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Begrenzt offenes kooperatives Verfahren mit einem Zwischenkolloquium mit vorgeschaltetem offenen Bewerbungsverfahren | 10/2013

Neuordnung des Ortskerns von Ramersdorf

3. Preis

Helsinki Zürich Office

Architektur

Cadrage Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Michael Angelsberger Planungsbüro für Verkehrsplanung und Städtebau

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Haltung

Der Ortskern von Ramersdorf benötigt eine nachhaltige Vitalisierung. Das Ziel - die Schaffung einer zukunftsfähigen Entwicklung für den Ortskern Ramersdorf - benötigt Menschen die im Ortskern leben, arbeiten, konsumieren und Zeit verbringen. Dabei ist ein subtiler qualitativer aber auch quantitativer Ansatz erforderlich, der neben der ökonomischen, sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit drei Faktoren erkennt:
1. den historischen Geist des Ortes [Zentralität]
2. den entscheidenden historischen (bebauten) Charakter des Ortes [Dörflichkeit]
3. den Bedarf zur Konservierung der bestehenden historischen Struktur [dies bedeutet Gebautes und Natur].
Die Schlagworte für die zukünftige Entwicklung des Ortskerns von Ramersdorf sind: Oase, Loft, historisch, dörflich, klein und fein, ruhig, langsam, kreativ, traditionsbewusst, handwerklich, biologisch, gesund, nachhaltig, bewusst, lebendig & aktiv

Städtebauliche Struktur
Die Verlegung der Rosenheimerstrasse schafft mehr Lebensraum und Raum zur Nachverdichtung. Die innere Neuordnung des Ortskerns basiert auf existierenden Strukturen und Raumtypen und reagiert auf die Bedürfnisse, eine bessere Vernetzung mit der Umgebung zu schaffen. Aus dieser Struktur entwickeln sich neue Blöcke und Höfe, Gassen und Plätze als strukturell-logische Folge.

Die Walfahrtskirche Maria Ramersdorf als wichtigstes ortsbildprägendes Gebäude wird durch die neue städtebauliche Struktur gestärkt. Vor der Kirche wird eine Platzsituation etabliert, die das Zentrum des Ortskerns vor der Kirche betont und die Verbindung mit der Gaststätte "Alter Wirt" verstärkt.

Das erhaltene, aufgewertete und erweiterte Ensemble des Ortskerns bietet städtebauliche Merkmale der Identifikation an. Durch die bessere Vernetzung mit der Umgebung, nutzungsstrukturelle Ergänzungen und neue Freiflächen entstehen räumliche Qualitäten, die den Ansprüchen verschiedener Nutzergruppen gerecht werden. Dadurch erhöht sich die Attraktivität für die Bewohnerinnen und Bewohner des Ortskerns und der angrenzenden Siedlungsbereiche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Gesamtstruktur fügt sich insgesamt gut in das städtebauliche Umfeld von Ramersdorf ein. Hervorzuheben ist der zusammenhängende Grünzug vom Wilrampark zum Innsbrucker Ring. Allerdings bieten die Verfasser keinerlei qualitative Aufwertungsvorschläge für die Kirchseeoner Straße an.
Die Verlegung der Rosenheimer Straße auf die Westseite schafft ein Flächenpotential zur Ergänzung des Ortskernes von Ramersdorf.
Die Bebauungstruktur ist in der vorgeschlagenen Form grundsätzlich möglich. Der Block im Nordwesten des Quartiers wirkt allerdings störend und beeinträchtigt die Grünfläche. Die Gebäudekonfigurationen lassen z.T. in den Ecken Grundrisskonflikte erwarten. Kritisch werden einige der vorgeschlagenen Parzellierungen gesehen, insbesondere in der Scheinakazienallee. Positiv ist, dass die Grundstücksgrenzen eingehalten werden. Die Gebäudetiefen reagieren nicht auf die lärmbelasteten Lagen. Im Bereich des Innsbruckes Rings wird der Lärmeintrag von Süden relativ groß sein.

Die Freifläche vor der Kirche Maria Ramersdorf bietet nur eine sehr diffuse räumliche Fassung, die aus denkmalpflegerischer Sicht nicht befriedigen kann. Der Vorplatz vor der Kirche bietet grundsätzlich gute Aufenthaltsmöglichkeiten. Die Umfahrung des Platzes an drei Seiten wird hingegen kritisch gesehen. An einigen Stellen stellt sich die Frage, ob alle Straßen zur Erschließung benötigt werden.
Der nahezu durchgängige Verzicht auf Wohnen in den Erdgeschosszonen ist unrealistisch. Insgesamt wird so auch nur wenig neuer Wohnraum geschaffen. Der Supermarkt liegt grundsätzlich an der richtigen Stelle, da er von der Mustersiedlung sowie vom Ortskern sehr gut zu erreichen ist.

Das Freiraumkonzept ist klar gegliedert in die nördliche Grünverbindung, den groß dimensionierten Kirchplatz und private Innenhöfe. Die Chance der Verknüpfung von Grünzug und Kirchplatz wird durch einen abschottenden Baukörper vergeben. Das im Süden gelegene Dreieck ist aufgrund seiner Verlärmung nicht als öffentliche Grünfläche nutzbar und verschwendet wertvollen Raum. Bis auf die Gehölze im nördlichen Grünzug entfallen alle weiteren Bestandsgehölze.
Die vorgeschlagenen Höfe bieten sich als geschützte und daher gut nutzbare private Freiflächen an. Dieses Konzept wird allerdings dadurch geschwächt, dass die Erdgeschosszonen überwiegend mit Nichtwohnnutzungen vorgesehen sind. Aus denkmalpflegerischer Sicht wird begrüßt, dass von Norden her ein Wallfahrtsweg zur Kirche angeboten wird. Dessen Erlebbarkeit könnte durch die Integration in eine Grünfläche noch weiter gestärkt werden. Die Blickbeziehung von Norden auf den Ortskern wird durch die neuen Baublöcke westlich des Wallfahrtsweges beeinträchtigt.

Durch die große Grundfläche des Pfarrheimes wird der Pfarrgarten stark reduziert. Das Einzeldenkmal Aribonen Straße 22 wird in Bezug zur Neubebauung denkmalverträglich als Solitär aufgefasst.

Die interne Erschließung des Gebietes ist funktionsfähig. Die Überfahrung des Kirchplatzes ist nicht zwingend notwendig.

Die geschlossene Baustruktur am Rand reagiert auf die Lärmbelastung der umgebenden Straßen; offen bleibt die Lösung eines ausreichenden Lärmschutzes allerdings sowohl für die Mustersiedlung als auch für Teile der Bebauung am Innsbrucker Ring.