Part GmbB Architekten

Architektur, Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Bures + Kratzer

Modellbau

Claudia Ruf · Svea Erdmann

Landschaftsarchitektur

Hans Billinger Ingenieur

Verkehrsplanung

Imakum GmbH

Immissionsschutzplanung

GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Verfasser:
Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt und Stadtplaner Gert Goergens,
Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt Rudolf Miklautz,
Dipl.-Ing. (Univ.) Architekt und Stadtplaner Christian Weigl

Landschaftsarchitekten:
Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsarchitektin Claudia Ruf,
Dipl.-Ing. (FH) Landschaftsarchitektin Svea Erdmann

Mitarbeiter:
Florian Brummann, David Lindner, Tina Samietz, Christina Lopéz Lindemann

Fachplaner:
Immissionsschutz: Fa. Imakum, Hr. Frahm, München
Verkehrsplanung: Hr. Billinger, Stuttgart
Einzelhandel: GMA Gesellschaft für Markt-und Absatzforschung mbH, Hr. Dr. Leuninger, Hr. Vorholt, München

Hilfskräfte (z.B. für zeichnerische Arbeiten / Modellbau- ohne Anteil am Entwurf):
Modellbau: Bures und Kratzer



Leitideen

Der historische und als Denkmalensemble geschützte Ortskern von Ramersdorf soll so weiterentwickelt werden, dass die heute existierenden, vielfältigen negativen Einflüsse auf ein Mindestmaß zurückgeführt und die vorhandenen Potentiale möglichst wirkungsvoll gefördert werden. Die wesentlichen Maßnahmen sind:

1. Entwicklung eines lebensfähigen Ortskerns durch eine ausgewogene Mischung aus Einzelhandel für den täglichen Bedarf, Gemeinschaftseinrichtungen und hochwertiger Wohnnutzung.

2. Enge und attraktive Verflechtung des Alten Ortskerns Ramersdorf mit der Mustersiedlung anstelle der heutigen Trennung.

3.Stärkung von Qualität und Zuordnung von öffentlichen Freiflächen und Grünstrukturen.

Vorgeschlagen werden im Einzelnen:

- Bündelung der beiden Äste der Rosenheimer Straße auf einer gemeinsamen Trasse mit begrüntem Mittelstreifen als Querungshilfe und als Wendemöglichkeit.

-Gewährleistung des Schallschutzes für die Mustersiedlung im Wesentlichen durch die Fortführung bestehender Wälle (begrünt, erleb- und bespielbar) mit H=4m, was für den Schallschutz ausreicht, jedoch ohne abriegelnde Wirkung.

- Maßstäbliche Vervollständigung der heute fragmentierten Baustrukturen in der Ortsmitte Ramersdorf zu einem ablesbaren Ganzen, teils auf den durch die Straßenumlegung frei werdenden Flächen und unter Berücksichtigung insbesondere des Denkmalschutzes und der Anforderungen an die Lebensqualität durch wirksamen Schallschutz zu den Lärmquellen.

- Klare Abgrenzung zwischen den Stadtstrukturen im Norden, der (Muster-) Siedlung im Westen und (Ramers-) Dorf, formal durch Beachtung der jeweiligen Bautypologien und räumlich durch die vorgesehenen Grünzüge. Kein Verwischen der Grenzen.

- Befreiung des Kirchenvorplatzes vom Fahrverkehr durch Anschluss der Aribonenstraße an die Rosenheimer Straße, hierdurch auch bessere Verknüpfung der Ortsmitte mit der Mustersiedlung.

- Neuinszenierung des Wallfahrtswegs im geplanten Grünzug abseits befahrener Straßen; weiterhin Freistellung der Kirche St. Maria, die im Zentrum der vorhandenen und geplanten Baustrukturen steht.

- Weitgehende Freihaltung der bisherigen Sichtachsen zur Kirche St. Maria, insbesondere in Richtung des Stadtgebiets, zur Mustersiedlung und in die Grünzüge. Bauliche Ergänzungen werden darüber hinaus ohne Profil überragende Elemente vorgeschlagen, so dass die Dominanz des Kirchenbauwerks in jeder Richtung sichtbar erhalten bleibt.

- Alle publikumswirksamen Einrichtungen wie Alter Wirt, Gaststätte Zar, Jugendheim, Markt, Läden und Kirche sind befreit von der Schneise der Durchgangsstrasse und stehen nun in einem völlig neuen, über Wege, Plätze, verkehrsberuhigte Zonen und Grünflächen bewusst gestaltetem Zusammenhang.

- Steigerung der Vitalität als Einzelhandelsstandort durch gezielte Ergänzungen mit einem Markt und weiteren Läden, deren örtliche Lage, Sortiment und Erschließung eine Bereicherung und keine Belastung für die bestehenden Strukturen darstellen.

- Umbau der Aribonen- und der Ramersdorfer Straße zum Verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Begrenzung auf Tempo 20 und der Möglichkeit zum höhenfreiem Ausbau.

- Die öffentlichen Einrichtungen (Kindertagesstätte und Jugendheim) sind den geplanten Grünzügen zugeordnet und über die zurück gebaute Kirchseeoner Straße mit durchgehender mittlerer Querungszone (Mittelgrünstreifen 2m) sehr gut mit der Führichschule, dem angrenzenden Kindergarten, dem Hort und der Dreifachturnhalle (auch Versammlungsstätte) verknüpft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf entwickelt für die Rosenheimer Straße eine neue, die städtebauliche Qualität fördernde Linienführung. Durch den Schwenk nördlich der Herrenchiemseestraße nach Westen erhält der Vorbereich der Kirche eine dem Ort angemessene Ruhe und gestalterische Aufwertung. Die historische Bedeutung des Pilgerweges wird dadurch deutlich gestärkt. Südlich der Herrenchiemseestraße verschwenkt die Rosenheimer Straße nach Osten und schafft zur Mustersiedlung einen größeren Abstand, der für einen Lärmschutzwall genutzt wird. Dieser bemerkenswerte Einsatz einer stadträumlich verträglichen Lärmschutzmaßnahme wird besonders gewürdigt, allerdings stellt sich die Frage, ob der gleiche Effekt mit geringerem Aufwand erreicht werden könnte.
Im Kreuzungsbereich von Kirchseeonerstraße und Innsbrucker Ring komprimiert der Entwurf in angemessener Dimension den Grünzug zugunsten eines verbesserten Lärmschutzes für den Freiraum.

Der Bereich rings um die Kirche erfährt eine behutsame und maßvolle Fortschreibung. Das neue Pfarrheim entwickelt zusammen mit dem Pfarrgarten und dem Benefiziatenhaus eine hochwertige Mitte für Ramersdorf. Die Lage des Versorgungszentrums ist gut gewählt.
Der städtebaulichen Struktur nördlich der Ramersdorfer Straße wie auch südlich der Aribonen Straße fehlt es an Prägnanz, sie kann in Bezug auf Typologie und Lärmschutzmaßnahmen nicht überzeugen. Die Dimension der bebaubaren Flächen wird jedoch positiv bewertet.

Die zwei- bis dreigeschossigen Gebäude sind für den geförderten Wohnungsbau ungeeignet, da wirtschaftlich nur schwer umzusetzen. Die Gebäudetiefen reagieren nicht auf die unterschiedlichen Lärmbelastungen.

Die großzügige Freiraumvernetzung der bestehenden und neu ausformulierten Grünzüge wird begrüßt, wenngleich im Süden auf Grund von Verlärmung und fehlender Anbindung eine Nutzung nahezu ausgeschlossen ist: dieser Freiraum wird verschenkt.
Insgesamt sind die Freiraumstrukturen zu wenig differenziert. Sehr schön hingegen wird der Pilgerweg, gesäumt von einer Lindenallee, in den Ort hinein geführt und seiner historischen Bedeutung entsprechend in der Aribonen Straße fortgeführt.
Auch aus denkmalfachlicher Sicht wird der neu geschaffene Wallfahrtsweg, der sich ganz selbstverständlich entwickelt besonders gewürdigt. Zusammen mit seiner angemessenen Grüneinbindung und seiner platzartigen Aufweitung vor dem Torhaus der Kirche stärkt er das Ensemble Ramersdorf. Entlang des Weges ergibt sich eine interessante Blickbeziehung auf den Ortskern.
Als Ziel des Pilgerweges ist der Kirchplatz allerdings noch nicht ausreichend ausformuliert. Bedauert wird auch die Anordnung von Stellplätzen westlich des Kirchplatzes. Die Fortsetzung der die Kirche umgebenden Mauer in weitere Bereiche des Ortskerns ist typologisch unverständlich.

Der in den Plänen aufscheinende Charakter Rosenheimer Straße als Parkstraße wird auf Grund der Verkehrsbelastung angezweifelt. Gut hingegen wird hier der Lärmschutz zur Mustersiedlung durch Fortführung der bestehenden Geländemodellierung bei gleichzeitigem Erhalt der Bäume bewältigt.
Die geschwungene Führung der Rosenheimer Straße reagiert auf unterschiedliche Anforderungen im Norden und Süden des Planungsgebietes. Die interne Straßenführung ist plausibel und funktionsfähig. Allerdings bleibt die Detailerschließung einiger Gebäuden, insbesondere im Süden, unklar.

Insgesamt offeriert der Entwurf mit der Lage der neuen Rosenheimer Straße eine kluge Strategie für eine behutsame und qualitätvolle Neuordnung des Ortskerns von Ramersdorf. Die städtebauliche Struktur kann in Summe jedoch nicht überzeugen und zeigt Defizite in Bezug auf die baulichen und räumlichen Qualitäten.