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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2013

Neubau Primarschulhaus mit Turnhallen

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 18.000 CHF

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

Gruner Wepf AG, ZĂŒrich

Bauingenieurwesen

WSP Suisse AG

TGA-Fachplanung

TLP | Thomas LĂŒem Partner AG

Bauingenieurwesen, sonstige Fachplanung

ErlÀuterungstext

StÀdtebauliche Einordnung

Die bestehende Anlage des Primarschulhauses liegt einerseits am Rand des Polyfelds und damit an der Grenze eines sich im Massstab deutlich verĂ€ndernden Quartiers, ist andererseits in das kleinmassstĂ€bliche Wohnquartier eingebettet. Die Entwicklung eines öffentlichen GrĂŒnzugs entlang der Zwinglistrasse stellt einen aktiven rĂ€umlichen Bezug zum Polyfeld her. Die VerfĂŒgbarkeit einer direkt an diesen in Nord-SĂŒd-Richtung verlaufenden landschaftlichen Verbindungsraum angrenzenden öffentlichen FlĂ€che wirft drei grundlegende Fragestellungen auf:

- Wie kann aus der Addition zeitlich gestaffelter Bauvorhaben eine ĂŒbergeordnete IdentitĂ€t entstehen?

- Wie können ein rÀumlicher Bezug zum Polyfeld und zugleich die Integration im kleinmassstÀblichen Massstab des direkten Kontexts erreicht werden?

- Wie lĂ€sst der heute als QualitĂ€t erfahrbare kompakte und fast intime Massstab der Primarschule in ein deutlich grösseres GebĂ€ude ĂŒbersetzen?

Wir schlagen vor, den verfĂŒgbaren Raum mit einer vierfachen Eckbesetzung bestimmend zu sichern. Dabei wird ein grosser, ĂŒber die Sportfelder hinaus verlaufender Raum kreiert, der die GrosszĂŒgigkeit der Polyfelder weitertrĂ€gt und so sinnvoll an den in Nord-SĂŒd-Richtung verlaufenden GrĂŒnzug anschliesst. Primarschulhaus, Aula, AussengerĂ€teraum und eine zukĂŒnftige Dreifachturnhalle bilden so eine rĂ€umliche Ordnung, die mehr ermöglicht als das jeweilige Einzelvorhaben. Ein grosser „Fussabdruck“ der Primarschule vermittelt einerseits den Massstab des Polyfelds und erlaubt uns andererseits, eine Primarschule auf nur zwei Geschossen zu organisieren.
In der Höhenentwicklung entsteht ein flacher Bau, der die umliegenden, kleinen HĂ€user kaum ĂŒberragt und sich trotz seiner Grösse sich respektvoll integriert.

Architektonische Konzeption

Die neue Primarschule ist auf zwei Ebenen organisiert. Analog zum Setzkastenprinzip werden Rahmen zueinander gefĂŒgt, die ein einfaches Schottenprinzip in notwendige Spannweiten und damit in ein VerhĂ€ltnis von Klassenraum zu Flur ĂŒbersetzt. Die dabei variierten Schottentiefen bilden Nischen, die sich vielfĂ€ltig besetzen lassen, sich direkt auf das Klassenzimmer beziehen und in Querrichtung Beziehungen zu den weiteren Klassen erlauben. Drei Treppenanlagen erschliessen die gesamte Schule: Zwei in den Schottenrhythmus eingearbeitete und eine als Spirale freistehende Treppe erschliessen die Schule und erlauben ein einfaches Entfluchtung.

WĂ€hrend im Obergeschoss die UnterrichtsrĂ€ume im vorgegebenen Rhythmus der GruppenrĂ€ume angeordnet werden, wird das Erdgeschoss um die komplementĂ€ren Programme ergĂ€nzt. Der Massstab der Schule beschrĂ€nkt sich auf ein Oben und ein Unten. Die Zweigeschossigkeit kommt den noch jungen SchĂŒlerinnen und SchĂŒler entgegen: Ihr „Ort“ wird in der Schule abbildbar und nicht durch Formen grösserer Repetition auf mehreren Geschossen abstrahiert, so dass die Schule trotz ihrer Grösse als Pavillonbau wirkt. Die als SolitĂ€r in Erscheinung tretende Aula wird als „eigenes“ Volumen realisiert und bildet gleichzeitig den Eingang fĂŒr die im Untergrund liegende Turnhalle. Veranstaltungen der Schule, von Dritten und SportanlĂ€sse lassen sich so wirkungsvoll von der eigentlichen Schule entkoppeln. Die ĂŒber der Aula angeordnete Hauswartwohnung kann mit dem ohnehin notwendigen Kern sinnvoll erschlossen werden und erhĂ€lt durch ihre Lage im ersten Obergeschoss eine angemessene Privatheit. Die Turnhalle wird ĂŒber die in die OberflĂ€che des Pausenhofs eingearbeiteten Glasbausteine natĂŒrlich belichtet. Gleichzeitig bietet die OberflĂ€che am Abend einen strahlenden Platz. Die Entfluchtung der Hallen wird unabhĂ€ngig vom Schulhauskörper organisiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Zusammenspiel mit der zukĂŒnftig möglichen Sporthalle des Kantons und einem strategisch gesetzten GerĂ€tehaus soll der Neubau einen grossen, zusammenhĂ€ngenden GrĂŒnraum formulieren. Ganz bewusst halten die Verfasser ihre Primarschule zweigeschossig und antworten so auch auf den Massstab des angrenzenden Wohnquartiers. Die Doppelturnhalle liegt vollstĂ€ndig unter der Erde, zugĂ€nglich ist das SchulgebĂ€ude von der Stirnseite her ĂŒber einen Vorplatz, der die Turnhallen belichten und Aula mit Schule verbinden soll. Das GebĂ€ude wirkt tatsĂ€chlich ĂŒberraschend massstĂ€blich, die vorgeschlagene Architektur mit unregelmĂ€ssig angeordneten Betonschotten ist prĂ€zise und poetisch ausformuliert.

Der zentrale Korridor ist zwar durch die Schotten rhythmisiert, dient jedoch gleichzeitig als Flucht- und Erschliess ungsweg fĂŒr alle Klassenzimmer und ist somit in seiner Nutzung sehr eingeschrĂ€nkt. FĂŒr PĂ€dagogik, Aufenthalt und Lernen stehen nur die jeweils angegliederten Klassenzimmer und GruppenrĂ€ume zur VerfĂŒgung. Die vorgeschlagenen, grossen Verglasungen zum Korridor könnten zwar als individuell gestaltete Schaufenster funktionieren, werden jedoch als Brandschutzverglasungen konstruktiv aufwĂ€ndig. Die tragenden Schotten haben den Nachteil, dass die Raumaufteilung des GebĂ€udes nicht verĂ€nderbar ist.

Die Fluchttreppen der unterirdischen Turnhalle liegen etwas zufĂ€llig vor dem GebĂ€ude, der vorgeschlagene Pausenplatz als Hartplatz ist zu klein, ein gedeckter Pausenbereich wird von den Verfassern nicht angeboten. Die verbleibende FlĂ€che des Kantons hat in der vorgeschlagenen Form nicht die geforderten Abmessungen (Rechteck von 50/70m). Bei korrekter Anordung des KantonsgrundstĂŒckes wĂŒrde sich die Entwurfs absicht eines grossen, ĂŒber die Sportfelder verlaufenden Raumes nur sehr bedingt ausformulieren lassen. Auch beim Einsatz von Recycling-Beton wird die Betonstruktur kaum die Anforderungen an Minergie-P-Eco erfĂŒllen. Die Argumentation des Haustechnikkonzeptes mit einerseits mechanischer LĂŒftung der Klassenzimmer, und andererseits dem Verzicht auf Solarenergie und dem Anspruch angemessener Suffizienz an die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler kann nicht nachvollzogen werden. Die Umsetzung in den ArchitektenplĂ€nen wird vermisst.

Gesamthaft ein starkes StĂŒck Architektur, das in seiner PrĂ€zision grossen Reiz entfaltet. GebĂ€udestruktur, Ausdruck und Innenausbau werden integral gedacht und ansprechend vorgetragen. Der sakrale Charakter der Innenraumdarstellung ist zwar schön, lenkt jedoch eher ab vom Grundkonzept des GebĂ€udes als robuster „Setzkasten“ fĂŒr kleine Kinder. Leider ist die gewĂ€hlte Typologie fĂŒr die gestellte Aufgabe auch mit gravierenden Nachteilen verbunden. Insbesondere der zentrale Erschliessungskorridor bietet nicht die gesuchten Möglichkeiten fĂŒr zeitgemĂ€sses, pĂ€dagogisches Arbeiten.