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Begrenzt offener Wettbewerb | 01/2004

Clemens-Josef-Haus

2. Preis

Hahn Helten Architektur

Architektur

Erläuterungstext

Der Vellerhof hat mit seinem landwirtschaftlichen Betrieb die Qualität, ein Zuhause für alte Menschen zu bieten, das dem größten Problem dieser Lebensphase - der Langeweile - einen in ständiger Bewegung befindlichen Kontext entgegensetzt. Durch die räumliche Nähe von Pflegeheim und Landwirtschaft haben die Bewohner des Hauses die Möglichkeit an den Prozessen teil zu haben.

Das Gefüge der Anlage, die als Solitär in der Landschaft liegt, ist durch eine Vielfalt verschiedener Außenräume geprägt: Garten, Park, Hof und Gemüseanbau bieten ein Netz von Orten, die den Menschen aufnehmen und ihm eine breite Fülle von Raumeindrücken - von gefasst bis weit - bieten. Die neue Wohnanlage soll dieses Netz weiter weben und die für gebrechlichere Menschen schwer erreichbaren Nutzungen in ihr Bewegungsfeld rücken.

Kontext:

Die Gesamtanlage hat ihren Schwerpunkt im Hauptgebäude, der als solcher durch die Baumallee und die grüne Vorzone repräsentativ gefasst wird. Der Neubau definiert diesen Vorbereich als dreigeschossigen Riegel im Norden, so dass ein in sich geschlossener Raum entsteht.

Zum anderen grenzt das Gebäude im Norden an den landwirtschaftlichen Nutzbereich an. Durch einen Scheunenriegel, der sich dem Gebäude an dieser Seite vorlagert, ergibt sich eine Nutzstruktur, die neben dienenden Funktionen des Altenheimes als Pufferzone wirkt und die den durch die Umnutzung der Scheune verlorengegangenen Lagerraum künftig bereitstellen wird. Ein darin integrierter Panoramaraum sowie zwei Freisitze gewähren den Bewohnern zur Zerstreuung einen Einblick in die Umgebung und die Landwirtschaft.

Das Gebäude selbst ist primär durch den Dialog des Neubauteiles mit der umgenutzten historischen Scheune geprägt. Eine mäandrierende, dreigeschossige Riegelstruktur organisiert die Nutzbereiche in der Weise, dass durch sie zwei definierte Außenräume entstehen: Ein introvertierter, windgeschützter Hof und ein L-förmiges Klammerelement, das für die nun ins Zentrum der Gesamtanlage gerückte Scheune als Hintergrund fungiert.

Scheune:

Die Scheune nimmt im Erdgeschoss die Küchenfunktionen sowie eine Weinstube für Besucher auf. Im Obergeschoss befindet sich der Speisesaal. Dort entsteht ein introvertierter Hallenraum, der durch einen verglasten Dachreiter bzw. schmale, eingeschnittene Fenster
belichtet wird. In den vorhandenen Luftraum wird eine Empore eingestellt. Das offene Dachtragwerk gliedert den Raum und regt die Phantasie der Menschen an sich in der „alten Scheune“ zu wähnen. Der großartige Hallenraum bietet so bei Veranstaltungen Platz für alle Bewohner.
Gegenüber diesem sehr introvertierten Scheunenraum bildet ein transparenter Zwischenbau das Bindeglied zwischen Alt und Neu. In diesem wintergartenähnlichen Gebäudeteil liegt erdgeschossig der öffentliche Cafébereich und im Obergeschoss ein Speisebereich.

Riegelstruktur:

Um Nordorientierungen der Räume zu vermeiden ist die Riegelstruktur zum Teil einhüftig, zum Teil zweihüftig ausgelegt. So ergibt sich ein Wechselspiel von hell und dunkel. Die Wegeführung ist immer auf einen Lichtpunkt hin orientiert und weitet sich immer wieder. Daran schließen Verweilbereiche mit unterschiedlichen Blicken in den Außenraum an.
Die ringförmige Flurdisposition um den Hof herum gewährt dementen Bewohnern ein sicheres Bewegungsfeld.

Außenräume:

Die Außenräume sollen die Qualität des landwirtschaftlichen Rahmens aufgreifen.
Der Innenhof ist ein windgeschützter Nutzgarten. Ein Lavendelfeld und Stangenbohnenstrukturen gliedern den Raum, in dem auch eine Voliere und ein Brunnen steht. Der Hofbereich ist ein Bereich für alle Bewohner mit einer wohltuenden Klang- und Geruchskulisse. Auf der Fläche zwischen Scheune und Wohnbereich werden Hochbeete zur Erweiterung des Küchenangebots mit Kräuter- und Salatpflanzungen dienen. Die aktive Mitarbeit bei allen Nutzungen ist ein Bestandteil des in die Hofgemeinschaft eingebundenen Lebens.

Baukonstruktion:

Das Gebäude kann als vorgefertigte Schottenbaukonstruktion hergestellt werden. Die dadurch gegebene thermische Masse sowie die technische Infrastruktur ermöglicht eine energetisch optimierte Auslegung des Gebäudes. Die Fassaden sind durch ihr Gliederungsprinzip in der Materialisierung nach Kosten / Nutzenabwägungen optimierbar.
Die Versorgung des Gebäudes ist kostengünstig sicherzustellen, da es keine vertikale Nutzungsmischung gibt.
Die Dächer sind als flache, begrünte Massivdächer ausgebildet, um insbesondere im Sommer ein ausgewogenes Raumklima für die Bewohner zu gewähren.